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Bilder gezeigt, die uns an dem Zustand, den wir ewig erstreben müssen, verhindern. Dies geschehe nun durch Bilder — jeder Art oder durch die Rede jeder Art, durch Vorstellungen, die sich auf leibliches Dasein, oder auf das von unsern Gedanken hervorgebrachte beziehen. Kunst ist nichts als das Kinderspiel der Erwachsenen. Sie sind bemüht, sich ein Dasein vorzuspielen, welches sie nicht erreichen können, über welches sie keine Herrschaft haben. Dieser große Trieb, dies unabweisbare Bestreben, dieses Suchen nach einem Surrogat, dies Neubilden — ist auch schon in Kindern höchst ehrwürdig, gar nicht scherzhaft, sondern tiefer Ernst.

4. Börn e.

(Aus einem Briefe.)

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Den preise ich Ihnen dringend an! Er schreibt ein Journal, die Wage; das muß Ihr Freund halten, oder noch viel besser! machen Sie, daß es auf dem Casino gehalten wird. Mir empfahl es Genz. Als das Geistreichste, Wizigste, was jezt geschrieben würde; er empfahl es mit dem enthusiastischsten Lobe; seit Lessing, sagte er mir nur ein Artikel darin-seien solche Theaterkritiken nicht erschienen! Ich glaubte natürlich Genz. Aber weit übertraf das Werk sein Lob: an Wiz, schöner Schreibart. Er ist scharf, tief, gründlich wahr, muthvoll, nicht neumodisch, ganz neu, gelassen wie einer der guten Alten; empört, wie man soll. Und so gewiß ich lebe, ein sehr rechtschaffener Mann. Keck, aber besonnen. Kurz, mein großer Favorit. Wenn Sie seine Theaterkritik lesen, und nie die Stücke gesehen haben, die sie betrifft, so kennen Sie sie, als hätten Sie sie vor sich. Den Stücken zeigt er ihren Plaz an: Mad. Weißenthurn den ihrigen. Machen Sie ja, daß es angeschafft wird, bei allen Ihren Freunden. Sie lachen sich gesund. Andres von ihm kenne ich nicht. Geng tadelte seine politischen Meinungen, fand aber begreiflich, daß er sie hätte.

5. König Ludwigs von Bayern Gedichte.

Im Frühsommer, während meiner schweren Konvaleszenz erschienen des Königs von Bayern Gedichte. Mißtrauisch, wie aller Neueren Gedichte, nahm ich sie aus großen mir hingelegten Bücherpäcken von meinem Tisch. Und ein König erfrischte mir Sinn, und Herz: verseßte mich, wohin er wollte: vergewisserte mir einen denkenden Geist, ein menschenliebend Herz, und gute, liebe, hörende und sehende Sinne. Weit entfernt von aller neueren, fafligen Nachahmung, über Religion und Kunst, und Natur, und Italien, redet er diese Gegenstände alle selbst ergriffen an: und ergreift jeden gesund Gebliebenen mit! Voller Güte, und der bestmenschlichen Gesinnung. Im glücklichen Talent, dies alles auszudrücken! Keine Spur nur irgend einer Affektazion. Unterhaltend durch Vielfältigkeit. Freilich, freue ich mich doppelt, daß dies von einem Könige kommt. Von einem so viel vermögenden Sterblichen. Die dummen Leute denken, man wird dies läugnen, oder nicht mit in Rechnung bringen wollen. Welch ein Wogen von Lob, Streit, Diskussion,

hoher Anerkennung, und niedrer, war hier. Nehmen Sie die Kritik in den Jahrbüchern, als eine Art von Resultat davon an. Ich war mitten in der Bataille, und blieb leben, mit meiner weißen Fahne in der Hand. Ich möchte einen blauen Stern darin sticken! wie immer dem Schöpfer eines Kunstwerks persönlich danken: oft habe ich Kleine es schon gethan. Ich könnte zum König sagen: Bravo König; Sie find ein lieber Mensch: in hundert Gedichten steht's. Bravo! daß Sie König sind.

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Sie sollen die Briefe und Billets haben, die ich von Louis konservirt habe, weil Sie sie am meisten lieben werden. Er war die feinste Seele von beinah niemand gekannt, wenn auch viel geliebt, und viel verkannt. Es ist nicht Eitelkeit, daß ich mich so mit hinüber spielen möchte. Meine ehrenvollsten Briefe sind verbrannt, daß Feinde sie nicht lesen. Denn alles schrieb der Vielverworrene der vertrauten Freundin, oft auf einen Bogen, auf einer Blattseite. Mit wahrhaftem Vollgefühl sag' ich Ihnen aber: „Schade, daß meine Briefe an ihn nicht da sind!“ Gerne ließ ich der Welt das Erempel, wie wahrhaft man mit einem Königlichen Prinzen, der schon vom Ruhm geführt, und hoch geliebt war, sein kann. Er hat alles was er schriftlich besaß wie ich vor dem lezten Ausmarsch in Schricke verbrannt, weiß ich vom Major Möllendorf. Auch hat sich nichts gefunden. Sonst hätte man das Geklatsche schon gehört. Man kann Fürsten die Wahrheit sagen, und verschweigt man sie bei einem Wüthrich, um Martern auszuweichen: so wird er dies schon merken. Mishandelt wurde Louis oft zur Empörung aber schmeichlen thaten sie ihm doch, und die Wahrheit hab ich ihm nicht sagen hören, wenn nicht Persönlichkeit dazu trieb; und großartig dies, nur von Einer, von Paulinen. Mir aber machte er es möglich, sie ihm jedesmal wie ich sie einsah zu zeigen. Halb, gewiß, gebührt diesem menschlichsten Menschen dieser Ruhm!

Das Menschlichste im Menschen faßte er auf; zu diesem Punkte hin wußte sein Gemüth jede Handlung, jede Regung der Andern zurückzuführen. Der war sein Maßstab, sein Probierstein; in allen Augenblicken des ganzen Lebens. Das ist das Schönste, was ich von ihm weiß. Nie sprach er darüber mit mir, nie ich mit ihm. Ich sah es aber ein, lebenslang. Er erröthete, wenn Menschen von andern zum Narren gehalten wurden: das sah ich, als man dies Einmal ziemlich gelinde mit einem verrückten Juden Schapse in seiner Gegenwart vornahm er schenkte ihm Wein ein, und behandelte ihn geschwind als Gast. Mein Verhältniß zu ihm war sonderbar, beinah ganz unpersönlich. Obgleich er seine lezte Lebenszeit mit und bei mir zubrachte (mehr als die lezten drei Jahre.) Von uns zu einander, war nicht die Rede. Doch mußt' er mir alles sagen: komponirte er, follt' ich bei ihm sizen; spielte er am Ende gezwungen Karten, auch. Mein Gräuel! Ich werde

Ihnen noch viel von seinem Innren sagen, wie ich's weiß, was Sie aufschreiben können. Wir hatten Einmal, er, und ich, und Pauline, eine Kontestation, wo denn häufig drin vorkam, was er mir gesagt hatte, und nicht hätte sagen sollen; und er machte ihr dieselben Vorwürfe. Mit einemmale, gelangweilt, sagte ich zu ihm: „Prägen Sie sich selbst ein, daß Sie mir alles wiedersagen, und daß mir Pauline auch alles wiedersagt; ich kann das nicht behalten, was ich sagen, oder was ich verschweigen soll, solchen Kopf habe ich nicht. Sie sagen es mir ja dann doch beide zusammen." Er lächelte ganz fein, und unvermerkt, und schwieg. Einmal schrieb ich ihm eine Antwort nach Schricke, sehr aus dem Herzen, worin ich ihm sagte, wenn ich Ihnen die Wahrheit nicht sagen soll, so habe ich gleich gar nichts zú sagen; dies ist unser einzig Verhältniß." Ich schrieb ihm ,,Gnädiger Herr;" und Königliche Hoheit; " und Sie. Im Gespräch eben so, nur in sehr guter Laune, im Scherz, und urgenten Fällen anders. Er nannte mich Kleine, Levi, oder Rahel, oder Mlle. Levi vor Leuten. Vor vielen Jahren, als wir noch nicht so sehr liirt waren, und er nur viel zu mir kam: attakirt' er mich über Göthe. Ich sprach nie von Göthe. Fing mich in einer Thüre; und docirte, wie schlecht Egmont sei, sehr lange, mir zur marterndsten Langenweile, weil ich nur der Schicklichkeit fünf Worte opferte, und gar nicht antwortete. Wie Göthe einen Helden habe so schildern können! in einer miserablen Liebschaft mit solchem Klärchen u. s. w. Ein Jahr vor seinem Tod schrieb er aber seiner Geliebten, er sei vom Herzog von Weimar mit Göthen zu Hause gegangen, habe sich in sein Bett gelegt; Göthe davor; und da wäre er denn bei Punsch aufgethaut, er habe über alles mit ihm gesprochen, und nun habe er gesehen, was er für ein Mann ist; mit noch vielem Lobe, welches er so beschließt: „Laß dies ja der Kleinen lesen; denn alsdann bin ich ihr gewiß unter Brüdern dreitausend Thaler mehr werth." Dies, Fouque, war mein größter Triumpf in der Welt.

Ein großer Prinz, mein Freund, der Vetter meines Königs, der Neffe Friedrichs des Zweiten, der noch von Friedrich selbst gekannt war, mußte mir das schreiben; ohne daß ich je von Göthe mit ihm gesprochen hatte. Es mußte der menschlichste Prinz seiner Zeit, in seinen eignen leibhaften Freunden dem größten Dichter huldigen. Dies schreib ich Ihnen aus Eitelkeit. Nun aber seht' ich mich hin, und schrieb Louis einen großen Brief, worin ich ihn bat sich zu erinnern, daß ich nie mit ihm von Göthe gesprochen hätte, nie ihm gesagt, er soll etwas von ihm lesen; jezt aber möcht' er es thun, und nicht Einzelnes um Göthens Werke kennen zu lernen, sondern alles von ihm um Göthe kennen zu lernen, aus ihrem Zusammenhang. Jezt sei ers werth, denn jegt liebe er u. s. w. Er hatte mir erzählt: wie er sonst gar sich nicht hätte zu lieben unterstanden, wenn es nicht eine berühmte Elegante war; wie er war, wie französische Koterien und Familien sind. Eine Menge! Mündlich.

LXXXV. Erzherzog Karl von Destreich.

(5. Sept. 1771.)

Oestreichischer Heeresbefehl des Erzherzogs Karl am 6. April 1809.

Der Schuß des Vaterlandes ruft uns zu neuen Thaten! So lange es möglich war, den Frieden durch Aufopferungen zu erhalten, und so lange diese Aufopferungen verträglich waren mit der Ehre des Thrones, mit der Sicherheit des Staates und mit der Wohlfahrt der Völker; so lange schwieg jede schmerzliche Empfindung in dem Herzen unsers gütigen Monarchen.

Aber wenn alle Versuche fruchtlos sind, unsere glückliche Selbstständigkeit gegen den unersättlichen Ehrgeiz eines fremden Eroberers zu bewahren; wenn Nationen um uns fallen, und rechtmäßige Regenten von dem Herzen ihrer Unterthanen losgerissen werden; wenn endlich die Gefahr der allgemeinen Unterjochung auch Destreichs gesegneten Staaten und ihren ruhigen, glücklichen Bewohnern droht; so fordert das Vaterland von uns seine Rettung, und wir stehen zu seinem Schuge bereit.

Auf Euch, meine theuern Waffengefährten, ruhen die Augen der Welt, und Aller, die noch Sinn für Nationalehre und Nationaleigenthum haben; Ihr sollt die Schmach nicht theilen, Werkzeuge der Unterjochung zu werden; Ihr sollt nicht unter entfernten Himmelsstrichen die endlosen Kriege eines zerstörenden Ehrgeizes führen; Ihr werdet nie für fremdes Interesse und fremde Habsucht bluten; Euch wird der Fluch nicht treffen, schuldlose Völker zu vernichten, und auf den Leichen erschlagener Vaterlandsvertheidiger den Weg zum geraubten Throne einem Fremdlinge zu bahnen. Auf Euch wartet ein schöneres Loos. Die Freiheit Europa's hat sich unter Eure Fahnen geflüchtet, Eure Siege werden ihre Fesseln lösen, und Eure teutschen Brüder jezt noch in feindlichen Reihen, harren auf ihre Erlösung. Ihr geht in rechtlichen Kampf; sonst stände ich nicht an Eurer Spize. Wir werden auf den Feldern von Ulm und Marengo an die uns der Feind so oft prahlend erinnert, die glorreichen Thaten von Würzburg und Ostrach, von Leptingen und Zürich, von Verona und Novi erneuern. Wir wollen unserm theuren Vaterlande einen dauerhaften Frieden erkämpfen; aber wir können das hohe Ziel nur durch große Tugenden erreichen. Unbedingte Folgsamkeit, strenge Disciplin, ausharrender Muth und unerschütterliche Standhaftigkeit in der Gefahr, sind die Begleiter der wahren Tapferkeit; nur Einheit des Willens, Zusammen: wirken des Ganzen führen zum Siege.

Bald werden fremde Truppen im innigen Vereine mit uns den gemeinschaftlichen Feind bekämpfen; dann, tapfere Waffengefährten, ehret und unterstüßt slie als Eure Brüder. Nicht Ruhmredigkeit, sondern männliche Thaten ehren den Krieger. Durch Kühnheit vor dem Feinde müßt Ihr zeigen, daß Ihr die ersten Soldaten seyd.'"

So führe ich Euch dann einst, begleitet von der Achtung der Feinde und von dem Dankgefühle fremder Nationen, nach erkämpftem

Erzh. Karl von Oestreich.

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Karl Fürst von Schwarzenberg. 131

rühmlichen Frieden in das Vaterland zurück, wo Euch die Zufriedenheit unsers Monarchen, der Beifall der Welt, die Belohnungen der Tapferkeit, die Segenswünsche Eurer Mitbürger und das Selbstgefühl verdienter Ruhe erwarten.

Erzherzog Karl, Generaliffimus.

LXXXVI.

Feldmarschall Karl Fürst von Schwarzenberg.

(1771-1820.)

Armee befehl,

gegeben am 17. August 1813 im Hauptquartier zu Melnick.
(Allgemeine Zeitung 1813. N. 239. S. 955.)

Ein großer Tag ist gekommen! Wackre Krieger! Das Vaterland rechnet auf Euch. Noch jedesmal, so oft sein Ruf an Euch erging habt Ihr sein Vertrauen gerechtfertigt. Alle Bemühungen unsers Kaisers, den lange entbehrten Frieden in Europa wieder herzustellen, die Ruhe und Wohlfahrt der Monarchen, von der Ruhe und Wohlfahrt unsrer Nachbarn unzertrennlich, auf einer dauerhaften Grundlage zu befestigen, waren umsonst. Weder ausharrende Geduld, noch versöhnende Vorstellungen, noch die vertrauungsvolle Hingebung der übrigen krieg= führenden Mächte in des Kaisers Rathschläge und Maaßregeln, nichts konnte den Sinn der französischen Regierung zur Mäßigkeit und Billigkeit neigen. An dem Tage, wo Oestreich sich laut für die Sache des Rechts und der Orönung erklärte, übernahm es auch die Verbindlichkeit, für die größten aller Güter zu kämpfen. Wir unternahmen den Kampf nicht allein. Wir stehen in einer Reihe mit allem, was Europa dem mächtigen Widersacher seiner Freiheit und Ruhe Großes und Wirksames entgegen zu stellen hat. Oestreich, Rußland, Preußen, Schweden, England, Spanien - Alle richten Ihre vereinten Anstrengungen auf einen gemeinschaftlichen Zweck, auf einen wohlgegründeten, dauerhaften Friedensstand, eine billige Vertheilung der Kräfte unter den Staaten, die Unabhängigkeit jeder einzelnen Macht. Nicht gegen Frankreich, nur gegen französische Obergewalt außerhalb der Gränzen Frankreichs, erhebt sich dieser große Bund. Was Festigkeit und Ausdauer der Völker vermögen, haben Spanien und Rußland an den Tag gelegt, was die vereinte Kraft so vieler mächtigen Staaten auszurichten vermag, wird das Jahr 1813 beweisen. In einem so heiligen Kriege müssen wir mehr als jemals die Tugenden bewähren, durch welche unsere Armee in so manchen frühern Kriegen geglänzt hat. Unbedingte Bereitwilligkeit für Monarchen und Vaterland alles aufzuopfern, hoher Gleichmuth in guten und bösen Tagen, Entschloffenheit und Ausdauer auf dem Schlachtfelde, Mäßigung und Schonung gegen Wehrlose, diese müssen allenthalben einheimisch unter Uns seyn. Waffenbrüder! In Euren Reihen habe ich die Jahre verlebt, welche ich dem Dienste des Vaterlandes

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