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Tu modo Pompeia lentus spatiare sub umbra,
Cum sol Herculei terga Leonis adit,
Aut ubi muneribus nati sua munera mater

Addidit, externo marmore dives opus;
Nec tibi vitetur quae priscis sparsa tabellis
Porticus auctoris Livia nomen habet,
Quaque parare necem miseris patruelibus ausae

67-262. Erster Hauptteil. Die Stätten, wo die Mädchen zu finden sind.

1. Die porticus. (67-74). Mit der nun folgenden Aufzählung von Tummelplätzen der weiblichen Jugend vgl. III 389-396. Ueber die porticus insbesondere I 491 ff. rem. Prop. II 23, 5.

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am. 627.

67. Pompeia sub umbra. Gemeint ist die porticus Pompei. Es war eine grosse Säulenhalle mit mannigfachen Anlagen wie Gärten und Springbrunnen, welche sich auf dem Marsfelde unmittelbar neben dem theatrum Pompei befand, das bekanntlich das erste steinerne (vgl. auch 103) Theater in Rom war, und von Pompeius in seinem zweiten Konsulate (55) eingeweiht wurde (Plut. Pomp. 52: Πομπήϊος δὲ τὸ θέατρον ἀναδείξας ἀγῶνας ἦγε γυμνικοὺς καὶ μουσικοὺς ἐπὶ τῇ καθιερώσει καὶ θηρῶν ἁμίλλας, ἐν οἷς πεντακόσιοι λέοντες ἀνῃρέInoav xtλ. Vgl. Cic. Att. IV 9, 1. Val. Max. II 4, 6).

Dass dieser schattige (umbra), geräumige (spatiosa I 491) Spaziergang zumal bei den Damen der Demimonde sehr beliebt war, geht auch aus Catull hervor, der dort alle Dämchen anhält, was sie mit seinem Freunde Camerius gemacht haben (Catull. 55, 6: In Magni simul ambulatione femellas omnes, amice, prendi). Vgl. auch Prop. II 32, 11. IV 8, 75. Ovid. ars I 491. III 387. trist. II 285. Kiepert-Huelsen, formae urbis Romae antiquae. Berl. 1896. p. 58.

lentus bezeichnet das lässige Promenieren des Lebemannes.

68. D. h., wenn die Sonne in das Zeichen des Löwen tritt, also im Juli.

Das Sternbild des Löwen wird nach Herakles benannt, weil dieser den nemeischen Löwen getötet hatte (Apoll. II 75. Theocr. 25, 153 ff. etc.), der dann unter die Sterne versetzt wurde.

69f. Gemeint ist die porticus Octaviae, welche die Schwester Augusts zu Ehren ihres früh verstorbenen Sohnes

Marcellus gewidmet hatte. Vgl. Plut. Marcell. cap. 30. Richter, Topographie 2 p. 217. Kiepert, p. 57.

munera bedeuten ganz allgemein die Prachtbauten, welche Rom durch die Freigebigkeit der Kaiser erhalten hatte. Vgl. Mart. sp. II 7: hic ubi miramur velocia munera thermas etc. VIII 65, 7 (dona).

Die munera des Sohnes meint die porticus Marcelli, die er im Jahre 149 v. Chr. nach seinem Triumph über Macedonien erbaut hatte, und welche den Tempel des Juppiter Stator mit dem der Juno verband. Vgl. Vell. Paterc. I 11, 3.

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Dies

71. Auch die Porticus Liviae eignet sich sehr gut (das liegt in der Litotes nec tibi vitetur) zu solchen Eroberungen. Auf dem Esquilin hatte Vedius Pollio ein Haus, so gross wie eine Stadt (Sall. Cat. 12: domos atque villas in urbium modum exaedificatas). hatte Augustus geerbt, aber abreissen lassen, um seinen Unterthanen kein Beispiel von verschwenderischem Luxus zu geben, und an seiner Stelle errichtete er i. J. 7 v. Chr. die grosse Säulenhalle, die er nach seiner Gemahlin Livia nannte. Vgl. dazu Ov. Fast. VI 639: disce tamen, veniens aetas, ubi Livia nunc est porticus, immensaé tecta fuisse domus. Urbis opus domus una fuit spatiumque tenebat, quo brevius muris oppida multa tenent. Haec aequata solo est etc. Preller, röm. Myth. II 261. Kiepert p. 57. Richter, Topographie 2 326.

Dass die porticus mit Statuen und Gemälden geschmückt zu werden pflegten, ist bekannt; vgl. Dio 53, 27. Ov. her. 20 (21), 97.

73f. Es handelt sich um die porticus des berühmten Apollotempels auf dem Palatin, zu deren Eröffnung Pro

el

Belides et stricto stat ferus ense pater. 75 Nec te praeterat Veneri ploratus Adonis

perz das Gedicht II 31 verfasst hat. Der Tempel war von Augustus erbaut und im Jahre 28 v. Chr., am 9. Oktbr. eingeweiht worden. (Dio 53, 1. Sueton. Octav. 29: templum Apollinis addita porticus cum bibliotheca Latina Graecaque. Hor. carm. I 31. Tib. II 5, 1, vgl. unten III 390.) In der Halle waren zwischen den aus Giallo antico erbauten Säulen die Statuen der 50 Danaiden aufgestellt, denen gegenüber im Freien die Reiterstatuen der Söhne des Aegyptus entsprachen. Schol. Pers. sat. 2: Acron tradit, quod_in porticu Apollinis Palatini fuerunt Danaidum effigies et contra eas sub dio totidem equestres filiorum Aegypti. Ovid selbst erwähnt sie öfters. amor. II 2, 3: hesterna vidi spatiantem luce puellam illa quae Danai porticus agmen habet. trist. III 1, 60: ducor ad intonsi candida templa dei; signa peregrinis ubi sunt alterna columnis Belides et stricto barbarus ense pater. Vgl. Prop. II 31, 4. Vell. II 81. Richter, Topographie 147. Die Geschichte selbst ist bekannt. Die Bηlides sind die 50 Töchter des Danaus, Enkelinnen des Belus, die in der Brautnacht die ihnen vermählten 50 Söhne des Aegyptus auf Befehl ihres Vaters ermordeten, mit Ausnahme der Hypermnestra, die ihren Lynceus verschonte. Apollod. II 21. Hygin. fab. 170. 255. Hor. carm. III 11, 23. Ov. her. 14. Zur Sache, auch zum Bau des Verses vgl. auch Ov. met. IV 461: molirique suis letum patruelibus ausae assiduae repetunt, quas perdant, Belides undas. patruelibus] Danaus und Aegyptus waren Brüder. Apoll. II 11: Βῆλος . . γαμεῖ δὲ ̓Αγγινόην τὴν Νείλου θυγατέρα, καὶ αὐτῷ γίνονται παῖδες δίδυμοι, Αἴγυπτος καὶ Δαναός.

das

2. Oeffentliche Feste, Adonisfest und der jüdische Sabbath (75-76). Wieder zwei Gelegenheiten, die wegen der auf den Strassen umherziehenden Menschenmengen zu erotischen Abenteuern sehr geeignet erscheinen. Die Adonisfeier war ein rechtes Hetärenfest: vgl. Diphilos fr. 43, 38 Kock (bei Athen. VII 292 e): οὗ δὲ νῦν σ ̓ ἄγω, πορνεῖον ἐστί, πολυτε λῶς 'Αδώνια ἄγους ̓ ἑταίρα μεθ ̓ ἑτέρων πορνῶν χύδην. σαυτὸν ἀποσάξεις τόν

τε κόλπον ἀποτρέχων. Dazu Alciphr. ep. I 39.

Ueber die Adonisage ist interessant Apollod. III 183-185.

75. Venus, um ihren schönen Liebling Adonis klagend, ist ein sehr häufiges Motiv poetischer Darstellung. Vgl. zumal Theokr. XV 102 ff. Bion I 1 ff. Die Darstellungen gefallen sich gerade in der Ausmalung des Schmerzes der Göttin, ars III 85: quem luget adhuc, Theokr. 3, 48: οὐδὲ φθίμενόν νιν ἄτερ μαζοῖο τίθητι, wozu ein Scholiast (bei Ahrens p. 151, aus Cod. M) bemerkt: οὕτω γὰρ ἐν γραφῇ τινι ἦν ἐζωγραφημένη.

Vgl. I 415: quaque die redeunt rebus minus apta gerendis culta Palaestino septima festa Syro. Der Name Syria umfasst im weiteren Sinne auch Assyrien, Mesopotamien, Palaestina etc. Seit der Eroberung Jerusalems durch Pompeius (63 v. Chr.) waren sehr viel Juden in Rom. Vgl. die bekannten Stellen Hor. sat. I 4, 143. 5, 100. 9, 70. Cic. pro Flacco § 66. Mart. VII 30, 5, Suet. Caes. 84. Tac. hist. V 5, etc. Dazu Friedländer, Sittengeschichte III 568 ff.

Es handelt sich hier und I 415 um den Festtag der Juden, der auf den siebenten Wochentag fällt, vgl. Juv. XIV 96: metuentem sabbata patrem. Anders ist Hor. sat. I 9, 69: hodie tricesima sabbata.

3. Der Isistempel (77-78). Er lag auf dem Marsfelde nördlich vom Circus Flaminius, wie durch mehrere Funde gesichert ist. Vgl. Juv. II 6, 528: in aede leidis, antiquo quae proxima surgit ovili (dazu Serv. zu Verg. ecl. 1, 34). Mart. II 14, 7. Apul. met. XI 26: reginae Isidis, quae de templi situ sumpto nomine Campensis summa cum veneratione propitiatur. Der Isistempel (vgl. ars III 393. 635) wird als Stätte der Unsittlichkeit mehrfach erwähnt, vgl. Juv. II 6, 489: apud Isiacae potius sacraria lenae. Wie es in ihm herging, lehrt drastisch die Geschichte der keuschen Paullina aus dem Jahre 19 n. Chr. (Joseph arch. Jud. XVIII 3, 4). Vgl. Marquardt-Wissowa, Staatsverwaltung III 76 ff. Preller, R. M.3 II 379.

80

Cultaque Iudaeo septima sacra Syro,
Nec fuge linigerae Memphitica templa iuvencae:
Multas illa facit, quod fuit ipsa Iovi.

Et fora conveniunt (quis credere possit?) Amori,
Flammaque in arguto saepe reperta foro.
Subdita qua Veneris facto de marmore templo
Appias expressis aera pulsat aquis,
Illo saepe loco capitur consultus Amori,

Jo, Tochter des Inachus, von Juppiter geliebt, wird aus Eifersucht von Juno in eine Kuh verwandelt (unten 323. III 393: vaccae Memphitidos, vgl. 635) und dem Argus zur Bewachung übergeben. Nach vielen Verfolgungen erhielt sie in Egypten ihre Gestalt wieder und gebar den Epaphus. Vgl. Ovid. met. I 588 ff. Hyg. fab. 145. Dann wurde sie mit der egyptischen daher Memphitica templa) Göttin Isis identificiert (vgl. Luc. dial. deor. 3), deren Kult früh nach Rom kam und hier bekanntlich so ausartete, dass von der Regierung zuweilen eingeschritten werden musste. Vgl. Val. Max. I 3, 3. Tac. ann. II 85. Suet. Tib. 36. Ueberhaupt werden auch sonst die Heiligtümer als beliebte Stätten erotischer Abenteuer genannt. Prop. II 19, 10: fanaque peccatis plurima causa tuis. Juv. 9, 22: nuper enim, ut repeto, fanum Isidis et Ganymedem Pacis et advectae secreta Palatia matris et Cererem nam quo non prostat femina templo? notior Aufidio moechus scelerare solebas (dazu Weidner).

linigerae die Tracht der Isis und ihrer Priester war linnen. Ov. met. I 747: nunc dea linigera colitur celeberrima turba. Vgl. Hdt. II 37: έo✈ñτa δὲ φορέουσι οἱ ἱρέες λινέην μούνην. Juv. II 6, 533. Vgl. Becker, Gallus III 287. 4. Die Fora (79-88).

80. arguto lärmend', nicht unabsichtliches Beiwort: trotz des Lärmens und Hastens knüpft sich doch hier so manch Verhältnis.

81-88. Auch auf dem Forum ist mannigfache Gelegenheit. Mancher Rechtsgelehrte, der andern half, wusste sich hier nicht zu helfen und ward gefangen. Hier reicht seine Beredsamkeit nicht aus zum Ergötzen der Venus; hier könnte man auch sagen: „Jetzt, Retter, hilf dir selbst du rettest alle!" Neckisch und mit Laune stellt der Dichter gegenüber, wie der sonst so

gewandte Rechtsgelehrte, der aus allen Lagen einen Ausweg weiss, jetzt hilflos ist und selbst einen patronus haben möchte. Vgl. Einl. p. XXI.

81. Der marmorne, reich mit Gold geschmückte (III 451) Tempel der Venus Genitrix war von Caesar erbaut und stand auf dem Forum Julium. Vgl. Suet. Caes. 26. Dio Cass. 43, 22. Richter, Topographie 110.

82. Vor dem Tempel befand sich eine Springbrunnenanlage mit den Statuen von Wassernymphen, die aus uns unbekannten Gründen Appiades hiessen (ars III 452); hier und rem. am. 660 spricht Ovid nur von einer Appias. Vgl. Plin. h. n. 36, 33. Prop. IV 8, 58. Jordan, Topographie I 2, 440. O. Jahn, Ber. der Sächs. Ges. d. Wissensch. 1861, 116 f. Das Emporspringen des Wassers aus der Fontaine wird poetisch der Thätigkeit der Nymphe zugeschrieben: Sie „presst das Wasser" aus der Leitung heraus" (expressis aquis) und schlägt damit die Luft" (aera pulsat), d. h. treibt

es hoch in die Luft.

Uebrigens ist die Art, wie der Dichter die Scenerie schildert, nicht zufällig. Gerade den Venustempel nennt er, damit er nachher seinen Scherz um so passender anbringen kann, dass Venus

von

ihrem ganz benachbarten (vgl. auch 87) Tempel aus die Niederlage des consultus mit ansieht und ihre herzliche Freude darüber hat; ähnlich ist III 451 f. facto de marmore templo] das Hemistich auch ex Ponto III 6, 25. Vgl. Verg. Aen. IV 457. VI 69.

83. capitur] zu 61.

Sie

5. Die Theater (89-134). sind zu erotischem Fange am meisten (praecipue) geeignet; vgl. III 394. 633. Hat doch Romulus selbst durch den Raub der Sabinerinnen für alle Zeiten ein klassisches Beispiel gegeben.

Wieder hat der Dicher einen neuen Vergleich: eine Jagd auf schöne Mädchen (venare), die reiche Beute (loca

Quique aliis cavit, non cavet ipse sibi; 85 Illo saepe loco desunt sua verba diserto,

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Resque novae veniunt, causaque agenda suast.
Hunc Venus e templis, quae sunt confinia, ridet:
Qui modo patronus, nunc cupit esse cliens.

Sed tu praecipue curvis venare theatris:

Haec loca sunt voto fertiliora tuo.

Illic invenies, quod ames, quod ludere possis,

Quodque semel tangas, quodque tenere velis.
Ut redit itque frequens longum formica per agmen,
Granifero solitum cum vehit ore cibum,

95 Aut ut apes saltusque suos et olentia nactae
Pascua per flores et thyma summa volant,
Sic ruit in celebres cultissima femina ludos:
Copia iudicium saepe morata meumst.
Spectatum veniunt; veniunt, spectentur ut ipsae:
Ille locus casti damna pudoris habet.

100

fertiliora) gewährt (vgl. v. 253. 766). Hier ist aber auch für jeden Geschmack gesorgt, ob man nun nur flüchtig vorübergehendes Liebesspiel begehrt, oder ein etwas längeres Verhältnis anknüpfen will (-92); kommen doch die Mädchen hierher zahllos und immer wieder wie die Ameisen oder die Bienen, so zahlreich, dass selbst ein so routinierter Kenner wie der Dichter lange braucht, ehe er von all den Schönen die Schönste herausfindet (-98). Denn mit der Lust zu schauen paart sich die Lust, geschaut zu werden; hier hat schon manches Mädchens Zucht Schaden genommen (-100). curvis] vgl. 497.

90. Ergiebiger als du wünschen -magst': vgl. oben 64.

91. quod beachte das Neutrum: du wirst schon irgend ein Objekt dieses Liebesspiels finden. Vgl. 175.

ludere technischer Ausdruck in der Erotik: flirten, tändeln mit einem Mädchen, nur zum vorübergehenden Scherz und Spiel. Da das Verb hier mit dem Acc. erscheint, liegt mit darin, dass dieses Tändeln gleichzeitig ein Necken und Foppen bedeutet.

93. Das Bild von den in zahlloser Menge hin und her laufenden, immer wiederkehrenden Ameisen ist sehr anschaulich und auch sonst gebräuchlich. Aehnlich ist met. VII 624: hic nos frugilegas aspeximus agmine

longo grande onus exiguo formicas ore legentes etc.

granifero met. VII 638: graniferum

agmen.

95. suos ihre, auf denen sie sich wohlfühlen: so ist für die Mädchen ihr Revier, das ihnen eigentlich zukommende, das Theater.

97. cultissima kokett geputzt; vgl. unten zu 99 und 497; cultus, auf die sorgfältige, kokette Toilette und überhaupt zierliche Gefälligkeit sich beziehend, ist ein Lieblingswort Ovids. celebres deutet auf die Zahl, ruit auf die Hast, mit der die Mädchen ins Theater drängen.

99. Bekanntes, fein pointiertes Bonmot, das öfters bei Späteren wiederkehrt. Vgl. Tertull. spect. 25: nemo denique in spectaculo ineundo prius cogitat nisi videre et videri. Vgl. Goethe, Faust (Vorspiel auf dem Theater V. 87): Die Damen geben sich und ihren Putz (vgl. 97: cultissima) zum besten und spielen ohne Gage mit.

Clem. Al. paed. III 11, 76: avaμìž ἀνδρῶν καὶ γυναικῶν συνιόντων ἐπὶ τὴν ἀλλήλων θέαν.

100. casti pudoris nicht seltener Pleonasmus. Met. XIII 480: castique decus servare pudoris. Ueber die Leidenschaft der Frauen für die Schauspiele vgl. Friedländer, Sittengeschichte I 432.

Primos sollicitos fecisti, Romule, ludos, Cum iuvit viduos rapta Sabina viros. Tunc neque marmoreo pendebant vela theatro, Nec fuerant liquido pulpita rubra croco; 105 Illic, quas tulerant nemorosa Palatia, frondes Simpliciter positae, scaena sine arte fuit; In gradibus sedit populus de caespite factis, Qualibet hirsutas fronde tegente comas. Respiciunt oculisque notant sibi quisque puellam, Quam velit, et tacito pectore multa movent. Dumque rudem praebente modum tibicine Tusco

110

101-134 Zu alledem hat ja Romulus selbst das Beispiel gegeben, indem der unter seinen Auspicien inscenierte Raub der Sabinerinnen bei Gelegenheit einer Theateraufführung ominös für die Zukunft wurde. Daher ergreift der Dichter die Gelegenheit, den Raub der Sabinerinnen episodenhaft zu schildern mit einem kurzen Rückblick auf die Theaterzustände im ältesten Rom.

101. Mit lebhafter Apostrophe wendet sich der Dichter an Romulus und versetzt uns so geschickt in die Zeit des gleich zu schildernden Ereignisses.

sollicitos ganz eigentlich: du hast die an sich friedliche Aufführung 'stürmisch' gemacht. Vgl. unten 164.

102. viduos bezeichnet auch die, welche noch keine Frauen haben. Den Grund dafür, dass die Römer jener Zeit (also unmittelbar nach Roms Gründung) keine Frauen hatten, giebt Ovid selbst so an (fast. III 188): nec coniunx illi, nec socer ullus erat: spernebant generos inopes vicinia dives. Es folgt die Erzählung von dem Raube der Sabinerinnen. Vgl. Liv. I9. Cic. de rep. II 7, 12. Plut. Rom. 14. Dio II 30.

Auch in den Fasten wollte Ovid den Raub erzählen, zum 21. August, dem Tage der Consualia: fast. III 199.

103-108. Der Vergleich zwischen der luxuriösen Pracht ihrer Zeit mit der Kleinheit und Einfachheit des ältesten Rom ist bei den römischen Dichtern sehr beliebt; ich erinnere an Prop. IV 1, 1 ff. Ov. fast. I 201 ff. 243 ff. II 280. V 93. Tibull. II 5, 25. Verg. Aen. VIII 347. Vgl. die Einl. p. X.

103 f. Wohl mit Benutzung von Prop. IV 1, 15: nec sinuosa cavo pendebant vela theatro, pulpita sollemnis non oluere crocos. Ueber die vela im Theater vgl. Plin. hist. nat. XIX 23: postea in

theatris tantum umbram fecere, quod primus omnium invenit Q. Catulus, cum Capitolium dedicaret. Es sind grosse, mächtige, über das ganze Theater ausgespannte Tücher, anschaulich beschrieben von Lucr. IV 73: et volgo faciunt id lutea russaque vela et ferrugina, cum magnis intenta theatris per malos volgata trabesque trementia flutant: namque ibi consessum caveai supter et omnem scaenai speciem claram variamque deorsum inficiunt coguntque suo fluitare colore. Vgl. Prop. III 18, 13: pleno fluitantia vela theatro. Val. Max. IĨ 4, 6.

neque verneint nicht nur den ganzen Satz, sondern auch marmoreo : zu 67.

104. Die Bühne wurde mit einer Safranessenz besprengt, wie mehrfach bezeugt ist. Lucr. II 416: cum scena croco Cilici perfusa recens est. Hor. ep. II 1, 79: recte necne crocum floresque perambulet Attae fabula si dubitem etc. Plin. hist. nat. XXI 33. Sen. ep. 90, 15. Becker, Gallus I 87.

105. nemorosa. Tibull sagt II 5, 25 herbosa: ähnliches oft.

108. Die Stelle der späteren vela. (103) vertrat jedwedes Laubwerk, mit dem sich der Zuschauer das Haupt beschattete. Auch hirsutas deutet auf die schlichte Natürlichkeit der urwüchsigen Römer jener Zeit.

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109. Etwas abweichend davon Liv. I 9, 11: magna pars forte, in quem quaeque inciderat, raptae.

111f. Die Verse geben uns Aufschluss darüber, worin nach Ovids Meinung jene scenarische Darstellung bestanden hat. Unter der kunstlosen Begleitung eines etrurischen Flötenspielers wurde das tripudium aufgeführt. Der Dichter hat sich offenbar daran erinnert, was Livius (VII 2) von der ersten Aufführung scenischer Spiele in Rom i. J.

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