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Fortsätze des Körpers. Vermehrung, so weit bekannt, durch einfache Zweitheilung im beweglichen Zustande.

Zwei Arten.

1. Multicilia marina Cienkowsky1.

(Polymastix sol. Gruber.)

Körper kuglig, farblos, ziemlich lebhafter amöboider Bewegungen fähig. Geißeln bis dreimal so lang als der Körperdurchmesser. Kern in Einzahl vorhanden. Kontraktile Vacuole noch nicht beobachtet. Nahrungsaufnahme?

Durchmesser des Körpers 0,020-0,030 mm.

Vorkommen: Weißes Meer, Schwarzes Meer (CIENKOWSKY); Mittelmeer im Hafen von Genua (GRUBER),

2. Multicilia lacustris Lauterborn.

Körper kuglig oder etwas oval, im normalen Zustande nur schwach amöboider Bewegungen fähig. Äußerste Schicht des Körperplasmas mit zahlreichen eingelagerten Körnchen. Geißeln 1,5-2mal so lang als der Körperdurchmesser, öfters von ungleicher Länge. Kern in Mehrzahl vorhanden; kontraktile Vacuolen klein, sehr zahlreich, dicht unter der Oberfläche gelagert. Das Innere des Körpers stets erfüllt von gefressenen Flagellaten (Chlamydomonas sp.)

Durchmesser des Körpers: 0,030-0,040 mm.

Vorkommen: Im süßen Wasser. Bis jetzt nur im Diatomeenschlamm des Altrheins bei Neuhofen, südlich von Ludwigshafen a. Rh. (LAUTERBORN).

Die vorliegende Arbeit wurde auf dem Zoologischen Institut zu Heidelberg ausgeführt und hatte sich dieselbe stets des lebhaften Interesses meines hoch verehrten Lehrers, des Herrn Prof. BÜTSCHLI, zu erfreuen. Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich demselben auch an dieser Stelle meinen innigsten Dank ausspreche.

Ludwigshafen a. Rhein, 29. April 1895.

1 Obwohl die Beschreibungen CIENKOWSKY'S und GRUBER'S in mehreren nicht unwesentlich erscheinenden Punkten von einander differiren, möchte ich doch an der Identität von Multicilia marina und Polymastix sol schon darum festhalten, weil GRUBER selbst in einer Nachschrift zu seiner Arbeit (6) erklärt hat, dass für ihn die Identität von Polymastix sol und Multicilia marina keinem Zweifel unterliege.

Litteratur.

1. BÜTSCHLI, Beiträge zur Kenntnis der Flagellaten und verwandter Organismen. in: Diese Zeitschr. Bd. XXX (1878). p. 205-284.

2 BUTSCHLI, BRONN'S Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Protozoa. 1880 bis

4889.

3. CIENKOWSKY, Bericht über Exkursionen ins Weiße Meer. in: Arbeiten der St. Petersburger Naturf. Gesellschaft. Bd. XII (4884). Russisch.

4. CLAPAREDE et LACHMANN, Études sur les Infusoires et les Rhizopodes. (1858 bis 1861.)

5. GRUBER, Die Protozoen des Hafens von Genua, in: Nova Acta Acad. C. L. C. N. Cur. Vol. XLVI (4884).

6. GRUBER, Über einige Rhizopoden aus dem Genueser Hafen. in: Ber. d. Naturf. Gesellsch. zu Freiburg i. B. Bd. IV (p. 33-44). 1888.

7. KLEBS, Flagellatenstudien. in: Diese Zeitschr. Bd. LV (1892). p. 265–445.

8. MOBIUS, Bruchstücke einer Infusorienfauna der Kieler Bucht. in: Archiv für Naturgesch. 4888.

9. SCHEWIAKOFF, Über die geographische Verbreitung der Süßwasserprotozoen. in: Mémoires de l'Académie impériale des Sciences de St. Pétersbourg, VIIe Série. Tome XLI. No. 8. (201 pag.) 4893.

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Fig. 1. Nach dem Leben. Gewöhnliches kugeliges Exemplar mit zahlreichen Geißeln. Oben ein stummelförmiger Plasmafortsatz. Im Inneren zahlreiche Nahrungskörper (chl), links ein bläschenförmiger Kern sichtbar (nu). Im optischen Durchschnitt gezeichnet.

Fig. 2. Ein Exemplar im Moment der Nahrungsaufnahme. Links und rechts e ein Exemplar von Chlamydomonas, von pseudopodienartigen Fortsätzen ergriffen.

Fig. 3. Ein Exemplar unter starkem Druck (vgl. p. 240). Körper mit unregelmäßigen Umrissen, vorn das bruchsackartige hyaline Pseudopodium. Im Inneren fünf bläschenförmige Kerne sichtbar.

Fig. 4. Kleines Stück der Oberfläche. Man sieht die Alveolarschicht, die kontraktilen Vacuolen (cv) und die Körnchen.

Fig. 5-9. Theilung. Nach dem Leben.

Fig. 5. Die Kugelgestalt ist in eine ellipsoidalé übergegangen.

Fig. 6. Beginn der mittleren Einschnürung.

Fig. 7. Die Einschnürung ist weiter vorgeschritten.

Fig. 8. Theilung fast vollendet; beide Theilhälften noch durch eine schmale farblose Plasmabrücke mit einander verbunden.

Fig. 9. Ein Theilsprössling unmittelbar nach Durchschnürung der verbindenden Plasmabrücke.

Sämmtliche Figuren sind bei SEIBERT Ap. 2 mm, Oc. VIII gezeichnet, jedoch in verschiedenem Maßstabe.

Über die Regeneration herausgeschnittener Theile des Central

nervensystems von Regenwürmern.

Von

Benedict Friedlaender.

Mit Tafel XIII und XIV.

Im LVIII. Bande von PFLÜGER'S Archiv habe ich einige Versuche über die Physiologie des Gehirns und des Bauchstranges von Regenwürmern mitgetheilt. Es waren den Würmern Stücke des Bauchstranges, das Unterschlund- oder das Oberschlundganglion ausgeschnitten worden, nach Methoden, welche in jener Mittheilung ausführlich beschrieben sind. Ich wünschte nun zu erfahren, ob und wie jene Verletzungen reparirt werden würden. Da im Verlaufe der physiologischen Versuche ein Verschwinden der charakteristischen Bewegungsstörungen nicht zur Beobachtung gelangte, so war zu erwarten, dass die Wiederherstellung, wenn sie überhaupt zu Stande kam, jedenfalls längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Weil nun ferner von gefangenen Regenwürmern meist ein großer Theil ziemlich bald zu sterben pflegt, so operirte ich in den ersten Tagen des August eine größere Zahl auf einmal, und hielt sie in Erde bis zu Anfang Oktober. Es zeigte sich dann, dass die meisten der Thiere mit Bauchmarkslücke noch immer beim Kriechen die charakteristischen Störungen zeigten; nur bei wenigen waren sie so gut wie verschwunden; diejenigen Thiere hingegen, denen das Oberschlundganglion herausgeschnitten war, bewegten sich wie normale Regenwürmer. Die Zahl der Versuchsthiere war inzwischen stark zusammengeschmolzen, und da sich gerade in jenen Tagen wieder eine große Sterblichkeit einstellte, so fürchtete ich, auch noch den Rest zu verlieren und konservirte daher die wenigen übrig gebliebenen nach den bewährten und früher beschriebenen Methoden gegen Mitte Oktober; einige mit Sublimatalkohol, die anderen mit 1iger Osmiumsäure. Auch trug ich

Sorge, das eine der Thiere mit Bauchmarkslücke, welches keine Bewegungsstörung mehr zeigte, getrennt zu halten. Die Sublimatpräparate wurden dann mit dem MAYER'schen alkoholischen Karmin gefärbt, dem ich wegen der Bequemlichkeit der Anwendung und seiner sicheren Wirkung den Vorzug zu geben pflege, besonders auch weil man die Präparate beliebig lange Zeit darin liegen lassen kann, ohne Maceration befürchten zu müssen. Schließlich wurden die Theile der Würmer, in denen die verletzten Strecken lagen, in Querschnittsserien zerlegt, da ich auf diese Weise noch die verhältnismäßig beste Ausnutzung des etwas spärlichen Materials zu erreichen hoffte..

Um die früheren Stadien zu erhalten, wurden außerdem im Laufe des Winters eine Anzahl von Bauchmarks- und Gehirnausschneidungen vorgenommen und die Thiere in geeigneten Zwischenzeiten getödtet.

Ehe ich aber zur Beschreibung der Regenerationserscheinungen selbst übergehe, sei es mir gestattet, meine Ansicht über Untersuchungen dieser Art überhaupt auszusprechen. Ganz kurz gesagt, halte ich sie für sehr viel schwieriger, als man zu erwarten geneigt ist, ehe man sie selbst versucht hat.

Die Untersuchungen über die Regeneration, z. B. von peripheren wie auch centralen Theilen des Nervensystems höherer Thiere sind ja sehr zahlreich, und trotzdem ist man selbst bei diesen an sich viel besser gekannten Dingen von einer Übereinstimmung in 'den wichtigsten Fragen weit entfernt; so sagt z. B. einer der letzten Autoren auf diesem Gebiete, Orro v. BÜGNER 1, mit vollem Rechte, dass Betreffs der Entstehungsweise der neuen Fasern » alle nur denkbaren Ansichten über die histologische Regeneration der Nerven und über die Genese der neuen Fasern ihre Vertreter gefunden haben. Und ähnlich STRÖBE2 (p. 168): »Fast sämmtliche Möglichkeiten, die a priori ausdenkbar sind, haben in Bezug auf diese beiden Punkte [Entstehungsort und Entstehungsweise der jungen Fasern] ihre Vertreter gefunden. «

Es lässt sich auch die Ursache jener Schwierigkeiten in wenigen Worten zusammenfassen. Die Regeneration ist eine ununterbrochene Kette von Veränderungen, die sich als solche der direkten mikroskopischhistologischen Beobachtung überhaupt entziehen. Durchsichtige Eier von Seethieren kann man unter günstigen Umständen Schritt für Schritt im lebenden Zustande stätig beobachten; von den Regenerationsvor

1 O. v. BÜGNER, Über die Degenerations- und Regenerationsvorgänge am Nerven nach Verletzungen. in: ZIEGLER'S Beiträge zur patholog, Anatomie und allgem. Pathologie. Bd. X (1894).

2 H. STROBE, Experimentelle Untersuchungen über Degeneration und Regeneration peripherer Nerven nach Verletzungen. in: ZIEGLER'S Beiträge etc. Bd. XIII. p. 460-278.

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