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Bilder begegnen könnten und durch Vergleichung eine befriedigende Erklärung der chromatischen Sterne ermöglicht würde.. Wie wir weiter unten noch näher besprechen werden, hat dann ein Jahr später MANILLE IDE (1) ganz ähnliche Bilder bei Jone thoracica aufgefunden und 1. c. auf Tafel II in Fig. 26 abgebildet, ohne aber diese Chromatinfiguren weiter zu besprechen und ohne auf die Ähnlichkeit unserer beiderseitigen Befunde hinzuweisen. In Fig. 3 habe ich eine Kopie einer solchen von IDE gezeichneten Zelle gegeben. Da ich nun im Frühjahr dieses Jahres (1895) noch einmal Anilocraköpfe untersuchte, die ich in Neapel nach einer neuen guten Methode konservirt hatte, kann ich meine früheren Angaben wesentlich erweitern und Fragen entscheiden, die ich früher offen lassen musste. Ich beginne meine Darstellung mit einer Beschreibung meiner Konservirungs- und Färbungsmethoden.

Konservirungs- und Färbungsmethoden.

Zur Konservirung und Färbung meiner älteren Präparate habe ich früher die damals üblichen, relativ einfachen Methoden in Anwendung gebracht; es ist daher nicht zu verwundern, dass ich Centrosomen, Sphären und besondere Feinheiten der Zellstruktur nicht habe erkennen können. Ich verfuhr folgendermaßen: Den lebenden Thieren wurden mit einer scharfen Schere die Köpfe abgeschnitten und sofort in Pikrinschwefelsäure, Pikrinsalpetersäure, absoluten Alkohol, Sublimat, Chromessigosmiumsäure etc. eingelegt und die Präparate in toto in Pikrokarmin, Alaunkarmin, Boraxkarmin, Alaunkochenille und anderen Farben tingirt. Es wurden Zupfpräparate und Serienschnitte hergestellt. Meine neuen Präparate fertigte ich aber mittels einer Mischung von Pikrinessig- und Platinchloridosmiumsäure (confer 2d) an, die ich übrigens stark mit Pikrinessigsäure verdünnte, da sonst leicht eine zu starke Bräunung der Objekte stattfindet. Ich unterließ meist eine Nachbehandlung mit unreinem Holzessig und färbte mit Safranin und dann mit Hämatoxylin (nach DELAFIELD). Da die Farben bei dieser Konservirung nur sehr langsam einwirken, muss lange gefärbt werden. Bei den meisten übrigen in dieser Arbeit erwähnten Objekten wurde die gleiche Methode befolgt. Andere Konservirungen sind stets ausdrücklich angegeben.

Ein längeres Verweilen meiner Objekte in einer schwächeren Mischung meiner Konservirungsflüssigkeit erwies sich für manche Beziehungen aber auch zum Studium der Sphären und Centrosomen als besser wie ein kurzes Verweilen in der stärkeren Lösung, die allerdings für das Studium der Hodenzellen von Amphibien mehr leistet.

Des Vergleiches halber habe ich auch andere Konservirungsflüssigkeiten in Anwendung gebracht, z. B. meine Nr. 2b beschriebene Pikrinessigosmiumsäure, sowie meine Nr. 2d empfohlene Pikrinessigplatinchloridlösung. Gute Erfolge hatte ich ferner mit einer Pikrinessigsublimatlösung, die ich folgendermaßen herstelle. In eine koncentrirte wässerige Sublimatlösung gieße ich die gleiche Menge einer gesättigten, wässerigen Pikrinsäurelösung und setze je nach dem zu erreichenden Zwecke auf 1000 ccm 4 ccm oder mehr Eisessig zu. Handelt es sich lediglich um eine Darstellung der Centrosomen und Sphären, so kann man recht viel Eisessig nehmen, dann wird aber die feinere Struktur des Zellplasmas recht undeutlich, wo hingegen besonders die Strahlungen der Sphäre sehr scharf hervortreten. Ich habe auch für manche Zwecke befriedigende Resultate erzielt, wenn ich zu absolutem Alkohol ein wenig Sublimat und ein wenig Eisessig zugab.

Empirischer Theil.

Über die topographische Anordnung der Kopfdrüsen von Anilocra mediterranea und ihre physiologische Bedeutung.

Die durch die von mir früher beschriebene eigenartige, polycentrische Anordnung des Chromatins ausgezeichneten Drüsenzellen des Kopfes von Anilocra umlagern gruppenweise den Vorderdarm, doch fand ich sie auch im vorderen und oberen Theile des Kopfes, sowie in den Mundwerkzeugen. Vielfach sind solche Zellen in Form von Rosetten gruppirt, es treten aber auch unregelmäßig angeordnete Komplexe von Zellen, sowie vereinzelte Drüsenzellen auf. Die Größe der Rosetten sowie die ihrer Zellen und Kerne ist sehr verschieden. Ich sah kleine Rosetten dicht neben recht großen. Einzelne Zellen maßen 120, 80, 64 bis 40 μ, während ihre Kerne dem entsprechend 50, 40, 30 und 20 μ im Durchmesser hatten. Die im vorderen und oberen Theil des Kopfes gelegenen, in ihrer Form recht unregelmäßigen Zellen, sind noch wesentlich größer als eben angegeben wurde, doch sind diese Zellen und ihre Kerne ganz unverkennbar in Degeneration begriffen (vergleiche Fig. 6, 7 und 8). Die in Rede stehenden Kopfdrüsenzellen unterscheiden sich nun von allen anderen Drüsenzellen desselben Thieres durch die bereits früher (2a) eingehend beschriebene, polycentrische Anordnung des Chromatins, so dass eine Verwechslung mit Zellen des Darmes oder der Leber (Hepatopankreas) ausgeschlos

sen ist.

Es drängt sich jetzt die Frage auf, welche physiologische Bedeutung mögen diese Kopfdrüsenzellen von Anilocra haben? In meinem

früheren Aufsatze habe ich diese Zellen schlechthin als Speicheldrüsenzellen bezeichnet, obschon ich mich davon überzeugt hatte, dass ein Theil von ihnen sicherlich gar nicht in den Mund oder Darm einmündet und somit an der Verdauung keinen direkten Antheil nimmt. Bekanntlich fehlen den Crustaceen eigentliche Speicheldrüsen durchgängig, man hat aber trotzdem die Drüsenzellen der Oberlippe, der Mundhöhle und der Mundwerkzeuge aus Analogiegründen vielfach als Speicheldrüsenzellen bezeichnet. In manchen Fällen unterscheiden sich solche Zellen in ihrem feineren Bau in nichts von gewöhnlichen Hautdrüsenzellen, die über den ganzen Körper hin vertheilt sein können. Da nun aber die histologisch gleich gebauten Drüsenzellen des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten, offenbar in Anpassung an die jeweilige Lebensweise der betreffenden Thiere, in physiologischer Beziehung die größten Modifikationen erfahren haben, zog ich es vor, in diesem Aufsatz den ganz indifferenten Ausdruck Kopfdrüsenzelle zu verwenden. Ich wies schon in meinem früheren Aufsatze darauf hin, dass bei den Crustaceen die Funktion der Speicheldrüsen allgemein durch die meist mächtig entwickelte Mitteldarmdrüse (Hepatopankreas) in den Hintergrund gestellt wird. Bemerkenswerth ist ferner, dass bei den Crustaceen mit saugenden Mundwerkzeugen (wie auch bei den Insekten) die Speicheldrüsen (Kopfdrüsen) wesentlich stärker entwickelt sind, als bei den nächsten Verwandten mit kauenden Mundwerkzeugen. Vielleicht sondern die in Rede stehenden Drüsenzellen von Anilocra einen Giftstoff ab.

Über den histologischen Bau der Drüsenzellen des Kopfes von

Anilocra.

Um meine Beschreibung vom feineren Bau der in Rede stehenden Drüsenzellen möglichst kurz fassen zu können, habe ich eine Reihe von Abbildungen gegeben, die bei den stärksten Vergrößerungen entworfen wurden, und in welche ich alle feineren Einzelheiten sorgfältig eingezeichnet habe. Selbstverständlich wählte ich nur solche Zellen für meine Figuren aus, welche für eine Entscheidung der uns hier näher interessirenden Fragen besonders günstig waren. Dass bei gut gelungenen Serien immer nur einige Schnitte und auf letzteren auch nur einige Zellen für das Studium der Centrosomen und Sphären brauchbare Bilder zeigen, ist hinlänglich bekannt. Von vielen, mit der Pikrinessigplatinchloridosmiumsäure behandelten Köpfen von Anilocra waren einige für das Studium der Centrosomen und Sphären besonders günstig, während andere, die durch ein längeres Verweilen in der Konservirungsflüssigkeit etwas dunkle Bilder lieferten, zumal bei Nachfärbung

der Serienschnitte mit Safranin und Hämatoxylin, eine prachtvolle Differenzirung in der Färbung des Drüsensekretes, des Zellplasmas, sowie der Nucleolarsubstanz zeigten. Ferner waren Lininfäden, welche die chromatischen Sterne unter einander verbinden, mit großer Deutlichkeit zu erkennen. In Figur 1 habe ich von einer Drüsenrosette eines solchen Anilocrakopfes eine Abbildung gegeben, die nach vier auf einander folgenden Schnitten kombinirt wurde. Das Gesammtbild ist trotz dieser Zusammenstellung keineswegs schematisirt. Die übrigen Abbildungen sind alle nach je einem Schnitt entworfen.

Die Drüsenrosetten von Anilocra sind in folgender Weise zusammengesetzt. In allen Fällen ist eine Gruppe typischer Drüsenzellen mit großen, oft in der Mehrzahl vorhandenen Kernen um eine wesentlich kleinere, centrale Zelle gelagert, welche sofort durch ihren Gesammthabitus gegen die peripheren großen Zellen absticht (Fig. 4). Der Kern dieser centralen Zelle lässt keine Spur der interessanten polycentrischen Anordnung des Chromatins erkennen, vielmehr ist letzteres in einem feinen Maschennetz vertheilt. Es fallen meist zwei dunkel tingirte kleine Nucleolen auf, die jeweils einen dicht anliegenden viel größeren blassen Gefährten besitzen1. Das Zellplasma zeigt in Bezug auf feinere Strukturverhältnisse nichts Charakteristisches, doch traf ich mit Regelmäßigkeit in demselben einen größeren Ausführungsgang, in welchen viele kleinere und zarte Gänge einmünden. Die centrale Zelle ist nichts Anderes als eine Sammelzelle für die Ausführungsgänge der eigentlichen Drüsenzellen jeder Rosette. Wesentlich verschieden von dieser centralen Zelle sind die großen, peripheren Drüsenzellen (Fig 1 a-e). Letztere zeigen häufig einen scheinbar wabigen Bau des Cytoplasmas. In letzterem bemerkt man häufig das abgesonderte Drüsensekret in Form eines großen, dem Kern meist dicht anliegenden

1 Das Vorkommen von doppelter Nucleolarsubstanz ist in letzter Zeit von LOENNBERG (Kernstudien. Biologiska Foereningens Foerhandlingar, Bd. IV, 1892, Nr. 44, p. 83) näher besprochen, nachdem bereits früher eine Zusammensetzung des Hauptnucleus aus zwei verschieden lichtbrechenden und verschieden färbbaren Substanzen in Eizellen durch LEYDIG, FLEMMING und O. HERTWIG in Follikelzellen des Hodens durch F. HERMANN beschrieben war. LOENNBERG fand diese doppelte Nucleolarsubstanz bei Leberzellen von Mollusken (Nudibranchien) und bei Astacus. Bei letzterem Thiere waren die kleineren, stärker lichtbrechenden und tingirbaren Theile der Kernkörper häufig doppelt oder mehrfach vorhanden. Diese Befunde möchte LOENNBERG in eine Beziehung zum intracellulären Stoffwechsel setzen, da ein derartiges Verhalten bisher bei Zellen gefunden wurde, bei denen dieser als besonders lebhaft anzunehmen ist. Ich selbst habe solche Vorkommnisse recht häufig gesehen und im Hoden nicht nur in Stützzellen, sondern hin und wieder in echten Sexualzellen, ferner in der Leber vieler Mollusken, Crustaceen und Amphibien gefunden.

Tropfens, der seinerseits wieder aus überaus feinen Sekrettröpfchen zusammengesetzt ist; ferner sieht man in jeder Zelle einen oder mehrere Ausführungsgänge, deren Zahl mit der der Kerne recht häufig übereinstimmt (Fig. 1, 4).

Das intracelluläre Stück der Ausführungsgänge ist Anfangs kolbig angeschwollen und sehr zartwandig und in dieses munden in großer Zahl überaus feine haarförmige Gänge. Auf Schnitten kommt begreiflicherweise nur in seltenen Fällen der intracelluläre Drüsengang mit seinem kolbenförmigen Anfangsstück und den einmündenden feinen Gängen in seiner ganzen Länge zur Anschauung, eben so bemerkt man nur hin und wieder einmal den Eintritt des Ausführungsganges in die centrale Sammelzelle und seine Verbindung mit dem gemeinsamen Sammelgang dieser Centralzelle. Sehr instruktive Übersichtsbilder erhält man dagegen auf Zupfpräparaten, bei welchen oft mehrere neben einander liegende Rosetten in Zusammenhang bleiben.

Ganz ähnliche Befunde, wie ich sie eben beschrieben habe, hat MANILLE IDE in seinen Arbeiten »Les glandes cutannées a canaux intracellulaires « und »Le tube digestif des Édriophthalmes « publicirt (Nr. 1). Für unsere Zwecke kommt hauptsächlich die erste Arbeit in Betracht, in welcher auch die auf Drüsenzellen von Crustaceen bezüglichen Arbeiten von WEBER, HUET, LEYDIG, CLAUS, NEBESKI, MAYER, SPANGENBERG, HOEK, BLANC, V. SIEBOLD und STANNIUS, CORNALIA und PANCERI, DOHRN, HALLER, ROSENSTADT, GIARD und BONNIER, BRAUN, FRENZEL und Anderer in so ausführlicher Weise erörtert werden, dass ich mich hier darauf beschränken darf, auf diese vergleichende Darstellung zu verweisen. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Beobachtungen über rosettenförmige Drüsen fasst IDE wie folgt zusammen: »Les glandes en rosettes ne sont pas des acinis glandulaires ordinaires, ce sont des pseudo-acinis. Chaque paire de cellules ou peu s'en faut, y possède un canal excréteur propre et, chez l'Asellus et la Vibila, nous avons constaté la présence de canalicules intraplasmatiques. L'analogie seule nous permettrait d'appliquer cette manière de voir aux autres espèces: Ione, Gyge, Anilocra, mème Idotea et Gammarus, dont les glandes, malgré leur ressemblance avec celles de l'Asellus, ne nous ont pas laissé voir les canaux dans leur cytoplasma. Mais, abstraction faite de ce point délicat, les glandes de ces espèces sont encore des pseudo-acinis, parceque leurs cellules sont enveloppées individuellement de tissu conjonctif et que leur lumière contient des canaux chitineux. «

Vergleichen wir diese Befunde von IDE mit meinen eben erwähnten Angaben, so finden wir eine überraschende Ähnlichkeit. Wie bei Asellus und Vibila findet man nach meinen Untersuchungen auch in

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