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auch horizontal verlaufende Fasern genau von dem Charakter der Zwischenganglienfasern vorkommen.

Die schon früher von mir gemachte Beobachtung, daß veritable Ganglienkörper genau von der Größe und dem Aussehen derjenigen des Ganglion nervi optici auch innerhalb der reticulären Substanz, des Ganglion retinae, ja sogar am Rande des äußeren Reticulums anzutreffen sind, habe ich vielfach bestätigt gefunden.

Die nervösen Körner der sogenannten inneren Körnerlage, des Ganglion retinae WILHELM MÜLLER'S, ließen sich mit der angegebenen Tinktionsmethode samt ihren Fortsätzen gleichfalls außerordentlich prägnant hervorheben. Zwar muß ich von vornherein bemerken, daß nicht alle inneren nervösen Körner in gleicher Weise die Färbung aufnehmen, sondern daß, während der eine, allerdings bei weitem grössere Teil mit allen Fortsätzen sich intensiv schwarz färbt, der andere im Kern und im eigentlichen Zellleibe keine Farbe annimmt, grob granuliert erscheint und nur die Forsätze schwarz und scharf hervortreten läßt. Die Menge der von jedem nervösen Elemente des Ganglion retinae in der äußeren reticulären Schicht ausgehenden, schließlich feinsten Fäserchen ist eine geradezu überraschende. Die Ausbreitung geschieht in vorwiegend tangentialer Richtung und führt eine geradezu unentwirrbare Verflechtung zwischen den Fasern benachbarter Zellen herbei. Nur derjenige Fortsatz, welcher die Verbindung des nervösen inneren Korns mit dem Zapfen herstellt, pflegt, ohne sich zu teilen, charakteristisch von der Auflösungsstelle radial nach außen zu treten. Diejenigen Fäserchen, welche mit der kleinen runden oder leicht ovalen Anschwellung, dem Endknöpfchen der Stäbchenfasern sich verbinden, scheinen, soweit ich mir ein Urteil bilden konnte, nicht von typischen Fortsätzen zu entspringen.

Bezüglich der Schichte der Sehepithelien ist hier zu erwähnen, daß von den Körnern der Stäbchen nur etwa die Hälfte unter Einwirkung der WEIGERT'schen Methode Farbe annimmt, die andere aber völlig farblos bleibt, des weiteren, daß in derselben, regellos eingestreut, auch Kerne vorkommen, die sicher nicht zu Sehepithelien gehören, vielmehr nach Tinktion wie Aussehen ihre Zugehörigkeit zu den Bindegewebselementen bekunden.

Zum Schlusse meiner Mitteilung möchte ich noch auf eigentümliche Ganglienzellen hinweisen, welche sich sowohl in der Schicht des Ganglion nervi optici, unter Umständen weit in die

188 Prof. Kuhnt, Histolog. Studien an der menschl. Netzhaut.

Nervenfaserlage hineinragend, in der inneren reticulären, in der des Ganglion retinae, sowie in der äusseren reticulären Schicht sporadisch vorfinden und dadurch auffallen, dass ihre wohlausgebildeten Fortsätze umgekehrt, also glaskörperwärts, sich erstrecken, ihr charakteristischer Kern stäbchenwärts gelegen ist. Dieselben sind von der Größe der Ganglienzellen des Ganglion nervi optici und haben fast ausnahmslos eine birnförmige Gestalt. Länger (ich habe diese Zellen schon vor zehn Jahren gesehen und gezeichnet) glaubte ich dieselben nur für pervers gelagerte Elemente ohne Besonderheiten halten zu sollen. Seitdem ich indessen gefunden habe, daß von denselben auch Fasern abgehen, welche den beschriebenen Zwischenganglienfasern in Aussehen und Tinktionsfähigkeit ähneln (indessen mit der Einschränkung, daß sie im allgemeinen aus einer Faser nur einer Zelle, nicht durch Conflux von mehreren entstehen); seitdem ich ferner gesehen habe, daß diese Fasern nicht direkt nach aussen oder nach innen, sondern vorwiegend in der Fläche, concentrisch, verlaufen, und besonders nachdem ich drittens feststellen konnte, daß, je näher man der Fovea centralis kommt, um so mehr derartige Zellen in der Nähe der Fovea unter Umständen eine neben der andern zumal am äusseren Rande der inneren reticulären Schicht vorkommen, bin ich der Überzeugung, dass diese Zellen nicht zufällig pervers gelagert sind, sondern daß sie einen physiologischen Bestandteil der normalen Netzhaut von zur Zeit noch unbekannter Funktion darstellen.

Jena, im August 1889.

Tektonische Studien an Hydroidpolypen.

Von

Dr. Hans Driesch.

Mit 12 Abbildungen.

Pflanzentiere

Einleitung.

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Zoophyten

haben ältere Forscher den Stamm der Cölenteraten benannt. Gründete sich diese Namengebung auch wohl wesentlich auf die äußere Ähnlichkeit vieler dieser Tiere mit Blumen, so ist doch nicht zu leugnen, daß ihr noch heute ein gewisses Recht innewohnt. Ein großer Teil der Cölenteratenspecies ist im höchstentwickelten Stadium aus Einheiten, die selbst keine Zellen, sondern aus solchen aufgebant sind, zusammengesetzt. Ich rede hier von den bekannten HAECKEL'schen Individualitätsstufen, Zelle, Person, Stock, wenn wir vom Organ als einem nicht selbständig als höchstes Entwicklungsstadium existierenden Gebilde absehen wollen (1878).

Es tritt unter den echten Cölenteraten Cnidariern Stockbildung auf bei Siphonophoren und einigen Medusen, bei Korallen und Hydroidpolypen.

Mich jetzt in meinen Erörterungen auf letztere beschränkend, behaupte ich die Gültigkeit der Proportion: Zelle Hydranth Hydranth Stock (= Sproß: Cormophyt), eine eingehende Begründung derselben für überflüssig erachtend. Nach HAECKEL soll alles einer Gastrula Äquivalente Person genannt werden, es gilt ferner nach ihm das Verhältnis Zelle: Person Person: Stock. Ich verkenne nicht, daß man mit strikter Anwendung dieser Definition in Schwierigkeiten verwickelt werden kann (vgl. HAACKE'S ,,Blastologie der Gattung Hydra"), denke aber doch ohne großen Fehler hier den einzelnen Polypen (Hydrocaulus + Hydranth ALL

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MAN 1) Person setzen zu können. Eine Schwierigkeit würden für uns in diesem Falle, wenn ich mich auf Campanulariden und Sertulariden beschränke, die Stolonen sein, über die wir übrigens im folgenden nicht handeln werden. Schwierigkeiten aller Art können ja bei keiner Schematisierung der Natur ausbleiben, ohne deren Wert darum zu verringern.

Es sind also die Hydroid polypenstöcke aus niederen Einheiten, den Hydranthen, zusammengesetzt und es soll unsre Aufgabe sein, zu untersuchen, wie dieselben bei den dendritischen Campanulariden und Sertulariden (also abgesehen von Stolonenbildung) die höhere Einheit zusammensetzen. Ich habe die Behauptung schon vorweggenommen, daß Knospung, vegetative Vermehrung, durch Stolonen und ohne solche zustande kommt. Ohne näher auf Definitionen einzugehen, können wir wohl sagen, daß der Stolo stets charakteristischerweise an der Basis der Person entspringt und nicht selbst zu einer der erzeugenden gleichgestalteten Person wird, sondern selbst erst eine solche erzeugt, während wir als ,,laterale Knospung" den Vorgang des Hervorsprossens einer Person aus einer ihr gleichwertigen (nicht gleichgestalteten: Polyp und Meduse!) anderen, im Verlaufe derselben, nicht basal verstehen wollen. Diese Unterscheidung hat ihre Mängel wegen der fraglichen Personen natur des Stolo, dort kommt es mir vorwiegend darauf an, zu betonen, daß hier ein Unterschied vorliegt.

Uns interessiert nur die ,,laterale Knospung".

Es handelt sich für uns darum, festzustellen, ob sich an dem durch laterale Knospung entstandenen Teil der Stöcke der in Frage kommenden Tiere ein geometrisch fixiertes Stellungsverhältnis der Personen nachweisen läßt, das allein den gesamten morphologischen Charakter der ausgebildeten Species bedingt das wird jedem, der einmal Hydroiden gesehen hat, namentlich soweit Zahlen in Frage kommen, a priori unwahrscheinlich vorkommen oder ob eine solche inhärente Ursache und äußere Einflüsse die Species gestalten, oder ob etwa nur letzteres der Fall ist.

Ich komme noch einmal auf unsere Proportion zurück: wenn die Person sich zum Stocke verhält, wie die Zelle zur Person,

1) Ich werde im folgenden der Abwechslung des Ausdrucks halber oft,,Hydranth" für Person oder Polyp setzen; ich befürchte nicht, dadurch Unklarheit hervorzurufen.

dann müssen uns bei unserer Untersuchung der „Stockontogenie", welche mit Personen als Einheiten rechnet, analoge Vorgänge erscheinen, wie sie auftreten bei der Ontogenie der Person. Das ist deshalb interessant, weil hier die Dinge relativ so einfach liegen (d. h. die geometrischen Beziehungen der Personen zu einander), daß wir in der Lage sein werden,,,Wachstumsgesetz", wenn ich mich einmal so ausdrücken soll, und Wirkung von außen zu erkennen und zu sondern, was wegen der großen Untersuchungsschwierigkeit beim Studium des Personenaufbaues selten der Fall sein kann.

Ehe ich mich zu anderem wende, weise ich noch darauf hin, daß wegen des Hervorgehens der Hydroidpersonen durch Knospung auseinander geometrische Anordnung derselben so viel bedeutet, wie Lage der Prolificationsorte an der Person oder einem Cyclus succedaner Personen. Letztere bedingt erstere.

Es wird von Vorteil sein, für die Klarheit der Darstellung einige häufig auftretende morphologische Gebilde begrifflich scharf abzugrenzen und Namen für sie einzuführen. Die Botaniker haben bekanntlich dem Verzweigungsmodus der Pflanzen von jeher große Aufmerksamkeit zugewandt: ich entlehne daher eine größere Anzahl von Ausdrücken der botanischen Terminologie, wobei ich, wie oben erwähnt, Hydrocaulus + Hydranth Sproß (etwa Stammterminaler Blüte) setze.

Racemös ist ein monopodiales Verzweigungssystem (im Gegensatz zum uns nicht interessierenden dichotomischen), sobald die primäre Achse (d. h. der aus der Eizelle hervorgegangene oder seitlich am Stolo entstandene Polyp) dauernd prävaliert; es ist cymös, sobald sie von Tochterachsen morphologisch oder funktionell überholt wird, und zwar dichasial (polychasial), sobald 2 oder mehr Seitenachsen die Mutter überflügeln, ohne daß eine Scheinachse zustande kommt; letztere, bedingt durch Prävalenz einer Seitenachse, ist charakteristisch für das Sympodium. Dieser Begriff läßt sich, wofern das ganze System eine Ebene bildet, und nur das interessiert uns hier, auflösen in die Kategorien Fächel, mit seitlich abwechselnder Bevorzugung, und Sichel mit einseitiger Anordnung der Personen an der scheinbaren Achse.

Ich muß noch einmal auf die Personenfrage zurückkommen: daß ich die Stolonen nicht berücksichtigen will, sagte ich schon; dasselbe soll von den Medusen, medusoiden Gemmen u. a., kurz von allem, was am Blastostyl sitzt, gelten; und zwar einerseits deshalb, weil von ALLMAN das Grundgesetz des Wachstums

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