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phie, (die große Gönnerinn der Thiere) will; sons dern sie wären, ohne Vergleichung und eigentliche Ges geneinandermessung, seine Art. Der Mittelpunkt seiner Schwere, die Hauptrichtung seiner Seelenwira kungen fiel so auf diesen Verstand, auf mensche liche Besonnenheit hin, wie bei der Biene sos gleich aufs Saugen und Bauen.

Wenn es nun bewiesen ist, daß nicht die mindes fte Handlung seines Verstandes, ohne Merkwort, ged schehen konnte: so war auch das erste Moment der Besinnung, Moment zu innerer Ents stehung der Sprache.

Man lasse ihm zu dieser ersten deutlichen Besins nung so viel Zeit, als man will: man lasse, nach Buffons Manier, dies gewordne Geschöpf sich allmählig sammeln; man vergesse aber nicht, daß, gleich vom ersten Momente an, kein Thier, sondern ein Mensch, zwar noch kein Geschöpf von Besinnung, aber schon von Besonnenheit, ins Universum erwache. Nicht wie eine schwerfällige, unbehülfliche Maschine, die gehen sollte, und mit star ren Gliedern nicht gehen kann: die sehen, hören, kos ften sollte und, mit starren Säften im Auge, mit vers härtetem Ohre und mit versteinter Zunge nichts von alle diesem vermag; Leute, die Zweifel der Art

machen, sollten doch bedenken, daß dieser Mensch nicht aus Platons Höhle, aus einem finstern Kerker, wo er vom ersten Augenblick seines Lebens eine Reihe

von Jahren hin, ohne Licht und Bewegung, sich mit offnen Augen blind und mit gesunden Gliedern ungelenk gesessen, sondern daß er aus den Hånden der Natur, im frischsten Zustande seiner Kräfte und Säfte, und mit der besten, nächsten Anlage kam, vom ersten Augenblicke an sich zu entwickeln. Ueber die ersten Momente der Sammlung und Leitung muß freilich die schaffende Vorsicht gewaltet haben doch es ist nicht Werk der Philosophie, das Wunderbare in diesen Momenten zu erklären ; so wenig sie seine Schöpfung erklären kann. Sie nimmt ihn im ersten Zustande der freien Thätigkeit, im ersten vollen Gefühl seines gesunden Daseyns, und erklärt also diese Momente nur menschlich.

Nun darf ich mich auf das Vorige beziehen. Da hier keine metaphysische Trennung der Sinne statt findet, da die ganze Maschine empfindet, und gleich vom dunkeln Gefühl heraufarbeitet zur Besinnung, da dieser Punkt, die Empfindung des ersten deuts lichen Merkmals, eben auf das Gehör, den mittlern Sinn zwischen Augen und Gefühl trift: so ist die Genesis der Sprache ein so inneres Dringniß, wie der Drang des Embryo's zur Geburt bet dem Moment seiner Reife. Die ganze Natur stürmt auf den Menschen, um seine Sinne zu entwickeln, bis er Mensch sei. Und wie von diesem Zustande die Sprache anfängt, so "ist die ganze Kette von

„Zuständen in der menschlichen Seele „von der Art, daß jeder die Sprache „fortbildet. „

Dies große Gefeß der Naturordnung wollen wir nås her betrachten.

Thiere verbinden ihre Gedanken dunkel oder klar, aber nicht deutlich. So wie freilich die Gattuna gen, die nach Lebensart und Nervenbau dem Mens schen am nächsten stehen, die Thiere des Feldes, oft viel Erinnerung, viel Gedächtniß, und in manchen Fällen ein stärkeres, als der Mensch zeigen: so ists doch nur immer ein sinnliches Ges dächtniß; und keines hat die Erinnerung je durch eine Handlung bewiesen, durch die es für sein gane zes Geschlecht seinen Zustand`verbessert, und Erfahrungen generalisirt hätte, um sie in der Folge zu nutzen. Der Hund kann freis lich die Geberde erkennen, die ihn geschlagen hat, und der Fuchs wird den unsichern Ort, wo ihm nachgestellt wurde, fliehen; aber keins von beiden vers mag sich eine allgemeine Reflexion aufzuklåren, wie es dieser schlagdrohenden Geberde, dieser Hinterlist der Jäger je auf immer entgehen könnte. Es blieb also nur immer bei dem einzelnen sinns lichen Falle hangen, und sein Gedächtniß wurde eine Reihe dieser sinnlichen Fälle, die sich produciren und reproduciren, nie aber "durch Ueberlegung, unter einander

berbunden sind. Ein Mannichfaltiges ohne deutlis che Einheit; ein Traum sehr sinnlicher, klarer, leks hafter Vorstellungen, ohne ein Hauptgeseß des hellen Wachens, das diesen Traum ordne.

Freilich ist unter diesen Geschlechtern und Gats tungen noch ein großer Unterschied. Je enger der Kreis, je stärker die Sinnlichkeit und der Trieb, je einförmiger die Kunstfähigkeit, und das Werk ihres Lebens ist; desto weniger ist, wenigstens für uns, die geringste Progreßion durch Erfahrung merklich. Die Biene bauet in ihrer Kindheit so, wie im Alter, und wird zu Ende der Welt bauen, wie sie im Beginn der Schöpfung baute. Geschöpfe dieser Art sind einzelne Punkte, leuchtende Funken aus dem Licht des göttlichen Verstandes, die aber immer nur als dieselben Punkte leuchten. Ein erfahrner Fuchs hingegen unterscheis bet sich schon sehr von dem ersten Lehrlinge der Jagd: er kennet schon viele Kunstgriffe voraus, und sucht ihnen zu entweichen; aber woher kennet er sie? und wie sucht er ihnen zu entweichen? Weil unmittelbar aus solcher und solcher Erfahrung das Gefeß dieser und keiner andern Handlung folget. In keinem Falle wirkt bei ihm deutliche Reflexion: denu werden nicht. immer die klügsten Füchse noch jezt so berückt, wie vom ersten Jäger in der Welt der erste Fuchs berückt wurs de? Bei dem Menschen waltet offenbar ein anderes Naturgesch über die Succeßion seiner Ideen, Bes sonnenheit: sie waltet selbst noch im sinnlichen Zus

Natur auf eine

stande, nur in ihm minder merklich. Das unwiss fendste Geschöpf, wann er auf die Welt kommt; aber sogleich wird er Lehrling der Weise, wie es kein Thier wird! Nicht blos ein Tag lehrt den andern: sondern jede Minute des Tages die andre, jeder Gedanke den andern. Der Kunstgrif ist seiner Seele wesentlich, nichts für diesen Augenblick zu lernen, sondern alles entwes der an das zu reihen, was sie schon wußte, oder für das, was fie künftig daran zu knüpfen gez denkt, aufzubewahren. Sie berechnet also ihren Vorrath, den sie gesammlet hat, oder noch zu samme len gedenkt, unaufhörlich; und so wird sie eine Kraft, unverrückt, zu sammlen. Solch eine Kette geht im Menschen bis an den Tod fort. Nie ist er gleichsam der ganze Mensch; sondern immer in Entwicklung, im Fortgange, in Vervollkommnung. Eine Wirksamkeit hebt sich durch die andre: eine baut auf die andre: eine entwickelt sich aus der andern. Es werden Lebensalter, Epochen, die wir nur nach merklichen Stuffen benennen und absondern, die aber, weil der Mensch nie fühlt, wie er wächset, sondern nur immer, wie er gewachsen ist, sich in ein Unendlich kleines theilen lassen. Wir wachsen imz mer aus einer Kindheit, so alt wir sein mögen, sind immer im Gange, unruhig, ungefättigt. Das Wes fentliche unsers Lebens ist nie Genuß, sondern ime mer Progreßion, und wir sind nie Menschen gewesen,

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