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schen Schrifttums wieder aufleben, so in einem anderen Teil und namentlich in den Bildern und in zahllosen Vergleichen und Wendungen das ganze klassische Altertum, zweifellos ein Anreiz, dem humanistisch Vorgebildeten jene Welt immer neu in Erinnerung zu rufen, dem realistisch Gebildeten sie nach allen Seiten hin zugänglich zu machen und näher zu bringen.

Und dann das Kulturhistorische: Wie ungezwungen ergibt sich im Anschluss an die zwei letzten Verse des Gedichtes La grenouille qui se veut faire aussi grosse que le bœuf (I, 3):

Tout petit prince a des ambassadeurs,

Tout marquis veut avoir des pages

ein Exkurs über die Grossmannssucht der Gesellschaft zur Zeit Ludwigs XIV. mit interessanten Seitenblicken auf die Aeusserungen vieler andrer gleichzeitiger und späterer französischer Dichter. Sollte dem Schüler hier nicht ganz von selbst die Sene aus Molières Bourgeois gentilhomme einfallen, wo der dem einfältigen Jourdain nicht genehme bürgerliche Schwiegersohn verächtlich von dem Missbrauch spricht, der mit dem Adelsprädikat in jener Zeit getrieben wurde, oder die Scene aus dem Avare, wo Harpagon voll Entrüstung ausruft:

Le monde aujourd'hui n'est plein que de ces larrons de noblesse qui s'habillent insolemment du premier nom illustre qu'ils s'avisent de prendre;

und würde ihm nicht die Grundidee des Augier-Sandeau'schen Lustspiels Le gendre de M. Poirier in diesem Zusammenhange am allerwirksamsten dargelegt, bezw. wenn er jenes Drama schon gelesen hat, wieder in Erinnerung gerufen werden können? Wie unvermeidlich geradezu erscheint dann daneben eine eingehende Erörterung der Lage des gemeinen Mannes in dem Zeitalter des Roi-Soleil bei der auf ihm lastenden Einquartierungspflicht, dem schier unerträglichen Steuerdruck und dem vom Gutsherrn auferlegten Frondienst bei Besprechung der auf den armen Holzhauer gemünzten Verse:

Sa femme, ses enfants, les soldats, les impôts,

Le créancier, et la corvée

Lui font d'un malheureux la peinture achevée

aus der Fabel La Mort et le bûcheron (I, 16). Wie rückt der Vers: Plusieurs se sont trouvés qui, d'écharpe changeants

in der Fabel La chauve-souris et les deux belettes (II, 5) eine Betrachtung der so oft wechselnden militärischen Abzeichen uns nahe. Wie natürlich erscheint eine Besprechung des Verkehrswesens im

17. Jahrhundert beim Lesen des Gedichtchens Le coq et le renard (II, 15) mit den dem Fuchs in den Mund gelegten Worten:

Je dois faire aujourd'hui vingt postes sans manquer.

Derartige Darlegungen und mehr noch wohl der Inhalt der Fabeln selbst, die angeknüpfte oder wie wir es bei La Fontaine häufig vorausgeschickte Moral, das Abwägen des Einflusses einer oder mehrerer Quellen auf die Gestaltung der Fabel, die Wertung dieser Quellen u. dergl. m. geben meines Erachtens zugleich zu mündlicher und schriftlicher Uebung im Gebrauch der französischen Sprache eine selbst bei irgendwelcher Prosalektüre kaum anzutreffende Fülle geeigneten Materials.

Welcher Anreiz aber auf der anderen Seite auch zu Versuchen in deutscher Nachbildung, die dann natürlich nur dazu geneigten, also in der Regel auch geeigneten Schülern als ein Mittel zu ganz aussergewöhnlicher Betätigung in ihrer Muttersprache anheimgegeben seien, ohne dass doch diese Uebung in ihrer Sonderart als Belastung empfunden zu werden braucht. Und zugegeben, dass der Lehrer meist nicht in der Lage sein wird, hier dann etwa eine eigne Musterübersetzung als Beispiel zu bieten, so stehen ihm doch ausreichende Hilfsmittel zur Verfügung, zumal aus der Feder von Ernst Dohm, Johannes Scherr, Otto Roloff, Adolf Laun Gleim und Hagedorn nicht zu vergessen, die er dann, namentlich wo, wie oft, mehrere sich an dem gleichen Gedicht versucht haben, selbst wiederum zum Gegenstand der Kritik machen und daran beurteilen lassen mag, wo der ungesuchte, herzerquickende Humor, wo die ansprechende Ausdrucksweise, wo der gefällige Tonfall, wo der anmutige Wechsel der Verse aus dem Original am besten wiedergegeben worden ist oder aber ob La Fontaine wirklich, wie sein Landsmann Sully Prudhomme behauptet, für den Ausländer der unübersetzbarste, ja nicht einmal ganz verständliche Dichter sei. Als ein dem grossen Franzosen bis zu einem gewissen Grade Kongenialer wird immer nur Gellert in Betracht kommen, aber allerdings nicht als Uebersetzer oder Nachahmer; denn der deutsche Dichter hatte vollkommen recht, wenn er auf Friedrichs des Grossen bewundernde Worte: Das ist gut, das ist sehr gut, das ist natürlich, kurz und leicht; haben Sie La Fontaine nachgeahmt?' antwortete: ,,Nein, Sire, ich bin ein Original.“

Jetzt aber noch zur Frage nach der zu wählenden Sammlung von Fabeln.

Im Hinblick auf die der französischen Lektüre überhaupt ge widmete Zeit und in Berücksichtigung noch anderer Momente wird man ja selbst von diesen vollendeten Kunstwerken nur etwa ein Viertelhundert, und das ungefähr in einem Zeitraum von drei bis vier Monaten lesen, da man annehmen kann, dass in jeder Stunde eine längere Fabel bezw. zwei einander verwandte kürzere werden erledigt werden können; und auch dieser Umstand, dass in der in sich geschlossenen Lektion auch gerade ein Stoffganzes absolviert werden kann, empfiehlt das Lesen La Fontainescher Gedichte für unsere Oberklassen in so hohem Masse. Aber dann freilich wird man in der Schule jedenfalls auf eine Gesamtausgabe von vornherein verzichten und zu einer Auswahl greifen. Nun ist das Wort der Frau von Sévigné in Beziehung auf La Fontaines Fabeln:,C'est une corbeille de cerises, on veut choisir les plus belles et la corbeille se vide' bekannt, und dementsprechend ist auch den Herausgebern von solchen Sammlungen die Wahl herzlich schwer geworden. Aber alles in allem genommen, möchte ich doch nach Zahl, nach Auswahl und namentlich nach dem beigegebenen Apparat der bei Stolte-Leipzig erschienenen Mannschen Sammlung, der ich in der Hauptsache ebensogut wie der freilich weit ergiebigeren Auswahl von Kötz (Weidmann) und der Gesamtausgabe von Lu barsch (Weidmann) das Material zu meinen Ausführungen entnommen habe, den Vorzug geben.

Die Fabeln La Fontaines aber etwa nur durch eine Chrestomathie mit ihren sechs bis acht Proben meinen Schülern zugänglich zu machen, dazu kann ich mich ebensowenig entschliessen, wie ihnen etwa den Molièreschen Genius nur durch eine Komödie zu offenbaren. Und auch La Fontaine hat ja nach dem Ausspruch eines feinsinnigen Kritikers uns mit seinen Fabeln eine Komödie geschenkt, aber allerdings:

Une ample comédie à cent actes divers
Et dont la scène est l'univers.

Frankfurt a. M.

Max Banner.

E. A. Poe's Influence on the Tales of Villiers de l'Isle

Adam.

Poe's aesthetic principles, introduced to France by Baudelaire's masterly translation, soon aroused deep and sincere admiration, without, however, acting in a remarkable way on the production of

the leading writers. But when the Symbolistic movement asserted itself victoriously, and every form of idealism came to be eagerly studied as a source of new artistic effects, poets and novelists became aware of the elements of beauty contained in Poe's metaphysical conception of Life; the fascinating qualities of the American storyteller commenced to weave a spell around the French mind, and a subtle influence began to steal into lyrics and tales. Mallarmé's translation of Poe's poems, his sonnet

Tel qu'en lui-même, enfin l'Eternité le change,

his striking portrait, in Divagations, of the unfortunate singer of Ulalume, are clear signs of the sway under which Poe held even the most independent and original artists of that period. Villiers de l'Isle-Adam was anyhow the only member of the Symbolistic movement capable of a right valuation and thorough comprehension of Poe's philosophical theories, and fit to use them in a creative manner. Several of Villiers's stories spring from the same soil out of which shoot up balancing on their slender stems bizarre, intoxicating chalices the flowers cultivated by the American poet; the Contes Cruels derive from the same psychological state we find in Poe, a peculiar condition where resplendent dreams and dismal visions predominate over the impressions of reality.

The close relation between the Soul and the Universe, the connection through which man's actions always find a responsive echo in a superior world, is present to Villiers's mind just as it was to Poe's; although the French writer did not enounce this theory so clearly as Poe in Eureka and The Colloquy of Monos and Una, he adopted it in constructing his plots; therefore his personages perceive their own actions reflected, out of Time and out of Space, on the unchangeable mirror of Eternity. In L'Intersigne, in Souvenirs occultes, the course of Time is stopped, and Past and Future stand before the soul as vividly as the present moment. The best instance, however, of this metaphysic conception of Life, is to be found in L'Amour suprème, where human passion is destroyed by the vision of pure happiness, after life's short trial, and mortal love sees itself transfigured into an everlasting flame of the divine Fire. The strange words of Poe in Berenice: ,,The realities of the world affected me as visions, and as visions only, while the wild ideas of the land of dreams became, in turn, not the material of my every-day existence, but in very deed that existence utterly and solely in it

self," those words which seem to concentrate all the weird passions. and haunting terrors of Poe's soul, are a philosophical axiom for several of Villiers's personages. "Ah! les Idées sont des êtres vivants!" exclaims the Count of Athol, in Véra, thus revealing the aim of Villiers's writing: the victory of Dream upon reality; in his stories, indeed, he makes the most of the events in which the Idea asserts itself as superior to the material world, in which the spirit dominates matter. "L'Idée est donc la plus haute forme de la Réalité", he says in Tribulat Bonhomet, when contrasting the superficial, positive views of the doctor with the metaphysic system of Césaire Lenoir. It is this metaphysical tendency, common to both, Poe and Villiers, that bestows such a special charm upon their tales, softening the outlines of their personages with an iridescent, spiritual glow, creating a mystic atmosphere, in which reality goes lost and ideas become the only reliable truth. From this methaphysical standpoint of the authors derives also the peculiar poetry of some characters, of Akédysséril and Ligeia, of Claire Lenoir and Morella. Consequently the spiritual powers of man become the rulers of the surrounding reality; Will becomes the master of Death; in spite of the fatal law Césaire Lenoir returns from the eternal Shadows to take his revenge of Sir Henry Clifton, Véra comes back from the ancestral tomb, scorning the grim motto "Pallida Victrix", just as Ligeia and Eleonora return from the regions of the departed. We shall here remark, as regards the power of Will, that Poe, entering the deepest recesses of the soul, discovered the bizarre maladies of this sublime faculty; the diseases of Will and Imagination are the strange gems adorning such literary jewels as The Fall of the House of Usher, Berenice, The Imp of the Perverse. Villiers did not enter these poisonous caves and in his work we find the intellectual powers exalted, without being contrasted with disordered psychological states. But Villiers too, as Poe, is waging war to materialism; both of them were nostalgic souls, yearning towards the Absolute, the Perfect, perceiving through the dim veil of Nature a supernatural Beauty, feeling in their inmost heart the sublimity of man's immortal hopes. More than Poe, Villiers makes us aware of the supreme human desire: the elevation towards eternal light; in the sinister shadow of death Akédysséril descries the reflection of another world; Claire Lenoir, Mademoiselle d'Aubelleyne, Paule de Luçanges, wait with eager expectation for the hour which will disclose the splen

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