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Auch unter den Vertretern der Wissenschaft reisst der gegenwärtige Krieg gewaltige Lücken. Die Blüte wehrhafter Manneskraft, die Hoffnung der Zukunft ist es dazu, die die schwersten und blutigsten Opfer auf sich nehmen muss. Wenn lebensfrohe Jugendkraft gepaart mit reichem Talent in den Staub sinkt, so ist der Verlust doppelt schwer. Gilt das Opfer dem Vaterlande, so wird es dadurch gewiss erträglicher, aber schmerzlich bleibt es dennoch. Unter den vielen, die in weiten Kreisen, in der Schule, in der Wissenschaft, unter den Freunden und nicht zum wenigsten in der eigenen Familie schmerzlich werden vermisst werden, ist auch der junge und hoffnungsreiche Anglist Eugen Borst, der besonders den Lesern der Englischen Studien wohlbekannt sein wird. Eine liebenswürdige Persönlichkeit, ein Mann von feiner Denkart, von Lebensmut und freudigem Schaffensdrang ist in ihm dahingegangen. Am 23. September d. J. hat ihn bei Markirch in den Vogesenkämpfen das feindliche Geschoss getroffen, als er seiner Kompagnie voranstürmend die todesmutige Schar in das Feuer führte. Sein Leben war ein Kampf und im Kampf ums Vaterland, um Deutschlands Ehre und Existenz hat es seinen Abschluss gefunden. Der Name des Tapferen wird unvergessen sein in der Geschichte dieses opferreichen Krieges und unvergessen wird er bleiben in der Wissenschaft. Seine Interessen hier lagen in erster Linie auf sprachgeschichtlichem Gebiet, dem auch seine wertvolle

Dissertation über die Gradadverbien im Englischen (A. F., Heft 10) entnommen ist (1902). Sie hat reiche Anerkennung gefunden und sie hat sie verdient. Sprachhistorische Probleme übten jederzeit eine besondere Anziehungskraft auf den Verfasser aus, die zu forschender Arbeit und eigener Produktion anregten. Seine Aufsätze über den Split-Infinitive, über den Pro-Infinitive, über die Stellung des Adverbs bei Chaucer und nicht minder seine unermüdliche Rezensionstätigkeit zeigen, wie er allezeit bemüht war, sich mit der Wissenschaft in Fühlung zu halten und sie durch eigene Leistungen zu fördern. Neben der englischen Philologie pflegte er mit Vorliebe germanistische Studien und ging gern etymologischen Fragen über traditionelle Sprachigefüge nach. Die Ergebnisse seiner Studien pflegte er in Kluges Zeitschrift für deutsche Wortforschung niederzulegen. Wenn ihn naturgemäss auch das Kleine und Kleinste interessierte im sprachlichen Werden, so absorbierten doch Einzelerscheinungen nicht sein wissenschaftliches Denken, auch bewegte sich dieses nicht innerhalb der engen Grenzen des Faches. Sein Aufsatz über Humanistische und realistische Bildung in England zeigt, wie er gelegentlich allgemeinere Fragen des Unterrichts und der Pädagogik durch vergleichende Betrachtung zu fördern wusste. Er war ein moderner Schulmann und Wissenschaftler zugleich und war so in der Lage, in die unsere Zeit beschäftigenden Fragen über die neusprachlichen Bedürfnisse auf Schule und Universität tiefer hineinzuschauen. Auch ihm war es zur Gewissheit geworden, dass die Oberrealschule als Vorbereitungsanstalt für den Neusprachler den Fachinteressen nicht entspricht. Ihr Besuch bedeutet für den künftigen Neuphilologen nicht nur einen wesentlichen Zeitverlust und Umweg, sondern sie ist für die begabten und strebsameren Kandidaten auch nach seiner Erfahrung eine Enttäuschung. Die Ueberzeugung, die er während einer längeren Unterrichtstätigkeit an einer Oberrealschule gewonnen hatte, festigte sich noch mehr, als er als Prüfungskommissar bei dem im Herbst jeden Jahres in Stuttgart stattfindenden Professoratsexamen mitzuwirken hatte. Obwohl er ungewöhnlich jung war für diesen verantwortungsvollen Posten, so zeigte es sich jedoch bald, dass er den ihm als Examinator gestellten Aufgaben gewachsen war; das Vertrauen der Behörde erwies sich als vollauf gerechtfertigt. Wie fruchtbar und glücklich die Verbindung von Wissenschaft und Praxis in seiner Person geworden war, beweist auch die jüngst erschienene Neubearbeitung des Lehr- und Lesebuchs von Ph. Wagner, das in der letzten, fünften Auflage in jeder Beziehung durch seine Arbeit wesentlich gewonnen hat. Die Werte die sein pädagogisches Geschick, sein Wissen, seine sympathische Persönlichkeit darstellten, sind für die Schule, für die Forschung und sein Heimatland in

den verschiedensten Richtungen fruchtbar geworden. In der kurzen Spanne Zeit, die ihm vergönnt war, hat er mehr geleistet als andere, denen der Lebensweg leichter gemacht war als ihm. In dem Gefühl tiefster Dankbarkeit und dauernder Wertschätzung werden wir des tapferen und schaffensfrohen Mannes allezeit gedenken. Die Bildungswerte, die er geschaffen, tragen keimende Saat in sich und fördern Leben und Gedeihen der Gesamtheit, für die er gelebt und gekämpft.

Literarischer Nachlass.

A. Werke.

Die Grad adverbien im Englischen, Heidelberg 1902 (Anglistische Forschungen, Heft 10), Tübinger Dissertation.

Neubearbeitung des Lehr- und Lesebuchs der englischen Sprache von Ph. Wagner, 5. Auflage, Stuttgart 1914.

B. Aufsätze und Beiträge in Zeitschriften.

a) Split-Infinitive, Engl. Studien 37, 386-393 (1907).
Pro-Infinitive, Engl. Studien 39, 413–418 (1908).

Zur Stellung des Adverbs bei Chaucer, Engl. Studien 42, 339-362 (1910).

The World (Death)

An Inn, Engl. Studien 38, 135–137 (1907). The King's English, Engl. Studien 38, 455-457 (1908).

b) Glänzendes Elend, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 9. Mai 1907. Halkyonische Tage, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 10. März 1908.

In weiterer Ausführung: Frankf. Ztg. 10. Dezember 1909.

Thron und Altar, Kirche und Staat, Epoche machen, Zeitschrift f. dtsch. Wortforsch. 10. September 1908.

Heimweh, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 11. Februar 1909. Das Jahrhundert der Projekte, Glänzendes Elend und kein Ende, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 11. Dezember 1909.

Tonangebend, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 12. Juli 1910.
Sterbenskunst, Zeitschr. f. dtsch. Wortforsch. 12. Dezember 1910

C. Rezensionen.

The King's English (Oxford, Clarendon Press), Engl. Studien 39, 284-286.

Karl Breul, Students' Life and Work in the University of Cambridge, Engl. Studien 40, 151 (1908).

Jacob Zeitlin, The Accusative with Infinitive, Engl. Studien 40, 243-250 (1909).

Arthur Adams, The Syntax of the Temporal Clause in Old English Prose, Engl. Studien 40, 408-411 (1909).

Karl Jost, Beon und Wesan, Engl. Studien 41, 79-83 (1909). Joseph Keilmann, Dativ und Akkusativ beim Verbum, Engl. Studien 41, 91-97 (1909).

Paul Heyne, Englisches Englisch, Engl. Studien 41, 156-158 (1909). August Western, On Sentence-Rhythm and Word-Order in Modern English, Engl. Studien 41, 400-401 (1910).

John Ries, Die Wortstellung im Beowulf. Engl. Studien 42, 93 bis 101 (1910).

F. W. G. Foat, Grammatical English, Engl. Studien 42, 129–130 (1910). Max Kleinschmidt, Wissenschaftlicher Lehrgang der englischen Sprache, Engl. Studien 42, 133–134 (1910); Polemisches hierzu Engl. Studien 42, 465-466 (1910).

Mason's New English Grammar, Engl. Studien 42, 135-137 (1910). A. Trampe Bodtker, Critical Contributions to Early English Syntax. First Series; Engl. Studien 42, 258-259 (1910); Second Series 43, 109 (1911).

Wilhelm Hübner, Die Frage in einigen mittelenglischen Versromanen, Engl. Studien 43, 264 265 (1911).

W. H. Wells, English Education, Engl. Studien 44, 147 (1911). Max Walter, Englisch nach dem Frankfurter Reformplan, Engl. Studien 44, 147-148 (1911).

R. J. Russell, English taught by an Englishman, Engl. Studien 44, 153-154 (1911).

Birger Palm, The Place of the Adjective Attribute in English Prose, Engl. Studien 44, 242-246 (1912).

Alfred Akerlund, On the History of the Definitive Tenses in English, Engl. Studien 44, 384-386 (1912).

E. Kruisinga, A Grammar of Present-Day English, Engl. Studien 44, 388-390 (1912).

J. A. Froude, History of the Armada ed. by Pearce, Engl. Studien 44, 441 (1912).

Fredrik Gadde, On the Suffixes -ery, age, -ment in English, Engl. Studien 45, 75—77 (1912).

André Courmont, Studies on Lydgate's Syntax in the Temple of Glas, Engl. Studien 45, 77-80 (1912).

G. Krüger, Unenglisches Englisch, und zwei weitere Besprechungen von L. Pommeret, Method for Teaching the English Language, und R. J. Russell, English taught by an Englishman, Engl. Studien 45, 149 bis 153 (1912).

Langenscheidts Taschenwörterbuch der englischen und deutschen Sprache, Engl. Studien 46, 136–137 (1912).

Friedrich Stroheker, Doppelformen und Rhythmus bei Marlowe und Kyd, Engl. Studien 47, 77-79 (1913).

Theodor Prosiegel, Die Grundsätze der Methodik des englischen Unterrichts, Engl. Studien 47, 116–117 (1913).

Alfred S. West, The Revised English Grammar (for Beginners), Engl. Studien 47, 123-124 (1913).

Reform in Grammatical Nomenclature, Engl. Studien 47, 228-230 (1914).

Tübingen.

W. Franz.

Literaturberichte und Anzeigen.

Germanus, Britannien und der Krieg. Heidelberg, Carl Winters Universitätsbuchhandlung. 1914. 64 S.

Unter den vielen Flugschriften, die der gegenwärtige Krieg hervorgerufen hat, scheint mir die vorliegende eine ganz besondere Beachtung zu verdienen, weil der Verfasser, der seinen Namen nicht nennt, offenbar ein sehr guter Kenner des englischen Volkscharakters und der englischen Geschichte und Kultur ist und, ohne sich in Uebertreibungen zu ergehen, die Dinge so schildert, wie sie tatsächlich sind. Verfasser sucht die Gründe darzulegen, weshalb England, das doch auch uns während der langen Jahre des Friedens in geschäftlicher und kultureller Beziehung so viel verdankte, sich zum Kriege gegen uns entschlossen hat. Aber ein Gefühl der Verpflichtung gegen ein Nachbarvolk kennt der Engländer nicht. Die früher von den Briten so hochgeschätzten Begriffe gentleman, fairness, common sense sind in den weitesten Kreisen verkümmert oder verwildert, wahrend cant und bluff sich immer mehr breit machen. Der Puritanismus, der England gross gemacht hat, ist allmählich zerbröckelt. Der Brite hält sich für ein Werkzeug der Vorsehung, für einen Auserwählten und Schützling des Himmels, der auf die Güter dieser Erde den ersten Anspruch hat. Auf den foreigner sieht er, so lange er seine Kreise nicht stört, mit Gleichgültigkeit und Abneigung herab; sobald er seiner Herrschsucht und Begehrlichkeit entgegentritt, verfolgt er ihn mit glühendem Hass. So hat auch Deutschland sich den unversöhnlichen Hass Englands nur dadurch zugezogen, dass es den Anspruch stellte, „neben ihm zu existieren, zu arbeiten, mit friedlichen Mitteln seinen Wohlstand zu mehren, neue Kulturwerte zu schaffen und sich kolonial auszudehnen“ (S. 14). Die grosse Masse des englischen Volkes kennt Deutschland nicht und kann es nicht kennen, da sie von einer deutschfeindlichen Presse aufgehetzt wird. Nur kleine Kreise arbeiteten an einer Verständigung; die englische Regierung hielt sich zurück. Dem Briten fehlt auch die Möglichkeit, eine andere Nation richtig zu beurteilen, weil er bei seiner Selbstgerechtigkeit und seinem nationalen Hochmut nur das, was er tut und denkt, für das allein Richtige hält und alles, was in diese britische Schablone nicht hineinpasst, überhaupt nicht versteht. Aufrichtigkeit in politischen Dingen hält der englische Diplomat für einen Fehler oder eine Sünde und darum ist er auch misstrauisch gegenüber den offenen und ehrlichen Erklärungen Deutschlands. Britannien wusste, dass das deutsche Volk und der deutsche Kaiser ernstlich den Frieden wollten; aber für England war der Krieg eine längst beschlossene Sache, und es kam nur darauf an, Deutschland vor aller Welt ins Unrecht zu setzen. Die eng

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