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Fragen und Vorschläge zur Behandlung der englischen Grammatik.

Die folgenden Erörterungen sind der Ausdruck der Nöte und Zweifel eines Suchenden, dem es nicht gelingen will, mit sich selbst ins Reine zu kommen. In frühern Artikeln habe ich allerlei englische Lehrbücher von verschiedenen Gesichtspunkten aus ziemlich scharf kritisiert und gegen gewisse Methoden des fremdsprachlichen Unterrichts gewettert. Dort war ich mit mir selber einig und konnte aus einer tiefen Ueberzeugung heraus schreiben. Wenn ich es jetzt unternehme, ein Kapitel zu behandeln, bei dem dies nicht der Fall ist, so tue ich es, um der innern Unsicherheit Herr zu werden, vielmehr als um die Reihe meiner Aufsätze vollständig zu machen. Es sei vorausgeschickt, dass ich an den vorhandenen Sprachlehren im allgemeinen viel weniger auszusetzen finde als an den Lesebüchern. Es gibt keine, die nicht viele vortreffliche Beobachtungen und Fingerzeige bietet; keine, die wirklich gefährliche Unrichtigkeiten enthält; keine, die zu einem erspriesslichen Unterricht nicht hinreichend wäre. Es scheint, dass der deutsche Schulmann mehr auf eine gute Grammatik hält als auf gute Texte, mehr Sinn hat für die Regel als für den Ausdruck und die Form.

I. Zuerst die Grammatik des Anfängerkursus. In den führenden und fortgeschrittensten Lehrbüchern wird von allem Anfang an das Lesestück der Belehrung vorausgeschickt; die sprachlichen Erscheinungen und Regeln, gleichviel welcher Art, werden aus den gelesenen und gelernten Sätzen erst nachträglich abgeleitet. In einem ganz modernen z. B. findet sich die Gegenwart des Zeitworts so dargestellt:

I take up a pen

You stand up

The master enters

Zeitschrift für franz. und engl. Unterricht. Bd 13.

7

He goes to the table

She teaches English

The monitor shuts the windows

We see the door to our right
You come in

They repeat the sentences.

Eine andere Vorlage wird nicht geboten, und das Verfahren ist durchweg dasselbe. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die ersten Lesestücke fast ohne Rücksicht auf die Grammatik abgefasst werden. Es wäre unsrer fortgeschrittenen Zeit unwürdig, mit bescheidenen Einzelsätzen zu beginnen. In dem berühmten English Student wird mit einem Gespräch begonnen, das die folgenden grammatischen Erscheinungen bietet (der vorausgegangene Lautierkurs tut sozusagen nichts, um darauf vorzubereiten): pulling; P. rings, doesn't he?; get dressed; have you forgotten? what the Doctor said; about being punctual; I won't be; don't you see?; it has dropped; are you ready?; I'm coming; Bob's head; eyes, minutes; more punctual; quickly; my, your, his; it (Akk.). Ich habe nie mit diesem Buch unterrichtet und weiss nicht, wie leicht oder wie schwierig sich ein solcher Anfang gestalten mag. Ich bin für ein vorsichtigeres Vorgehen. Die englische Grammatik ist, soweit sie für den Anfang in Betracht kommt, so überaus einfach, sie lässt sich in solch kurzer Zeit bewältigen, dass es schade scheint, diesen Vorzug nicht dadurch auszunutzen, dass man nichts überstürzt. Ich meine, man sollte bescheidentlich von vorn beginnen und stets die im Lesestoff zu bietenden grammatischen Formen zum Voraus behandeln. Es hat allerdings auch etwas für sich, einen Reiseführer zu lesen, nachdem man das Land bereist hat; dennoch ist es zu empfehlen, sich vor der Reise auch ein bisschen zu erkundigen, und so, glaube ich, verhält es sich auch im Unterricht. Geradeso wie man die Aussprache in einem mehr oder weniger systematischen Lautierkurs zum Voraus lernt und übt, dürfte man auch die wichtigsten, unentbehrlichsten grammatischen Erscheinungen vorbereitend an geeigneten Beispielen durchnehmen: Gegenwart und Vergangenheit des Zeitwortes, Mehrzahlbildung und Deklination des Hauptwortes, persönliche, besitzanzeigende und hinweisende Fürwörter, Stellung und Steigerung des Eigenschaftsworts. Warum sie nicht mit der Darbietung der Aussprache verbinden? Die Aussprache eignen die Lernenden sich an, indem derselbe Laut recht oft wiederholt wird; dies geschieht am besten bei der Konjugation von Verben; auf fünf Laute kommen so

fünf Verben, und daraus ergibt sich Geläufigkeit nach beiden Seiten. Das wäre ein Vorteil. Die Grammatik ist zum guten Teil eine Sache von Endungen; im Ausspracheteil muss auch darauf hingewiesen werden, wie Endungen auf die Laute und deren Darstellung einwirken: was ist da natürlicher, als mit der einen zugleich auch die andere Erscheinung zu behandeln? Die Steigerung des Adjektivs z. B. wird da angebracht, wo es darauf ankommt, zu zeigen, wie das einsilbige Wort mit offener Schreibsilbe durch eine angehängte Endung zweisilbig wird und was für ein Wortbild daraus entsteht: late later latest. In dasselbe Kapitel gehört dann auch die Vergangenheit der regelmässigen Zeitwörter: blame blamed, use used, like liked. So weit ginge die erste Stufe. Die zweite bringt uns zur Verneinungs- und Frageform, zuerst bei to have und to be, dann bei den Hauptverben (do = U-Laut); gleichzeitig kommen die fragenden Fürwörter an die Reihe: who, whom, whose (U-Laut). Darin wird man sich allgemach einig, dass die englische Aussprache eingehende Behandlung und gründliche Uebung erfordert; es wird sich auch die Einsicht durchsetzen, dass auch das Verständnis für die Schreibung, das Wortbild, gleich von Anfang an herausgebildet werden sollte. Für diese Dinge aber schaffen wir Raum und Gelegenheit, indem wir sie mit den Grundlagen der Formenlehre verbinden. Das erheischt allerdings den Verzicht auf jene Freiheit des Gebahrens, die man in so vielen Elementarbüchern. füglich bewundern darf: wir müssen uns zu Einzelsätzen bequemen oder doch zu kurzen, oberflächlichen Zusammenhängen. Damit sind wir glücklich bei dem Gespenst der Langweiligkeit angelangt. Früher hatte man vor diesem Schrecken viel weniger Angst. Unsere Kollegen von den klassischen Sprachen dürfen auch heute noch nicht allzu laut davon reden: da gibt es für den Anfang einfach nichts. anderes als Einzelsätze, und der Lehrer, der sich beklagte, das wäre langweilig und verleide dem Schüler das Fach, würde nur sich selbst. ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Ich möchte nicht den alten Ollendorf wieder aufleben lassen. Im Englischen gelangen wir ja verhältnismässig rasch an der Trübsal Ende. Solang sie währt, d. h. so lang der Stoff an und für sich nichts oder wenig Unterhaltendes bieten kann, wirkt der Reiz der Neuheit, und abgesehen davon, kommt es ganz auf den Lehrer an, ob der Betrieb langweilig wird oder nicht. Das ist eine minderwertige Sorte von Interesse und Lernfreudigkeit, die nur von der Beschaffenheit des Gegenstandes

abhängt. Im Sprachunterricht entsteht eine edlere Art der Anregung dadurch, dass man in den Lernenden das Interesse an den sprachlichen Erscheinungen weckt. Das lässt sich an allen Punkten tun und sollte besonders auch in lateinlosen Schulen eifrig versucht werden. Je lebhafter diese Teilnahme, je mehr sie sich auf alles richtet, was immer vorkommen mag, desto grösser wird auch der erzieherische, charakterbildende Wert des Sprachunterrichts sein. Ich habe in allen meinen frühern Aufsätzen auf diese Seite unsrer Aufgabe hingewiesen. Sie wird nur allzu leicht ausser acht gelassen, und besonders überall da, wo mit dem Köder der Frisch-Frei-Fröhlichkeit der Stoffe nach der Teilnahme der Schüler geangelt wird.

Es lohnt sich sehr wohl, der frühen Einführung der genannten grammatischen Sachen etwas von unsrer Originalität zu opfern und auf einige Zeit mit Einzelsätzen zu arbeiten. Konjugieren und immer wieder konjugieren? Die einfachen Zeiten des englischen Verbs sind ja so leicht im Vergleich zu den andern Sprachen! Allerdings, doch sie haben ihre Widerstände, und ganz erstaunlich zähe. Nur bis das -s der 3. P. E. recht geht, bis nur Frage- und Verneinungsform einigermassen fügsam geworden sind! Gerade über diese Formen wird keine Klasse volle Meisterschaft erlangen, die nicht gedrillt worden ist, ehe sie sich über diese Anfängereien hinaus fühlen durfte. Die wenigsten Lehrbücher tun den Anforderungen dieses Punktes Genüge. Es geht nicht wohl an, es ganz dem Lehrer anheimzustellen, das Nötige aus eigenen Stücken hinzuzutun. Gewiss, die Wandtafel steht schön vor der Klasse, und üben kann man, was das Zeug hält. Nur dass es meist nicht geschieht, wo das Buch nicht den Weg weist. Ich halte nicht viel von. einem Lehrmittel, das dem Lehrer die Verantwortlichkeit überlassen will. Das Buch soll dem Unterrichtenden Mühe, der Klasse kostbare Zeit ersparen dadurch, dass es vorsorgt. Nun hat mir allerdings eine Kollegin den Vorwurf gemacht und es war ihr bittrer Ernst, mein New English Course lasse dem Lehrer nichts mehr zu tun übrig; mit einem solchen Buch könnte ein Stallknecht Englisch geben. Es gibt allerdings mehr Anleitung, schreibt mehr Uebungen vor, als andere; aber die Aussetzung beweist, dass es dem Lehrer noch recht manches überlässt. Es gibt ihm auf, zu merken. worauf es nach des Verfassers Dafürhalten ankommt. Nur der hat ein Recht, ein Lehrbuch für Schulen zu verfassen, der jeden Zoll des Weges kennt, alle geringsten Steigungen und Krümmungen

wahrnimmt, jeder kleinsten Tücke vorbeugt; der weiss, wo Vorsicht und langsames Gehen geboten ist. Er muss sich herausnehmen, es am besten zu wissen, und dass er es am besten weiss, das kann er zeigen, indem er als zuverlässiger Führer auf hundert und tausend Dinge aufmerksam macht, wachsam auf Schritt und Tritt, stets darauf bedacht, keine Gelegenheit, keine Möglichkeit zu versäumen.

Das Zeitwort bleibt auf lange Frist das ausgiebigste Gericht. Auf Einzelheiten der Zubereitung will ich nicht eingehen. Eine Lücke weisen die Elementarbücher auf, die, nachdem alle Zeiten und Formen gelernt sind, keine gute schematische Uebersicht geben, um dem Lernenden die Verhältnisse des ganzen Systems deutlich zu machen. Es ergibt sich die folgende Einteilung: Imperfect und Perfect Tenses, Active und Passive Voice, Indefinite und Definite Form. Wir würden also für jede Zeit acht Formen bekommen: he carries, is carrying, is carried, is being carried, has carried, has been carrying, has been carried, has been being carried. Da aber die Definite Form fast nur in den einfachen Zeiten und im Aktiv vorkommt, lohnt es sich nicht, das Schema damit zu beschweren. Vier Spalten auf einer einzigen Buchseite reichen aus. Die Konjugationstabelle meines Elementarbuches sieht ungefähr so aus:

[blocks in formation]

he will carry

she would carry

if we carried

if we were carry

she will be carried we shall have car- you will have been carried

ried

F. Conditional.

we should be car- you would have they would have
ried
been carried

carried

G. Past Subjunctive.

if you were car- if they had carried if I had been carried

ried

ing

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