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waren mit ihren Feuertempeln weniger an ein Va= terland geheftet, da der Pallast Df hemshids nur ein Heiligthum ihrer Staatsverfassung gewesen zu seyn scheinet. Und doch, wie sehr hat auch dieß Volk eben in seinen Urgegenden auf manche zum Theil noch unerkannte Art fortgewirket! Die Hö hLen und Tempel des obern Aegyptens find längst eine Wohnung der Nachtvögel und Râuber; die Wirkung derselben aber, ihre sogenannte Weisheit, ihre Geheimnisse, ihre Symbole, wie weit umher ist sie verpflanzt! in welche Formen ist fie metamorphosirt worden! Endlich die armen Kryp-te n des Jüdischen Landes, ursprüngliche Höhlen der Troglodyten, nachmahls Gråber der Könige und der Reichen, zu wie Manchem haben sie Anlaß gegeben, was ohne sie schwerlich auf so viele Völker verbreitet wåre! In diesen - unterirdischen Grüften war eine Versammlung der Våter, ein Todtenreich (Scheol) voll ewigen Schattenlebens. Hier floßen Bäche Belials: hier nagte der Tod; hier in diesen Felsenklüften ward Auferstehung geof= fenbaret. Wåre, wie in Indien, im vordern Asien der Körper verbrannt worden: so wäre wahrscheinlich die Idee der Seelenwanderung auch hier entstanden oder fortgepflanzt worden, und die Vorsehung hätte fich auf einer andern Stelle der Erde einen Geburtsort trostreicher Hoffnungen, deren das bedrückte Menschengeschlecht bedurfte, erwählet. So allenthalben. Keine Wirkung, die durch ewige Denkmahle ins Herz der Menschen gebaut werden konnte, hat ihres Zweckes verfehlet. Laffet uns z. B. hören, wie ein armer Ifraelit nach einer 1200jährigen Verbannung fich nach den nackten Gebirgen, den Gråbern und

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Denk:

Denkmahlen seines uralten, von ihm nie gesehenen Vaterlandes sehnet. *).

Seufzer nach den Denkmahlen des heiligen

Landes.

Eine Elegie.

Haft

aft du vergessen der Deinen, die jammernd schmachten in Fesseln?

Zion, vergiffest du jener unschuldigen Schaar, Eines Restes der Heerde, die sonst in ruhigen Tha

lern

Bor bir weidete; jest fremd und entfernet von

Dir.

Nimmst du den Frieden nicht an **), mit dem von jegs

licher Seite

Sie dich grüßen, wdhin irgend ein Treiber sie

1.

trieb ?

Jehudah Hallevi hieß er, der ueberseger oder Verfasser des Buchs Kosri. Er lebte im zwölften Jahrhunderte, einer der größten Bes drückungszeiten seines Volks; daher man ihm die heftigen Stellen verzeihen wird, die ihm der Schmerz gegen andre damals lebende Völker auss preßte.

**) Der gewöhnliche Friedensgruß mehrerer morgenländischer Völker.

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Ach den Gruß eines Sklaven, der noch in den Fesseli

Baget: es rinnen

(Wie der Thau vom

zu hoffen

ihm Zähren nach Zähren hinab Hermon in nächtlichen Tropfer

hinab rollt;)

Glücklich, könnt' er sie nur weinen in Deinen
Schoos!

Könnte mit ihrem Bade nur Deine verddeten Hügel Feuchten! und dennoch nein! sinket die Hoffnung ihm nicht.

Wenn ich dein Elend beweine, so gleich' ich der nächtlichen Eule;

Harfe des Dankes wird Harfe der Freude, mein

Herz,

Denk ich deiner Erlösung.

Beth El, heilige

Ståtte *),'

Heilige Hallen, wo einst sichtbar der Ewige sprach, Wo die azurnen Thore des Himmels sich nimmer ver:

schlossen;

Sonne, Mond und Geftirn wichen dem herrlichen

Glanz

Sottes. Könnt' ich ergießen mein Herz, wo des Ewigen Geist sich

Auf der Jünglinge Schaar, Israels Jünglinge

goß.

Seliger Ort! dem höchsten der irdischen Throne zu heilig,

*) Ein schönes poetisches Bild. Sein ganzes veröde tes Land redet der Dichter als den nackten Stein an, auf welchen der Stammvater seines Volks, Jakob, einst das Haupt legte, darüber den offnen Himmel sah, und die Verheißung des Ewigen hörte.

Kur dem Schöpfer geweiht, nur des Erhäbensten

Thron;

(Ach, und entweihet jest von verwegenen Knechten!) könnt' ich

Einsam irren umher, Zion, in Trümmern von dir; Könnt' in trauriger Stille, auf dunkeln Fittigen schwe

bend,

Zu Dir tragen mein Herz, welk und vom Jammer

geknirrscht,

Könnte mit meinem Angesicht dort hinsinken zur Erde,

Fest anschließen die Stirn an den gesègneten Staub, Und aufrichten sie dann zu den Gråbern meiner vers wes'ten

Våter, anstaunend jest Hebron, der Könige Grab, Euch, ihr Berge, die ihr die größesten Lichter der Welt decki;

3ion, so athme ich Aether der Geister in Dir. Nackt und entsohlet würd' ich mit Wollust suchen den

Erdgrund,

Der, sich eröffnend, Dich, Lade des Bundes, em

pfing,

Dich in den dunkeln Schoos, du Heil'ges der Heiligen, aufnahm,

Daß des Verruchten Hand nimmer entweihete dich. Hingestreuet des Hauptes Schmuck auf deine Gefilde, Båre Verwünschung mir, mir dem Verzweifelne den Troft.

Jede Verwünschung, womit ich den Tag des Jammers belege,

Der dich verddet, o Land, wäre mir einzige Luft; Sonst ist jede mir schnöde, so lang'ich von Hunden den

Löwen *),

*) Bey dieser Stelle soll fünfzigsten Jahr seines

der Verfasser, da er im Alters nach Palästina

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Der du den Kelch der Trübsale mischest, halt', o Er:

barmer,

Halt' ein wenig !

Gefüllt ist er mit bitterem

Trank.

Laß mich erhohlen mich, und allen Jammer noch Ein

mal

Fühlen, und gieße den Reft völlig dann über mich

ans.

Krone der Schönheit, ermuntere dich. Erwach', o Geliebte,

Denke, Sion, der Huld, denke der Liebe zu dir, Welche die Herzen deiner Gespielen mit mächtigem Reiz

zieht,

Daß dein Wohl sie entzückt, daß sie dein Jammer

betrübt.

Aus der Gefängniß Kluft sehnt ihre Seele zu dir fich; Knien fie nieder; zu dir neiget sich sehnend ihr

Haupt.

Nimmer vergiffet die Heerde, von jenen Höhen vers scheuchet,

Deiner Hürde; sie denkt ihrer im dunkelsten Thal,

gezogen war, und mit zerrissenem Kleide, mit entblößten Füßen diese Elegie singend, Jerufalem betreten hatte, sein Leben gewaltsam verloren haben. Vielleicht nur eine ausschmückende Tradition, um diese Stelle recht zu bezeichnen.

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