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eigenhändig geschrieben haben sollte! ,,Quippe klagt Trithem in obigem Briefe qui tam indesinenter, tam continue, tamque studiose operi coepto semper institi, ut non solum visui meo prius optimo valde nocuerim: sed omne quoque corpus meum et vires continua nimium debilitaverim sessione, multosque importunitate scribendi morborum contraxerim nodos! Kein Wunder, denn Trithem hatte 54 volle Monate daran gearbeitet und geschrieben: Mensibus quinquaginta quatuor continue in hoc opere desudavi." Wer es immer betrachtet, muss über die Riesenarbeit erstaunen!

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5) Als äusseres Merkmal, dass dieses Exemplar das Hirsauer gewesen sein müsse, erscheint die bereits oben angegebene Ungleichheit des Einbandes an den beiden Bänden, die dadurch entstand, dass der erstere bereits im Jahre 1511 nach Spanheim abgegangen war, indessen der zweite erst 1514 in Würzburg gebunden werden konnte, ohne dass der erstere als Musterband vorgelegen hätte! So band der Buchbinder blos nach seiner Erinnerung!

6) Dahin zielt auch die Einrichtung des zweiten Bandes, der am Schlusse, wie bemerkt, so eingerichtet ist, dass sogleich unmittelbar nach Trithems letztem Worte sein zukünftiger Fortsetzer fortfahren konnte, wesshalb Trithem nicht einmal einen Schlusspunkt, weil nicht passend, beifügte.

Angesichts solcher Merkmale wäre es nun wünschenswerth, ein noch weiteres Merkmal zu finden, darauf hindeutend, dass die zwei vorliegenden Bände wirklich die Reise nach Weingarten gemacht haben mögen. Und wirklich fand Schreiber dieser Zeilen zu seiner Ueberraschung ein solches Merkmal! Bei genauer Durchlesung der Bände fand er nämlich im ersten Bande folgendes gedruckte jedoch noch nicht ausgefüllte Formular eines Weingartner Beicht- und Communion-Scheins, welcher lautet:

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Dieser Schein zeugt untrüglich dafür, dass derjenige, der ihn den Annalen als Buchzeichen einlegte, auch im Kloster Weingarten sich selbst befunden haben müsse, da solche unausgefüllte Zeugnissformulare lediglich nur im Kloster selbst erhalten werden konnten. Ebenso sicher deutet aber auch die Zahl 163- auf die rechte Zeit des Schwedenkrieges, dem Abt Wunibald in Weingarten zu entgehen suchte!

Ist obiger Beweis nun nach Möglichkeit erbracht, so ist ferner zu beweisen, dass

II.

Das S. Gallener Exemplar wirklich aus dem dermalen in München befindlichen abgeschrieben worden sei.

Dieser Beweis kann wirklich evident erbracht werden, denn 1) stimmt der S. Gallener Druck dem Textlaute nach durch und durch mit dem Münchner Exemplar, nur dass die Orthographie nach Art der Ausgaben des XVII. Jahrhunderts gestaltet ward, und einigemale die Marginal-Inhalts-Angaben übersehen wurden.

2) Der S. Gallener Druck giebt selbst die mancherlei Correcturen, welche eine etwas spätere Hand über Trithems Text setzte, oder Zusätze, welche selbe machte.

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3) Schlagend aber lässt sich solches aus Tom. II. pag. 254 der Ausgabe nachweisen, wo selbst eine sich speciell auf unsern Codex beziehende Randbemerkung abgedruckt erscheint! Nämlich,,Ad verbum: Hoc quoque bellum sub Wichardo III Abbate Hirsaugiense Auctor prosequitur fol. 133." Diese Folio-Angabe (wobei jedoch der letzte 3 verdruckt ist) bezieht sich, nicht von Trithem sondern von etwas späterer Hand geschrieben, auf den Codex der Hof- und Staatsbibliothek, wobei bemerkt werden muss, dass das angerufene Blatt 135 sich pag. 299 des Druckes finde. Dasselbe gilt auf dieser Druckseite von dem Wort „Wiemgövv." welches aus der irrig gelesenen späteren Randglosse,,Wirmgöw" entstand, die das Trithemische,,Weringaw" verdrängte. So ist auch das pag. 397 am Rande erscheinende ,,Mechthildis" lediglich Uebertragung eines dem Original gemachten Zusatzes. Es würde zu weit führen, diese vielen wirklich oft überraschenden Einzelnheiten aufzuführen. Allein bei deren Gesammt-Zusammenhalte bleibt kein Zweifel mehr übrig.

Uebrig bleibt aber noch die Frage, wie dieses Original der Hirsauer Annalen aus der Hand der Abtei in jene des Kurfürsten Maximilian übergegangen sei?

Ob hierüber vielleicht archivalische Nachrichten noch zu erhalten wären, bleibe dahingestellt. Denkbar ist nur der doppelte Fall, dass der Kurfürst, der, wie oben bemerkt, Hirsauer Documente abschreiben und nach München bringen liess, dieses Original der Annalen von dem auf der Flucht, und wie denkbar in Geldverlegenheit befindlichen Abt, der sich aus Noth von diesem lieben Kleinod endlich trennen musste, erkaufte oder vielleicht solches als Unterpfand vorgestreckter Summen erhielt, oder dass nach den bald auf den Brand erfolgten Tod des letzten Abtes die wenigen noch übrigen gleichfalls flüchtigen Mönche dem Kurfürst es unter irgend einer Bedingung als Eigenthum überliessen! Ueber jede weitere Nachfrage oder Rechenschaftablage

waren gleichviel ob der Abt oder ob jene Religiosen beide Theile durch das Brandunglück gedeckt, mochte die Veräusserung des Trithemischen Originals nun vor oder nach den Brandunglück geschehen sein.

Hiermit zerfällt aber auch die von dem Bayerischen Bibliothekar von Oeffele einst an Wundt 1) gemachte Mittheilung in ihr Nichts ,,dass in der ihm anvertrauten Bibliothek ein Exemplar der Chronik des Abtes Trithem, von dem Verfasser eigenhändig geschrieben, wel ches bis zum J. 1622 in Heidelberg gewesen, sich befinde." Es ist dieses offenbar eine Verwechselung der Hirsauer Annalen, die sich nie in Heidelberg befanden, mit dem Hirsauer Chronikon, dessen Autographon sich nach obiger Mittheilung Frehers in Heidelberg befand, und sich jetzt wohl noch in Rom befinden mag.

München besitzt ausser diesen Annalen kein anderweitiges Autographon irgend einer historischen Arbeit Trithems, und befand sich Oeffele in sicherem Irrthume, entstanden aus einer Verwechselung beider Arbeiten. Die Hirsauer Annalen, die München besitzt, konnten nie in Heidelberg gewesen sein, da sie sich noch lange auch dann noch im Besitze des Klosters Hirsau befanden, als die Heidelberger Schätze längst nach Rom abgeführt worden waren.

Es steht sofort mit Bestimmtheit fest, dass das Original der Annalium Hirsaugiensium, von Trithems Hand gefertigt, und dem Kloster Hirsau übergeben, nicht verbrannt, sondern noch in der Hof- und Staatsbibliothek zu München vorhanden und die Quelle des S. Gallener Drucks, so wie der allfallsigen auffindbaren Abschriften sei.

Hamburgische Bibliophilen, Bibliographen und Littera

turhistoriker.

(Vgl. Jahrg. 1853. No. 23.)
VIII.

Friedrich Ludwig Christian Cropp.

Cropp wurde am 20. August 1718 zu Schloss Ricklingen bei Hannover geboren, studirte Medicin und ward am 23. Juli 1740 zu Göttingen Doctor derselben (- Observationes quasdam et conslusiones circa calorem et frigus maxime hiemis 1740, Praeside Joan, Andrea Segnero publice proponet atque defendet... ad diem... Maii. Gotting. (1740). 4. 36(38) SS. Dissertatio inauguralis cogitata quaedam complectens de salutari frigoris in medicina usu. Praeside G. G. Richtero. Gotting. (1740). 4.) Er lebte dann als ausübender

1) Vgl. Wilken Geschichte der Heidelbergischen Büchersammlung. S.216.

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Arzt in Hamburg, wurde dort am 24. Mai 1754 zum Subphysikus erwählt und starb am 21. März 1796. Als Mitglied der kaiserlichen Akademie der Naturforscher (seit 1756) führte er den Namen Criton III. (m. s. Nova Acta phys.-med. acad. caes. Leop-Carol. Tom. I. Norimb. 1757, 4., die Continuatio catalogi dnn. collegarum etc. Anno 1756, Nr. 603, und Cropp's Beiträge S. 266-276). Seine schriftstellerische Wirksamkeit beschränkte sich auf einige kleine Schriften medicinischen Inhalts ').

Unter den Bibliophilen Hamburgs des achtzehnten Jahrhunderts nimmt Cropp eine bedeutende Stelle ein. Seine Bücherliebe hatte jedoch, wie der Katalog seiner Bibliothek lehrt, mit Umsicht gezogene Grenzen und war vorzugsweise auf solche Werke gerichtet, die geeignet waren, seine Studien zu fördern und ihm wirklichen Nutzen zu gewähren. Eigentliche bibliographische Seltenheiten, Drucke des fünfzehnten Jahrhunderts u. dgl. trifft man daher nur in kleiner Anzahl an, obgleich die Büchersammlung nicht arm an Werken war, die der Besitzer gewiss zu hohen Preisen erworben, und die jetzt, zum Verkaufe ausgeboten, noch zu weit höheren angesetzt werden würden.

Cropp besass auch eine reichhaltige Kunst- und Naturalien-Sammlung, welche nach dem 1798 gedrucktem Verzeichnisse, 182 SS., 8., am 2. Mai desselben Jahres öffentlich versteigert wurde; ferner Gemälde, Handzeichnungen und mehr als 50,000 Kupferstiche, worunter über 30,000, chronologisch nach Fächern geordnete Bildnisse (m. s. [Georg Ludwig Eckhardt's] Hamburgische Künstlernachrichten. Hamb. 1794, 8., S. 120); wohin die letzteren gekommen, ist mir unbekannt; sehr viele der Kunst- und besonders der Naturgegenstände kaufte Peter Friedrich Röding und legte mit denselben wahrscheinlich den Grund zu seinem berühmten Museum.

Der Verhaufskatalog der Bibliothek besteht aus fünf Octavbänden, mit dem Titel:

Bibliothecae viri experientissimi Friderici Ludovici Christiani Cropp, medicinae doctoris et reipublicae hamburgensis per XL. et quod excurrit annos subphysici meritissimi Pars I., II., III., IV., V., etc.

Die beiden ersten Bände sind gedruckt Hamburgi, literis Nestlerianis, die drei übrigen literis Meyniis, P. Í., 512, P. II., 620, P. III., 380, P. IV., 248, P. V., 222 SS. Der Verkauf fand Statt d. 6. Februar, d. 21. August 1797, d. 12, März, d. 3. Juli 1798 und den 21. Januar 1799.

Der erste Band enthält Classis I-VI. und Supplementa: Auctores veteres graeci el latini. Nr. 1-368. Philologi, Cri

1) Vgl. Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Ausgearbeitet von Hans Schröder. 1. Band. Hamb. 1851. S. 603.

tici, Grammatici et Lexicographi. Nr. 369-1169. Antiquarii graeci, romani et germanici. Nr. 1170-1461. Libri numismatici. Nr. 1462-1827. Libri theologici omnis generis. Nr. 1828-4082. Libri juridici. Nr. 4083-4540. Supplementa (besonders zu den numismatischen Werken). Nr. 45474646; der zweite Classis VII-X., Supplementa und Anhang: Libri historiam naturalem et physicam illustrantes. Nr. 12561. Libri mathematici. Nr. 2562-3460. Libri philosophici (Philosophie, Staats- und Handlungswissenschaft, Erziehungsund Unterrichtswissenschaft). Nr. 3461-4567. Libri historici, chronologici, genealogici, heraldici, geographici et topogra phici. Nr. 4568-7412. Supplementa. Nr. 7413-7528. Anhang. 10 Nummern; der dritte Classis XI. in V Sectiones, Anhang und Supplementa: Libri medici, Sectio I.: Botanici. Nr. 1-406. (Botanische Werke kommen auch in der Klasse der naturwissenschaftlichen vor.) S. II.: Libri chemici et alchemici. (Hier Materia medica, Pharmakopoeen, etc.) Nr. 407-1664. S. III.: Anatomici. Nr. 1665-2123. S. IV.: Libri chirurgici et artis obstetriciae. Nr. 2124-2687. S. V.: Physiologici, pathologici, diaetetici, etc. Nr. 2688-4048. Anhang. Nr. 4049-4174. Supplementa. Nr. 4175-4201; der vierte Classis XI-XVI. und Supplementa: Libri medici. S. VI.: Practici cum quibusdam omissis theoreticis. Nr. 1-1884. Apparatus dissertationum et tractatuum (aus mehren Fächern). Nr. 1885-2235. Mappae geographicae. Nr. 2236-2283. Hamburgensia. (Viel Handschriftliches.) Nr. 2284 — 2690o. Manuscripta (grossentheils dem siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderte angehörig). Nr. 2691-3148. Musikalische Bücher und Musikalien. Nr. 3149-3284. Supplementa ad P. II. et III. et incompacta varii argumenti. Nr. 3285-3496. Anhang. Nr. 53-413. der fünfte Classis XVI. (XVII.): Historia literaria, literae elegantiores et miscellanea (Litterärgeschichte und Bibliographie; schöne bildende und RedeKünste; Werke aus verschiedenen der vorhergehenden Klassen.) Nr. 1-4182. (Ueberall sind die Bücher nach den Formaten getrennt.)

Diese, absichtlich vollständig mitgetheilte Anordnungsweise ist zwar noch weit davon entfernt, musterhaft genannt werden zu können, dennoch immer besser als diejenige vieler Auktionskataloge der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Die Titelabschriften sind ziemlich genau, aber häufig durch Druckfehler entstellt. Der Bändezahl nach (über 24,000) gehört Cropp's Bibliothek zu den reichsten Privatbibliotheken Hamburgs der neueren Zeit, und einzelne Fächer erscheinen ausgezeichnet gut ausgestattet, z. B. die Naturwissenschaften, die Mathematik und die Numismatik (-in dieser Klasse befinden sich neben grossen Kupferwerken viele kleine, für das Studium der Münzkunde wichtige Schriften und mehrere das

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