Imagens das páginas
PDF
ePub

sachen, die im Ei selbst liegen, zurückgeführt werden müssen. Dadurch wird aber eine besonders von mir früher ausgesprochene Vermutung, wonach die vielfachen pathologischen Figuren, die man in Präparaten von reifenden Eiern so häufig antrifft, als Folge einer zunächst nicht tötlichen Reagenswirkung zu erklären seien, im höchsten Grade unwahrscheinlich gemacht. Denn es wäre doch sonderbar, wenn eine solche Einwirkung das Ei nur bis zu einem bestimmten Entwickelungszustand, und zwar sehr häufig, und von da an überhaupt nicht mehr treffen sollte. Viel natürlicher scheint mir jetzt eine andere Erklärung zu sein, auf die CARNOY 1) hingewiesen hat und die auch ich bereits im ersten Heft dieser Studien (pag. 20) herangezogen habe, die nämlich, daß auf die reifenden, bei der Körpertemperatur des Wirtes sich entwickelnden Eier die Abkühlung, der dieselben vor der Fixierung oft lange Zeit hindurch ausgesetzt sind, pathologisch verändernd einwirkt, während für die sich furchenden Eier, die zu dieser Zeit den Körper des Wirtes in der Regel schon verlassen haben, niedere Temperatur keine Schädlichkeit ist.

Für das genauere Studium der Befruchtungs- und Teilungserscheinungen habe ich nun die Eier nach zwei verschiedenen Methoden fixiert: entweder ich brachte die Eiröhren in Alkohol von verschiedener Konzentration, dem 1 / Essigsäure zugesetzt war, oder in Pikrin-Essigsäure genau in der gleichen Weise und mit der gleichen Weiterbehandlung, die ich im ersten Heft (pag. 11) ausführlich beschrieben habe.

0

Beide Methoden haben ihre Vorzüge und ergänzen sich gegenseitig. Die mit Alkohol-Essigsäure behandelten Eier zeigen eine sehr gute Konservierung ihrer chromatischen Substanz, die in Boraxkarmin eine ganz vorzüglich distinkte Färbung annimmt; dagegen ist von den achromatischen Zellstrukturen nur sehr wenig zu erkennen. In dieser Hinsicht leistete mir umgekehrt die Konservierung in Pikrinessigsäure die besten Dienste, während sie die Kernstruktur, besonders im Zustand des Gerüstes, weniger gut erhält. Auf die großen Verschiedenheiten der Bilder, die sich bei dieser Fixierungsweise ergeben, werde ich im IV. Abschnitt zu sprechen kommen.

1) CARNOY, I. Conférence, II. Appendice. La Cellule, tom. III, fasc. 2.

Seitdem ich das letzte Mal einen lebenden Pferde-Spulwurm in der Hand gehabt habe, sind von verschiedenen Seiten (11, 19, 23) neue Konservierungsmethoden für die Eier dieser Tiere angegeben worden, unter denen besonders die Behandlung mit Eisessig oder Alkohol und Eisessig zu gleichen Teilen eine große Rolle spielt. Leider konnte ich mir wegen Mangels an Material ein auf eigene Erfahrung gegründetes Urteil über den Wert dieser Methoden nicht bilden. Daß sie mehr leisten sollten als diejenigen, welche ich benutzt habe, muß ich nach den Ergebnissen, welche mit denselben erreicht worden sind, bezweifeln.

II. Das Spermatozoon von seinem Eindringen ins Ei bis zur Ausstofsung des zweiten Richtungskörpers.

Die Kopulation der Geschlechtszellen, sowie die weiteren Schicksale des Spermatozoons im Ei hat VAN BENEDEN (3) mit solcher Ausführlichkeit behandelt, daß ich mich auf wenige, teils ergänzende, teils berichtigende Bemerkungen beschränken kann. VAN BENEDEN hat mit einer Fülle von Detail am Ei von Ascaris megalocephala eine spezifische Empfängnisstelle, eine Micropyle, beschrieben, dadurch bedingt, daß die Eimembran an dem einen Ende der Eiachse in einem gewissen, wahrscheinlich zirkulären Bereich unterbrochen ist, so daß das Protoplasma an dieser Stelle als „bouchon d'imprégnation" nackt hervortritt; nur hier soll das Spermatozoon ins Ei eindringen können.

Von allen Beobachtern, die vor oder gleichzeitig mit VAN BENEDEN die Befruchtung der Ascariden-Eier studiert haben, hat keiner von einer solchen beschränkten Imprägnationsstelle etwas wahrgenommen, mit Ausnahme von MEISSNER, der eine Micropyle bei allen Nematodeneiern gesehen haben will. Allein seine Angaben sind mit Recht in Zweifel gezogen worden, und VAN BENEDEN selbst kommt mit allen übrigen Autoren, die dieser Frage näher getreten sind, zu dem Schluß: die Micropyle MEISSNER'S existiert nicht (pag. 153).

Ob nun der von ihm selbst beschriebenen eine größere Realität zukommt, erscheint mir zum mindesten sehr zweifelhaft. Ich habe mich, so wenig wie ZACHARIAS (9), von dem Vorhandensein einer solchen spezifischen Empfängnisstelle am Ascaridenei überzeugen können und schließe mich, was diese Verhältnisse betrifft,

den Auseinandersetzungen des genannten Forschers vollkommen an. Ich habe kopulationsreife Eier von tadelloser Konservierung durch Verschiebung des durch ein starkes Haar gestützten Deckglases nach allen Richtungen gedreht und wohl von allen Seiten betrachtet, trotzdem aber nicht die geringste Spur einer polaren Differenzierung, wie VAN BENEDEN eine solche auf Tafel X zeichnet, auffinden können. Ein einziges Mal sah ich an einem Ei von mäßig gutem Erhaltungszustand eine Anordnung, die man vielleicht als bouchon d'imprégnation" hätte bezeichnen können, wenn nicht das Spermatozoon im Begriff gewesen wäre, an einer davon weit entfernten Stelle einzudringen.

Freilich ist die Versicherung, ein von anderer Seite beschriebenes Verhalten nicht auffinden zu können, jenen positiven Angaben gegenüber von sehr geringem Wert, solange es nicht möglich ist, Thatsachen vorzulegen, die mit jenen Befunden oder wenigstens mit der Deutung, die dieselben erfahren haben, unvereinbar sind.

Solche Thatsachen aber lassen sich hier beibringen, sie bieten sich in jenen allerdings äußerst seltenen Fällen dar, wo mehrere Spermatozoën zur Kopulation mit einem Ei gelangen. Unter der Unzahl von Eiern, die mir bei meinen Untersuchungen zu Gesicht gekommen sind, habe ich nur zwei mit mehr als einem Spermatozoon gefunden, und zwar enthielten beide Eier deren zwei. In dem einen derselben war das Keimbläschen im Begriff, sich zur ersten Richtungsspindel umzubilden, die beiden Spermatozoën lagen noch ziemlich nahe an der Oberfläche und waren um etwa 90° voneinander entfernt. An dem andern Ei waren die beiden Samenkörper erst im Eindringen begriffen, sie ragten mit ihrem hinteren Abschnitt aus dem kugeligen Eikörper hervor und zwar an zwei einander nahezu entgegengesetzten Punkten der Oberfläche. VAN BENEDEN giebt an (p. 145), daß in jenen Fällen, wo zwei Spermatozoën im Ei angetroffen werden, dieselben einander dicht angeschmiegt seien, was für die Ansicht spräche, daß sie gleichzeitig am bouchon d'imprégnation eingedrungen seien. In der That ist wohl anzunehmen, daß in den von ihm beobachteten Fällen beide Spermatozoën an der nämlichen Stelle aufgenommen worden sind. Allein eine solche Annahme ist schon für das erste der von mir beobachteten Eier sehr unwahrscheinlich, für das zweite aber völlig ausgeschlossen. Dieser letztere Befund stellt es außer Zweifel, daß das Spermatozoon an verschiedener und somit wohl an jeder beliebigen Stelle seinen Weg in den Dotter finden kann.

Angesichts dieser teils negativen, teils positiven Ergebnisse halte ich mich für berechtigt, die Micropyle VAN BENEDEN'S für eine Struktur des Eies zu erklären, die mit der Kopulation der Geschlechtszellen gar nichts zu thun hat, wenn sie nicht überhaupt als ein, sei es durch mangelhafte Konservierung, sei es durch Quetschung veranlaßtes Kunstprodukt anzusprechen ist.

Damit aber muß zugleich die Erklärung aufgegeben werden, die nach der Anschauung VAN BENEDEN'S für den normalen Kopulationsvorgang, nämlich das Eindringen eines einzigen Spermatozoons, sich aufstellen ließ. Seine Vorstellungen über die Einrichtungen, welche die monosperme Befruchtung garantieren, sind ungefähr die folgenden: Ei und Spermatozoon sind in einem gewissen Bereich, jenes am bouchon d'imprégnation, dieses im ganzen Umfang des sog. Kopfabschnittes hüllenlos, im übrigen Teil von einer Membran bekleidet. Bei der Kopulation legen sich die membranlosen Stellen der beiden Zellen aneinander; ist der Kopfabschnitt bis zu einer gewissen Tiefe eingedrungen, so kommt der freie Rand der Eihaut mit dem freien Rand der Membran des Samenkörpers in Berührung, und beide Membranen verschmelzen nun zu einer einzigen, der „,membrane ovospermatique" (p. 164). Das Ei ist also nur an beschränkter Stelle für die Spermatozoën zugänglich, aber auch hier nur für ein einziges. Denn das erste, welches diesen Weg findet, verschließt ihn zugleich für alle übrigen.

Für das Spermatozoon kann ich allerdings die Angabe VAN BENEDEN'S, daß die Oberfläche desselben, entsprechend den beiden scharf unterschiedenen Abschnitten, dem Kopf- und Schwanzteil, in verschiedener Weise differenziert sei, bestätigen, wenn ich auch das Vorhandensein einer isolierbaren Membran an dem kegelförmigen Schwanzabschnitt nicht habe feststellen können.

Allein diese Eigentümlichkeit des Samenkörpers kann als Mittel zur Erreichung der monospermen Befruchtung nur unter der Voraussetzung gelten, daß auch am Ei eine entsprechende Differenzierung besteht; sie wird in dieser Hinsicht völlig gleichgültig, sobald es feststeht, daß die Kopulation nicht an eine beschränkte Stelle der Eioberfläche gebunden ist.

Wir müssen, wie ich glaube, für die Ascarideneier gerade so wie für viele andere Eier zu der Annahme greifen, daß das Ei infolge der Kopulation mit dem ersten Spermatozoon eine eigentümliche Veränderung erleidet, die sich fast momentan über die ganze Oberfläche verbreitet und alle übrigen Spermatozoën am

Eindringen hindert. Nur wenn das Ei krank oder durch äußere Einwirkungen vorübergehend in seinen Lebensfunktionen gestört ist, verliert es diese Fähigkeit: es tritt Polyspermie ein. Solche Eier mit 6, 8 und 10 Spermatozoën in den verschiedensten Stadien des Eindringens hat ZACHARIAS (9) beobachtet; er bemerkt (p. 143), daß dieselben im Gerüstwerk ihrer Zellsubstanz, in der Struktur der Dotterhaut und in der Anordnung der Chromatinstäbchen der ersten Richtungsfigur Störungen erkennen lassen. „Es sind also jedenfalls kranke oder abortive Eier gewesen."

Fraglich dagegen dürfte es sein, ob man auch die von mir beobachteten Eier, welche zwei Spermatozoën enthalten, einfach mit der Bezeichnung,,pathologisch" abthun darf. Sichtbare Kennzeichen einer krankhaften Beschaffenheit irgend welcher Bestandteile der Kern- oder Zellsubstanz sind an diesen Eiern durchaus nicht nachzuweisen. Auch ist das eine, welches noch keine merkbare Verdickung der Dotterhaut zeigt, rings von einer großen Anzahl von Spermatozoën bedeckt, von denen doch wohl eines oder das andere hätte zur Kopulation gelangen müssen, wenn dies nicht durch einen Widerstand des Eies verhindert worden wäre. Ich glaube demnach, wir müssen uns für diese Fälle nach einer anderen Erklärung umsehen, und bei einem solchen Versuch werden wir durch ein Verhalten, welches besonders an dem einen der beiden Eier sehr deutlich ausgeprägt ist, sogleich in eine bestimmte Richtung gedrängt. Ich habe oben berichtet, daß an dem einen dieser Eier die beiden Spermatozoën bereits völlig ins Innere eingedrungen sind; sie liegen jedoch der Oberfläche noch ziemlich nahe und sind beide ungefähr gleich weit von derselben entfernt. An dem anderen Ei, aus dessen Oberfläche die beiden Samenkörper mit ihrem Schwanzabschnitte noch hervorragen, während nur der Kopfteil eingedrungen ist, tritt diese zeitliche Übereinstimmung in den Beziehungen derselben zum Ei noch viel deutlicher hervor. Sie legt gewiß den Schluß sehr nahe, daß in diesen Fällen die beiden Spermatozoën auch gleichzeitig zur Kopulation, d. h. in jene intime Beziehung zum Ei gelangt sind, welche sich an den Samenkörpern der Ascariden so charakteristisch durch die Fähigkeit, Farbstoffe festzuhalten, äußert, eine Eigentümlichkeit, welche bereits hervortritt, wenn das begünstigte Spermatozoon noch nicht den geringsten Schritt ins Innere gemacht hat.

Nimmt man mit ZACHARIAS (9) an, daß das Spermatozoon die schon vor der Besamung vorhandene Membran des Eies in beschränktem Bereich auflösen müsse, um eindringen zu können, so

« AnteriorContinuar »