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Virchow (461) legt der Berliner Gesellschaft für Anthropologie einen alten Bulgarenschädel vor, der einem älteren Mann angehört hat, langoval und mässig breit und hoch ist (orthodolichocephal), und der nach Vf.,,wesentlich arischen Charakter" trägt. Er gleicht weder den modernen illyrischen, noch den keltischen Schädeln, dagegen sehr den Schädeln der nördlichen Indogermanen.

Derselbe (463) untersuchte 12 Schädel des Tenimber-Archipels (sowie von den Kei- und westlich von den Arru-Inseln). Unter ihnen waren 4 dolicho-, 5 meso-, 3 brachycephal; sie alle waren hypsicephal und chamäprosop, der Orbitalindex war bei 2 niedrig, bei 3 mittelhoch, bei 7 hoch, der Nasenindex bei 2 lepto-, bei 6 meso-, bei 4 platyrrhin; alle Schädel waren prognath und leptostaphylin. Fünf Schädel der benachbarten Insel Letti zeigten folgende Eigenschaften: es fand sich unter ihnen 1 hyperdolicho-, 1 dolicho-, 2 meso- und 1 brachycephaler: der Höhenindex war nur 1 mal ortho-, 1 mal hypsicephal, alle Schädel waren chamäprosop, prognath und leptostaphylin, der Orbitalindex 1 mal chemä-, 1 mal meso-, 3 mal hypsiconch, der Nasalindex 2 mal lepto-, 1 mal meso-, 2 mal platyrrhin. Vorwiegend waren alle diese Schädel chamäprosop, prognath, leptostaphylin, hypsiconch und platyrrhin.

Derselbe (164) beschreibt eingehend eine im Besitz der Berliner anthropologischen Gesellschaft befindliche Sammlung von Schädeln (28 Stück) aus dem S. Barbara-Archipel (Inseln S. Catalina, S. Cruz und S. Barbara), die im Ganzen sehr gleichartige Züge zeigen. Die Bevölkerung dieser Inseln war der Hauptmasse nach dolichocephal, hypsiconch, leptorrhin und leptostaphylin, dabei chamäcephal oder orthocephal und prognath. Es fand sich einmal ein beiderseitiger Stirnfortsatz der Schläfenschuppe; Stenocrotaphie und epipterische Knochen waren recht häufig; am Hinterhaupt kam je 1 mal vor ein Os incae, ein Os quadratum, ein Os apicis, ein Os interparietale; Hyperostosen der Ossa tympanica kamen bei den männlichen Schädeln 4 mal vor. Daneben fanden sich noch andere zum Theil pathologische Anomalien. Am Skelet zeigte sich eine weitverbreitete Neigung zur Platycnemie; 2 mal war die Fossa pro olecrano durchbohrt, 1 mal bestand ein Trochanter tertius. Pathologische Hyperostosen und Osteophyten waren sehr häufig. Ausser diesen Schädeln des S. Barbara-Archipels legt Vf. der Gesellschaft noch 4 deformirte Schädel, sogenannte Longheads aus Koskimo im NW. von Vancouver Island, vor.

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Derselbe (465) bespricht ein angeblich aus diluvialen Schichten stammendes Skelet eines älteren kräftigen Mannes mit grossem hypsibrachycephalen Schädel und mit beiderseitigem Trochanter tertius. Leider lässt sich aus den vorhandenen Thatsachen Nichts Bestimmtes über die zeitliche Zugehörigkeit dieses Skeletes aussagen.

Derselbe (467) weist darauf hin, dass bei dem Riesenmädchen Lyska Unterschenkel, Knöchel und Fuss verhältnissmässig ungewöhnlich dick sind, so dass sie sich den Verhältnissen der Acromegalie nähern.

Derselbe (474) giebt zunächst eine Uebersicht über die anthropologischen Leistungen Ludwig Wolf's und bespricht dann 3 KebuSchädel, die unter sich bedeutende Unterschiede zeigen, weniger in den Breiten, als in den Indices der Höhe, des Hinterhauptes, der Orbita, sowie der Grösse. Zwei dieser Schädel besitzen ausgesprochene Processus marginales malares. Vf. zieht noch 4 Schädel aus Nachbargebieten zum Vergleich heran; er kommt zum Schluss, dass an der Guinea-Küste recht schwierige anthropologische Probleme vorhanden sind. In dem hier in Frage kommenden Theil derselben fehlt Brachycephalie eigentlich ganz"; auch die fast ausschliessliche Herrschaft der Platy- und Hyperplatyrrhinie ist hervorzuheben, namentlich im Gegensatz zu der grossen und bis jetzt scheinbar ganz gesetzlosen Variabilität des Orbitalindex.

Derselbe (477) legt der Wiener Anthropologenversammlung Tafeln seines Werkes über die amerikanischen Schädel vor und knüpft daran einige Bemerkungen. Die niedrigststehenden Formen finden sich bei den Pah-Utes, bei denen (angeblich) eine Crista vorkommt. Bei Eskimos existiren neben extrem langen und schmalen Schädeln von Erwachsenen viel kurzköpfigere Kinderschädel (dürfte man hierbei sicher Rassenmischung ausschliessen können?). Bei Peruanerschädeln kommt relativ häufig eine Verdickung der beiden Ränder des Annulus tympanicus vor, die den äusseren Gehörgang ganz verschliessen kann. Auch bei nördlichen Küstenstämmen sind diese Exostosen ungewöhnlich häufig. - Bei der Ausführung der Tafeln hat Vf. die Linien in geometrischer Zeichnung mit Lucä's Apparat herstellen lassen, durch Schattengebung aber einen perspectivischen Eindruck zu erzielen versucht. Es ist in der That ein reines Kunststück und weder ich, noch mein Zeichner würden genau die Regel angeben können, wie das gemacht werden soll."

Die Anthropologie der Zigeuner ist noch wenig bearbeitet. Weisbach (481) giebt einen schätzenswerthen Beitrag durch seine anthropometrischen Studien an 52 Zigeunern (Soldaten) von 20-25 Jahren. 39 der Beobachteten stammten aus Ungarn, 13 aus Siebenbürgen. Der Körperbau des Zigeuners ist nach Vf.'s Beobachtungen charakterisirt durch folgende Merkmale: Mittlerer Wuchs und mittleres Gewicht, Haut dunkel, gelblich bis braun, Haar schwarz, schlicht, oft straff, Augen dunkel pigmentirt. Kopf mesocephal, klein, Gesicht mesoprosop, Stirn niedrig, Untergesicht mässig hoch, mit mässiger Breitenabnahme von den Jochbrücken nach auf- und abwärts; Nase mässig

lang, schmal, sehr hoch; Nasenwurzel sehr hoch, Mund mittelbreit, Ohr mässig lang. Hals ziemlich dick und kurz, Rumpf nach unten verschmächtigt, Schultern mässig breit, Thorax tief, seitlich flach, vorn mässig stark gewölbt, seine obere Apertur kurz und mässig geneigt. Becken stark geneigt, sehr wenig tief, klein, sehr schmal, zwischen den vorderen oberen Darmbeinstacheln sehr enge; Darmbeine stark gekrümmt, Hüften breit. Arme sehr kurz, Oberarm kurz und dünn, Vorderarm dünn, mässig lang, gegen die Knöchel nur mässig verschmāchtigt, Hände breit, sehr kurz, mit langem Mittelfinger, mässig langem Daumen und sehr kurzem Handrücken. Beine lang, Oberschenkel dünn und mässig lang, kegelförmig, Unterschenkel sehr lang (etwas länger, als die Oberschenkel), nach abwärts mässig verschmächtigt; Füsse breit und hoch, mässig lang.

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Woldřich (482) theilt eine grössere Anzahl von Beobachtungen mit, die die Existenz des Menschen in Böhmen während der Diluvial-, der neolithischen (Skelete) und der Metallzeit darthun.

Zampa (484) nimmt an, dass die Umbrer in alter und neuer Zeit einen besonderen subbrachycephalen Typus darstellen, der im Norden von celtischen Brachycephalen, im Westen von etruskischen Mesocephalen, im Süden und Osten von subdolichocephalen Sabinern und Picenern umgeben sei.

Virchow (485) bespricht die in Berlin eingegangenen Kopfmessungen Zintgraff's an westafrikanischen Negern. Es fanden sich unter den Wei 40 Proc. Dolichocephale, 50 Proc. Mesocephale, 10 Proc. Brachycephale, unter den Kru dagegen 57,8 Proc. Dolichocephale, 42,1 Proc. Mesocephale und keine Brachycephalen.

Zintgraff (486) hat an die Berliner Ges. für Anthropologie Fusssohlenabdrücke und Fuss-Umrisszeichnungen westafrikanischer Neger geschickt. Die ersteren erhielt er dadurch, dass er den nackten Fuss zuerst auf feuchtes Holzkohlenpulver treten liess, die letzteren durch Umfahren des Centrums mit einem Bleistift. (Noch einfacher und schöner lässt sich die Aufgabe lösen, wenn man den Fuss auf Papier stellen lässt, welches an der Unterseite mit Anilinfarbe bestrichen, und das auf feuchte Pappe aufgelegt wird. Fussabdruck und Umriss zeichnen sich deutlich und scharf auf der Pappe ab).

Zuckerkandl (488) beschreibt das Gehirn eines Malayen, das der Grösse nach einem mittelgrossen Europäergehirne entsprach. Die Windungen zeigten im Allgemeinen keine Abweichungen von denen der Europäerhirne, nur war die Affenspalte weniger überbrückt und schnitt die Mantelfläche auf längerer Strecke ein, als es beim Europäerhirn gewöhnlich ist. Zuckerkandl hält im vorliegenden Falle diese Eigenthümlichkeit für eine individuelle Abnormität und für nicht typisch.

Derselbe (489) zeigt in seinem in der gemeinsamen Versammlung der deutschen und der Wiener anthropologischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag, dass die ursprüngliche Bevölkerung der deutschen sowohl, als der slavischen Provinzen Oesterreichs vorwiegend dolichocephal war, dass daneben aber auch eine brachycephale Form vorkam; die Dolichocephalen und Mesocephalen respräsentiren sowohl in der älteren Stein- als in der Broncezeit 87 Proc., die Brachycephalen nur 13 Proc. der Bevölkerung. Die Verhältnisse haben sich sehr geändert: jetzt überwiegen die Brachycephalen. Das geschah in den slavischen Provinzen, in Krain u. s. w. wohl durch Ersetzen der ursprünglichen dolichocephalen durch brachycephale Slaven. In den deutschen Provinzen dagegen fand wohl nur Kreuzung der älteren grossen, blonden, langköpfigen Bevölkerung mit Kleinen, Brünetten statt. Die jetzige Bevölkerung der deutschen Provinzen setzt sich zusammen aus dem germanischen Element, den Resten der dolichocephalen Urbevölkerung und aus Brachycephalen. Woher kamen diese? Man denkt für Tirol an Rhätier, für die übrigen Provinzen an Slaven. Aber das waren sehr wahrscheinlich nicht die einzigen brachycephalen Elemente: gehören doch die Slovenen und die slavischen Küstenbewohner zu den grössten Menschen Europas, und von den Slaven stammt daher sehr wahrscheinlich nicht die brachycephale kleine Bevölkerung Oesterreichs ab. Mōglicherweise waren es Bajuvaren, auf welche dies letztere Rassenelement zurückzuführen ist.

II. Bericht über das Jahr 1890.

a) Zeitschriften, Handbücher, Methodik, allgemeine physische Anthropologie.

1) The American Anthropologist. Published under the auspices of the Anthropological society of Washington. Vol. III. Washington. D. C. Judd & Detweiler, Printers. 1890.

2) L'Anthropologie (Matériaux pour l'histoire de l'homme revue d'Anthropologie - revue d'éthnographie réunis). Paraissant tous les deux mois sous la direction de M. M. Cartailhac, Hamy, Topinard. Tome premier. Année 1890. Paris, G. Masson éditeur. Boulevard Saint-Germain, 120.

3) Anthropometrische Beobachtungen während der Rekrutenaushebungen. Münchener medic. Wochenschr. 1890. Jahrg. XXXVII. Nr. 11. S. 213.

4) Anutschin, N., Der achte Congress russischer Naturforscher und Aerzte in St. Petersburg. 1890 (Section für Geographie, Ethnographie und Anthropologie.). Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XX. 1890. S. 165.

5) Archiv für Anthropologie, Zeitschrift für Naturgeschichte und Urgeschichte des Menschen. Organ der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Herausgegeben und redigirt von L. Lindenschmit in Mainz und J. Ranke in München. Bd. XIX. Mit in den Text eingedruckten Abbildungen und 12 Tafeln. Braunschweig, Friedr. Vieweg u. Sohn. 1890/91.

6) Archivio per l'antropologia e la etnologia. Organo della società italiana di Antropologia, etnologia e psicologia comparata, pubblicato dal Dott. Paolo Mantegazza, professore ordinario di antropologia nel r. Istituto superiore in Firenze. Decimo nono volume. Firenze. Tipografia dell' arte della stampa, via Pandolfini 14. 1889/90.

7) Arndt, Rud., Schwarz und Weiss bei Thier und Mensch und das biologische Grundgesetz. Berl. klin. Wochenschrift. 24. Febr. 1890. S. 185.

8) Arno, Principali anomalie riscontrate su 151 minorenni detenuti alla Generale (Torino). Archivio di psichiatria. 1890. Vol. XI. Fasc. 1. p. 97-98.

9) B. Zur Vererbungstheorie. Humboldt. 1890. Jahrg. IX. Heft 4. S. 138. 10) Bellay, C. P., Proportions du corps humain. Abrégé de l'ouvrage de Jean Cousin avec adjonction des canons de proportions employés à différentes époques. Paris. Delagrave 1890. 8°. 79 Stn.

11) Belsanti, Michele, Sul metopismo del cranio umano. Atti d. R. Accad. d. Fisiocritici di Siena. Ser. IV. Vol. II. Fasc. 1-2. 1890. S. 63-69.

12) Bennett, Congenital Malformation in a Mummy (Royal Academy of Medicine in Ireland, Section of Pathology). The Dublin Journal of Medical science, Third Series. No. CCV. January 1889. S. 68.

13) Berkenbusch, H., Die inneren Proportionen des menschlichen Halses in den verschiedenen Lebensaltern und die Fascienverhältnisse dieses Körpertheiles. Dissert. Göttingen 1890. 8°. 43 Stn.

14) Biondi, Cesare, Forma e dimensioni della apofisi coronoide nella mandibola umana. Tesi di Laurea. Archivio per l'antropologia e la Etnologia. 1890. Vol. XX. p. 129.

15) Bollinger, Ueber partielles Riesenwachsthum und angeborene Fettsucht. Verhandlungen der Münchener anthropolog. Gesellsch. Bd. IX. 1890. Heft 1 u. 2. S. 28 ff.

16) Bonnet, Ueber angeborene Anomalien der Behaarung. Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft f. Anthropologie u. s. w. 1890. p. 68. Abgedruckt aus den Sitzungsberichten der Würzburger Phys. med. Gesellsch. 12. Sitzung vom 20. Juli 1889.

17) Brandt, J. F., u. Woldřich, J. N., Diluviale europäisch-nordasiatische Säugethierfauna und ihre Beziehungen zum Menschen. Mém. Acad. Imp. St. Pétersbourg. Bd. XXXV. Nr. 10.

18) Bulletins de la Société d'anthropologie de Paris. Tome premier (IVe série). Année 1890. Paris, G. Masson éditeur. Boul. Saint-Germain 120. 1890. 19) Collins, F. Howord, Heredity, and the effects of Use and disuse. Nature, Vol. 41. 1890. S. 559.

20) Correspondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Bd. XXI. 1890. Redigirt von Professor Dr. Johannes Ranke in München, Generalsekretär der Gesellschaft. München, Akademische Buchdruckerei von F. Straub. 1890.

21) Cunningham, D. J., The fissure of Rolando. With 1 Plate. The Journal of Anat. and Physiol. Vol. XXV. Oct. 1890. p. 1-23.

22) Derselbe, The occasional eighth true rib in man and its relation to right handedness. The journal of Anatomy and Physiology. Vol. XXIV. 1890. p. 127 ff.

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