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kanntlich weit über das Embryonalleben hinaus nachweisbar sind. 9. Für die Frage nach der letzten Ursache des im Laufe der Stammesgeschichte von Stufe zu Stufe sich anbahnenden Schwundes der Urniere als einer Harndrüse konnte auf wichtige, auf die Entwicklung anderer Organsysteme sich beziehende correlative Verhältnisse hingewiesen werden. 10. In der Ontogenese der Harndrüse der Krokodile und Schildkröten lässt sich auf Grund jener Einrichtungen, die ich als Nephrostomen I., II. und III. Ordnung bezeichnet habe, der ganze Etappenweg verfolgen, welchen das Harnorgan der Vertebraten zwecks Anbahnung günstigerer physiologischer Zustände in seiner allmählichen Emancipation vom Hauptraum des Coloms genommen hat. Alle jene drei Arten von Nephrostomen sind nur Modificationen einer und derselben Einrichtung, und alle fallen deshalb, ebenso wie „Glomus“ und „Glomerulus", unter den gleichen morphologischen und physiologischen Gesichtspunkt, d. h. bei allen handelt es sich um einen dauernden Verband mit dem Cölom, resp. dessen Derivaten (Hohlraum der Malpighi'schen Körperchen der Urniere). 11. Ganz dasselbe gilt auch für die bleibende Niere (Metanephros). Letztere, indirect demselben Mutterboden, d. h. dem Cölom, resp. dem Colomepithel entwachsend, wie dies für erstere direct gilt, ist nur als ein hinterer, zeitlich später auftretender Abschnitt der Urniere zu betrachten. 12. Der Müller'sche Gang der Krokodile und Schildkröten hat in seiner Anlage so wenig, als bei irgend einem anderen amnioten Wirbelthier, mit dem Vornierengang irgend etwas zu schaffen. Abgesehen von den ganz klar liegenden Entwicklungsverhältnissen, wird dies auch durch die formellen und chromophilen Differenzen der epithelialen Gebilde beider Gänge bewiesen. Dass der Müller'sche Gang, wie dies auch für die definitive Niere gilt, ein verhältnissmässig erst spät erworbenes Organ ist, wird auch durch seine langsame und erst in älteren Embryonalstadien erfolgende Entwicklung bewiesen. In seinem vorderen, das Ostium abdominale in sich begreifenden Abschnitt stellt er sozusagen nur ein röhrenartiges Divertikel des Coloms dar, während sein caudales Wachsthum auf eine Zellproliferation zurückzuführen ist, welche bei Cheloniern (ausschliesslich ?) von dem peritonealen Epithel der Tubenfalte ausgeht, und welche zur Bildung eines ursprünglich soliden und anfangs dicht neben dem Vornierengang liegenden Zellstranges führt. In diesem tritt erst nachträglich, und zwar häufig zuerst nur an einzelnen, inselartigen Stellen, die erst secundär miteinander confluiren, ein Lumen auf. Sein Durchbruch in die Cloake erfolgt erst sehr spät. Schliesslich sei noch die merkwürdige Thatsache erwähnt, dass Vf. bei einem Cheloneembryo von 26 mm den Ureter scheinbar unterbrochen fand. Vf. berichtet darüber: „Mehr gegen das Becken zu hängen die Metanephroskanälchen mit denjenigen der Urniere unzertrennbar zusammen. Es handelt sich bei diesem schmalen

Drüsengürtel um die Stelle, welche dorsal- und etwas lateralwärts von der Cardinalvene gelegen ist; ich muss aber gestehen, dass ich kein vollkommen klares Verständniss über die betreffenden Verhältnisse gewinnen konnte, und zwar um so weniger, als bald darauf das Lumen des Ureters auffallend eng wird und stellenweise sogar ganz verschwindet. Dadurch verliert man selbstverständlich vollends fast jeden Anhaltspunkt für eine scharfe Trennung beider Nierensysteme. Nur die stets in der Umgebung des Ureters befindliche charakteristische Zellmasse hilft auf die Spur, doch auch dieser Anhaltspunkt verliert sich stellenweise, so dass ich nicht zu sagen im Stande bin, was aus dem Ureter auf eine ziemliche Strecke geworden ist; er scheint vollständig unterbrochen, und ist jedenfalls an der Stelle, an welcher er bisher lag, durch 7-8 Schnitte hindurch nicht mehr aufzufinden. Vielleicht handelt es sich dabei um die spätere Lappung des Metanephros, allein dabei bliebe immer noch der Sammelgang nachzuweisen. Auffallend genug ist es, dass trotzdem kein Ureter nachweisbar ist; die schon oft erwähnte, dichtgefügte Zellmasse an den meisten Stellen des mesodermalen Gewebes persistirt, allerdings ohne die sonst so charakteristische Anordnung der einzelnen Elemente. Nach dem erwähnten Intervall erscheint wieder ein richtiger, kopfwärts blindgeschlossener Ureter, dessen dorsale Lage mit dem weiter vorn liegenden gänzlich übereinstimmt; ich kann mir keine andere Vorstellung bilden, als dass die beiden Ureterenabschnitte durch das Schlauchconvolut der Harndrüse miteinander zusammenhängen.“

Will (14) giebt jetzt zum Belege für seinen in dem schon im vorigen Jahrgange referirten Bericht an die kgl. preuss. Akademie eine Anzahl von Bildern zur Entwicklungsgeschichte des Geckos. Indem ich für das Uebrige auf das Referat des vorigen Jahres verweise, hebe ich nur hervor, dass Vf. über die Bildung des definitiven Darmepithels seine Meinung etwas modificirt. Er sagt: „Obwohl nun auch die Breite des Urdarmes eine ganz beträchtliche ist, besonders in seinem vorderen Theil, und zwischen 0,5 und 0,6 mm beträgt, so glaube ich doch auf Grund von Querschnitten, entgegen meiner früheren Mittheilung, dass ihm kein hervorragender Antheil an der Bildung des definitiven Darmepithels beschieden ist, sondern dass alles, was nach der Bildung der Chorda von der dorsalen Urdarmwand übrig bleibt, wenigstens zum grössten Theil zur Mesodermbildung verbraucht wird."

VIII.
Vögel.

1) Cuccati, G., Di alcune mostruosità negli embrioni di pollo ottenuto mediante lo sviluppo artificiale. Internat. Monatsschr. f. Anatomie u. Physiol. Bd. 7. S. 131-147. 1 Tafel.

2) Fasola, G., De quelques anomalies de la ligne primitive dans le poulet. Contribution pour son interprétation phylogénétique. Archives italiennes de Biologie. T. XIII. p. 82-88. (Vom Autor selbst gemachter Auszug aus der gleich betitelten Arbeit im Archivio per le science mediche. Vol. XIII. Nr. 16.) 3) Felix, W., Zur Entwicklungsgeschichte der Vorniere des Hühnchens. Anat. Anzeiger. Nr. 18. S. 526–530. Ref. s. Entwicklung der Harn- u. Geschlechtsorgane. Nr. 2.

4) Ganin, M., Einige Thatsachen zur Frage über das Jacobson'sche Organ der Vögel. Zool. Anzeiger. Jahrg. XIII. Nr. 336. S. 285-287.

5) Golowine, E., Sur le développement du système ganglionnaire chez le poulet. Anatom. Anzeiger. No. 4. S. 119-124. Ref. s. Entw. des Nervensystems u. der Sinnesorgane. Nr. 13.

6) Holl, M., Ueber die Reifung der Eizelle des Huhns. Sitzungsber. der Wiener Akad. math.-naturw. Klasse. Bd. 99. Abth. III. Juli 1890. 60 Stn. 1 Tafel. (Ref. s. Oogenese unter Weibl. Geschlechtsorgane.)

7) Lenhossék, M. v., Zur ersten Entstehung der Nervenzellen und Nervenfasern beim Vogelembryo. Mittheil. aus dem anat. Institut im Vesalianum. Verhandl. der naturf. Gesellsch. in Basel. Bd. IX. 2. Heft. S. 379-397.

8) Lindner, Fr., Einige Bemerkungen zu dem Aufsatze des Herrn Rudolf Müller, (Leipzig):,,Zur Entwicklungsgeschichte des Blässhuhns". Monatsschr. des Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Jahrg. XV. 1890. Nr. 5.

9) Mackay, John, Yule, The development of the branchial arterial arches in birds, with special reference to the origin of the subclavia and carotids. With 4 pl. Phil. Transactions. 1888. B. p. 111–139. (Ref. s. Entw. des Gefässsyst. u. Diaphragma. Nr. 10.)

10) Müller, Rudolf, Zur Entwicklung des Blässhuhns (Fulica atra L.). Monatsschr. des deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Jahrg. XV. 1890. Nr. 2. (Febr., 1. Liefg.)

11) Nikolsky, A. M., Ueber die Form des Vogeleies. Naturwissensch. Bote. 1890. Nr. 3. (Russisch.)

12) Parker, T. J., Observations on the anatomy and development of Apteryx. Proceed. of the royal society. Vol. 47. No. 291. p. 454-459.

13) Platt, Julia B., Studies on the primitive axial segmentation of the Chick. Bulletin of the museum of comparat. zool. at Harvard coll. Vol. 17. No. 4. Cambridge 1889.

14) Samassa, Paul, Ueber einen Primitivstreifen in der Area opaca. Inaug.-Diss.

München 1890.

15) Schauinsland, K., Zur Entwicklung des Pinguins. Verhandl. der Gesellschaft deutscher Naturforscher u. Aerzte. 63. Versamml. zu Bremen, 15.-20. Sept. 1890. Leipzig 1891. S. 135.

16) Derselbe, Erneute Untersuchungen über die ersten Entwicklungsvorgänge am Vogelei. Ebenda.

17) Tichomiroff, A. A., Befund einer echten Gastrula im Embryo eines Huhns. Tagebl. der zoolog. Abtheilung der Gesellschaft für Naturwissenschaft, Anthropologie u. Ethnographie. 1890. Nr. 1. Moskau. (Russisch.)

18) Wagner, W., Zur Frage über die Form des Vogeleies. Naturwissensch. Bote. 1890. Nr. 4. (Russisch.)

19) Zehntner, L., Beiträge zur Entwicklung von Cypselus melba nebst biologischen und osteologischen Details. Archiv für Naturgeschichte. 56. Jahrg. I. Bd. S. 189-220. 1 Tafel. (Nach dem vorl. Bericht bereits im vorigen Jahre referirt, s. S. 469, 529-530.)

Fasola (2) beobachtete bei einer grossen Anzahl von Hühnerkeimscheiben fünfmal bemerkenswerthe Anomalien im Bereich des Primitivstreifens. Zweimal nämlich war die Keimscheibe am hinteren Ende des Primitivstreifens, im Bereiche der Koller'schen Sichel, durchbohrt; in zwei anderen Fällen zeigte die Keimscheibe am vorderen Ende des Primitivstreifens, in der fossette extérieure, eine Durchbohrung; im letzten Falle endlich beobachtete Vf. bei einer missgebildeten Keimscheibe, bei der der Primitivstreifen sich etwa in der Mitte gabelte, einen linearen Spalt. Diese Befunde verwerthet Vf. für die Homologie des Primitivstreifens mit dem Blastoporus der Anamnia. Doch ist er der Ansicht, dass noch eine Neubildung hinzugekommen sein müsse, um mit dem geschlossenen Blastoporus das zu bilden, was man heute Primitivstreifen nenne. Vf. schliesst daraus, dass (nach seiner Annahme; die Begründung fehlt!) das vordere Ende des Primitivstreifens bei Vögeln weiter vorn liegt, als der vordere Rand des Blastoporus bei Anamniern. Welcher Art die Neubildung sein soll, erfahren wir nicht. Der Primitivstreifen der Säuger ist ebenso zu erklären wie der der Vögel.

Ganin (4) hat gelegentlich einer Arbeit über das Jacobson'sche Organ der Vögel die Entwicklung des Ausführungsapparates der Nasendrüsen bei Hühnchen und Taube untersucht. Für das Hühnchen bestätigt Vf. die Angaben Born's. „Es ist eine ganz merkwürdige Thatsache, dass auch im embryonalen Leben dieser Vögel sich nur die Anlage eines einzigen Ausführungsganges sondert. Nicht so ist es bei der Taube. Jeder der beiden Ausführungsgänge der Nasendrüse der Taube hat von Anfang an eine besondere Anlage auf den verschiedenen Flächen des Vestibulum und sondern sie sich in verschiedener Zeit. Der äussere Ausführungsgang entsteht als eine solide, epitheliale Knospe in der Mitte des 8. Tages der embryonalen Entwicklung von der äusseren epithelialen Wand des Vestibulum. Der andere innere Gang hat eine ebensolche Anlage, aber etwas später, in der Mitte des 9. Tages, an der inneren epithelialen Fläche des Vestibulum." Die Anlage dieses letzteren Ausführungsganges legt sich sehr nahe an einen Vorsprung des noch sehr kurzen Nasenseptum, an die Anlage der Concha vestibuli (Gegenbaur). Der innere Gang wächst von oben nach unten in diesen dicken Vorsprung, wendet sich später, im Laufe des 10. Tages der embryonalen Entwicklung, bogenförmig nach aussen an die laterale Seite der Nasenhöhle. Der äussere Ausführungsgang wächst als ein solider epithelialer Strang auf die innere Oberfläche der Nasenschuppe und weiter nach hinten an die laterale Fläche der Nasenhöhle. Im Verlauf des 12. Tages liegt das hintere Ende des inneren Ausführungsganges dem äusseren Gange schon sehr nahe.

[Inmitten der grossen Mannigfaltigkeit von Formen des Vogeleies lassen sich nach Nikolsky (11) 3 Grundtypen unterscheiden. Die

Eier einiger Vögel sind mehr oder weniger kugelförmig; die Vertreter des 2. Typus trachten die Form eines an beiden Polen symmetrischen Ellipsoids anzunehmen; schliesslich kommen auch birnförmige Eier vor, d. h. Eier, bei denen das eine Ende recht stumpf ist, das andere stark zugespitzt erscheint. In der Form der Eier lässt sich keine Anpassung zum Zwecke bequemerer und vollkommenerer Bedeckung derselben beim Bebrütungsgeschäfte durch den Körper des Vogels bemerken; gleichfalls ist es zweifelhaft, dass die Form des Eies in gewisser Abhängigkeit von der Rumpfform des jungen Vogels steht. Der Meinung des Vf.'s nach wird die Mannigfaltigkeit der Eierform durch die Schwerkraft im hohen Maasse beeinflusst. Die Form des Eies muss von der gewohnheitsmässigen Körperstellung des Vogels, von der Art, wie sich derselbe zu halten pflegt, und von seiner Lebensweise abhängen; es kann dabei die vom Vf. empfohlene,,mathematische Methode" zur Bestimmung der Form des Eies von Nutzen sein. Vf. drückt die letztere durch einen Bruch aus, dessen Zähler das Verhältniss des Dickendurchmessers zum Längendurchmesser ist, dessen Nenner das Verhältniss zwischen der Entfernung des Centrums vom stumpfen Pole und der Länge des Eies angiebt; es muss noch hinzugefügt werden, dass unter Centrum der Punkt verstanden wird, in welchem Axe und Aequatorialebene sich gegenseitig schneiden, und dass die Länge des Eies mit der Zahl 1000 ausgedrückt werden soll. In dergleichen Brüchen kann der Zähler nicht grösser als 1000 sein und der Nenner 500 nicht überschreiten. Je näher der Zähler der Zahl 1000 und der Nenner der Zahl 500 wird, um so sphärischer erscheint das Ei. Je kleiner dagegen der Zähler, um so mehr nähert sich das Ei einem langgestreckten Rotations-Ellipsoid, wenn der Nenner nahezu 500 ist. Bei einem grösseren Zähler, etwa 630, wird die Form des Eies um so mehr birnförmig, je kleiner der Nenner ist. Auf Veranlassung des Vf.'s hat S. J. Tolkatscheff die oologische Sammlung des Zoologischen Museums an der Universität St. Petersburg nach diesem Verfahren untersucht. Es wurden 706 Eiexemplare, welche 167 Vogelarten gehören, berücksichtigt. Es zeigte sich, dass diese Methode vollkommen brauchbar ist und dass ein Zusammenhang zwischen der Eiform und der Lebensweise des Vogels nicht bezweifelt werden darf. So ist z. B. das Ei desto länger, je mehr der Vogel zum Leben auf dem Wasser angepasst ist u. s. f. Es lässt sich im Allgemeinen erwarten, dass ein Vogel, der sich lothrecht hält, sphärische Eier legt, ein Vogel aber, der sich wagrecht hält, ellipsoide; birnförmige Eier sind denjenigen Vögeln eigen, deren Körperstellung am veränderlichsten ist.

S. M. Lukjanow (Warschau).]

Platt (13) untersuchte beim Hühnchen A. die Reihenfolge des Auftretens der Urwirbel, B. die Beziehung der Cranial- und der Spinal

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