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grossen Anzahl von Thieren die Erscheinungen der Bacterienaufnahme seitens der Leukocyten kennen zu lernen; zweitens, wenn möglich, unmittelbar die in den aufgenommenen Bacterien vor sich gehenden Veränderungen zu verfolgen, und endlich drittens die Bedeutung des Phagoeytismus für die Erklärung der Immunität zu prüfen.

Als Versuchsobjecte wandte Vf. Frösche, Tritonen, weisse Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen, Hühner, Tauben und Hunde an. Culturen des pathogenen Mikroorganismus meistentheils die leicht zu beobachtenden Anthraxbacillen wurden unter die Haut eingeführt. Um die pathogene Cultur an der Infectionsstelle besser zu finden, führte sie Vf. an sterilisirten Schwämmchen ein. Nach einigen Stunden bis einigen Tagen wurden die Schwämmchen herausgenommen und aus ihrem Safte Präparate frische und fixirte bereitet. Es stellte sich heraus, dass bei den Kaltblütern eine Aufnahme der Bacterien von Seiten der Leukocyten zweifellos existirt; am deutlichsten ist dieses bei Tritonen zu beobachten. Bei Warmblütern findet eine derartige Aufnahme in viel geringerem Maasse statt. Bei Tauben und Hühnern, die gegen Milzbrand vollständig immun sind, wäre sie der Metschnikoff'schen Theorie gemäss am meisten zu erwarten; und dennoch ist hier die Aufnahme eine Seltenheit. Bei nichtimmunen Thieren färben sich die Bacterien besser, als bei immunen; in letzterem Falle sind an ihnen noch Degenerationsanzeichen zu beobachten. Die veränderten Bacterien sind sowohl frei (selbst in grosser Anzahl), wie auch in den Leukocyten zu finden. Um die Veränderungen an lebenden Bacillen in lebenden Leukocyten zu verfolgen, hat der Vf. auf Babuchin's Vorschlag die Methylenblaufärbung angewandt. Es wurden wässerige Lösungen des Farbstoffs gebraucht: die Anthraxbacillen werden dabei lebendig recht gut blau tingirt. Auf Culturmedien überimpft entwickeln sich derart gefärbte Bacillen sehr gut. Mäusen geimpft, scheinen sie in ihrer Virulenz etwas geschwächt zu sein. Werden sie Kaltblütern unter die Haut an sterilisirten Schwämmchen eingeführt, so findet Aufnahme derselben von den Leukocyten statt; die Leukoeyten bleiben dabei ungefärbt. Fixirt man im Gesichtsfelde einen lebenden Leukocyten mit darin enthaltenem Bacillus, so bemerkt man Folgendes: der Leukocyt ändert immerwährend seine Form, wodurch die Lage des Bacillus darin beständig wechselt; im Laufe der Zeit blasst der Bacillus ab; die Entfärbung geschieht meistentheils gleichmässig, manchmal entfärben sich jedoch die einen Theile mehr als die anderen; nach 24 Stunden oder mehr, wenn die Leukocyten lebendig waren, werden die Bacillen in denselben unsichtbar. Ausser den Bacillen finden wir in den Leukocyten noch eigenartige Gebilde in Form von verschieden grossen, blau gefärbten Kügelchen; sie erscheinen in Folge des Ueberganges des Farbstoffes aus dem Bacillus in das Proto

Jahresberichte d. Anatomie u. Physiologie. XIX. (1890.) 1.

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plasma des Leukocyten. Nach Entfärbung der Bacillen erfolgt auch allmähliche Entfärbung der Kügelchen. Durch Zusatz von schwacher Methylenblaulösung können die Bacillen nicht wieder gefärbt werden. In todten, unbeweglichen Leukocyten erfolgt ebenfalls Entfärbung der Bacillen, jedoch viel langsamer; das Auftreten von gefärbten Kügelchen konnte hier nicht festgestellt werden. An Warmblütern gelingen dergleichen Versuche nicht. Bei diesen Thieren entfärben sich die Bacillen sehr bald und die Leukocyten gehen, nachdem sie aus den normalen Lebensbedingungen gebracht worden, rasch zu Grunde. Vf. griff deshalb zu einer anderen Versuchsanordnung: er führte Anthraxculturen zwischen zwei Deckgläsern in die Bauchhöhle ein. Die nach 3 Tagen herausgenommenen Präparate zeigten Zerfall der Anthraxfäden und Stäbchen in kleine Körner; die Leukocyten lagen ganz isolirt, von diesen Körnchen gefüllt. Diese Versuche zeigen nach Vf.'s Meinung, dass die pathogenen Bacterien im Organismus immuner Thiere auch unabhängig von den Leukocyten zerstört werden können. Zum Schlusse führt Vf. noch einige Versuche mit der Injection von Mikroorganismen in die Venen an, und zwar in zwischen zwei Ligaturen gelegene Gefässabschnitte. Nach 2 Tagen waren die in eine Hundevene eingeführten Bacterien im Zustande der Involution vorgefunden, während die im Kaninchenblute gut vegetirten.

Seinen allgemeinen Schluss formulirt Vf. folgendermaassen: sollte selbst der Phagocytismus zugelassen werden, so spielt er jedoch in der Erklärung der Immunität die Rolle nicht, welche ihm Metschnikoff zuschreibt. S. M. Lukjanaw (Warschau).]

[Auf die Untersuchung einiger Carcinome der Brustdrüse und der Leber gestützt, liefert Kosinski (72) eine neue Beschreibung der sogenannten Physaliphoren, d. h. Zellen, die in ihrem Leibe bläschenförmige, mit verschiedenem Inhalte versehene Räume enthalten. Das zur Untersuchung herangezogene Material war mittelst Sublimat oder Alkohol fixirt; die Färbung war stets eine mehrfache (z. B. mit Hämatoxylin und Safranin, Methylenblau und Safranin u. s. f.). Vf. richtet seine Aufmerksamkeit auf diejenigen Befunde, welche am einfachsten vom Standpunkte des intracellularen Parasitismus erklärt werden können. Er weist zunächst auf diejenigen Fälle hin, in denen der Physalideninhalt uns als Protoplasmamasse entgegentritt, welche entweder ein kernähnliches Element beherbergt, oder von jeglichen Einschlüssen frei ist. Ferner werden Fälle beschrieben, in denen die die Physalide ausfüllende protoplasmatische Kugel reich an unregelmässig gelagerten, verhältnissmässig grossen safranophilen Kügelchen ist. Darauf werden diejenigen Bilder hervorgehoben, in welchen im Physalidenraume eigenthümliche, sichelförmige, das Safranin gierig festhaltende Gebilde zu sehen sind u. s. f. Vf. beurtheilt seine Befunde recht vorsichtig. Er

meint, dass in der von ihm beobachteten Reihe von Bildern gewisse Verwandtschaft nicht zurückgewiesen werden kann mit denjenigen Bildern, über welche wir bezüglich der Sporozoa verfügen; dies verhindert ihn übrigens nicht zu gestehen, dass die hierher gehörenden Fragen noch einer weiteren Bearbeitung bedürfen. Bemerkenswerth ist ein Vergleich der vom Vf. beschriebenen Formen mit verschiedenen Entwicklungsphasen von Eimeria, wie sie von L. Pfeiffer geschildert werden. S. M. Lukjanow (Warschau).]

V.

Epithel.

1) Ide, M., Nouvelles observations sur les cellules épithéliales. La Cellule. T. V. 2. fasc. p. 319-365. 1 Tafel.

2) Hotzen, E., Beitrag zur Lehre von der Verhornung innerer Epithelien. Dissert. Kiel. 14 Stn.

3) Haycraft, J. Berry and E. W. Carlier, Note on the transformation of ciliated into stratified squamous epithelium as a result of the application of friction. Anat. journal of micr. science. Febr. 1890. (Vol. XXX. P. 4.) p. 519-522. 1 Tafel.

4) Eberth, C., Ueber Einschlüsse in Epithelzellen. Fortschritte der Medicin. Bd. 8. Nr. 17. S. 657–661.

5) Jourdan, Sur un tissu épithélial fibrillaire des Annélides. Compt. rend. T. 111. No. 22. p. 825-826.

6) van Gehuchten, A., Recherches histologiques sur l'appareil digestif de la larve de la Ptychoptera contaminata. La Cellule. T. VI. 1. fasc. p. 183-289. 6 Tafeln.

7) Gad, J., Ueber blutcapillarhaltiges Epithel. Arch. f. Anat. u. Phys. Physiol. Abth. S. 583-586.

8) Berteaux, L., Le poumon des arachnides. La Cellule. T. V. 2. fasc. p. 253 bis 317. 3 Tafeln (hier nur das Allgemeine).

9) Nicolas, A., Sur les rapports des muscles et des éléments épithéliaux dans le pharynx du Péripate. Revue biolog. du Nord de la France. T. II. 1889/90 18 pp. 1 Tafel.

10) Dekhuyzen, M. C., Eine Bemerkung über das Endothel. Centralbl. f. d. medic. Wissensch. Nr. 6. S. 100.

11) Derselbe, Ueber das Endothel nach Untersuchungen, welche mittelst modificirter Silbermethoden angestellt sind. Verhandl. des X. internat. medicin. Congresses in Berlin. 1890. S. 455 u. Nederl. tijdschrift voor geneeskunde. 1890. II. S. 341-343.

Ide (1) stellte neue Untersuchungen über Epithelzellen an, an dem Huf von Kalbsembryonen, an Epitheliomen und an der Linse. Die 3 Arten von Zellmembranen, die beobachtet wurden, sind 1. einfache, getüpfelte und beiden Nachbarzellen gemeinsame Membranen, 2. Membranen, welche jeder Zelle angehören, aber eng an einander liegen, 3. Membranen, welche jeder Zelle angehören, aber durch Intercellular

räume, die von Intercellularbrücken durchzogen sind, getrennt werden. Alle 3 Arten finden ihre Erklärung in der Art und Weise ihrer Bildung durch Vermittelung einer Zellplatte. Ein weiteres Resultat der Untersuchung von allgemeiner Bedeutung ist der Nachweis von dem netzförmigen Bau des Zellkörpers, von dem die mannigfachen Modificationen der Protoplasmaanordnung sich alle leicht ableiten lassen.

Haycraft und Carlier (3) fanden, dass, während beim Embryo der Katze die Trachea überall von Flimmerepithel ausgekleidet ist, beim erwachsenen Thier die dorsale Wand, da wo die Knorpelringe ihre Lücke besitzen, ein geschichtetes nicht mit Flimmern bedecktes Epithel tragen. Durch die in der Lücke der Knorpelringe gelegene Musculatur wird die Schleimhaut in eine Falte gelegt. An den einander zugekehrten Flächen der Schleimhaut wird durch Reibung das Cylinderepithel in ein geschichtetes umgewandelt, das mit dem der Mundhöhle übereinstimmt.

Eberth (4) erklärt die von Jul. Steinhaus (Ueber parasitäre Einschlüsse in den Pankreaszellen der Amphibien, Beitr. z. pathol. Anat. u. s. w. von Ziegler 1890. Bd. VII. 3) als Parasiten erklärten Einschlüsse von wurm-, sichel-, komma-, halbring- und ringförmiger Gestalt in den Pankreaszellen von Amphibien für Nebenkerne (Pseudokerne).

Jourdan (5) fand im Rüssel der Glyceridae eine Epithellage, die durch unregelmässig gelagerte Kerne repräsentirt wird, welche in einer einzigen subcutanen Schicht, in einem Stroma feiner Fasern liegen. Sie unterscheiden sich leicht von den Muskelfibrillen. Sie sind auch nicht Bindegewebs- oder Nervenfibrillen. Die Gesammtheit der Kerne und Fasern entspricht vielmehr einer wirklichen Epidermis, die auf eine Kernlage und ein fibrilläres Stroma reducirt ist. Die Malpighi'schen Körper des Menschen besitzen nach Ranvier einen analogen Bau, welcher demjenigen der Neuroglia vergleichbar ist.

Van Gehuchten (6) berichtet in dem I. Theil der histologischen Untersuchungen über den Verdauungsapparat der Larve der Ptychoptera contaminata über den Bau des Vorder-, Mittel- und Hinterdarmes. Bei der eingehenden Beschreibung des Mitteldarmes erfahren die secernirenden und absorbirenden Zellen eine genaue Berücksichtigung. Die absorbirenden Zellen nehmen einen mittleren Bezirk des Magens ein, das vordere und hintere Ende des Magens dagegen ist mit secernirenden Zellen ausgekleidet. Die secernirenden Zellen sind hohe Cylinder, deren freie Flächen die verschiedene Stadien der Secretion zeigen. Das Protoplasma ist immer granulirt, aber frei von gröberen geformten Einschlüssen und an der Basis stets gestreift. Der relativ grosse Kern ist reich an Chromatin. Der freie Rand der Zelle ist zu einer gestreiften Platte differenzirt. Die durch die Thätigkeit des Protoplasmas gebildeten Secrete durchdringen diese Platte, indem sie die Membran, welche jene begrenzt, emporheben und durchbrechen. In dem ruhenden

Kern der absorbirenden Zellen ist die chromatische Substanz bald als zusammenhängender Faden, bald in Fadenstücken angeordnet. Der Zellkörper der absorbirenden Zellen ist erfüllt mit verschieden. grossen Körpern von albuminoider Natur erfüllt. Die gestreifte Zellplatte am freien Ende der Zellen ist bei den Zellen des Proventriculus auf beiden Seiten von einer Membran begrenzt, bei den secernirenden Zellen des Magens und den Epithelzellen der tubulösen Drüsen existirt nur die gegen den Zellkörper gekehrte Membran, während die Fäden der Platte am peripheren Ende frei sind. Bei den absorbirenden Zellen fehlt die basale Membran. Die Fäden der Platten sind aber an ihrem peripheren Ende von einer Membran bedeckt, mit welcher sie jedoch nicht immer zusammenhängen. Wenn die Platte fehlt, liegt diese Membran dem Protoplasma direct an. Die Platte ist zwar auch gestreift, aber die Fäden sind sehr fein und durch eine Masse von gleichen physikalischen Eigenschaften verbunden, so dass die Platte oft eine homogene Zone darstellt. Wenn die Thätigkeit der Zellen sehr lebhaft wird, so verschwindet die gestreifte Platte. Im Zellkörper der absorbirenden Zellen kann man 3 Schichten unterscheiden. Die, welche unter der gestreiften Platte liegt, ist dicht und compact. In der mittleren Schicht ist das Protoplasma locker, enthält längliche, umfangreiche Maschen, in denen die vorher erwähnten albuminoiden Einschlüsse liegen. Die dritte Schicht, welche direct der Tunica propria anliegt, ist frei von Einschlüssen und zeigt eine zarte regelmässige Streifung, gebildet von nebeneinander liegenden Granulationen. Vf. meint, dass die im oberen Theil des Magens verdauten Stoffe von dieser Zelle absorbirt werden. Sie treten auf osmotischem Wege durch die Zellmembran, bilden kleine Bläschen zwischen der Membran und der gestrichelten Platte, durchdringen die Platte, erfahren in der dichten (1.) Schicht des Protoplasmas eine Verarbeitung und werden zu den albuminoiden Gebilden umgeafbeitet, welche die mittlere (2.) Schicht des Zellkörpers einschliesst.

Gad (7) fand ein blutcapillarenhaltiges Epithel am Boden des vierten Ventrikels vom Frosch. Die Capillaren grenzten mit nackter Wand, ohne dass Bindegewebe dazwischen trat, an die Epithelzellen. Die Capillaren verliefen annähernd parallel der Oberfläche und vorwiegend in transversaler Richtung zum Theil mehr an der Basis der Zellen, zum Theil an deren Mitte und nahe ihrer ventricularen Oberfläche.

Nach Berteaux (8) sind die beiden Chitinlamellen, welche bei den Arachniden und Scorpioniden eine Lungenlamelle bilden, durch Zellen verbunden, welche durch grosse Zwischenräume von einander getrennt sind, in denen das Blut circulirt. An den Chitinlamellen breiten sich die Zellen etwas aus. Es giebt auch Zellen, welche nur mit einer Lamelle in Verbindung stehen. Die eigenthümliche Anordnung der Zellen, welche die Lungenblättchen der Arachniden und die Kiemen

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