Imagens das páginas
PDF
ePub

L

aasfressenden Käfern, Orthopteren wie Forficula) sieht man allerdings, dass schon während des Abbeißens und Kauens eine oft reichliche Menge eines Mundsekretes ergossen wird, welches sich der Nahrung schon vor deren Eintritt in die Mundhöhle zumischt. Selbst wenn jedoch dieses Sekret eiweißverdauende Eigenschaften hat, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ihm eine ähnliche Bedeutung zukommt, wie bei den Larven von Dytiscus und Myrmeleon, d. h. dass das Eiweiß schon außerhalb des Mundes peptonisiert werden muss, um vom Tiere aufgenommen werden zu können. Man findet bei derartigen Raubinsekten noch das Fleisch in Substanz im Vorderdarme vor.

Es soll damit nicht gesagt werden, dass extraorale Peptonisierung bei diesen Tieren überhaupt nicht vorkomme. Wenn ein Raubinsekt ein anderes Insekt frisst, sind relativ günstige Bedingungen auch für extraorale Verdauung gegeben. Das Raubtier kann seinen Speichel in den Körper seiner Beute entleeren, und dieser wird hier seine verdauende Wirkung sogleich entfalten können, in der Chitinhülle des getöteten Tieres eingeschlossen, wie ein künstliches Verdauungsgemisch im Reagenzglase.

Der vergleichenden Physiologie steht hier noch ein weites und interessantes Gebiet offen, auf welchem erst wenige Untersuchungen gemacht sind, immerhin doch genug, um erkennen zu lassen, dass hier mannigfache eigentümliche, von den viel durchforschten Verhältnissen der Wirbeltiere abweichende Verhältnisse obwalten. Besondere Beachtung verdient auch die Frage, wie die Fettverdauung bei saugenden Raubinsekten vor sich geht. Frenzel fand das Verdauungssekret der Tenebrio - Larve ohne Wirkung auf Fett, dasselbe wurde nicht einmal emulgiert. Da von dem beträchtlichen Fettkörper der Insekten, welche ich meinen Dytiscus-Larven zu fressen gab, nichts übrig blieb, ist die Annahme nicht zu umgehen, dass auch das Fett aufgenommen wurde, wobei zunächst unentschieden bleibt, ob in Seifenform, als Emulsion, oder einfach in der Form, wie es im Fettkörper vorhanden ist, aus welchem es durch gänzliche Auflösung der zelligen Substanz frei werden musste.

Mit wenigen Worten sei noch auf das Saugen der Dytiscus-Larve eingegangen. Ich habe über den Mechanismus des Saugens keine Untersuchungen angestellt, bemerke nur, dass der Akt des Saugens wegen der großen Durchsichtigkeit des platten Kopfes der Larve sich einigermaßen beobachten lässt, wenigstens insofern, als man erkennen kann, wann das Tier saugt und wann nicht. Einige Zeit, nachdem die erste Speichelergießung erfolgte, sieht man zweierlei Bewegungen im Kopfe auftreten, erstens Kontraktionen der großen Muskelmasse, welche von der dorsalen Seite des Kopfes entspringt und zweitens (dies dürfte die Hauptsache sein) sieht man in unregelmäßigen Zwischenräumen in der Mittellinie des Kopfes, da wo er in den Hals übergeht,

einen dunklen Körper schnell nach vorne und wieder zurück sich bewegen. Diese Bewegung tritt nur ein, wenn das Tier Nahrung zwischen den Zangen hat, und dann regelmäßig.

Genauere Untersuchungen über den Mechanismus des Saugens und die Herkunft des verdauenden Saftes hoffe ich in Zukunft vornehmen und mitteilen zu können.

In Kürze seien die Resultate der vorstehenden Mitteilung zusammengefasst:

1) Die Schwimmkäferlarve saugt den Tieren nicht nur Blut aus, sondern sie vermag deren ganze Eiweißsubstanz in sich aufzunehmen.

2) Sie ergießt zu diesem Zwecke ein fermenthaltiges Sekret durch ihre Saugzangen in das auszusaugende Tier, wodurch dessen geformtes Eiweiß verflüssigt, peptonisiert wird.

3) Das Sekret hat giftige Wirkung, es lähmt und tötet die ange-
bissenen Tiere in kurzer Zeit.

4) Das Sekret reagiert neutral. Die Verdauung ist eine tryptische,
die Eiweißmassen quellen nicht, sondern zerfallen bröckelig.
5) Ebensolche extraorale Eiweißverdauung findet aller Wahrschein-
lichkeit nach bei den mit ähnlichen Saugzangen ausgerüsteten
Larven einiger Neuropteren (Ameisenlöwe, Florfliegen) statt,
ferner bei Spinnen.

Nachtrag.

Ein bemerkenswerte Analogie zu den hier mitgeteilten Beobachtungen finde ich im Verhalten des Speichels der Cephalopoden nach einer kürzlich erschienenen kurzen Mitteilung von R. Krause1). Lo Bianco, der Konservator an der zoologischen Station zu Neapel, hatte schon vor langer Zeit die Beobachtung gemacht, dass Octopus die ihm als Futter gereichten Krebse zunächst auf eigentümliche Weise tötet, ehe er sie auffrisst. Krause gelang es, festzustellen, dass er dies mit Hilfe seines giftigen Speichels thut, welcher, Krebsen oder Fröschen injiziert, diese in kurzer Zeit unter Krämpfen, welchen Lähmungen folgen, verenden lässt. Auch darin stimmt der Speichel der Cephalopoden mit demjenigen der Dytiscus-Larve überein, dass er, wie dieser, Eiweiß zu peptonisieren vermag; ein erheblicher Unterschied aber besteht insofern, als der Cephalopodenspeichel stark sauer reagiert, während der Insektenlarvenspeichel neutrale Reaktion zeigt.

Nicht unerwähnt mag schließlich bleiben, dass auch dem menschlichen Speichel nach Beobachtungen von Hüfner, J. Munk und Kühne eine, allerdings minimale, eiweißlösende Wirkung zukommt.

1) Die Speicheldrüsen der Cephalopoden. Centralbl. f. Physiol., Bd. IX, Nr. 7, 1895.

[2]

H

Ueber Th. J. Huxley's pädagogische und philosophische Ansichten im Gebiete der Biologie.

Von Józef Nusbaum,

o. ö. Professor in Lemberg.

In einem Aufsatze über den verstorbenen Prof. Thomas H. Huxley hat Herr R. Keller1) hauptsächlich die Leistungen dieses berühmten Forschers auf dem Gebiete der Entwicklungslehre hervorgehoben. Huxley zeichnete sich jedoch durch eine derartige Vielseitigkeit aus und beherrschte so weite Wissensgebiete, dass er nicht nur als zoologischer Forscher und als einer der geistreichsten und unerschrockensten Vorkämpfer der Entwicklungslehre" bedeutende Verdienste, vielmehr auch durch seine pädagogischen und philosophischen Leistungen einen glänzenden Ruhm sich erworben hat. Zur Ergänzung der interessanten von Herrn Keller skizzierten Silhouette sei es mir gestattet auch über die letzterwähnten Eigenschaften Huxley's Einiges zu berichten.

In einer Reihe von Aufsätzen war Huxley bestrebt, die große pädagogische Bedeutung der Naturwissenschaften zu beweisen, als eines Mittels zur Geistesentwicklung der Jugend und als eines der bedeutendsten Förderungsmittel der menschlichen Kultur im Allgemeinen.

Wir haben ihm auch vor Allem einen großartigen Schatz von Gedanken inbezug auf die Reform der biologischen Studien sowohl in den Mittel- wie auch in den Hochschulen zu verdanken. Die von Huxley ausgesprochenen pädagogischen Ansichten hatten eine um so größere Bedeutung, als er selbst seine eigenen Ideen dadurch zu verwirklichen suchte, dass er einige berühmte, unvergleichliche biologische Lehrbücher verfasste. Wer von den jüngeren Zoologen hätte nicht in seiner Studienzeit bei den zootomischen Uebungen im Laboratorium an der Hand der „Praktischen Biologie" Huxley's gearbeitet, sein Werk über den Krebs und seinen Grundzügen der Anatomie der Wirbellosen und der Wirbeltiere nicht benutzt und seine mit wundervoller Klarheit geschriebene „Physiologie" nicht gelesen?

Indem er die pädagogische Bedeutung der Naturwissenschaften im Allgemeinen zu bemessen sucht, sagt er: „Die große Eigenttimlichkeit des naturwissenschaftlichen Unterrichts, gerade die, in Folge deren er durch keine andere Disziplin ersetzt werden kann, ist die, dass er den Geist in unmittelbare Berührung mit den Thatsachen bringt und in der vollständigsten Form der Induktion übt, nämlich darin, aus den einzelnen Thatsachen, die man durch unmittelbare Beobachtung der Natur kennen gelernt hat, Schlussfolgerungen zu ziehen. ... Die anderen Studien, welche gewöhnlich zum Schulkursus gehören, dis

1) Dieses Blatt, Nr. 1, 1896.

ziplinieren den Geist nicht auf diese Weise. Der mathematische Unterricht ist fast ganz und gar deduktiv. Der Mathematiker beginnt mit einigen einfachen Annahmen, deren Beweis so offenbar ist, dass sie als selbstverständlich bezeichnet werden, und die übrige Arbeit besteht in feinen Deduktionen, die daraus gezogen werden. Der Sprachunterricht, jedenfalls derjenige, wie er gewöhnlich erteilt wird, ist von derselben Natur. Autorität und Ueberlieferung bilden das Gegebene und die Geistesoperationen des Schülers sind deduktiv. Sei Geschichte der Gegenstand des Studiums, so werden doch die Thatsachen auf die Beweiskraft der Autorität und Ueberlieferung hin angenommen". — In den genannten Lehrgebieten kommt man mit den natürlichen Thatsachen nicht in direkte Berührung, hier gibt es keine Befreiung von der Autorität, vielmehr ruht man auf ihr. In allen diesen Beziehungen, unterscheidet sich, wie Huxley mit Recht hervorhebt, die Naturwissenschaft von allen anderen Unterrichtsfächern und bereitet den Schüler für das praktische Leben vor. Was haben wir denn - fragt Huxley im täglichen Leben zu thun? Der größte Teil unserer Thätigkeit bezieht sich auf Thatsächliches und dieses will in erster Linie richtig beobachtet und begriffen, in zweiter Linie durch induktives und deduktives Denken erklärt sein und dieses ist seiner Natur nach dem in der Naturwissenschaft angewandten durchaus ähnlich.

Damit aber der naturwissenschaftliche Unterricht all diejenigen Vorteile gäbe, die er thatsächlich geben kann, muss er notwendiger Weise real sein, d. h. es muss der Schüler Alles mit eigenen Sinnen erkennen, der Natur unmittelbar begegnen und die wahren Thatsachen aus erster Hand empfangen.

Von außerordentlicher Wichtigkeit waren die Vorschläge Huxley's, betr. der Universitätsstudien der Biologie und namentlich der Zoologie. Das Hauptgewicht legte Huxley immer darauf, dass den Studenten die Thatsachen zwar in kleinerer Anzahl, dafür jedoch in gründlicherer Behandlung dargelegt werden. Als wesentliche Bedingung des vorteilhaften zoologischen Studiums fasste Huxley das möglichst grundliche Durcharbeiten gewisser typischer Repräsentanten des Tierreichs im Laboratorum der Anatomie und die Anknüpfung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten an die selbständig praktisch vom Studierenden errungene Thatsachensammlung. Das für den Studenten wesentliche -- sagt Huxley - ist die Kenntnis der Thatsachen der Morphologie und er sollte stets bedenken, dass Verallgemeinerungen leere Formen sind, so lange er nicht in seiner persönlichen Erfahrung Etwas besitzt, was den Worten, in denen die Verallgemeinerungen ausgedrückt sind, Wesen und Inhalt verleiht. In der Vorrede zu den „Grundzügen der Anat. der wirbellosen Tiere" behauptet Huxley mit Recht, dass durch anatomische Zerlegung eines einzelnen Vertreters jeder der Hauptabteilungen des Tierreichs der Student eine gründlichere Kenntnis ihrer

a

vergleichenden Anatomie sich aneignen wird, als wenn er noch so fleißig in diesem oder einem anderen Buche liest. In diesen „Grundzügen“ hat er deshalb das praktische Studium dadurch zu erleichtern gesucht, dass er bei den komplizierteren Typen eine ausführliche Beschreibung von einzelnen Formen gegeben hat. Dasselbe Ziel verfolgte Huxley in seiner „Praktischen Biologie", in seinem Werke über den Krebs u. dergl. Es erschienen zwar nach Veröffentlichung der Huxley'schen Arbeiten in der zoologischen Litteratur auch viele andere Werke, deren Aufgabe war, die praktische Gewinnung zootomischer Kenntnisse im Laboratorium zu erleichtern, es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass der verdienstvollste Verteidiger, wenn nicht ursprünglicher Schöpfer, dieser außerordentlich fruchtbaren Methode Huxley war, dessen grundlegende diesbezügliche Arbeiten den Anderen als Muster galten. Huxley hat jedoch immer die zootomischen Studien als Mittel zum Zweck betrachtet und hat auf Schritt und Tritt die große Bedeutung wissenschaftlicher Verallgemeinerungen mit Nachdruck hervorgehoben. Die selbständige Erkenntnis biologischer Thatsachen, das Aufgeben des blinden Glaubens an Autoritäten und das wissenschaftliche Denken" - dies sind die drei wichtigsten Bedingungen der in Wahrheit wissenschaftlichen biologischen Universitätsstudien. „Die große Hauptsache ist die sagt der englische Forscher der Belehrung einen realen und praktischen Erfolg dadurch zu geben, dass man die Aufmerksamkeit des Schülers auf einzelne Thatsachen fixiert, aber zugleich die Belehrung weit und umfassend macht, dadurch, dass man sich beständig auf die allgemeinen Gesetze zurückbezieht, zu denen alle einzelnen Thatsachen nur die Illustrationen bilden".

[ocr errors]

Interessant sind Huxley's Bemerkungen inbetreff der Universitätsvorlesungen. Je besser, meint mit Recht Huxley, ein Vortrag als rein oratorische Leistung ist, um so schlechter ist er als Lehrvortrag. Denn der Redefluss reisst fort, ohne dass man seine Aufmerksamkeit genau auf den Sinn der Worte heftete; man überhört ein Wort oder einen Satz, man versteht einen Augenblick nicht genau den Sinn, und während man selbst noch bestrebt ist, sich zu verbessern, ist der Redner schon zu etwas Neuem übergegangen. „Die von mir sagt Huxley seit vielen Jahren für den akademischen Vortrag angenommene Methode besteht darin, den Inhalt eines Vortrages in einige trockene Sätze verdichtet zusammenzufassen, die langsam gelesen und diktiert werden". Meiner Meinung nach ist es noch vorteilhafter, solche Sätze vor dem Anfange des Vortrages an einer Schultafel niederzuschreiben. Auf die Vorlesung - sagt nun weiter der englische Naturforscher eines jeden, folgt dann ein freier, die Sätze entwickelnder und illustrierender Kommentar, worin die Ausdrücke erklärt und durch

« AnteriorContinuar »