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J. M. Beckstein und Brehm besonders der vor kurzem verstorbene K. Th. Liebe mitgearbeitet hat.

Alle diese Bearbeitungen der Fauna Thüringens sind aber in zahlreichen größeren und kleineren Schriften, geographischen, systematischen und biologischen Inhaltes zerstreut und versteckt; manche Gruppen sind mehr, manche weniger behandelt worden, manche aber überhaupt noch garnicht in Angriff genommen. Verfasser hat sich nun der höchstmühseligen und schwierigen Arbeit unterzogen, diese zahllosen Einzelarbeiten und Beobachtungen zu sichten und unter allgemeinen Gesichtspunkten zu einem einheitlichen Ganzen zu vereinigen, das in recht übersichtlicher und zusammenhängender Weise dem Fachmann wie dem Laien eine willkommene Hilfe und Grundlage für seine Studien über die Tierwelt Thüringens bietet. Auch die Entwicklung der Fauna Mitteleuropas, die Veränderungen, welche die verschiedenen Eiszeiten mit den dazwischen liegenden Interglacialperioden durch abwechselndes Vordringen der arktischen und der Steppenfauna in der Fauna Thüringens veranlasst haben, sodann das Aussterben der größeren Säugetiere wie Bär, Wolf, Luchs u. s. w. sind eingehend ergründet und behandelt worden.

Von Säugetieren finden sich 52 Arten in Thüringen vor und zwar in folgender Verteilung: Artiodactyla 4, Rodentia 17, Insectivora 7, Carnivora 9 und Chiroptera 15.

Das Aussterben der großen Waldtiere lässt sich an der Hand verschiedener Forststatistiken und städtischen Chroniken verfolgen und mit sicheren Zahlen belegen. Der Bär ist im allgemeinen zu Ende des 17. Jahrhunderts verschwunden. Während im 16. Jahrhundert und um die Mitte des 17. Jahrhunderts noch ganze Bärenfamilien im Thüringer Wald hausten (von 1611-1665 wurden im albertinischen Sachsen im ganzen 324 Bären erlegt) tauchen im 18. Jahrhundert nur noch einzelne, wahrscheinlich herübergewanderte und versprengte Exemplare auf; der letzte Bär ist im Jahre 1797 erlegt worden. Die Luchse sind schon im 18. Jahrhundert in Thüringen sehr selten; der letzte ist 1819 im Herzogtum Gotha geschossen worden. Die Wölfe sind noch im 17. Jahrhundert äußerst zahlreich, im 18. Jahrhundert wurden sie bereits seltener und im 19. Jahrhundert sind nur noch wenige Exemplare gejagt worden, die letzten 1859 und 1884 im Erzgebirge und im Vogtlande unweit Greiz. In S. Meiningen wurde bis 1837 eine Wolfssteuer erhoben.

Nicht so genau, wie über diese großen Räuber, sind wir über das Verschwinden der kleineren Raubtiere unterrichtet, der Sumpfotter oder Nerz (Mustela lutreola L.) und des Bibers. Der Nerz kam zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch an der Leine bei Göttingen vor; an der oberen Werra soll noch zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Exemplar gefangen worden sein. Der Biber wurde seit dem Ende des Mittelalters immer mehr dezimiert und bereits damals in manchen Gegenden, z. B. in Hessen ganz ausgerottet. Wann er zuletzt in Thüringen beobachtet wurde, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen; gegenwärtig lebt er in Deutschland nur noch an der mittleren Elbe. Die Wildkatze hat sich in den Bergen des Thüringer Waldes noch bis auf den heutigen Tag erhalten; im gothaischen wurden 1850-1860 noch 10 Stück erlegt. Auch sind in den letzten Jahren noch einzelne Exemplare zur Strecke gebracht worden. Die Fischotter ist sogar noch außerordentlich häufig, denn es wurden

von den thüringischen Fischereivereinen in den Jahren 1879-1893 918 Otternprämien gezahlt. Die Hausratte, Mus rattus, die überhaupt noch in Deutschland eine viel größere Verbreitung und Häufigkeit hat als man gewöhnlich annimmt, ist in Thüringen noch nicht allenthalben von der Wanderratte verdrängt worden. Verf. führt Orte an, in denen die letztere vor 20 und selbst vor 10 Jahren noch gänzlich unbekannt war. Der Erhaltung der Hausratte scheinen in Stroh gedeckte Ziegeldächer oder reine Strohdächer günstig zu sein.

Die Menge des Wildes hatte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die Pflege, welche man demselben angedeihen ließ, auch durch die starke Verminderung der großen Raubtiere den Höhepunkt erreicht; im vorigen und in diesem Jahrhundert nahm dieselbe bedeutend ab. In den letzten 40 Jahren sind aber unter fürstlichem Schutz in manchen Teilen Thüringens wieder bedeutende Wildstände erzielt worden.

Den Vögeln Thüringens ist bei der großen Vorliebe, welche den gefiederten Sängern aus allen Kreisen entgegengebracht wird, seit etwa 100 Jahren eine gründliche Erforschung gewidmet worden; aus den ver schiedensten Teilen Thüringens sind bereits lokale Zusammenstellungen der Avifauna vorhanden. Aus allen diesen bekanntgewordenen und erreichbaren Quellen hat Verf. eine übersichtliche Tabelle zusammengestellt und nach dem Vorgange von Taschenberg und Baldamus 3 Kategorien unterschieden: 1) Die in Thüringen brütenden Vögel als der eigentliche Stamm der hier heimatsberechtigten Arten 161; 2) die Durchzügler, welche mehr oder weniger regelmäßig, wenigstens einen Teil des Jahres, hier zubringen 60 und 3) nur ganz vereinzelt einmal als Irrgäste beobachtete Vögel 79 Arten. Auf einzelnes kann hier nicht näher eingegangen werden; es mag nur noch erwähnt sein, dass der Sperling in einzelnen Gebieten recht selten ist und manchen hochgelegenen Dörfern vollkommen fehlt, obschon man ihn mehrfach anzusiedeln versucht hat. Die Grenze des Körnerbaues ist auch seine Grenze, nur einzelne Punkte mit Posthalterei vermögen ihn noch anzulocken.

vertreten.

Die kaltblütigen Landwirbeltiere sind in Thüringen recht spärlich Von Reptilien sind im ganzen nur 6 Arten vorhanden und zwar 3 Echsen: Lacerta agilis L. und L. vivipara Jacq., sowie Anguis fragilis L. und 3 Schlangen: Coronella laevis Mer., Tropidonotus natrix L. und Vipera berus L. Das Vorkommen verschiedener anderer Reptilien, z. B. der Sumpfschildkröte Emys europaea Schneid., ist noch recht zweifelhaft, sichere Funde mit Belegstücken liegen nicht vor. Ebenso erwiesen sich die Angaben über das Vorkommen der Smaragdeidechse Lacerta viridis L. und der Aeskulapschlange Coluber Aesculapii Host., als nicht stichhaltig. Für die beiden angeblich vorhandenen Belegstücke konnte Verf. nachweisen, dass dieselben entweder aus der Gefangenschaft entwischt oder falsch bestimmt waren. Die Kreuzotter ist in den Vorbergen der Buntsandsteingebiete häufiger als auf dem Muschelkalk, wofür natürlich kein direkter Zusammenhang der Bodenunterlage mit der geographischen Verbreitung, wohl aber vielleicht der Einfluss der Gesteinsunterlage in Verbindung mit der Vegetation und dem Klima geltend gemacht werden kann: auf dem häufig etwas moorigen Waldboden des Buntsandsteines findet die Kreuzotter die ihr zusagenden Lebensbedingungen besser als auf dem trockenen Muschelkalk. Kreuzotter und Waldeidechse finden sich vor

allem im Gebirge und im moorigen, feuchten Tiefland, Zauneidechse und glatte Natter dagegen in trockenen, sonnigen Gegenden der tieferen Gebirgslagen und der Ebene.

Die Amphibien haben 10 Arten in Thüringen aufzuweisen, 11 froschartige und 5 Molche. Von den deutschen Arten fehlen nur zwei, der Springfrosch Rana agilis Thom. und der schwarze Alpensalamander Salamandra atra. Zu erwähnen ist die Geburtshelferkröte Alytes obstetricans (Laur), welche im Nordwesten des Thüringer Waldes mit Sicherheit nachgewiesen wurde, aber auch schon in das östliche Hügelland vorgedrungen sein soll, wofür allerdings Beweisstücke noch ausstehen. Die rotbauchige Unke Bombinator igneus (Laur.) ist nur aus dem Nordrande im Elsterthal und bei Halle bekannt.

Von Fischen leben in den thüringischen Gewässern 35 Arten. Ihre Verbreitung und ihre Häufigkeit in den einzelnen Gewässern ist durch die verschiedensn thüringischen Fischereivereine genauer bekannt geworden, welche auch zur Hebung der Fischbestände in den letzten Jahren außerordentlich viel geleistet haben. R-r. [32]

A. Fleischmann, Privatdozent der Zoologie in Erlangen. Lehrbuch der Zoologie, nach morphogenetischen Gesichtspunkten bearbeitet.

Spezieller Teil. I. Die Wirbeltiere. Mit 98 Abbildungen im Text und 3 Farbendrucktafeln. Wiesbaden. C. W. Kreidels Verlag 1896.

Von der Erwägung ausgehend, dass ein rechtes Verständnis der gesamten Organisation ebenso wie das der Homologien einzelner Organe und der darauf sich gründenden Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere nur auf entwicklungsgeschichtlicher Grundlage gewonnen werden kann, rückt der Verfasser in seinem Lehrbuche der Zoologie die Embryologie in den Vordergrund des Unterrichtes. Indem er die Darstellung der frühesten Bildungsvorgänge sich für den SchlussAbschnitt verspart, der über das Ei und seine Entwicklung handelt, beginnt er mit der Schilderung eines Embryos in einem Stadium, wo die Organe so weit ausgebildet sind, dass sie den gemeinsamen Wirbeltiertypus deutlich erkennen lassen und beschreibt dann, in welcher Weise sie in jeder einzelnen Klasse um- und weitergebildet werden. Diese Art der Darstellung bietet nicht zu verkennende pädagogische Vorteile; sie ermöglicht es, den umfangreichen Stoff leichter zu bewältigen und den Vortrag einheitlicher zu gestalten, da sie vom Einfacheren zum Verwickelteren fortschreitet, das Wesentliche deutlich hervortreten lässt und die Uebersicht erleichtert. So war denn der Verfasser im stande, ohne sich den Vorwurf der Oberflächlichkeit zuzuziehen, auf dem engen Raum von 122 Seiten die wichtigsten Thatsachen der Entwicklungsgeschichte und Morphologie der Wirbeltiere in einfacher, an einzelnen Stellen allerdings auf Kosten der leichten Verständlichkeit für den Anfänger etwas zu knapp gehaltener Fassung vorzuführen. Ein Anhang von 42 Seiten gibt eine systematische Uebersicht, in welcher ebenfalls das Wesentlichste aus den fünf Wirbeltierklassen in gedrängter Kürze zusammengestellt ist.

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Voigt (Bonn). [47]

Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig. Druck der kgl. bayer. Hof- und Univ. - Buchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen.

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24 Nummern von je 2-4 Bogen bilden einen Band. Preis des Bandes 20 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.

XVI. Band.

15. März 1896.

Nr. 6.

Inhalt: Haacke, Zur Stammesgeschichte der Instinkte und Schutzmale (2. Stück). Maas, Erledigte und strittige Fragen der Schwammentwicklung. Aus den Verhandlungen gelehrter Gesellschaften: Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien.

Zur Stammesgeschichte der Instinkte und Schutzmale. Eine Untersuchung über die Phylogenie des Brutparasitismus und der Eicharaktere des Kuckucks.

Von Wilhelm Haacke.

(Zweites Stück.)

Die in mehr als 200 Arten über die ganze Erde verbreitete Familie der Kuckucke lässt sich wie in Bezug auf die Lebensweise, so auch rücksichtlich der Beschaffenheit der Eier nach Rey in zwei an Artenzahl nahezu gleiche Gruppen teilen. Nach demselben Gewährsmanne brüten die Vögel der einen dieser Gruppe, die nur in Europa fehlt, selbst, und legen einfarbige Eier von weißer oder blaugrüner Grundfarbe, die von einem porösen Kalküberzuge gleichmäßig oder ungleichmäßig überlagert sind, während die Angehörigen der anderen Gruppe, welche die eigentlichen Kuckucke umfasst und nur in Amerika nicht vertreten ist, ihre meist bunt gezeichneten Eier, denen ein gleicher Ueberzug gänzlich fehlt, nach Art der Spähvögel und Viehstaare anderen Arten zur Bebrütung unterschieben. Bei den Eiern sämtlicher selbstbrütenden Kuckucke sind die Grenzen der Variabilität nach Rey ziemlich enge. Dagegen sind die Eier bei manchen Arten der Parasiten, insbesondere bei Cuculus canorus, außerordentlich verschieden unter einander, jedoch nach Baldamus weniger nach Größe, Schwere und Gestalt, als in Bezug auf die Kleid male, die nach Baldamus bei unserm Kuckuck und seinen Verwandten bei weitem mannigfaltiger sind, als bei irgend einer der etwa 2000 Vogelarten, deren Eier man bisher kennen gelernt hat. Ebenso sagt Rey, dass die Eier des XVI.

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Kuckucks in Bezug auf die Kleidmale so verschieden untereinander sind, wie dieses bei keinem andern Vogel, dessen Fortpflanzung wir kennen, auch nur annähernd vorkommt. Man muss aber mit Baldamus fragen, ob auch alle Eier, die man für Kuckuckseier hält, wirklich solche, oder nicht vielmehr Doppel- oder Rieseneier der Pfleger sind, in deren Nestern sie aufgefunden wurden. Aber die Kuckuckseier weichen nach Baldamus in Größen- und auch wohl in Form-, ferner in Farb- oder Zeichnungsmalen oder beiden zugleich, von den Pflegereiern ab. Oft findet man nach Baldamus einander ähnliche Kuckuckseier in den Nestern zweier oder mehrerer verschiedener Pflegerarten, oder auch solcher Vögel, die nur als Nothelfer benutzt werden. Dann sind, wie wir von Baldamus erfahren, manche Eier vor den Augen des Beobachters auf den Erdboden oder sogar in dessen Hand gelegt worden, und bei manchen Nestern hat man das Abfliegen des Kuckucksweibchens von dem Neste beobachtet, in welchem darauf das noch warme Kuckucksei gefunden wurde. Ebenso hat man, sagt Baldamus weiter, aus dem Kuckucksei öfter einen jungen Kuckuck hervorgehen sehen. Außerdem haben, wie Baldamus mit Recht betont, die Eier, die mit keinen andern Vogeleiern zu verwechseln sind, zumal wenn sie in Pflegernestern gefunden werden, deren Eier nicht die mindeste Aehnlichkeit mit ihnen haben, als Kuckuckseier zu gelten.

Die Kuckuckseier, sagt Baldamus, haben nach verschiedenen Forschern bestimmte Kennzeichen. Naumann fände das Charakteristische des Kuckuckseies in dessen Zeichnungsmalen, einer Art Bekritzelung, die das Kuckucksei fast immer kenntlich mache und dem geübten Blick zwar leicht auffindbar, aber doch mit Worten schwer zu beschreiben sei. Auch diejenigen Eier, welchen die Kritzelzeichnung fehle, hätten nach Naumann etwas besonderes in der Form ihrer Flecke. Thienemann stelle als Hauptkennzeichen das charakteristische Korn, d. h. die Schalenskulptur, voran. Forstmeister v. Göbel hielte die Verwechselung der Riesen- uud Doppeleier kleiner Vögel mit dem Kuckucksei nicht für möglich, wenn man das Gewicht der Schale zu Hilfe nähme. Die Schalen der Doppel- und Rieseneier der Pfleger überträfen das Gewicht der normalen Eier nur um eine Kleinigkeit, dagegen sei das Gewicht der Kuckuckseischale ein viel bedeutenderes. Es sei sehr konstant und daher ein gutes Kennzeichen. Zu demselben Resultat seien Krüger-Feldhusen und A. Walter gelangt. Auch die großen blauen Eier, die man in den Nestern des Gartenrotschwanzes und des Steinschmätzers fände, seien durch das Gewicht von Doppeleiern dieser Pfleger zu unterscheiden. Als Kennzeichen der Kuckuckseier sei ferner von manchen Forschern die Härte und die Festigkeit der Schale bezeichnet worden. Baldamus hält aber das Gewicht für das sicherste Kennzeichen des Kuckuckseies. Die Naumann'sche Methode der Bestimmung der Kuckuckseier nach

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