Imagens das páginas
PDF
ePub

den Zeichnungsmalen komme ohne Zweifel zur häufigsten Anwendung, reiche aber nicht in allen Fällen aus, nämlich da nicht, wo es sich um ungezeichnete Eier oder stark verwischte Zeichnungsmale handle. In allen übrigen Fällen würde aber selbst der Anfänger nicht lange zweifeln, ob er ein Kuckucksei vor sich habe oder nicht, besonders wenn er es neben den Pflegereiern fände. Durch auch dem ungeübten Blicke wahrnehmbare Merkmale ließe sich das Kuckucksei als fremdes, nicht zu den Pflegereiern gehörendes, sofort unterscheiden. Im Gegensatz zu der ungemein großen Verschiedenheit der Kuckuckseier in Bezug auf die Kleidmale müssen ihre Formmale nach Rey als ziemlich konstant bezeichnet werden. Nach diesem Forscher liegen die Hauptkennzeichen der Kuckuckseier in der Form, in dem hohen Gewicht der Schale, und besonders in der großen Festigkeit der Schalensubstanz. Wesentlich wichtiger als die Form sei aber das Gewicht, weil es recht merklich höher sei, als das anderer Eier von gleicher Größe, und die Festigkeit der Schale sei ein ohne weiteres sehr wertvolles Kennzeichen der Kuckuckseier. Der geübte Oologe wird aber nach Baldamus selten in die Lage kommen, zu Lupe, Waage, Schliff und andern Hilfsmitteln greifen zu müssen, um ein Kuckucksei zu bestimmen. Nicht weil das in einem Pflegerneste gefundene Ei kein Pflegerei sei und deshalb ein Kuckucksei sein müsse, sondern weil der Kenner es als solches erkenne, bezeichne er es mit voller Sicherheit als Ei des Kuckucks. Altums Scharfsinn wäre keinen Augenblick im Zweifel gewesen, ob das von ihm in einem Rotkehlchenne ste gefundene himmelblaue ungefleckte Ei dem Kuckuck angehörte, oder ein Doppelei des Gartenrotschwänzchens, der Heckenbraunelle, des Wiesenschmätzers oder des Steinschmätzers gewesen sei, es sei denn, dass man annehmen wolle, dass die eben genannten Pfleger die Eigentümlichkeit, oder besser, die Marotte hätten, ihre Doppeleier in fremde Nester zu legen. Als Baldamus zuerst im Jahre 1851 ein blassbläulichgrünes ungeflecktes Ei von der Größe der Kuckuckseier erhielt und zwei ganz gleiche von derselben zarten Färbung in einer Sammlung sah, wäre ihm, so sagt er, die Behauptung, dass der Sammler diese blaugrünen Kuckuckseier selber nebst den Pflegereiern aus drei Nestern des Gartenrotschwanzes genommen hätte, sehr zweifelhaft erschienen. Später hätte er aber von einem eifrigen und kundigen Sammler ein solches Ei samt Gelege des Gartenrotschwanzes erhalten. Er fragt, ob alle die zahlreichen Rotschwänzchen in den parkähnlichen Revieren von Dessau bis Wörlitz und Oranienbaum, wo die betreffenden Kuckuckseier gefunden wurden, die sonderbare Passion hätten, wahre Rieseneier zu legen und nicht nur in die eigenen, sondern auch in fremde Nester? Im Ganzen sind Baldamus 30 und einige hellblaue und ungefähr 9 gesättigt blaugrüne Kuckuckseier bekannt geworden; 5 oder 6 davon lagen bei Eiern

von total verschiedener Färbung und Zeichuung, so z. B. in den Nestern und bei Eiern vom Berglaubsänger, Waldlaubsänger, Rotkelchen, der weißen Bachstelze u. s. w. Dehne berichtet nach Baldamus, dass ein in der Nähe eines Rotschwanznestes auf einem Heuboden ergriffenes Kuckucksweibchen am zweiten Tage seiner Gefangenschaft ein einfarbig grünes Ei gelegt habe. Es hätte die meiste Aehnlichkeit mit dem Ei des braunkehligen Wiesenschmätzers gehabt. Thiele ließ, ebenfalls nach Baldamus, ein grünes Kuckucksei in einem Rotschwanzneste liegen, und dem Ei entschlüpfte ein junger Kuckuck. Baldamus teilt ferner mit, ein Revierförster bei Oldenburg habe beobachtet, dass aus einem größeren blauen Ei in einem Rotschwanzneste ein junger Kuckuck ausschlüpfte; Altum habe in einem an der Wurzel einer Buche stehenden Rotkelchenneste mit zwei Eiern das himmelblaue und ungefleckte möglichst abstehende Ei des Kuckucks gefunden, Grunach drei blaue Kuckuckseier, zwei in Gartenrotschwänzchenne stern bei 7, beziehungsweise 8 Pflegereiern, eines in einem Neste der weißen Bachstelze; an dem ausgebildeten Embryo, den das letztere enthielt, sei die paarzehige Fußbildung des Kuckucks zu erkennen gewesen. An hellbläulichgrüne Kuckuckseier schließen sich nach Baldamus die mehr oder weniger gesättigt bläulichgrünen, meist aus den Nestern des braunkehligen Wiesenschmätzers genommenen Kuckuckseier an. Förster Hintz sei der erste gewesen, der über diese auffallende Färbung und die in der That frappante Aehnlichkeit mit den Eiern des Wiesenschmätzers berichtet habe. Ein Ei, das Baldamus erhielt, und das den Eiern des Wiesenschmätzers ähnlich war, sei ohne Zweifel ein Kuckucksei, denn der Sammler hätte das Kuckucksweibchen dicht neben dem Neste sitzen sehen. Es sei erst fortgeflogen, als er sich dem Neste näherte. Baldamus fand auch selbst ein intensiv bläulichgrünes zeichnungsloses Ei bei 8 Eiern des Wiesenschmätzers, und er konnte feststellen, dass dieses von einem Kuckucksweibchen gelegt worden war. Einmal sah er einen Kuckuck auf dem Neste des Sumpfrohrsängers sitzen. Nach etwa einer Minute wäre der Kuckuck geräuschlos und langsam davon geflogen. Im Neste hätte neben zwei kälteren Eiern des Sumpfrohrsängers das warme Ei des Kuckucks gelegen. Keins von allen irgend welchen Pflegereiern ähnlichen Kuckuckseiern, die Baldamus bekannt geworden sein, habe eine so große Aehnlichkeit mit den Eiern der betreffenden Pflegeeltern gehabt, wie dieses Ei, das sowohl in der Grundfarbe als auch in der Färbung und im Charakter der Zeichnung den Pflegereiern geglichen habe. Es bliebe nur die Alternative, dass der Kuckuck in der That dieses Ei gelegt, oder dass er sich einige Minuten lang auf das Nest gesetzt habe, in welches der Eigner innerhalb weniger als 24 Stunden ein gewöhnliches und ein Riesenei gelegt hätte.

Nach allen diesen Mitteilungen kann kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass die Eier, die von den besten Kennern als Kuckuckseier angesprochen werden, auch wirklich solche sind. Wir dürfen uns deshalb auch auf die Uebersichten verlassen, die unsere Gewährsmänner von den verschiedenen Kleid malen der Eier von Cuculus canorus geben.

Nach Rey gibt es einfarbige lebhaft blaugrüne Kuckuckseier und ebensolche mit spärlicher feiner rötlichlehmgelber Punktierung; ferner mit größeren dunklen Flecken versehene von weißlicher, gelblicher, grünlicher, bläulicher, bräunlicher, rötlicher, roter, grauer, violettgrauer und anderer Grundfarbe, die mit Punkten, Strichen, Zügen, Schnörkeln, scharf umgrenzten oder verwaschenen Flecken von schwarzer, violetter, rotbrauner, graubrauner, graugrüner oder rötlich bis rostroter Farbe gezeichnet sein können. Diese Zeichnung tritt nach Rey in mehrfacher, meist dreifacher Nüancierung auf und häuft sich in sehr vielen Fällen gegen das stumpfe Ende hin zu einem mehr oder weniger deutlichen, oft ungleichmäßigen Kranze an, ohne aber irgend welche andern Teile der Oberfläche gänzlich frei zu lassen. Besonders charakteristisch sind nach Rey die kleinen, runden, scharf begrenzten, leicht abwaschbaren Flecke von schwarzer Farbe, die der Oberfläche deutlich aufgelagert erscheinen und nur in seltenen Fällen gänzlich fehlen. Als eine besondere Eigentümlichkeit der Kuckuckseier hebt Rey hervor, dass die Dichtigkeit der Zeichnung häufig auf der einen Längsseite eine wesentlich andere sei, als auf der entgegengesetzten, und dass, wenn große Flecke von intensiver Farbe vorkämen, diese fast niemals. geschlossen, sondern fast immer zerrissen erschienen.

Baldamus hat die verschiedenen Kleidmale der Kuckuckseier als verschiedene Typen bezeichnet. Thienemann und Ramsay haben sie nach Baldamus Varietäten genannt. Baldamus klassifiziert die ihm bekannt gewordenen Kuckuckseier folgendermaßen: 1. Gruppe: Kuckuckseier ohne Zeichnung bei Pflegereiern ohne

Zeichnung.

1. Typus: Denen des Hausrotschwänzchens ähnliche Eier, weiß, oder aus blaugrünlichweiß in weiß verbleichend. Baldamus kannte 5 oder 6 Eier dieses Typus, eins aus dem Neste des Berglaubvogels, die übrigen aus denen des Hausrotschwänzchens. 2. Typus: Den Gartenrotschwänzchen - Eiern ähnliche schön bläulichgrüne Kuckuckseier; meist etwas heller als die des Pflegers.

3. Typus: Denen des braunkehligen Wiesenschmätzers ähnliche Eier von gesättigt bläulichgrüner Färbung. Fünf Eier aus den Nestern dieses Pflegers sind Baldamus bekannt geworden. Ein blaugrünes Kuckucksei von etwas hellerem Ton lag in der Nähe eines Nestes der Alpenbraunelle.

II. Gruppe: Eier mit bis zur Einfarbigkeit verwischter Zeichnung. 4. Typus: Ein Ei aus dem Neste des Schilfrohrsängers, hellockergelb mit einem Schein ins Graugrüne.

5. Typus: Ein blau- oder stahlgraues Ei im Neste der weißen Bachstelze.

III. Gruppe: Verwischte aber noch deutlich erkennbare Zeichnung. 6. Typus: Schilfrohrsängern-Eiern ähnliche Eier. Grünlich

ockerweißes Ei mit Flecken von dunkler Nüance desselben Farbentones aus dem Neste dieser Art.

7. Typus: Rotke hlchen-Eiern ähnliche gelbrötlichweiße und nelkenrötlichweiße Eier mit entsprechender dunkler Zeichnung. Zwei dieser Kuckuckseier den Pflegereiern sehr ähnlich, ein drittes und viertes wurden in den Nestern des Baumpiepers bezw. des Wiesenpiepers gefunden.

8. Typus: Feldlerchen-Eiern ähnliche graulich und grünlichockerfarbene Eier in verschiedenen Nüancen mit dichterer Fleckenzeichnung in tieferen Tönen. Zwei dieser Eier stammten aus Nestern der Feldlerche und waren den Pflegereiern sehr ähnlich; eins wurde im Neste des Baumpiepers bei Eiern von bräunlichroter Zeichnung, eins im Neste des Wiesenpiepers bei Eiern von hellgrauer Färbung gefunden.

IV. Gruppe: Eier mit deutlicher und mehr oder weniger scharf abgesetzter Zeichnung.

9. Typus: Eier mit Strichelzeichnung.

a) Den Eiern der weißen Bachstelze ähnlich. Bläulich-, grau-
und bräunlichweiß mit dunkleren Stricheln. Elf Kuckucks-
eier dieser Kategorie wurden in Nestern der weißen Bach-
stelze gefunden und waren den Pflegereiern in den Kleidmalen
sehr ähnlich. Drei ähnelten ihnen nur in der Zeichnung, vier
nur in der Färbung, während vier in Nestern gefunden wur-
den, mit deren Eiern sie keinerlei Aehnlichkeit hatten.
b) Den Eiern des Baumpiepers ähnlich. Baldamus kannte
zwei rötlichgraue mit braunrötlichen Stricheln gezeichnete
Eier dieser Kategorie, ferner zwei graubraune mit dunkleren
Stricheln und ein graues mit braungrauen Stricheln. Alle
fünf waren den entsprechenden Eiern des Baumpiepers, in
dessen Nestern sie gefunden wurden, sehr ähnlich; zwei hier-
hergehörige Eier stammten aus den Nestern anderer Pfleger-
arten.

10. Typus: Den Eiern des Gartensängers ähnliche, mit Punktund Tüpfelzeichnung versehenen Eier. Sie sind nelkenrötlichweiß mit braunroten Punkten und Tüpfeln. Ein solches Ei fand sich im Neste des Gartensängers und war dessen Eiern sehr

ähnlich; ein anderes von intensiverer Färbung hatte geringere Aehnlichkeit mit Gartensängereiern.

11. Typus: Eier mit Flecken und Flatschenzeichnung.

a) Die Kuckuckseier ähneln denen des Neuntöters und rotköpfigen Würgers, sind grünlich- und bläulichweiß oder gelbrötlichweiß mit hell und dunkelviolettbrauner Zeichnung, beziehungsweise mit bräunlichroten Flecken. Fünf Kuckuckseier mit diesen Kleidmalen fanden sich in Neuntöternestern bei Pflegereiern von abstechender Färbung, zwei Kuckuckseier von schön blaugrünlichweißer Grundfarbe mit olivengrüner Zeichnung, offenbar von einem Weibchen stammend, gleichfalls in Nestern des Neuntöters, das eine bei Pflegereiern von lebhaft lachsroter, das andre bei solchen von gelblich grauer Färbung.

b) Die Kuckuckseier sind Orpheussänger - Eiern ähnlich. Ein Ei fand sich bei zwei Eiern dieser Art. Die letzteren waren hellblaugrünlichweiß mit blassolivengrauen kleinen Flecken und Punkten; das Kuckucksei hatte Flecken der gleichen Farbe und viele scharf umgrenzte, kleine, dunkelolivenbraune Flecke und unterschied sich nur dadurch und außerdem durch etwas bedeutendere Größe und gedrungenere Gestalt von den Pflegereiern.

c) Kappenammer-Eiern ähnliche Kuckuckseier. Ein zweifelhaftes Kuckucksei wurde bei diesem Vogel gefunden.

12. Typus: Eier mit Brandflecken- oder Marmorzeichnung, den Eiern des Baumpiepers, Buchfinken und Bergfinken ähnlich. Ein Kuckucksei mit diesen Zeichnungsmalen, aber mit mit Grün gemischter Grundfarbe fand sich bei den Eiern des Baumpiepers von etwas mehr violetter Grundfarbe und stärker ausgeprägter Zeichnung. Ein zweites Ei, dem ersten sehr ähnlich, stammte aus dem Neste des Gartenammers, ein drittes aus dem Neste des Baumpiepers.

V. Gruppe: Eier mit verwischter Zeichnung.

13. Typus: Eier mit Schnörkel-, Haarlinien und Tüpfelzeichnung. a) Den Eiern des Grau-, Garten-, Gold- und Rohrammers ähnlich. Zwei Kuckuckseier dieser Kategorie wurden bei sehr ähnlichen Eiern des Goldammers gefunden; ein drittes lag bei Eiern des Gartenammers; zwei fanden sich bei Eiern der Amsel bezw. des Rotkehlchens; ein dicht und unregelmäßig brandiggeflecktes wurde einem Neste des Rohrammers ent

nommen.

b) Kuckuckseier, die in den Nestern der Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Zaungrasmücke und Dorngrasmücke, sowie in denen der Sperbergrasmücke und des

« AnteriorContinuar »