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Der indische Kuckuck (Cuculus indicus) legt seine Eier nach Baldamus in die Nester der Malacocercus - Arten und in Ostsibirien gewöhnlich in die von Anthus agilis und wahrscheinlich auch in die der andern Pieper- und in solche von Laubvogelarten Sibiriens sowie in die der sibirischen Verwandten der europäischen Pflegerarten von Cuculus canorus.

Von Cuculus gabonensis beobachtete, Baldamus zufolge, ein Reisender des Hauses Verreaux, dass ein Individuum dieser Art seine Eier in die Nester dreier verschiedener Pflegerarten legte.

Die gut beobachtete Fortpflanzung des Bronze kuckucks scheint nach Baldamus vielseitiger zu sein, als die aller anderen ausländischen Kuckucksarten. Diesem kleinen Kuckucke steht nach Baldamus eine verhältnismäßig große Anzahl von Pflegern zur Verfügung. Die große Anzahl der Pflegerarten bei den genannten Kuckucken dürfte verständlicher werden, wenn wir sie als ein Anzeichen zunehmender Degeneration gewisser Instinkte betrachten. Diejenigen alten Kuckucke, die infolge von Degeneration des Nestbauinstinktes zum Parasitismus übergingen, dürften zunächst Pflegerarten gewählt haben, deren Nester, Eier und manchmal auch wohl Kleider den ihrigen ähnlich waren. Die Anzahl solcher Pflegerarten wird aber naturgemäß eine beschränkte gewesen sein, womit eine Anzahl von Thatsachen, die wir kennen gelernt haben, gut stimmt. Dadurch, dass die Kuckucke sich an diese Pflegerarten gewöhnten und Hand in Hand damit das Erbgedächtnis, wie wir den Instinkt nennen können, für den eignen Nestbau verloren, wurde überhaupt eine Degeneration aller der Instinkte eingeleitet, die mit der Brutpflege zusammenhängen. Zunächst verloren die Kuckucke das Erbgedächtnis für die bei ihren ursprünglichen Pflegern vorgefundenen und ehedem auch ihnen eigenen Nest- und Eimerkmale und nahmen auch solche Arten in Anspruch, deren Nest- und Eimerkmale den ihrigen wohl noch etwas, aber doch nicht mehr so ähnlich waren, wie die der ersten Pfleger. Schließlich wurde durch zunehmende Unfähigkeit der Kuckucke, das Gedächtnis an bestimmte Nest- und Eimerkmale erblich festzuhalten, die Anzahl der Pflegerarten eine sehr beträchtliche. Besonders groß ist sie bei unserem europäischen Cuculus

canorus.

Nach Baldamus kennt man bis jetzt in Europa und Asien mindestens 80 verschiedene Pflegerarten unseres Kuckucks, und 30 von diesen stehen dem Kuckucksweibchen in den besonders vogelreichen Waldrevieren Mitteleuropas, die man vorzugsweise in den Auenwäldern größerer Flüsse und Seen abwechselnd mit Wiesen, trockenen Blößen, Sümpfen u. s. w. findet, zu Verfügung. In Nordostrussland und im asiatischen Verbreitungsbezirk des Kuckucks wird nach Baldamus zu den bereits bekannten Pflegerarten wahrscheinlich noch eine große Anzahl neuer kommen, denn unsere Kenntnis der Kuckuckspfleger

Osteuropas und des nördlichen Asien bis zur Gebirgsscheide des Himalaya und darüber hinaus nach Südasien sei lückenhaft. Die Gesamtzahl der Pflegeeltern unsers Kuckucks und seiner Repräsentanten (d. h. der anderen Formen der Gattung Cuculus) in Afrika, Asien und Australien dürfe sich nach Baldamus auf ungefähr 300 belaufen.

Rey zählt 117 Arten von Vögeln auf, in deren Nestern Eier von Cuculus canorus gefunden worden sind. Es sind (die deutschen nach Reichenow, Systematisches Verzeichnis der Vögel Deutschlands und des angrenzenden Mittel-Europas, Berlin 1889, benannt und geordnet) die folgenden:

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In der Liste Rey's findet sich die Alpenbraunelle (Accentor collaris) nicht aufgeführt, in deren Nest Baldamus Kuckuckseier gefunden hat. Auch die Blaumeise (Parus coeruleus) fügen wir nach

Baldamus noch hinzu.

Die gewöhnlichen und regelmäßigen Pfleger gehören nach Baldamus zu den Singvögeln, und zwar zu den Grasmücken und ihren Verwandten, die das reichste Kontingent stellen, ferner zu den Stelzen und Piepern, den Lerchen und einzelnen Arten anderer Gattungen, z. B. den Ammern. Aus den einander nahestehenden Gattungen Accentor, Sylvia, Acrocephalus, Hypolais, Phylloscopus und Regulus sind nach Rey's Liste 23 Arten als Pfleger bekannt, aus den Gattungen Erithacus, Pratincola, Saxicola, Monticola, Turdus, die man als Erdsänger zusammenfasst, 22 Arten, aus der Familie der Lerchen 5 und aus der der Erdläufer 18 Arten. Die Familie der Finken liefert insgesamt 19 Arten, die den Unterfamilien der Ammern und echten Finken angehören, aber nach Baldamus größtenteils zu den selten oder doch nicht häufig benutzten Pflegern zu rechnen sind. Auffällig ist nach Baldamus die ziemlich häufig beobachtete Pflegerschaft des Hänflings und des gleichfalls nur Körnerfressenden Grünlings. Zu den häufig erwählten Pflegern gehört nach Baldamus außerdem der einzige europäische Repräsentant der Buschschlüpfer, unser Zaunkönig.

Nur wo gewisse Pflegerarten auch in großer Anzahl vertreten sind, wird, wie Baldamus hervorhebt, dem Kuckuck das Aufsuchen der Nester und die Wahl der Pfleger leicht gemacht, und hier sei es, wo er zuweilen das ganze Gelege bei einer und derselben „sympathischen" Art oder allenfalls bei Vögeln aus verwandten Arten unterbringen könne. Die wechselnde Individuenzahl der verschiedenen Pflegerarten, die gleichfalls wechselnde frühere oder spätere Nistzeit und die Anzahl der jährlichen Bruten üben nach Baldamus einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Wahl der Pflegernester. Unter den bekannten Pflegeeltern des Kuckucks finden sich, wie Baldamus betont, nicht wenig Arten, zu denen das Kuckucksweibchen offenbar nur in der äußersten Not seine Zuflucht genommen haben wird, und die man deshalb nicht als eigentliche Pfleger bezeichnen kann. Solche Nothelfer sind nach Baldamus die Hohltaube, die Turteltaube, die Elster, der Eichelhäher, die Kohlmeise, die Blaumeise, der Leinfink, der Dompfaff, der rotköpfige Würger, der Raubwürger, der graue Fliegenschnäpper, der Trauerfliegenschnäpper, der Star, der Steinrötel, die Amsel, die Singdrossel, die Nachtigall, der Sprosser, der Baumläufer, der Buchfink, der Hauss perling und der Feldsperling, zu denen noch eine Anzahl anderer kommen.

Das in so vielen verschiedenen Kleid malen vorkommende Ei von Cuculus canorus ähnelt nun, wie wir bereits gesehen haben, oft mehr oder weniger, manchmal in hohem Grade, den Eiern der Pfleger, eine Eigentümlichkeit, auf die wir jetzt noch etwas näher eingehen müssen,

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