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Studiums in drei mächtigen, mit 140 Tafeln illustrierten Bänden niedergelegt. Die 4316 vom Challenger erbeuteten Arten verteilen sich auf 739 Genera, 35 Familien, 20 Ordnungen, 4 Legionen und 2 Unterklassen.

Vor dem Jahre 1834 waren die Radiolarien überhaupt nicht bekannt, und in 1862, als Haeckel seine erste Radiolarienmonographie veröffentlichte, belief sich die Zahl der bekannten lebenden Arten kaum auf 200 etwa 80% aller gegenwärtig bekannten, recenten Radiolarienarten wurden vom Challenger gesammelt.

Aber nicht nur in systematischer Hinsicht, auch in Bezug auf Morphologie und Physiologie hat das Radiolarien - Material des Challenger eine reiche Ausbeute geliefert. Unser Verständnis von dem komplizierten Baue der Zentralkapsel, der Bedeutung der dunkelgrünen symbiotischen Zellen, welche bei einer Gruppe an Stelle der bekannten Zooxanthellen treten, des Baues des Skelettes der Phaeodarien u. s. w., ist bedeutend gefördert worden.

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Die Spongien wurden von F. E. Schulze, Haeckel, Sollas, Ridley, Dendy und Polejaeff bearbeitet. Besonderes Interesse boten die nächst dem Strande überhaupt nicht vorkommenden Hexactinelliden dar. F. E. Schulze hat das reiche Challengermaterial an solchen zur Ausarbeitung einer Monographie der Hexactinelliden verwendet, welche uns in ein bis dahin völlig unbekanntes Gebiet eingeführt hat. It was a great opportunity when the Challenger" collection was placed in Schulze's hands, and splendidly he employed it sagt Sollas. Alle hinreichend gut konservierten Arten- und es waren deren viele - wurden mit den Hilfsmitteln der modernen Technik untersucht, tingiert und in Schnittserien zerlegt. So war Schulze im Stande nicht nur ein System der Hexactinelliden zu errichten, eine Anzahl neuer Arten zu beschreiben und uns mit dem erstaunlichen Formenreichtum der Kieselnadeln jener Spongien bekannt zu machen, sondern auch Aufschlüsse über den Bau des bis dahin ganz unbekannten Weichkörpers der Hexactinelliden zu erlangen.

In ähnlicher Weise hat Sollas die Tetractinelliden behandelt und auf Grund des Challengermaterials, mit Berücksichtigung aller in der Litteratur enthaltenen Angaben, eine erschöpfende Monographie dieser Spongiengruppe zusammengestellt. Besonders wichtig waren die Ergebnisse seiner Untersuchung des Weichkörpers der Lithistiden, denn auch das sind meist Formen der Tiefsee, über deren Bau vorher nur wenig bekannt war.

Ridley und Dendy haben die Monactinelliden behandelt und durch ihre sehr genauen und verlässlichen Untersuchungen viel dazu beigetragen einige Ordnung in die chaotischen Zustände der Monactinelliden-Systematik zu bringen. Viele von den Tiefseemonactinelliden sind recht eigentümlich gestaltet. Während die Seichtwasserformen

stets unregelmäßig sind, haben die Arten der Tiefe zumeist eine radialsymmetrische, zuweilen (Amphilectus challengeri) sogar eine annähernd bilateral symmetrische Gestalt. Je weiter wir von dem warmen Seichtwasser der Tropen gegen die kalte Tiefe und die kalten Pole vorrücken, umsomehr schwindet bei den Monactinelliden das Spongin. Das ist eines der Resultate, welche sich aus dem Studium der Monactinelliden (inclusive der Hornschwämme) des Challenger ergeben.

Weniger Neues boten die, größtenteils auf seichtes Wasser beschränkten, von Poleja eff bearbeiteten Horn- und Kalkschwämme, obwohl auch von letzteren einige interessante Formen, welche ich seither in der Familie Sylleibidae untergebracht habe, erbeutet wurden.

Haeckel hat eine Anzahl merkwürdiger, vom Challenger aus großen Tiefen heraufgebrachter Bildungen als Tiefseehornschwämme beschrieben. Ob das wirklich Hornschwämme sind, scheint einigermaßen zweifelhaft.

Wenn nun auch, wie sich hieraus ergibt, nnsere Kenntnis der Spongien, namentlich der Hexactinelliden, durch die Challengerexpedition sehr mächtig gefördert wurde, so ist es doch eine starke Uebertreibung zu sagen: „Our knowledge of Sponges absolutely dates from the great volumes here devoted to this difficult and multiform group", wie Lankester gethan hat. In Bezug auf unsere Kenntnis der Spongien waren die, ein Decennium vorher in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie von F. E. Schulze publizierten Arbeiten grundlegend von diesen, nicht von den Challenger-Reports „absolutely dates our knowledge of the sponges".

In Bezug auf die Coelentera cnidaria verdanken wir der ChallengerExpedition zunächst die Richtigstellung unserer — bis zu Moseley's diesbezüglicher Publikation falschen Vorstellung von den Hydrocorallinen, welche vorher als Tabulatae bezeichnet und trotz der Zweifel, die Nelson und Agassiz an ihrer Korallennatur erhoben hatten, als Zoantharia angesehen wurden. An dem vom Challenger erbeuteten Materiale dieser Formen wies Moseley den Dimorphismus der die Stöcke zusammensetzenden Polypen nach und bestätigte die schon früher von Agassiz und Nelson behauptete Hydroid - Natur derselben. Er zeigte, dass alle Stylasteridae echte Hydrocorallinae sind. Ferner fand er, dass die Tabulate Heliopora nicht zu den Zoantharia sondern zu den Alcyonaria gehöre. All dies, sowie seine Betrachtungen über die Beziehungen der Heliopora zu ähnlichen, fossilen Formen führte zur gänzlichen Auflösung der Gruppe der Tabulaten. Moseley's Report über die mit festen Kalkskeletten ausgestatteten Hydroiden (Hydrocorallinae) ist einer der interessantesten von allen.

Die Alcyonarien wurden von v. Kölliker, Studer und Wright bearbeitet. Die Pennatuliden sind im tiefen Wasser gar nicht selten.

Eine Art, die Umbellula thomsoni wurde aus einer Tiefe von nahezu 42 Kilometern heraufgeholt. Vom Genus Spongodes sind 22 Arten erbeutet worden, von denen 18 neu waren. Ungemein reich war die Ausbeute an Gorgoniaceen. Zahlreiche Arten wurden aus sehr großen Tiefen heraufgebracht. Eine Anzahl von Muriceideen machte die Aufstellung neuer Gattungen notwendig.

Ueber die Antipatharia wurde von Brook referiert. Durch sein, zunächst auf das Challengermaterial gestütztes Werk ist eine befriedigende Ordnung in das System dieser Gruppe gebracht worden.

Unter den Actinien, über welche Hertwig berichtete, sind die, von Moseley als Corallimorphideen bezeichneten Formen, welche Korallencharaktere mit den Eigenschaften der gewöhnlichen Actinien vereinigen, die interessantesten. Die Tentakel bilden bei diesen Formen mehrere Cyclen; sie sind so angeordnet, dass von jedem Septalraume eine radiale Reihe von Tentakeln entspringt. Die Nesselkapseln dieser Formen zeichnen sich durch besondere Größe aus. Das Studium der Corallimorphideen hat Hertwig zu dem Schlusse geführt, dass es eine in der Natur begründete Grenze zwischen den (skelettlosen) Actinien und den eigentlichen Steinkorallen nicht gebe, dass letztere vielmehr unter die Gruppen der ersteren aufgeteilt werden sollten.

Von Hydroidpolypen wurden zahlreiche neue Arten beschrieben. Besonders interessante, von den früher bekannten weiter abweichende Formen sind jedoch nicht aufgefunden worden.

Von den Medusen, über welche Haeckel berichtete, sind besonders die Pertyllidae (Tiefsee Craspedoten) und die Periphyllidae und Atollidae (Tiefsee-Acraspeden) interessant.

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Wertvoller und inhaltreicher als der Bericht über die Medusen ist jener gleichfalls von Haeckel stammende in welchem die Siphonophoren behandelt werden. Durch Einbeziehung aller seiner, im Laufe von 30 Jahren gesammelten Erfahrungen hat der Autor diesen Band zu einer umfassenden Monographie der Siphonophoren gemacht und darin seine bekannten Anschauungen über die Bedeutung der einzelnen die Stöcke zusammensetzenden Individuen niedergelegt. Vom Challenger wurden auch Siphonophoren des tiefen Wassers aufgefunden. Angehörige der merkwürdigen, dem Leben in der Tiefe angepassten neuen Familien Stephalidae und Rhodalidae.

Unter den Echinodermen waren es natürlich in erster Linie die Crinoiden von denen der Challenger ein ebenso reichhaltiges, wie interessantes Material heimbrachte. Denn die Entdeckung des Rhizocrinus, welche 1864 G. O. Sars gemacht hatte und das Interesse, welches dieses Tier wegen seiner Aehnlichkeit mit den altbekannten, fossilen Crinoiden erweckte, gaben die Veranlassung zur Expedition des „Lightning" in 1868, welche ihrerseits wieder die Aussendung des „Porcupine“ und endlich des Challenger im Gefolge hatte. Zudem

hatte der Leiter der Expedition, Sir Wyville Thomson, gerade an den Crinoiden ein besonderes Interesse: kein Wunder, dass die Crinoidensammlung des Challenger eine ungemein wertvolle wurde.

Während man früher glaubte, dass die Crinoiden sehr selten und im Aussterben begriffen seien, zeigte es sich nun, dass dieselben weit verbreitet und sowohl an Arten wie an Individuen gegenwärtig nicht viel weniger zahlreich seien, wie sie in der jurassischen und cretacischen Zeit gewesen waren. Vor 1869 waren drei recente Gattungen von gestielten Crinoiden bekannt. Die „Porcupine"- und „Blake"-Expeditionen fügten diesen je eine, der Challenger zwei neue Genera hinzu. In dem Report über die Crinoiden, den Carpenter (Sohn) verfasste, sind 6 Genera und 28 Arten von gestielten Crinoiden beschrieben. Nicht weniger als 20 von diesen 28 sind neue, vom Challenger zum ersten Male erbeutete Formen.

Viel größer aber als die Zahl der gestielten, war jene der, vom Challenger erbeuteten, ungestielten Crinoiden. Carpenter unterscheidet 180 Arten von denen 88 neu sind. Viele von den neuen Formen sind sehr interessant. Bathycrinus ist durch verschmolzene Basalplatten ausgezeichnet. Hyocrinus erinnert durch seine hohen Basal- und massiven Oral-Platten an sehr alte, fossile Formen. Auch Metacrinus zeigt Anklänge an ausgestorbene Arten. Von den ungestielten Crinoiden zeichnet sich Promachocrinus durch eine Verdopplung der Zahl der Radialia und Thaumatocrinus durch eine merkwürdige Vereinigung der Eigentümlichkeiten verschiedener Gruppen (Rhodocrinidae, Toxocrinidae und Larviformia) mit denen der Comatula aus. Diejenigen Crinoiden, welche anscheinend die ältesten sind, haben die ausgedehnteste horizontale Verbreitung.

Auch die Echinoiden, welche von Agassiz bearbeitet wurden, boten viel des Interessanten. Von nicht weniger als sieben, vorher nur als fossil bekannten Genera, hat man in der Tiefsee lebende Repräsentanten gefunden. Als Ausgangspunkt für die Verbreitung der Tiefseeechinoiden ist die Littoralzone anzusehen; und je älter die Formen sind, um so weiter sind sie von hier aus gegen die Tiefe vorgedrungen. Diejenigen Gattungen, welche bis in die abyssale Region hinabreichen, existierten schon zur Kreidezeit; diejenigen aber, welche noch nicht so weit vorgedrungen sind, traten erst im Tertiär auf; diejenigen endlich, welche fossil überhaupt nicht bekannt sind, erscheinen jetzt auf die Littoralzone beschränkt.

Zu den interessantesten Seeigeln der Tiefsee gehören die langgestreckten Pourtalesieen, welche von Pourtalès entdeckt und zuerst von Lovèn eingehend beschrieben worden sind. Dieser merkwürdigen Gruppe wurden durch den Challenger 12 neue Arten hinzugefügt. Eine von diesen, der mit einer biegsamen Schale ausgestattete Cystechinus wyvillei zeigt in der Struktur seiner Platten eine auffallende

Uebereinstimmung mit dem fossilen Palaeechinus. Auch die Spatangoideen, Echinocrepis und Galerites, ähneln ausgestorbenen Formen, weichen aber von allen recenten erheblich ab. Aërope und Aceste zeigen im ausgebildeten Zustande Eigentümlichkeiten, welche Brissina in der Jugend durchläuft indem bei ihnen das unpaare, vordere Ambulacrum außerordentlich entwickelt und seine Füßchen von ungeheuerer Größe außer allem Verhältnisse mit den rudimentären Füßchen der paarigen Ambulacren sind.

Sehr bedeutend ist auch unsere Kenntnis der mit beweglichen Platten gepanzerten Echinothuriden durch den Challenger erweitert worden. Bei einigen von ihnen liegen die Stacheln in Säcken, welche mit einer giftigen Flüssigkeit gefüllt sind, während bei andren (Phormosoma hoplacantha) die Stachelenden Schneereif-artig erweitert sind um das Gehen auf dem weichen Schlamme des Meeresgrundes zu erleichtern. Auch bei den Arbaciden sind die Stachelenden verbreitert und bei Coelopleurus werden diese Endplatten 4-5 mal so lang als der Stachel dem sie aufsitzen. Diese Stacheln betrachtet Agassiz als Stelzen, mit deren Hilfe der Seeigel rasch über den Grundschlamm dahinschreiten kann.

Außerordentlich reich war die Ausbeute an Asteroideen. Von allen früher bekannten Arten wurden 77'2%, und außerdem 184 neue Arten durch den Challenger erbeutet. Die interessantesten Formen waren natürlich jene aus der Tiefe; und viele von diesen trugen Charaktere alter, fossiler Formen an sich. 109 Arten wurden aus der abyssalen Zone heraufgebracht. Alle diese, mit Ausnahme von 4, waren neu. Die Pterastrideen, welche allenthalben im tiefen Wasser vorkommen, besitzen eine dorsale Kammer, in welcher die Jungen ihre Entwicklung durchlaufen. Auch bei andren Echinodermen wurden Brutpflege-Einrichtungen angetroffen. Merkwürdig ist es, dass solche namentlich bei den in den südlichen Meeren lebenden Arten häufig sind.

Den vorher bekannten 380 recenten Arten von Ophiurideen wurden durch den Challenger 170 neue hinzugefügt und es ist die Errichtung von 20 neuen Gattungen notwendig geworden. Einige Genera, wie Ophiotrochus, Ophioplinthus und Ophiermus sind auf die abyssale Zone beschränkt; andre aber, wie Amphiura und Ophiacantha, reichen von den größten Tiefen herauf bis an den Strand. Manche Ophiurideen der Tiefsee weisen Beziehungen zu fossilen Formen auf, aber es finden sich auch unter den Arten der Littoralzone manche, wie Pectinura und Ophiohelus, welche mit ausgestorbenen Species näher verwandt zu sein scheinen: im allgemeinen sind die Ophiurideen der Tiefsee erloschenen Arten nicht ähnlicher, wie die Schlangensterne des Strandes.

Vor der Challengerexpedition kannte man fast nur littorale Holothurien; erst durch sie erfuhren wir, dass auch in den Tiefen zahl reiche Repräsentanten dieser Echinodermenklasse leben. Die Holo

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