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fänger bei Osternienburg, über alle Maßen häufig ist, und wenn wir in den zahlreichen Nestern solcher in einem Jahre besonders häufiger Pfleger auch oft Kuckuckseier finden, so müssen wir schließen, dass die Ursachen der plötzlichen Häufigkeit einer Pflegerart, die ja ein Jahr lang zurückliegen müssen, auch der Häufigkeit des Kuckucks zu Grunde liegen. Ueberdies werden Kuckucke, die etwa in Gartenrotschwänzchennestern groß geworden sind, nicht dazu gedrängt werden, ihre Eier in die Nester anderer Arten zu legen, wenn ihnen einmal oder dauernd Gartenrotschwanznester im Ueberfluss zu Gebote stehen. Wir können deshalb auch Baldamus nicht beipflichten, wenn er meint, dass die bekannte „Vorliebe" unseres Kuckucks für Pfleger, die überwölbte, überdeckte und überhaupt geschützte Nester bauen, mit der lokalen relativen Häufigkeit der betreffenden Arten zusammenhänge, während in zweiter Linie die Sicherheit solcher Nestanlagen maßgebend für ihn sei. Vielmehr sind wir anzunehmen genötigt, dass weder diese Sicherheit noch die Anzahl der betreffenden Pfleger besonders maßgebend für den Kuckuck ist, sondern vor allem seine eigne Herkunft. Schwer, wie Rey meint, ist es deshalb auch nicht, zu verstehen, dass oft ganz allgemein verbreitete Vögel an einem Orte häufig vom Kuckuck angenommen werden, die er nicht weit davon selten oder gar nicht berücksichtigt. Das wird nämlich und hiermit kehren wir zur weiteren Behandlung der Frage nach der Aehnlichkeit der Kuckuckseier mit manchen Pflegereiern zurück folgendermaßen gekommen sein:

-

Die Kuckuckseier waren, wie wir gesehen haben, ursprünglich blaugrün, wie es noch heute die meisten in Gartenrotschwanznestern gefundenen Kuckuckseier sind, und sie wurden, als der Kuckuck zum Brutparasitismus überging, in Pflegernester mit blaugrünen Eiern untergebracht, wie es die des Gartenrotschwanzes und bemerkenswerterweise auch die der Vögel sind, die Coccygus americanus heimsucht, der gerade im Begriff ist, ein Parasit zu werden. Der seine Heimat liebende und stets wieder zu ihr und meist auch zu Vögeln seiner eignen Pflegerart zurückkehrende Kuckuck war aber über ein sehr ausgedehntes Gebiet verbreitet, das in verschiedenen Zonen und Gegenden sehr verschiedene und zum großen Teil gut charakterisierte Oertlichkeiten bot, die umbildend auf Färbung und Zeichnung des Kuckuckseies einwirkten, d. h. Lokalrassen von Kuckucken erzeugten, die sich namentlich durch die am leichtesten von allen ihren Merkmalen zu beeinflussenden Eikleidmale unterschieden. Aber auch die Eier der ursprünglichen Pfleger veränderten sich im Laufe der Zeit, und hierdurch, sowie durch die Veränderungen der Kuckuckseier werden diese von den Pflegereiern, in den meisten Fällen wenigstens, verschieden geworden sein. Hatten die Pfleger sie so lange geduldet, als sie noch ihren eignen Eiern einigermaßen ähnlich waren, so wurde das jetzt anders. Die bisherigen

Pfleger hörten mit dem Brüten auf, wenn sie ein Ei in ihrem Neste fanden, das anders aussah, als die ihrigen, eine Annahme, die wenigstens für eine große Anzahl, wenn nicht die meisten Vogelarten ihre Giltigkeit haben dürfte, denn es ist bei den Bedenklichkeiten, die, wie wir gesehen haben, von den meisten Pflegern gegenüber dem Kuckucksei an den Tag gelegt werden, einleuchtend, dass die Pfleger, wenn sie gemerkt haben, dass ihr Heim gestört worden ist, ihre Bedenklichkeiten schwerer überwinden, wenn das fremde Ei von dem ihrigen stark absticht, als wenn es ihnen mehr oder weniger ähnlich ist. Somit ging der Kuckuck allmählich seiner ursprünglichen Pfleger verlustig, denn diese weigerten sich, seine Eier auszubrüten. Aber dieser stammesgeschichtliche Prozess ging langsam vor sich, und während seines Verlaufes war der Kuckuck, wie er es noch heute nicht selten ist, des öfteren gelegentlich genötigt gewesen, von seinen gewohnten Pflegern ab- und zu anderen überzugehen, was, wie wir gesehen haben, übrigens auch dadurch erleichtert wurde, dass der Rest des Brutinstinktes, der ihm geblieben war, fortgesetzt degenerierte und dass sich das Erbgedächtnis des Kuckucks für Vogelnester mit blaugrünen Eiern schwächte. Der Kuckuck erinnerte sich, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, nicht mehr der Eier seiner Ahnen und ursprünglichen Pfleger, sondern nur noch der Pflegeeltern seiner eignen Person, deren Art er, wenn es anging, zeitlebens auch für seine eigne Nachkommenschaft in Anspruch nahm. Legte also einmal ein Kuckucksweibchen, durch diese oder jene Umstände, veranlasst, ein Ei in das Nest einer andern Pflegerart, so blieb die Tochter bei dieser, vorausgesetzt natürlich, dass es zur Entwicklung der Tochter gekommen war, d. h. dass die neuen zu Pflegern auserkorenen Vögel das betreffende Ei adoptiert hatten. Das wird nun manchmal vorgekommen sein, manchmal aber auch nicht. Es sind nämlich in dieser Beziehung bei jeder Lokalrasse von Kuckucken folgende Fälle denkbar:

1) Das Kuckucksei war den Eiern aller neu in Anspruch genommenen Nesteignerarten ähnlich und fand

a) lauter willige Pfleger,

b) lauter empfindliche Pfleger,

c) teils willige, teils empfindliche Pfleger.

2) Das Kuckucksei war den Eiern aller neu in Anspruch genommenen Nesteignerarten unähnlich und fand

a) lauter willige Pfleger,

b) lauter empfindliche Pfleger,

c) teils willige, teils empfindliche Pfleger.

3) Die Eier der neu in Anspruch genommenen Nesteignerarten waren dem Kuckucksei teils ähnlich, teils unähnlich.

Kucksei fand

a) lauter willige Pfleger,

b) lauter empfindliche Pfleger,

e) teils willige, teils empfindliche Pfleger.

Das

Im Falle la musste eine Lokalrasse von Kuckucken entstehen, die sich in der Folge an eine oder mehrere Pflegerarten mit Eiern hielt, denen die Kuckuckseier durch unabhängige Entwicklung „zufällig", wie wir als Naturforscher sagen müssen, die nichts von einem Schöpfungsplan wissen, mehr oder minder ähnlich geworden waren. Der Fall wird aber kaum jemals eingetreten sein. Im Falle 1b werden nur die am wenigsten empfindlichen Pfleger das Kuckucksei adoptiert haben, namentlich dann, wenn seine Aehnlichkeit mit ihren Eiern sehr beträchtlich oder täuschend war. In diesem Falle entstand eine Kuckucksrasse, die ihre den Pflegereiern äußerst ähnlichen Eiern bei einer oder sehr wenigen Pflegerarten unterbrachte; aber auch dieser Fall dürfte nie eingetreten sein. Fand, wie es der Fall 1e annimmt, das Kuckucksei teils empfindliche, teils unbedenkliche Pfleger, so entstand eine Kuckucksrasse, deren Eier denen aller Pfleger zwar im hohen Grade ähnlich sein konnten, den Eiern eines Teiles der Pfleger, aber nicht in demselben hohen Grade ähnlich zu sein brauchten, wie denen des anderen Teiles. Jedoch ist auch dieser Fall ein hypothetischer, der niemals eingetreten zu sein braucht. Im Falle 2a, wo das Kuckucksei den Eiern der neu in Anspruch genommenen Nesteigner unähnlich ist und lauter willige Pfleger findet, konnte eine Kuckucksrasse entstehen, die sich einer größeren Anzahl von Pflegerarten bedienen konnte, ohne das ihre Eier irgend welchen Pflegereiern ähnlich zu sein brauchten. Dass der Fall aber jemals vorgekommen sei, müssen wir nach allem, was wir wissen, bezweifeln. Fand Fall 2b das den Eiern der auserkorenen Vögel unähnliche Kuckucksei lauter unwillige Pfleger, so musste die betreffende Lokalrasse des Kuckucks aussterben, was möglicherweise dann und wann, wenn auch selten, vorgekommen sein mag, obwohl wir darüber nichts wissen und auch den Fall 2b als höchst unwahrscheinlich annehmen müssen. Der Fall 2c, wo das den Eiern der in Anspruch genommenen Vögel unähnliche Kuckucksei teils willige, teils empfindliche Pfleger findet, ist nicht so unwahrscheinlich, wie die vorhergehenden, und mag öfter vorgekommen sein, wenn auch nicht gerade allzu oft. In diesem Falle kommt es nicht zum Aussterben der betreffenden Lokalrasse des Kuckucks, sondern es entsteht eine örtliche Rasse, die zwar keine den Eiern ihrer Pfleger ähnliche Eier legt, aber sich hält, weil sie unter den von ihn heimgesuchten Vogelarten, willige Pfleger gefunden hat. Die unter 3 aufgeführten Fälle sind wahrscheinlicher als die unter 1 und 2, weil es bei der großen Anzahl verschiedener Charaktere, die das Kuckucksei von vornherein anzunehmen befähigt war, öfter vorgekommen sein muss, das die Eier der beimgesuchten Vogelarten ihm bei den einen Arten ähnlich, bei den andern unähnlich waren. Trat nun der Fall 3a ein, der übrigens auch noch nicht sehr wahrscheinlich ist, weil er lauter willige Pfleger annimmt, so entstand eine Lokalrasse, deren

die

ständige Pfleger teils den Kuckuckseiern ähnliche, teils ihnen unähnliche Eier legten. Im Falle 3b, der in Bezug auf seine Wahrscheinlichkeit mit dem Fall 3a auf gleicher Stufe stehen dürfte, wird das den Nesteignereiern unähnliche Kuckucksei von den Pflegern, alle empfindlich sind, zurückgewiesen; das Kuckucksei wird aber von einer oder von etlichen heimgesuchten Arten angenommen in den Fällen, wo es den Eiern der betreffenden Vögel in genügendem Grade ähnlich ist. Wahrscheinlich werden sich aber nicht sehr viele Arten finden, wo dieses zutrifft. Die zwar bedenklichen Vögel nehmen aber gegebenenfalls das Kuckucksei an, weil es den ihrigen ähnlich ist und sie deshalb nicht stört. Es entsteht eine Kuckucksrasse, die sich hält, wenn auch mit einiger Mühe. Der Fall 3c, der komplizierter ist, als die vorhergehenden, ist von allen der wahrscheinlichste und dürfte bei der großen Mehrzahl der örtlichen Rassen des Kuckucks, wenn nicht bei allen, eingetreten seien. Er lässt folgende Unterfälle zu:

a) Das den Nesteignereiern ähnliche Kuckucksei findet willige Pfleger.

P) Es findet unwillige Pfleger.

7) Das den Nesteignern unähnliche Kuckucksei findet willige Pfleger.

d) Es findet unwillige Pfleger.

Demgemäß müssen bei jeder der betreffenden Lokalrassen folgende Kategorien von Pflegerarten ständig werden: 1) Solche, die das den ihrigen ähnliche Kuckucksei ohne Weiteres annehmen. Das Kuckucksei ist durch unabhängige Entwicklung den Eiern der Nesteigner „zufällig“, wie wir uns ausdrücken, ähnlich geworden. 2) Pfleger, die das Kuckucksei, nur deshalb annehmen, weil es den ihrigen ähnlich ist. 3) Pfleger, die das Kuckucksei annehmen, obwohl es ihren eignen Eiern unähnlich ist. Natürlich wird zwischen willigen und empfindlichen, beziehungsweise unwilligen Vögeln überall, wo es zahlreiche Arten gibt, eine Abstufung bestehen. Es wird ganz willige, weniger willige, aber nicht allzubedenkliche, bedenklichere und sehr empfindliche, schließlich auch solche Arten geben, die das Kuckucksei unter keinen Umständen adoptieren. Ein sehr williger Pfleger ist z. B. die Heckenbraunelle, die, wie ich bei Newton (A Dictionary of Birds, London, 1893) finde, verschiedenartige Experimente über sich ergehen lässt und z. B. Rotkehlcheneier, die von den ihrigen sehr verschieden sind, und ebenso auch das Kuckucksei, das meistens von ihren Eiern stark absticht, geru ausbrütet. Ein Vogel, der das Kuckucksei dagegen unter allen Umständen zurückweist, scheint der sibirische Gimpel (Uragus sibiricus) zu sein, wie wir, laut Baldamus und Rey, von Dybowski wissen. Natürlich kann auch der Fall eintreten, dass das Kuckucksei den Eiern einer andern Vogelart sehr ähnlich ist, aber gleichwohl nicht adoptiert wird, weil die Vögel der betreffenden Art, zu denjenigen gehören, die von dem Kuckucksei durchaus nichts wissen

wollen, während es von Vögeln anderer Art, die ganz andere Eier legen, unbedenklich angenommen wird. Für diesen sonderbaren Fall bietet gerade die Kuckucksrasse, die Dybowski in Sibirien antraf, ein ausgezeichnetes Beispiel. Die blauen, schwarzgefleckten Eier dieser Rasse wären, wie Baldamus mitteilt, sichtlich für den obengenannten Uragus sibiricus „vorbereitet" gewesen, dieser zerstöre aber sein Nest, um dessen Materialien zu einem andern zu verwenden, wenn er ein Kuckucksei darin träfe; dagegen würde das für den Gimpel „bestimmte“ Kuckucksei von einem Laubvogel, Phylloscopus fuscatus, ausgebrütet, obwohl es mit dessen Eiern keine Aehnlichkeit hätte.

Nach allem obigen erklärt sich nunmehr die häufige Aehnlichkeit der Kuckuckseier mit den Eiern der Pfleger aus der durch Thatsachen wohlbegründeten Annahme, dass die Angehörigen der meisten Vogelarten fremde Eier im Neste als solche erkennen, das Brutgeschäft deshalb aufgeben, sich aber die einen schwerer, die andern leichter durch Aehnlichkeit des Kuckuckseies mit ihren eignen Eiern, täuschen lassen, auch wenn sie, was meistens der Fall sein dürfte, merken, dass etwas mit dem Neste vor sich gegangen ist, und darüber, wie es nach dem, was wir aus Baldamus Mitteilungen entnehmen können, meistens zu geschehen scheint, in zeitweilige Aufregung geraten. Die Angehörigen der meisten Vogelarten, deren Nester vom Kuckuck heimgesucht wurden, übten Rassenzurückweisung und Rassenwahl, insofern sie die Eier solcher Kuckucksrassen im Stiche ließen, welche in eine Entwicklungsrichtung hineingerieten, die die Kuckuckseier den ihrigen unähnlich machte, die zur Täuschung geeigneten Eier anderer Kuckucksrassen aber adoptiert. Infolge dessen mussten diejenigen Kuckucksrassen am zahlreichsten werden, die in ihren Eicharakteren mit denen anderer Vögel mehr oder weniger übereinstimmten. Wir haben denn auch gesehen, dass nach Rey nur 7,4% von über 500 Kuckuckseiern einen selbständigen Typus haben. Vielleicht wurde eine solche Rassenwahl bereits von allem Anfang an geübt, und die Thatsache, dass manche Kuckucksarten, die immer noch blaugrüne oder ähnliche Eier legen, ständige Pfleger haben mit Eiern, die ebenfalls blaugrün oder ähnlich gefärbt sind, erklärt sich vielleicht daraus, dass Vögel mit anderen Eiern die betreffenden Kuckuckseier nicht adoptieren. Indessen dürfte unsere frühere Annahme, dass die Kuskucke sich beim Uebergang zum Parasitismus zunächst an Pfleger mit blaugrünen Eiern gewandt haben und noch wenden, jene Vorkommnisse ebensogut erklären. Vielleicht auch wirkte und wirkt beides zusammen: Einerseits die Pfleger wahl durch die Kuckucke, anderseits die Eierwahl durch heimgesuchte Vögel. Eine Rassenwahl, wie wir sie hier annehmen, hat natürlich mit dem Darwinismus nichts zu thun. Darwin's Hauptwerk, dessen unbezeichnender Titel zwar beachtenswerter Weise von „begünstigten Rassen" spricht,

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