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tremität ist die Gruppe des Triceps surae und Plantaris das Ergebnis einer von den Urodelen über die niedern Säuger verfolgbaren Umordnung und Verschmelzung von Muskeln.

Der mediale Kopf des Gastrocnemius ist, wie wir aus der Innervation ersehen können, über den lateralen Kopf hinweg tibial wärts gewandert und hat dabei den Plantaris in die Tiefe gedrängt.

36. Der Pronator teres ist (imitatorisch) homolog dem Caput mediale des Gastrocnemius.

37. Der Radialis internus ist homolog dem Cap. laterale des Gastrocnemius nebst dem Soleus.

38. Der Palmaris longus ist homolog dem Plantaris.

39. Dem Ulnaris internus fehlt ein Homologon an der kaudalen Extremität, desgl. dem Epitrochleo-anconaeus (Var.).

40. Der Flexor digg. comm. sublimis (ohne Schaltsehnen) ist (imitatorisch) homolog dem Tibialis secundus (Var.), manchem sog. Soleus accessorius (Var.).

41. Der Flexor pollicis long.

Flex. digg. profundus ist (imitatorisch) homolog dem Flexor digg. tibialis.

42. Der Radiocubitocarpeus (Var.) ist homolog dem Flexor digg. fibularis Quadratus plantae.

43. Der Accessorius ad flexorem profundum ist (imitatorisch) homolog dem Tibialis posticus.

44. Rudimentäre Flexores breves superficiales an der Palmaraponeurose und distale Bäuche eines Flexor digg. sublimis mit Schaltsehnen sind (imitatorisch) homolog dem Flexor digg. pedis brevis (perforatus).

45. Der Pronator quadratus ist vielleicht homolog dem Peroneotibialis (Var.).

Von dem Skelett der Extremitäten entsprechen einander der dorsale Teil der Scapula und die dorsale (ehemals kaudale) Hälfte des Ileum, Ram. sup. ischii nahe der Hüftpfanne dem Proc. coracoides scapulae. Ein Homologon für die Clavikel existiert an der kaudalen Gliedmaße nicht. Tubercul. maius hum. ist homolog dem Trochanter maior fem., Tubercul. minus dem Trochanter minor. Die Insertionsstelle des Crus sup. des Lig. coracohumerale (Sehne des Pectoralis minor) ist homolog der Insertionsstelle der Obturatores in der Fossa trochanterica 1). Die Trochlea hum. = beiden Kondylen des Femur. Die Patella entspricht nicht dem Olekranon, sondern etwa der Patella brachialis der Anuren etc. Die Ulna ist im Ganzen homolog der Tibia, der Radius der Fibula.

War schon aus der Innervation der Haut und der Muskeln und aus der Insertion der letzteren zu entnehmen, dass die Hand am Radialrand, der Fuß am Tibialrand um 2 Finger bezw. Zehen reduziert seien, während

1) Bolk (Morph. Jahrb., 23) schreibt dem Gelenkkopf des Humerus ebenso wie der Schulterpfanne rein dorsalen Charakter zu. Meiner Ansicht nach ist der von dem auch beim Menschen zu beobachtenden sog. accessorischen Knochenkern gebildete Pfannenabschnitt der Scapula, desgleichen die an die ehemalige Insertion des Pectoralis minor grenzende Partie des Caput hum. noch ventralen Charakters.

am Ulnar- und Fibularrand derartige Hinweise fehlen, so lässt sich nun auch das Verhalten der karpalen und tarsalen Skelettelemente damit in Uebereinstimmung bringen 1). Entfernt man an Hand und Fuß 4. und 5. Finger bezw. Zehe, deren Homologa eben in den geschwundenen Fingern und Zehen zu suchen sind, mit den zugehörigen Karpalien und Tarsalien, so bleiben 1. bis 3. Finger und die ihnen antitrop homologen 3 tibialen Zehen übrig. Nimmt man die Hand eines Primaten mit stark ausgebildetem Centrale, so reihte sich proximal vor das 3. Metakarpale Capitatum, Centrale, Lunatum, wie vor dem 1. Metatarsale Entocuneiforme, Naviculare, Talus liegen. Ich homologisiere nun:

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Bei der Vergleichung der Nerven sprechen wiederum die Thatsachen zu Gunsten der antitropen Homologisierung der Extremitäten. Die Haut der Achselhöhle erhält als Hauptnerven D2, also den letzten Nerven des Plexus brachialis; die homologe Schenkelbeuge wird von L, dem ersten Nerven des Plex. lumbosacralis innerviert. Die Gesäßhaut wird aus S1S2, die Haut über der Schulter aus CC, versorgt. Die Anastomose zwischen dem ventralen Musculocutaneus und dem dorsalen Radialis über dem distalen Ende des Radius entspricht ganz der Schlinge des Suralis über dem distalen Ende der Fibula. Das Stammgebiet des N. radialis auf dem Handrücken, auch im Ram. profundus in Fällen, wo dieser bis an die Finger gelangt, entspricht dem Stammgebiet des N. peroneus am Fußrücken und umfasst Daumen bis Mittelfinger, wie dieses die 3 ersten tibialen Zehen; im speziellen geht der Radialis profundus in das Spatium zwischen Index und Medius, wie der homologe Peroneus prof. zwischen zweite und erste Zehe.

Die Nerven homologer Muskeln laufen nicht überall in homologen Bahnen. Ueber die Ursachen wissen wir vorläufig nichts. Ebenso fehlt noch eine Erklärung dafür, dass an beiden Extremitäten die größte Masse der Nerven metazonal verläuft und dass bei niedern und höhern Vertebraten eine abweichende Anordnung der Nerven besteht.

Die Nn. thoracici ant. sind homolog den Nn. Inmbosacrales ant. (mihi). Der N. tibialis entspricht in der Hauptsache dem kranialen (lateralen) Teile des Medianus; im Plantaris medialis können aber noch Fasern enthalten sein, die einem Teile des Ulnaris homolog sind. Ferner sind zu vergleichen Nn. suprascapularis + axillaris den Nn. glutaei, Quadricepsanteil des N. femoralis dem Tricepsanteil des N. radialis,

1) Nach Thilenius (Untersuchungen über die morphologische Bedeutung accessorischer Elemente am menschlichen Carpus (und Tarsus). Morph. Arbeiten, herausgeg. von Schwalbe, V, 1896) deuten allerdings am Ulnarrand der Hand außer dem Pisiforme gefundene accessorische Elemente auf den Verlust eines ulnaren Strahles hin, doch würde das unsre Homologisierung der Karpal- und Tarsalelemente nicht weiter beeinflussen.

N. peroneus im großen Ganzen dem Vorderarm- und Handabschnitt des Radialis. Der tiefe Ast des N. radialis geht nach dem Dorsum antebrachii um den Radius, wie der homologe Peroneus prof. um die homologe Fibula.

An den freien Teil der Extremitäten verlaufen die homologen Blutgefässe auch in homologen Bahnen. Es entsprechen einander A. brachialis und A. femoralis, A. circumflexa hum. post. der A. circumflexa fem. lateralis, A. collateralis radialis der A. collateralis fibularis (Ram. musculoarticularis Krause), A. collateral. ulnaris sup. der A. articularis genu suprema, A. profunda fem. dem Collateralstamm Ruges, die A. interossea ant. antebrachii der A. peronea, A. mediana antebrachii der A. tibialis postica (bei geringer Entwicklung der A. radialis wird der tiefe Hohlhandbogen hauptsächlich von der A. mediana oder der A. interossea beschickt gerade wie der Arc. plantaris prof. von der A. tibialis post. oder vikariierend von der A. peronea). Die A. recurrens radialis ist homolog der A. recurrens tibialis post., die A. interossea antebrachii post. der A. tibialis antica. Die A. radialis prof. ist ohne Homologon am Unterschenkel, dagegen entspricht die A. radialis superficialis (Var.) der A. suralis (saphena parva Var.) die A. saphena magna (Var.) der hoch von der A. brachialis abgehenden, den Cutaneus medius und die V. basilica begleitenden, hinter dem Epicondylus medial. auf den Vorderarm tretenden A. ulnaris, denn diese bildet das Hauptgefäß für den Arcus volaris superficialis wie jene den Arc. plantaris superficialis.

Die Vena cephalica antebrachii ist homolog der V. saphena parva, die V. basilica der V. saphena magna, wenigstens am Unterschenkel.

Ich hatte mir die Aufgabe gestellt, die antero-posteriore Symmetrie der kranialen und kaudalen Extremität, also eine Homotypie im Sinne Gegenbaur's, die antitrope Homologie Wilder's, zu beweisen, d. h.

da uns nur empirische Urteile als Argumente zur Verfügung stehen ihr den höchstmöglichen Grad von Wahrscheinlichkeit zu geben. Es lag in der Natur der Sache begründet, dass die Beweisführung im wesentlichen regressiven Charakter trug, wobei das zu Beweisende vorläufig als wahr vorausgesetzt und daraus auf die unvermeidlichen Bedingungen zurückgeschlossen wurde. Ich bin der Ueberzeugung, dass der Beweis in allen Hauptsachen lückenlos gelungen ist. Es fiele nicht schwer, auch noch einen indirekten Beweis zu konstruieren, wollte man die „Schwächen und Lücken" nicht nur, sondern die offenbaren Ungenauigkeiten, Willkürlichkeiten und Fehler bei der Ausführung der syntropistischen Vergleichungsversuche zusammenstellen. Ich bin selbst nicht so leicht und rasch zu meinen Ergebnissen gelangt, und diese Ergebnisse entsprechen zu wenig den herrschenden Anschauungen, als dass ich erwartet hätte, bald Zustimmung zu finden. Mit der Publikation unterstellt man eine Arbeit der allgemeinen Kritik. Von dieser aber darf man wohl billigerweise verlangen, dass sie sich nicht auf die Hervorhebung beliebiger, außer Zusammenhang besonders befremdlicher Resultate beschränke, sondern auch auf die vom Autor versuchte Begründung eingehe.

Halle a. S., 1. März 1896.

Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig. Druck der kgl. bayer. Hof- und Univ. - Buchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen,

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24 Nummern von je 2-4 Bogen bilden einen Band. Preis des Bandes 20 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.

XVI. Band.

15. Juni 1896.

Nr. 12.

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Popoff, Weiterer Beitrag
Standfuss, Handbuch

Für

Inhalt: Exner, Die Funktion der menschlichen Haare. zur Frage über die Histogenese der Kleinhirnrinde. der paläarktischen Großschmetterlinge für Forscher und Sammler. bringer, Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel, zugleich ein Beitrag zur Anatomie der Stütz- und Bewegungsorgane (18. Stück).

Die Funktion der menschlichen Haare.

Vortrag, gehalten in der Jahressitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 20. März 1896.

Von Prof. Sigm. Exner.

Die Behaarung des Menschen ist am größten Teile des Körpers eine so spärliche und trägt so sehr das Gepräge des Rudimentären, dass es nicht Wunder nehmen kann, wenn man viele Bände von Lehrbüchern oder Journalen der Physiologie durchzublättern vermag, ohne auch nur eine Erwähnung ihrer Bedeutung zu finden. Einiges wird als selbstverständlich vorausgesetzt, anderes, was sich auf das Wachstum, die Ernährung u. dergl. bezieht, wohl besprochen, aber von der Rolle des Organes „Haar" und deren Bedeutung im Gesamtorganismus ist nur höchst selten die Rede.

Schein) hat die Ansicht ausgesprochen, es hänge die Behaarung und der Haarmangel an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers mit den Spannungs- und Wachstumsverhältnissen der Haut zusammen, so dass sich da, wo die Haut in gewissen Lebensperioden wenig wächst, die Haare reichlich entwickeln, an den anderen Stellen scheint er die Verhältnisse zu einer Degeneration derselben für günstige zu halten.

1) Ueber das Wachstum der Haut und der Haare des Menschen. Archiv für Dermatologie und Syphilis, 1892.

XVI.

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Man bekommt den Eindruck, dass die Behaarung des Menschen weniger interessiert, als die kaum zweifelhafte Enthaarung, die er in längstvergangenen Generationen zur Zeit seiner Entwicklung aus einer niederen Säugetierform durchgemacht hat. Spricht doch die Abstammungslehre überhaupt, und speziell auch die reiche Behaarung des menschlichen Embryo, sowie die vorkommenden atavistischen Missbildungen dafür, dass die Ahnen des Menschengeschlechtes ein Haarkleid getragen haben, das sich von dem der heutigen anthropoiden Affen kaum wesentlich unterschieden haben wird.

Ch. Darwin bemühte sich zwar, den Wegfall des Haarkleides bei der Entstehung des Menschen auf klimatische Einflüsse, insbesondere die Bestrahlung durch die Sonne zurückzuführen 1), erkannte aber bald die Unfruchtbarkeit dieses Beginnens, ließ die Idee fallen, ging von einem anderen Gesichtspunkte aus, und begründete in der ihm eigenen sachlichen und scharfsinnigen Weise seine auf Erfahrungsthatsachen ruhende Anschauung 2). Sie geht dahin, dass die Enthaarung des Menschen ein durch Zuchtwahl entstandener sekundärer Geschlechtscharakter ist. Sowie der Hahn seinen Kamm und seine prunkvollen Federn dem Geschmacke der Hennen verdankt, die durch viele Generationen lieber einen so geschmückten Gatten annahmen, als einen ungeschmückten, so verdankt der Mann seine relative Haarlosigkeit dem Widerwillen der Frauen gegen behaarte Männer. Gibt es doch in Neuseeland ein Sprichwort des Inhalts: für den haarigen Mann gibt es keine Frau. Der Geschmack des Mannes muss dieselbe Richtung gehabt haben, er wird aber in dem Resultate der Zuchtwahl noch stärker zum Ausdrucke gekommen sein, da die Männer immer mehr in der Lage waren, ihre Frauen nach Geschmack zu wählen als umgekehrt. So entstand die noch vollständiger enthaarte Frau. Ja, wir können wohl sagen, so geht dieser Enthaarungsprozess des Menschengeschlechtes vielleicht heute noch vor sich, da die wilden Völker und auch die zivilisierten, im Großen und Ganzen noch immer diesen Geschmack hegen.

Aber nach der Auffassung Darwin's, der man wohl beipflichten muss, ist nicht nur die Enthaarung des größten Teiles der Körperoberfläche Resultat der geschlechtlichen Zuchtwahl, sondern ist auch die mächtige Entfaltung des Haarwuchses im Gesicht des Mannes und das bei vielen Völkern auftretende Riesenwachstum der Kopfhaare als sekundärer Geschlechtscharakter aufzufassen. Wird doch ein kräftiger Bart beim Manne und reiches, langes Haar bei der Frau (unter den Nordamerikanern auch beim Manne) heute noch als Schmuck betrachtet.

1) Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl. Uebersetzt von Carus. Stuttgart 1871. Bd. 1. S. 128.

2) 1. e. Bd. 2, S. 333.

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