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tung angelegt. Diese peristomale Bucht schließt sich später, und ehe der Sprössling noch das Mutterindividuum verlassen, hat das Peristom im hauptsächlichen seine definitive Form erreicht (Fig. 5). Die Orientierung des Tochterindividuums zum Muttertiere ist bei Chilodochona ebenso wie bei Heliochona und Spirochona eine entgegengesetzte, ein Verhältnis, dass diese Formen mit den Vorticellinen gemeinsam haben (Bütschli).

Ch. microchilus n. sp. (?).

Die Körperform stimmt mit der vorigen Art nahe überein, doch scheint diese etwas mehr dorsoventral abgeplattet zu sein. Die Einsenkung des aboralen Poles ist tiefer und der Winkel des Körpers zum Stiel ist mehr ausgeprägt. Jedoch ist es hauptsächlich das Peristom, das eigentümliche und interessante Verschiedenheiten aufweist. Die ventrale Lippe ist nämlich sehr schwach entwickelt, beinahe rudimentär, und sitzt als ein niedriger Wall an der Basis des bewimperten Peristomfeldes (Fig. 6). Die dorsale Lippe ist dagegen sehr stark entwickelt und bildet eine unmittelbare Fortsetzung des Körpers nach vorne, ist gegen die ventrale Seite übergebogen und auf der Dorsalseite stark gewölbt.

Da ich jedoch nur Gelegenheit gehabt von dieser Form eine ge

Fig. 5.

ringe Zahl von Individuen zu sehen, ist es natürlich recht misslich eine neue Art zu gründen, ich sehe es aber als besser an, durch einen Speciesnamen die Verschiedenheiten hervorzuheben als unter einem gemeinsamen Namen von einander verschiedene Formen zusammenzufassen. Möglicherweise ist die vorliegende Form als eine zufällige Hemmungsbildung der vorigen entstanden, oder ist bei einer Ch. Zvennerstedti die ventrale Lippe durch oft wiederholte Knospenbildung reduziert worden, ebenso wie eine solche Reduktion des Peristoms recht oft bei Spirochona und Heliochona eintreffen kann.

Der Platz des Genus Chilodochona im System ist meiner Anschauung nach in der Nähe der Gattungen Spirochona Stein und Heliochona Plate. In verschiedenen Punkten finden sich nämlich Aehnlich

keiten zwischen diesen Formen, wie in der Bildung des Peristoms, im Bau des Makronucleus, in der Vermehrungsweise und Entwicklung. Ich kann jedoch hier nicht genauer auf diese Verhältnisse eingehen, sondern weise in Betreff auf sowohl diese wie andere damit zusammenhängende Fragen auf meine ausführlichere Abhandlung über die Gat tungen Heliochona und Chilodochona hin). Von übrigen peritrichen Infusorien weichen diese Gattungen durch so bedeutende Verschiedenheiten ab, dass sie, wenn es gilt ein natürliches System aufzustellen, schwerlich mit diesen zusammengeführt werden können, so wie Bütschli gethan. Ich habe deshalb vorgeschlagen") die genannten Gattungen mit einigen nahestehenden zu einer gemeinsamen Sektion Chonotricha zusammenzufassen. Die Diagnose derselben teile ich hier mit:

Sektion Chonotricha.

Große oder mittlere Formen. Langgestreckt oder länglich oval, etwas dorsoventral zusammengedrückt und bilateral symmetrisch. Der Körper entbehrt im Allgemeinen des Cilienkleides und ist wenig oder gar nicht kontraktil. Im vorderen Ende desselben befindet sich das Peristom. Dieses besteht aus einer trichterförmigen Bildung, die nicht eingezogen oder sphinkterförmig zusammengeschnürt werden kann, sondern gewöhnlich unbeweglich und immer offen ist. Mitunter kann das Peristom geschlossen werden indem es lippenförmig zusammengelegt wird. Seine Wände sind dünn und auf der Innenseite mit feinen Cilien bekleidet, mitunter auch mit einem Kranz von Membranellen versehen. Das Peristom ist dadurch entstanden, dass sich der vordere Körperteil bei dem jungen Individuum ventral zusammengefaltet und seine Kanten dann zusammengewachsen sind. Im Grunde des Peristoms liegt die Mundöffnung; von derselben erstreckt sich abwärts ein längerer oder kürzerer, schmaler Oesophagus ohne Cilien. Sie führen sämtlich ein festsitzendes Leben und können weder einen hinteren Cilienkranz entwickeln noch sich von ihrer Unterlage frei machen. Sie sind mittels eines längeren oder kürzeren akontraktilen Stieles befestigt, der subterminal vom hinteren Teil des Körpers ausgeht. Zuweilen ist dieser Stiel sehr kurz oder rudimentär, mitunter fehlt er sogar ganz, und das Individuum ruht auf einem Gallertpolster. Makronucleus einfach abgerundet oder länglich. Sie vermehren sich durch Knospuug. Die Sprösslingform, welche auf der ventralen Seite die bewimperte Peristomanlage trägt, schwimmt einige Zeit frei

herum.

1) l. c.

2) 1. c.

Zu dieser Sektion rechne ich folgende Formen:

I. Familie Spirochonina St.

1. Gattung Kentrochona Rompel1).
Eine Art: K. Nebaliae Rompel.

2. Gattung Heliochona Plate 2).

Zwei Arten: H. sessilis Plate und H. Scheutenii St.

3. Gattung Stylochona? Kent. 3).
Eine Art: St. coronata Kent.

4. Gattung Spirochona St. *).
Eine Art: Sp. gemmipara St.

II. Familie Chilodochonina Wgn. 5).

1. Gattung Chilodochona Wg n.

Zwei (?) Arten; Ch. Zvennerstedti Wgn. und Ch. microchilus W gn.

Pleurocoptes) n. g.

P. Hydractiniae n. sp.

Ektoparasitisch auf Hydractinia echinata Johnst. lebt eine kleine Infusorienform, welche ich während meines Aufenthalts an der zool. Station Kristineberg im Sommer 1892 zum ersten Mal sah. In einer, wie ich hoffe, bald erscheinenden Arbeit „Studien über ciliate Infusorien III", werde ich genaueres über diese Form berichten, hier soll sie nur in aller Kürze erwähnt werden.

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1) Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 58, 1894.

2) H. Wallengren, Studier öfver ciliata infusorier. Acta Reg. Soc.

Physiogr. Lund, T. VI, 1895.

3) A mannal of the Infusoria, London, Bd. II, 1880-82.

4) Zeitschr. f. wissensch. Zool, Bd. 3.

5) I. c.

6) πλευρά = Seite, κόπτειν = abhauen.

Auf der Oberfläche seines Wirtes schwimmt oder kriecht Pleurocoptes mit großer Schnelligkeit herum, rührt sich aber auch von demselben entfernt mit Sicherheit. Wenn sie sich befestigt, z. B. an der Wand eines Uhrglases, drückt sie ihre eine konkave Seite gegen das Glas an, so dass der ganze Körper etwas abgeplattet wird um jedoch unmittelbar darauf wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Das Tier sitzt dann recht fest. Der ganze Körper muss also dabei als Saugnapf wirken.

Die Körperform der Pleurocoptes ist länglich abgerundet, im hinteren Teil etwas breiter und gegen das vordere Ende etwas verschmälert und meistens wie quer abgehauen (Fig. 7, das Tier von der linken Seite gesehen). Die linke Seite die abwärts gegen die Oberfläche des Wirtes gekehrt wird, ist schwach konkaviert, die rechte dagegen stark gewölbt, wie aus Fig. 8, einem optischen Querschnitte durch das Tier grade vor der Mundöffnung, hervorgeht. Die Ventralseite (Fig. 8v) ist quer abgestutzt, in ihrem präoralen Teile schwach unmittelbar vor und um die Mundöffnung herum dagegen tief konkaviert, eine wohl entwickelte Peristomrinne bildend. Die Dorsalseite bildet eine ebene Wölbung (Fig. 8). Die Länge des Körpers beträgt 59-69 μ, die Höhe 42—50 μ.

Fig. 8.

d....

Der Körper ist besonders deutlich längsgestreift. Die Streifen verlaufen parallel mit der dorsalen und ventralen Kante, nach vorn und hinten konvergierend. Die linke Seite ist etwas dichter gestreift, etwa 30 Streifen, während die Streifen an der rechten Seite (hier etwa 24) etwas weiter von einander entfernt sind. Auch auf der Ventralseite habe ich eine Längsstreifung bemerkt, ob aber die ganze Peristomrinne auch gestreift ist, habe ich nicht konstatieren können.

Die Bewimperung ist fein, dicht und an beiden Seiten gleichförmig. Mitunter schien es mir, als ob sich an der unteren Kante der Peristomrinne längere feine Cilien fänden. Ich konnte dieses jedoch nicht mit Sicherheit feststellen.

Vom vorderen Ende der Peristomrinne verläuft der oberen Kante derselben entlang eine fein gestreifte Membran, die sich um die Mundöffnung herumlegt und eine kleine Strecke an der unteren Kante herab

läuft um sich schließlich zu der im tiefsten Teil der Peristomrinne liegenden Mundöffnung herabzusenken (Fig. 7 um). Die undulierende Membran löst sich leicht in cilienähnliche Fibrillen auf. Wenn sich das Tier bewegt, wird diese orale Membran zusammengefaltet gehalten, wenn es aber still sitzt, ist sie ausgebreitet und in beständiger, schneller Undulation begriffen.

Von der Mundöffnung, die sich hinter der Mitte des Körpers befindet, führt ein kurzer, schmaler Oesophagus hinein.

Bei Vitalfärbung mit schwacher Lösung von Bismarckbraun traten an der Oberfläche des Leibes eine große Menge kleiner Körper, im Durchschnitt ca. 1 hervor, welche sich in kurzer Zeit dunkelbraun färbten. Die größeren unter ihnen traten wie warzenförmige Höcker hervor. Bei Anwendung eines stärkeren Linsensystemes und bei scharfer Einstellung wurde in der Mitte der größeren ein dunklerer Punkt oder Centralkörper sichtbar. Diese Körper waren zuweilen gleichförmig über die ganze Oberfläche verbreitet, meistens jedoch am vorderen und hinteren Ende des Körpers am zahlreichsten. Mitunter beobachtete ich, dass sie abgestoßen und durch die Bewegung der Cilien weggeschleudert wurden. Mit den von Stein und Engelmann u. a. bei verschiedenen hypotrichen Infusorien beobachteten Exkretvakuolen können sie allerdings nicht identificiert werden. Sie liegen nämlich in oder unmittelbar unter der Pellicula. Am nächsten scheinen sie mit den von Bütschli an der Pellicula der Vorticella monilata Tatem beobachteten Protuberanzen übereinzustimmen. Wie sie zu erklären sind, habe ich nicht finden können. Das Abwerfen derselben deutet darauf hin, dass sie Exkretkörner sein müssen.

Der Anus liegt im Hinterende des Körpers, am Uebergang von der Ventral zur Dorsalseite (Fig. 7, a). Ueber dem Anus liegt eine kontraktile Vakuole (Fig. 7, kv).

Das Körperplasma ist ungefärbt. Unter der Pellicula lässt sich eine deutlich entwickelte Alveolarschicht unterscheiden.

Der Makronucleus, der im Vorderteil des Körpers liegt, hat eine abgerundete Form und ist gewöhnlich dicht und fein granuliert. Sein Durchschnitt beträgt bei fixierten Individuen 14-16,9 μ.

Mikronuclei sind in einer Anzahl von ein bis fünf vorhanden. Gewöhnlich sind sie nur vier, zuweilen nur drei oder zwei. Gewöhnlich liegen sie in einer Gruppe gesammelt, dorsalwärts von der vorderen Hälfte des Makronucleus und einer ein Stück von dieser Gruppe entfernt. Ihr Durchmesser beträgt 1 bis ungefähr 2 μ.

Teilungsstadien habe ich wiederholt beobachtet. Der Verlauf der Teilung stimmt mit dem bei ciliaten Infusorien gewöhnlichen überein.

Im System wird diese Form augenscheinlich zur Ordnung Trichostomata und deren Unterordnung Aspirotricha zu führen sein. Unter den dahin gerechneten Familien scheint Pleurocoptes die größte Ver

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