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Der Vorstand der Sektion für Anatomie, Histologie und Anthropologie hat aufserdem ein Schreiben (in russischer Sprache) versandt. In dem Schreiben wird den Fachgenossen eine Anzahl von Fragen vorgelegt, über die auf dem Kongresse verhandelt werden soll.

Die betreffenden Fragen werden hier mitgeteitt mit der Bitte, dass die Fachgenossen Kenntnis davon nehmen und so bald als möglich noch andere Fragen und Themata stellen sollen, damit die Kongressleiter sich zeitig an nicht-russische und russische Gelehrte wenden können, um sie zu einer Beantwortung der Fragen zu veranlassen.

Gleichzeitig werden die Herren Fachgenossen gebeten, so bald als möglich die Themata mitteilen zu wollen, über welche sie auf dem Kongress in den Sektions-Sitzungen Vorträge halten oder Mitteilungen machen wollen. Zur Entgegennahme jeglicher Mitteilung und zur Lebermittelung an die Sektions-Vorstände in Moskau ist bereit Dr. L. Stieda,

Geheimer Medizinalrat, o. Professor d. Anatomie a. d. K. Universität zu Königsberg i. Pr.

Sektion für Anatomie.

1. Soll die lateinische anatomische Nomenclatur, die von der anatomischen Gesellschaft ausgearbeitet worden ist, zu einer internationalen gemacht werden? 2. In welcher Weise ist eine einheitliche Nomenclatur in der russischen anatomischen Litteratur durchzuführen?

3. Ist die Polydaktylie als eine Spaltbildung oder als Atavismus aufzufassen? 4. Die Homologie der oberen und unteren Extremität.

Sektion für Histologie.

1. Vergleichende Kritik der verschiedenen Theorien und Hypothesen über den Bau des Protoplasmas im Allgemeinen.

2. Die Bedeutung der Blastomeren bei der Segmentation der Eier. Postregeneration. Die Entwicklung der Cuticular- und Zwischensubstanzen.

3. Die Bedeutung der Centrosomen, Sphären und der Nebenkerne in verschiedenen Zellen. Die Bedeutung der direkten oder amitotischen Teilung. 4. Die gegenseitige Beziehung der Nervenzellen in den Nervencentren und Sinnesorganen.

5. Die Innervation der Drüsen.

Sektion für Anthropologie.

1. Was für Mafsregeln sind zu ergreifen, um möglichst genaue Thatsachen über die anthropologischen Typen der russischen wie der nicht-russischen Bevölkerung Russlands zu gewinnen?

2. Was sind die vorzüglichsten_charakteristischen Eigentümlichkeiten des Mongolen-Schädels und bei welchen Volksstämmen sind diese Eigentümlichkeiten am häufigsten zu finden und am deutlichsten zu erkennen?

3. Inwieweit unterscheiden sich die Schädeltypen der gegenwärtigen Bevölkerung Mittel- Russlands von den Schädeltypen der Kurganbevölkerung? Wie ist die etwaige Veränderung der Typen zu erklären?

4. Die Schädeltypen des Prof. Sergi und ihre Bedeutung für die Klassifikation der Schädelformen.

5. Die Anomalien des Skeletts und der äufseren Bedeckungen. Haben einige von ihnen die Bedeutung von Rassenmerkmalen oder können einige von ihnen als atavistische Bildungen gelten?

Notiz.

* Herr Dr. Otto Zacharias (Plön) macht uns die Mitteilung, dass die Biologische Station am Gr. Plöner See behufs Renovation sämtlicher Räumlichkeiten während der Dauer des Monats Juli cr. geschlossen bleiben müsse. Erst vom 5. August ab können wissenschaftliche Arbeiten wieder vorgenommen werden. Nach der bisher in Plön gemachten Erfahrung eignet sich die Zeit vom 1. August bis Mitte September besonders gut dazu, um Studien über das Süfswasserplankton des dortigen (30 Quadratkilometer grofsen) Sees zu machen, worauf wir Interessenten hinweisen wollen Die für einen Arbeitsplatz pro Woche zu erlegende Gebühr beträgt 10 Mark.

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Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig. Druck der kgl. bayer. Hof- und Univ. - Buchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen.

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24 Nummern von je 2-4 Bogen bilden einen Band. Preis des Bandes 20 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.

XVI. Band.

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Inhalt: Möbius, Uebersicht der Theorien über die Wasserbewegung in den Pflanzen. Lombroso, Die neuesten anatomischen Entdeckungen zur Anthropologie der Verbrecher. Lebedinsky, Zur Entwicklungsgeschichte der Nemertinen. Ergebnisse einer zoologischen Forschungsreise in den Molukken und in Borneo, im Auftrage der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft auf Kosten der Rüppelstiftung ausgeführt von Prof. Dr. W. Kükenthal.

Uebersicht der Theorien über die Wasserbewegung in den Pflanzen.

Von M. Möbius.

Dass Flüssigkeit von den Pflanzen aus der Erde aufgenommen wird, ist eine so alltägliche Erscheinung, dass zu keiner Zeit Zweifel an ihr entstanden sind. Auch ist es den früheren Naturbeobachtern nicht weiter aufgefallen, dass diese Flüssigkeit entgegen dem Gesetze der Schwere in die Höhe steigt, denn man hatte es ja hier nicht mit toten Körpern, sondern lebenden Wesen zu thun und konnte als Wirkung von deren Lebenskraft Manches betrachten, was einer rein physikalischen Erklärung unzugänglich erschien. Zudem hatte man keine rechte Vorstellung davon, welcher Art die in den Pflanzen aufsteigende Flüssigkeit sei. Während Aristoteles angenommen hatte, dass ein ganz fertig gebildeter Nahrungssaft den Pflanzen von der Erde dargeboten werde, aus dem sie ihre Organe nur zu gestalten hätten, glaubte van Helmont im Anfange des 17. Jahrhunderts beweisen zu können, dass die Pflanze die Fähigkeit besitze, aus reinem Wasser alle ihre Stoffe in sich zu erzeugen. Erst als man die verschiedenen Teile der Pflanze als Organe zu betrachten, sich also von den Funktionen dieser Teile eine Vorstellung zu bilden anfing, konnte von einer Theorie der Wasserbewegung die Rede sein. Diese bildete man sich anfangs nach Analogie des Blutkreislaufes der Tiere. Malpighi, einer der Begründer der Pflanzenanatomie, ist wohl der erste, der von der Leitung und Hebung des von den Wurzeln aufgenommenen Nahrungssaftes (alimentitius

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humor in radicibus percolatus) sich eine bestimmte Vorstellung bildete, die faserigen Elemente des Holzes (fibras seu fistulas ligneas) als Bahn für diese Leitung betrachtete und den Saft durch den Druck der Luft in die Höhe steigen ließ [urgente non solum aëre externo, sed etiam concluso intra tracheas sursum pellitur]). Da offenbar nach seiner Ansicht der Saft nur Tropfen für Tropfen gehoben wird, so scheint es ihm nicht schwierig zu erklären, dass er bis zu beliebiger Höhe gelangt: mimina quaelibet guttula veluti per funem seu per gradus ad ingens deducitur fastigium 2).

Es musste nun zunächst gezeigt werden, welche große Quantitäten von Wasser in einer Pflanze aufsteigen, damit erkannt wurde, welches Problem hier zu lösen sei, nämlich auf welche Weise die verhältnismäßig große Menge Wasser nicht nur in die Höhe steige, sondern auch bis zu einer Höhe von über 100 Metern, nämlich bis zur Spitze der höchsten Bäume, die ja diese Höhe nicht erreichen könnten, wenn nicht das Wasser auch bis in die äußerste Blattspitze gelangte. Es war Stephan Hales, der zuerst nachwies, dass es sich nicht bloß um das von der Pflanze direkt verbrauchte Wasser, also einen alimentitium humorem, sondern auch und vor allen Dingen um den Ersatz des verdunsteten Wassers handelt. Hales maß die von den Wurzeln aufgesogenen und von den Blättern verdunsteten Wassermengen und ihm erschien die Wasserbewegung im Wesentlichen nur als ein Transpirationsstrom, indem er die Bedeutung des Wassers für die Ernährung der Pflanze zu sehr vernachlässigte, wie er ja auch die Blätter nur als transpirierende Organe ansah und das bessere Verständnis Malpighi's, der in ihnen schon Ernährungsorgane erkannt hatte, unbeachtet ließ. Im zweiten Hauptstücke seiner „Statik der Gewächse" 3) unternimmt es der Verf. „die Kraft zu entdecken, die die Erdgewächse anwenden müssen, Feuchtigkeit einzuziehen“. „Dem Pflanzenwerke mangelt es an solchem kräftigem Werkzeuge, dergleichen in Tieren durch ein abwechselndes Ausdehnen und Zusammenziehen, das Blut zwinget, in Puls- und Blutadern fortzulaufen. Daher hat die Natur, sie schadlos zu halten, ihnen andere wirksame Mittel und Bewegungskräfte verliehen, damit sie Saft anziehen, erheben und in Bewegung halten können, weil in diesem Saft ihr Leben bestehet". Diese Kraft ist nun nach ihm dieselbe, welche in quellungsfähigen und porösen Körpern wirksam ist, also die Imbibition und Kapillarität, welche beiden er nicht recht auseinanderhält, die aber allerdings auch ineinander übergehen. Wie also Asche, Schwamm u. dergl. Wasser 1) Dieses und die vorhergehenden Citate nach Anatome Plantarum, Pars altera, p. 87, London 1679.

2) 1. c. pars prior, p. 5, London 1675.

3) Ich citiere nach der deutschen Uebersetzung von Ch. Wolff, Halle 1748. Das Original erschien zuerst 1727.

aufsaugt und weiter leitet, „aus eben diesem Grunde kommt es her, dass die Pflanzen durch ihre kleinen Haarröhrchen die Feuchtigkeit so stark an sich ziehen, wie wir so umständlich in vorhergehenden Erfahrungen gesehen haben". Offenbar denkt sich Hales die faserigen Elemente in Holz und Rinde ähnlich wirkend wie die Fasern eines Dochtes.

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Wo die Wasserbewegung eigentlich stattfinde, scheint ihm nicht recht klar zu sein; aus seinen Versuchen mit abgeschnittenen Zweigen schließt er, dass der Saft zwischen Rinde und Holz so gut aufsteige, als in anderen Teilen und es ist ihm höchst wahrscheinlich, dass der Saft auch durch die der Sonne am meisten ausgesetzten Teile steige, darunter dann die Rinde gehöret". Der sogenannte Ringelungsversuch, bei dem an einem in Wasser gesetzten Zweige ein ringförmiges Stück Rinde entfernt wird, dient ihm nicht zum Beweise, dass das Wasser nur durch das Holz steigt und dadurch die Blätter über dem geringelten Stück frisch erhält, sondern daraus, dass diese Blätter zu gleicher Zeit mit denen der nicht geringelten Zweige welken, schließt er, dass kein absteigender Saft an der Ringelungsstelle aufgehalten werde, sonst würden die ersteren Blätter länger frisch bleiben als die letzteren.

Wir übergehen nun, was von folgenden Forschern, wie von Dutrochet, der die Bewegung des im Holze aufsteigenden Wassers transpirierender Pflanzen durch Endosmose von Zelle zu Zelle zu erklären versuchte, von P. de Candolle u. a. für Hypothesen über die Saftsteigung aufgestellt wurden, da von keinem derselben ernsthaft geprüft wurde, ob die angenommenen Kräfte nach den physikalischen Gesetzen ausreichend sind, das Wasser bis in die Spitzen der höchsten Bäume zu heben, noch auch, ob die Verhältnisse in der Struktur und Beschaffenheit der pflanzlichen Gewebe die angenommenen Kräfte wirklich thätig sein lassen können. Wir haben Malpighi und Hales erwähnt, weil sie die Frage überhaupt zuerst zu beantworten versuchten, und wir erwähnen nun sogleich den Physiologen, der zuerst eine Theorie der Wasserbewegung aufstellte, die wenigstens den eben geforderten Bedingungen entsprechen sollte, nämlich Sachs, dessen sogenannte Imbibitionstheorie längere Zeit als die einzig mögliche Lösung der schwierigen Frage erschien. Sie wurde von ihm in seiner Experimental - Physiologie (in Hofmeister's Handbuch, 1865) zuerst ausführlich dargelegt, wo, wie er selbst später sagt, noch manche aus früheren Zeiten überkommene Irrtümer beibehalten, andere aber beseitigt sind. Auf welche Weise und in welchen Publikationen er seine Theorie allmählich ausgestaltet hat, gibt er in der vierten Anmerkung auf S. 225 der zweiten Auflage seiner Vorlesungen über Pflanzenphysiologie an. Sachs behauptet nun, auf zahlreiche Untersuchungen

1) Vergl. hierzu Sachs, Geschichte der Botanik, S. 553 ff.

gestützt, dass die Hohlräume der Holzzellen und Holzgefäße, wenigstens zu der Zeit, da ein rascher Wasserstrom im Holzkörper aufsteigt, überhaupt nicht mit Wasser, sondern mit Luft gefüllt sind, dass also von einer kapillaren Hebung des Wassers in den Pflanzen nicht die Rede sein könne. Es bleibt ihm somit als Weg für das Wasser nur der in den Membranen der Holzelemente übrig und er nimmt an, dass die verholzten Membranen eine eigentümliche Struktur besitzen, und sich dadurch auszeichnen, „dass sie verhältnismäßig nur wenig Wasser in sich aufnehmen, dass dieses wenige Imbibitionswasser jedoch in ihnen auffallend beweglich ist". "Als das Hauptergebnis aller bisherigen Betrachtungen bleibt nun das bestehen, dass es sich bei dem aufsteigenden Wasserstrom um die Bewegung der einzelnen Wassermoleküle handelt, welche zwischen den Molekülen der Holzzellwände enthalten sind. Dabei steht soviel fest, dass diese Bewegung nur dann eintreten kann, wenn am oberen Ende dieses Systems die Holzzellwände einen Teil ihrer Wassermoleküle verlieren. Durch diesen Verlust wird ihr Sättigungszustand mit Wasser gestört, das Gleichgewicht verändert: die wasserärmer gewordenen Partien der Holzzellwände werden das Gleichgewicht herzustellen suchen dadurch, dass sie den nächstbenachbarten Holzzellen Wasser zu entziehen suchen, die ihrerseits aus demselben Grunde es wieder von tieferen Teilen des Holzkörpers in sich aufnehmen, bis sich endlich diese rückgreifende Bewegung von der Laubkrone einer Landpflanze durch den Stamm hinab bis in die jungen Wurzeln fortpflanzt, welche das Wasser aus der Erde aufnehmen“. Nach dieser Theorie kann also das Wasser in verholzten Membranen zu einer ganz beliebigen Höhe steigen, weil es gleichgiltig ist, ob ein einzelnes Wassermolekül 10 oder 100 Meter hoch in den Holzwänden enthalten ist". Das Problem, die hebenden Kräfte zu finden, schien gelöst, nachdem die Endosmose und die Kapillarität als unverwendbar für die Lösung erkannt worden waren. Allein wenn auch Sachs auf Grund seiner Beobachtungen und Experimente davon überzeugt war, dass die Hohlräume der Holzfasern und -gefäße nur Luft enthalten, kein Wasser, so schien dies doch vielen Anderen zweifelhaft und mit dem Nachweise des Fehlens oder des Vorhandenseins von Wasser in den Gefäßen und Tracheiden stand und fiel die Imbibitionstheorie.

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Dass die Bewegung des Wassers nicht in den Wänden, sondern in den Hohlräumen der Gefäße erfolge, ist zuerst mit Nachdruck gegen Sachs hervorgehoben und beharrlich weiterhin behauptet worden von J. Böhm, der aber das Unglück hatte, lange Zeit kein Gehör bei seinen Fachgenossen zu finden. Wenn er erkannt hatte, dass das Wasser in den Hohlräumen der Gefäße steige, so musste er natürlich auch eine ganz andere Erklärung der Saftsteigung geben und so stellte er seine sogenannte Luftdrucktheorie auf: „Die durch Transpiration

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