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arideola, Naclia ancilla, Nudaria mundana, Setina mesomella und irrorella).

Von Schnecken sind nur wenige als Flechtenfresser beobachtet. Nach Rudolf von Oestreich1) sollen eine Anzahl von Clausiliaartigen sich von Kalkflechten nähren, auch auf Peltigera - Arten sind nach Arnold und Zukal (1. c. S. 28) einige Species, die nicht näher bezeichnet wurden, fressend angetroffen worden. Ich selbst beobachtete, wie bereits gezeigt, eine kleine Clausilia, welche die oberflächlichen Teile der Anaptychia speciosa verzehrte.

Nach meinen Beobachtungen im Freien und meinen Experimenten im Zimmer fressen Poduriden sowohl wie Milben die Flechtenteile nur dann, wenn dieselben durch Thau oder Regen resp. durch künstliche Benetzung mehr oder minder stark aufgeweicht sind. Sobald Abtrocknung der Teile eingetreten ist, stellen die Tiere ihren Fraß ein. Ob das auch auf Raupen zutrifft, weiß ich nicht, da ich mit ihnen nicht experimentierte, halte es aber für wahrscheinlich.

Milben und Poduriden attaquieren nach meinen Beobachtungen im Freien und insbesondere auch nach meinen Experimenten im Zimmer in der Regel zuerst die Schlauchschicht der Apothecien, weil diese besonders weich ist, erst später greifen sie die weniger weichen Thallusteile an.

Ob die Apothecien oder Thalli geringe oder massenhafte Abscheidung von Flechtensäuren tragen, ist nach meinen Beobachtungen an Poduriden, Milben sowie einer Schnecke (Clausilia) völlig gleichgiltig, wenn nur die betreffenden Teile feucht, also weich sind.

An Xanthoria parietina, Gasparrinia elegans, Physcia aipolia, Anaptychia speciosa und anderen Flechten habe ich beobachtet, dass von den genannten Tieren gerade die säurereichsten oberflächlichsten Teile zuerst und mit besonderer Vorliebe gefressen werden.

Exemplare von Xanthoria parietina, welche mir Herr Dr. Glück brachte, waren von zahlreichen Individuen der noch darauf sitzenden Milbe (Oribatide) so angefressen, dass die säurereichsten gelben Teile (Rinde) fast vollständig hinweggenommen waren, die säureärmsten Teile dagegen (das weißliche resp. durch die Algen grünliche Mark) fast ganz verschont geblieben.

Der (für den menschlichen Gaumen wenigstens) bittere Geschmack der Stictinsäure ist für die auf Sticta Pulmonaria lebenden Raupen von Naclia ancilla, Lithosia rubricollis, L. quadra, Aventia flexula, Boarmia viduaria, Talaeporia pseudobombycella kein Fraß-Hindernis.

1) Die östreichisch - ungarische Monarchie in Wort und Bild S. 278 des Uebersichtsbandes.

Fütterungsversuche mit rein dargestellten Flechtensäuren.

Von den Flechtensäuren, welche ich im Laufe der letzten Jahre aus verschiedenen Flechten isoliert habe, wurde eine kleine Reihe zu Fütterungsversuchen benutzt.

Als Versuchstiere dienten Schnecken und zwar Helix ericetorum, H. hortensis, H. nemoralis, H. pomatia sowie Succinea amphibia.

Die Versuchsanordnung geschah in der Weise, dass ich dünne Scheiben ungekochter Kartoffeln, welche von jenen Tieren gern gefressen werden, mit der betreffenden Säure an der Oberfläche gleichmäßig einrieb, sie in Krystallisierschalen legte und in jedes dieser mit übergreifendem Glasdeckel verschließbaren Gefäße je einen Vertreter der betreffenden Schnecken-Art setzte. Durch Hinzufügung von ein paar Tropfen Wasser wurde Sorge getragen, dass die Kartoffelschnitte nicht abtrockneten, weil hierdurch die Schnecken leicht vom Fraß abgehalten werden.

Anfangs wählte ich zum Einreiben der Kartoffelscheiben intensiv rot oder gelb gefärbte Substanzen, um eventuell intensiv gefärbte Exkremente zu erhalten, später kamen auch farblose Säuren in Anwendung. Die nach einiger Zeit abgesetzten Exkremente wurden auf die Gegenwart der betreffenden Stoffe auch mikroskopisch resp. mikrochemisch geprüft.

1. Solorinsäure.

Es ist dies ein prächtig rubinroter Körper, den ich aus Solorina crocea isolierte1). In Wasser ist er völlig unlöslich.

Die Kartoffelscheiben waren so stark mit der Säure eingerieben, dass sie ziegelrot erschienen. Ich setzte Helix ericetorum, H. nemoralis, H. hortensis und Succinia amphibia auf dieselben und alle 4 Arten weideten, obwohl sie gar nicht hungrig waren (sie hatten kurz vorher Gras, resp. Alliumblätter oder andere Pflanzenteile gefressen) die Oberflächenschicht der Kartoffel und damit auch die Solorinsäure alsbald teilweis ab.

Die nach einigen Stunden ausgestoßenen Exkremente sahen dunkelgrün aus, infolge der früheren chlorophyllhaltigen Nahrung, die später abgesetzten, ebenfalls prall-wurstförmigen waren leuchtend-zinnoberrot. Unter dem Mikroskop zeigte sich dieser Darminhalt als hauptsächlich aus den in Farbe und Form unveränderten Kryställchen und Krystallfragmenten der Solorinsäure bestehend, und nur zum Teil aus Teilchen der Kartoffel selbst (meist Stärkekörnchen). Die Krystalle gaben mit Kalilauge die schön violette, mit konzentrierter Schwefelsäure die schön purpurne Reaktion der reinen Solorinsäure.

1) Zopf, Beiträge, Heft V, S. 65. Ann. d. Chemie, Bd. 284.

2. Chrysophy scin (Flechtenchrysophansäure).

Das Material war aus Gasparrinia decipiens von mir dargestellt. Die stark eingeriebenen Kartoffelscheiben sahen, wie die Säure selbst, goldgelb aus. Ich setzte H. nemoralis und H. hortensis auf dieselben, und beide nahmen mit der Kartoffel die Substanz so reichlich auf, dass die Exkremente ocher- bis goldgelb aussahen. Mit Kalilauge zusammengebracht wurden sie schön purpurrot, wie das Chrysophyscin selbst.

Letzteres ist in Wasser unlöslich. Nach R. Kobert's eingehenden Untersuchungen (1. c.) ist es für höhere Tiere völlig ungiftig.

3. Rhizocarpsäure.

Sie stellt ein schön zitronengelb gefärbtes Derivat der Pulvinsäure dar und wurde von mir in Rhizocarpon geographicum, Catocarpus alpicolus, Pleopsidium chlorophanum, Raphiospora flavovirescens und Biatora lucida aufgefunden. In Wasser ist sie sehr wenig löslich mit deutlich gelber Farbe.

Die mit der Säure stark eingeriebenen Kartoffelstücke setzte ich einer Helix pomatia vor, die 24 Stunden gefastet hatte und sie fraß beides mit großem Appetit. Die Exkremente sahen hell zitronengelb aus und enthielten die Fragmente der ziemlich großen Krystalle sehr zahlreich. Das Tier blieb in der Folge völlig gesund. Ich hatte dieses Resultat eigentlich nicht erwartet, da die Pulvinsäure und gewisse Derivate derselben nach Kobert's bekannten Untersuchungen für höhere Tiere mehr oder minder stark giftig sind.

4. Pinastrinsäure1).

Ein prächtig rotgelber Stoff aus Cetraria pinastri. In viel Wasser ist derselbe ein wenig löslich und zwar mit goldgelber Farbe.

Die mit der Substanz stark eingeriebene Kartoffelscheibe sah rötlich-goldgelb aus. Von dem darauf gesetzten Exemplar der Helix hortensis wurde die Scheibe alsbald energisch angefressen. Die Exkremente sahen dementsprechend goldgelb bis gelbbraun aus.

Dass das Tier keinerlei schädliche Folgen des Fraßes zeigte, war mir eigentlich auffällig, insofern wenigstens, als Kobert (1. c.) die ziemlich starke Giftigkeit dieser Substanz für höhere Tiere zeigte. In den Exkrementen waren die Krystalle und ihre Fragmente wohl erhalten.

5. Atranorsäure.

Diese nach meinen Untersuchungen in vielen Flechten vorkommende farblose Säure wurde aus Lecanora thiodes Sprengel dargestellt: In Wasser ist sie etwas löslich. Auf die mit ihr eingeriebenen

1) Zopf, Beiträge Heft I S. 41-44 und Heft V S. 68-72.

Kartoffelscheiben setzte ich Helix ericetorum, H. hortensis, H. nemoralis und Succinea amphibia. Die Tiere nahmen mit den Kartoffelteilen die Säure reichlich auf, wie denn auch in den nach einiger Zeit abgesetzten kreideweißen Exkrementen aller 4 Arten sich dieselbe in Masse in Form der charakterischen Prismen oder deren Fragmenten vorfand. Korrosionserscheinungen fehlten auch hier.

6. Vulpinsäure.

Ich benutzte aus Lepra chlorina von mir isoliertes Material. Die Substanz ist in Wasser sehr wenig löslich und, wie aus den Experimenten Kobert's hervorgeht, für Kalt- und Warmblütler insbesondere für Katzen stark giftig.

Die mit der Säure eingeriebenen Kartoffelscheiben wurden von allen den Schnecken, denen ich sie vorsetzte (Helix pomatia, H. nemoralis, H. hortensis, H. ericetorum und Succinea amphibia nicht angerührt, auch nicht wenn die Tiere ausgehungert waren. Setzt man sie mitten auf die Kartoffelscheibe, so scheiden sie stark Schleim ab und suchen bald aus dem Bereich der Säure zu kommen. Die Substanz übt also auf die genannten Schneckenarten, vielleicht schon durch ihren Geruch, eine entschieden abstoßende Wirkung aus.

7. Cetrarsäure.

Sie ist in Wasser fast unlöslich und schmeckt stark bitter. Ich setzte Kartoffelscheiben, welche mit der Säure so stark eingerieben waren, dass sie milchweiß erschienen, hungrigen Exemplaren von Helix pomatia vor. Nach ein paar Stunden hatte das eine Individuum über 2 cm2 von der Oberfläche hinweggenommen und damit relativ viel von der Säure, das andere, in einem anderen Gefäß gehalten, innerhalb derselben Zeit 112 cm2. Später wollten die Tiere nichts mehr fressen, wahrscheinlich weil die Säure eine Veränderung erfuhr, die sich darin äußerte, dass die anfänglich weiße Krystallschicht gelbe bis gelbbräunliche Farbe annahm.

Aus der vorstehenden Versuchsreihe ergibt sich, dass alle angewendeten Säuren, mit Ausnahme der Vulpinsäure, also Solorinsäure, Chrysophyscin (Flechtenchrysophansäure), Rhizocarpsäure, Pinastrinsäure, Atranorsäure und Cetrarsäure von gewissen Schnecken mit den Kartoffelteilen in relativ beträchtlichen Mengen aufgenommen werden können, ohne irgend welche schädlichen Wirkungen auszuüben.

A priori sollte man glauben, dass solche Mengen scharfer Krystalle und Krystallfragmente die Schleimhäute des Verdauungstraktus irgendwie verletzen oder doch wenigstens stark reizen müssten. Namentlich verwunderlich erscheint es, dass die kleinen Exemplare der Helix cricetorum

und der Succinea amphibia, die im Vergleich zu den übrigen, größeren Arten doch einen Darmkanal von sehr geringem Durchmesser besitzen, augenscheinlich gar nicht affiziert werden, selbst wenn man sie tagelang hinter einander mit den Kartoffelteilen die verschiedenartigsten Säuren, darunter solche mit relativ großen Krystallen, fressen lässt.

Allein bei näherer Untersuchung der Exkremente überzeugt man sich, dass eine mechanische Verletzung oder Reizung der Schleimhäute des Verdauungstraktus eigentlich ganz unmöglich ist. In den prallwurstförmigen Exkrementen sind nämlich die Verdauungsreste inclusive der Krystallmassen in einen dicken zähen Schleimsack eingehüllt, den man mit einer gewissen Gewalt öffnen muss, um den Inhalt herauszubringen. Auch an der Schleimhaut der Mundhöhle kann, wie ich glaube, keine Verletzung oder Reizung durch die Krystallmassen hervorgerufen werden, weil die Tiere auch aus dem Munde Schleim absondern, in den die Krystallteile sofort eingehüllt werden.

Da die Versuchstiere nach dem Fraße von Solorinsäure, Chrysophyscin, Pinastrinsäure, Rhizocarpsäure, Atranorsäure völlig munter und fresslustig blieben, so darf man wohl ferner annehmen, dass diese Stoffe auch in chemischer Beziehung nicht schädlich wirken. Und ich glaube dies dadurch erklären zu müssen, dass erstens Solorinsäure und Chrysophyscin in Wasser gänzlich unlöslich, Pinastrinsäure, Rhizocarpsäure, Atranorsäure nur sehr schwer löslich in Wasser sind, und die etwa von der geringen Wassermenge der Kartoffelscheiben gelösten minimalen Substanzmengen letzterer Stoffe keine schädlichen Wirkungen auszuüben vermögen; zweitens von Seiten des Verdauungstraktus alkalische Säfte, welche die genannten Flechtensäuren in Lösung zu bringen vermöchten, nicht abgeschieden werden. Für die Richtigkeit dieser letzteren Vermutung sprechen zwei Thatsachen: einmal die glatten glasglänzenden Flächen und scharfen Kanten der Krystalle und Krystallfragmente in den Exkrementen, und sodann die Abwesenheit von Farbenreaktionen (Chrysophyscin z. B. wird mit Alkalien purpurrot, Atranorsäure gelb, Solorinsäure violett).

Die Krystalle jener von mir zur Verfütterung verwandten rein dargestellten Flechtensäuren sind natürlich Riesenobjekte gegen die höchst winzigen Körnchenformen, in denen die Flechtensäuren, wie zuerst Schwendener zeigte, an den Flechten hyphen zur Abscheidung gelangen. Können nun schon die wohlausgebildeten Krystalle im Schnecken-Verdauungskanal keine schädlichen mechanischen Wirkungen ausüben, so werden es natürlich die mit den betreffenden Flechtenteilen gefressenen winzigen Flechtenstoff-Körnchen vollends nicht vermögen.

Ich glaube daher, dass auch die seitens der oben genannten Milben, Poduriden, Raupen zugleich mit den Flechtenteilen ver

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