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Region der Perigonblätter versetzt und hier zu einem Perigonblatt geworden, dass die betreffende Korrelation also keine so strenge ist, dass sie nicht gelegentlich die Ausbildung des bei Exemplaren mit zwei Hüllblättern in der Regel allerdings fehlenden, gerade über dem der Blüte solcher Exemplare hinzugefügten untersten Blatte stehenden Perigonblattes des obersten Kreises zuließe.

Dieser Schluss wird durch anderweitige Thatsachen erhärtet.

Unter 205 gewöhnlichen, d. h. mit drei Hüllblättern versehenen, Exemplaren von Anemone nemorosa fand ich nur 1,48% von Exemplaren mit nur 5 Perigonblättern; dagegen fand ich unter nur 43 Exemplaren mit zwei Hüllblättern 6, d. h. 13,95%, mit nur 5 Perigonblättern. Vergleicht man diesen hohen Prozentsatz der Exemplare mit 5 Perigonblättern bei Pflanzen mit zwei Hüllblättern mit dem niedrigen Prozentsatz solcher Exemplare bei Pflanzen mit drei Hüllblättern, so wird man wohl den Schluss, den ich daraus ziehe, billigen, die Folgerung nämlich, dass bei den Exemplaren mit 2 Hüll- und 5 Perigonblättern zwar eine Verlagerung des Bildungsmaterials eines Hüllblattes und Hand in Hand damit das Fehlschlagen eines Perigonblattes eingetreten, dass aber die Ausbildung des verlagerten Hüllblattmaterials in diesen Fällen unterblieben ist.

Nach allem obigen können wir nur geringe Zweifel an der Richtigkeit unserer wichtigsten Folgerung hegen, derjenigen, wonach das Material eines Hüllblattes infolge seiner Verlagerung in die Region der Perigonblätter kein Hüllblatt, sondern ein Perigonblatt produziert. Jeglicher Zweifel an dieser Folgerung schwindet aber angesichts der noch mitzuteilenden Thatsachen.

In 20 von den 33 Fällen der Exemplare mit 2 Hüll- und 6 Perigonblättern konnte ich feststellen, dass das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt über der Lücke des in Fortfall gekommenen Hüllblattes stand. In diesen 20 Fällen standen die beiden Hüllblätter nämlich nicht einander gegenüber, sondern bildeten miteinander einen Winkel von weniger als 180°. In den 13 Fällen, wo sie einander gegenüber standen, konnte natürlich nicht festgestellt werden ob das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt über der Stelle des fortgefallenen Hüllblattes stand. In diesen Fällen hatte sich die Stellung der stehen gebliebenen Hüllblätter etwas verschoben, was uns ja nicht Wunder nehmen kann. Die Thatsache aber, dass in der Mehrzahl der Fälle eine deutliche Lücke im Hüllblattkreis vorhanden war, und dass das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt gerade über dieser Lücke stand, macht schon für sich allein die Annahme, dass dieses Perigonblatt thatsächlich aus dem Bildungsmaterial des fortgefallenen Hüllblattes entstanden war, zu einer nahezu unabweislichen.

Andere Thatsachen erheben diese Annahme zur Gewissheit.

In zwei Fällen war das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt noch durch eine kleine bandförmige, der Länge nach am Blütenstiel herunter laufende Leiste mit der Stelle, an welcher das fortgefallene Hüllblatt hätte stehen sollen, verbunden. Weiterhin war das betreffende Perigonblatt in einem Falle noch teilweise grün. Zu diesem gesellen sich drei andere, in welchen jenes Blatt gleichfalls teilweise grün war. Zwar waren diese Exemplare von einem Pilze, wahrscheinlich von Synchitrium anemones (de Bary und Woronin) befallen, so dass ich auf den Gedanken kam, die Vergrünung rühre in diesem Falle von der Beeinflussung des Bildungsmaterials durch den Pilz her. Ich will auch nicht verschweigen, dass in zwei Fällen je zwei Perigonblätter teilweise grün waren, nämlich das hinzugefügte und das ihm gegenüberstehende des darauf folgenden Perigonblattkreises, dass ich einen Fall beobachtet habe, wo nur dieses letztere teilweise grün war, und dass alle diese Exemplare gleichfalls von dem betreffenden Pilze befallen waren. Ich glaube indessen nicht, dass dieser Pilz etwas mit der Vergrünung der Perigonblätter zu thun hat, weil ich sie ausschließlich an Exemplaren mit zwei Hüllblättern beobachtet habe, während zahlreiche von demselben Pilz befallene Exemplare mit drei Hüllblättern keine Vergrünung der letzteren zeigten. Ich muss vielmehr annehmen, dass das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt der Exemplare mit nur 2 Hüllblättern die Neigung hat, teilweise grün zu werden, weil sein Bildungsmaterial, aus dem eigentlich ein Hüllblatt hätte werden sollen, noch in einem gewissen Zusammenhang mit dem Hüllblattkreis stand, eine Annahme, die ja durch jene Exemplare mit der Leiste am Blütenstiel sehr nahe gelegt wird, und dass die Vergrünung des dem hinzugefügten gegenüber stehenden, wenn auch einem anderen Blattkreise angehörigen, Perigonblattes in Korrelation zu der abnormen Umbildung der Pflanzen mit zwei Hüllblättern steht. Denn ich habe niemals beobachtet, dass mehr als zwei Perigonblätter teilweise vergrünt waren, und dass die Vergrünung andere Blätter betroffen hätte als das der Blüte hinzugefügte und das ihm gegenüberstehende des nächsten Perigonblattkreises. Diese Thatsache muss mich in meiner Folgerung bestärken. Dazu kommt noch eine letzte.

In 5 Fällen habe ich gefunden, dass das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt viel fester am Stiele saß, als die andern, dass es sich also nicht so leicht abreißen ließ, wie diese. In zwei von diesen Fällen sah ich außerdem noch, dass es beim Verblühen nicht abfiel, sondern sitzen blieb. Weiter beobachtete ich unter 23 Exemplaren mit zwei Hüllblättern 6, die beim Verblühen noch nicht sämtliche Perigonblätter verloren hatten, sondern in 5 Fällen noch je eins und in einem sechsten Falle noch zwei hatten. In jenen 5 Fällen konnte ich feststellen, dass das stehen gebliebene Perigonblatt das über der Lücke stehende war, während in dem sechsten Falle außer diesem auch noch das ihm

gegenüberstehende, das ja, wie wir gesehen haben, zuweilen gleich ihm vergrünt, stehen geblieben war. Die betreffenden Perigonblätter sind also fester mit dem Stiele verwachsen, als die übrigen, namentlich das der Blüte hinzugefügte. Dass manchmal auch das ihm gegenüberstehende des folgenden Blattkreises diese stärkere Befestigung zeigt, dürfte in Korrelation mit dem sonstigen abnormen Verhalten der fraglichen Exemplare stehen, und es ist nicht gerade zu verwundern, dass ich in einem Falle dieses Perigonblatt besonders gut befestigt fand. Fassen wir nunmehr alles zusammen, bedenken wir, dass das Fehlen des einen Hüllblattes Hand in Hand mit einer abnormen Anordnung der Perigonblätter geht, und zwar ausnahmslos, dass das für sich allein einen Blattkreis bildende Perigonblatt der Blüten solcher Pflanzen in Fällen, wo eine entsprechende Feststellung möglich, über der Lücke im Hüllblattkreise steht, dass diese Lücke manchmal noch durch eine am Blütenstiel hinauflaufende Leiste mit dem über ihm liegenden Perigonblatt verbunden, dass dieses nicht selten teilweise vergrünt und oft besser am Stiele befestigt ist, als die anderen, zwei Vorkommnisse, die außer ihm nur noch das ihm gegenüberstehende Perigonblatt, aber doch nicht so häufig, betreffen, so können wir nicht anders, als annehmen, dass die Natur in unseren Fällen Experimente angestellt hat, die das Bestehen von Topoplasie und epigenetischer Entwicklung beweisen.

Es ist auffällig, dass bei den in Frage kommenden Fällen abnormer Exemplare von Anemone nemorosa immer nur ein einziges Hüllblatt in die Perigonblattregion hinaufrückt. Allein dies wird verständlicher, wenn wir erfahren, dass die Blüten unserer Pflanze oft einen zweiseitigsymmetrischen Bau, eine Zygomorphie haben, eine Thatsache, die gleichfalls von mir ermittelt worden ist und uns in einer anderen Studie beschäftigen soll. Ich möchte annehmen, dass sich diese Bilateralität in vielleicht kaum merklichem Grade auch auf den Blütenstiel und Hüllblattkreis erstreckt, und dass eines der Hüllblätter, nämlich dasjenige, dessen Axe dann notwendigerweise in die der Blüte, dem Blütenstiel und dem Hüllblattkreise gemeinsame Medianebene hineinfällt, infolge seiner Lage, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine große Neigung hat, in die Perigonblattregion zu rücken und den Charakter eines Perigonblattes anzunehmen. Gelingt ihm die Versetzung in die Perigonblattregion, so wird es in den meisten Fällen einem Perigonblatt gleich; nur in seltenen bleibt es noch teilweise grün, wenn es auch immer die äußeren Umrisse eines Perigonblattes hat. Es kann jedoch vorkommen, dass das betreffende Hüllblatt zwar eine solche Störung erleidet, dass es, um mich so auszudrücken, darnach strebt, in die Perigonblattregion zu kommen und sich zu einem Perigonblatt umzubilden, dass ihm das erstere aber gar nicht und das letztere

darum nur schlecht gelingt. Ich habe nämlich 6 Exemplare von Anemone nemorosa gefunden, bei denen ein Hüllblatt mehr oder weniger, und 1, bei welchem es fast völlig zu einem Perigonblatt umgewandelt worden war, ohne seine Lage verlassen zu haben. In solchen Fällen handelt es sich um das, was ich Alloplasie, Umbildung des Charakters eines in seiner Lage verbleibenden Organes zu dem Charakter eines andern Organsystems desselben Organismus nennen möchte. Jene 7 Exemplare bieten eine vollständige Blattformenreihe von einem Hüllblatt, bei dem die Umbildung zum Perigonblatt nur angedeutet ist, bis zu einem Hüllblatt, das sich nur bei sehr genauem Zusehen von einem Perigonblatte unterscheiden lässt. Die betreffenden Hüllblätter sind

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in den Figuren 4-10 nach von mir selbst gefertigten Orginalzeichnungen abgebildet. Ein genaues Studium dieser Figuren und der Figur 3, die ein normales Hüllblatt darstellt, lehrt nun das folgende: Aus Fig. 3 ersehen wir, dass die Hüllblätter, wie schon weiter oben. bemerkt, fünffingerig und am Rande eingeschnitten - gesägt sind. Ich habe die Figur überall punktiert, um dadurch darzustellen, dass das betreffende Blatt durchaus grün war. Die Zeichnung gibt auch einigermaßen den Verlauf der Hauptblattnervatur wieder. Vergleichen wir mit dieser Figur 3 Figur 4, so sehen wir, dass bei dem betreffenden Blatte eine Alloplasie, eine Umbildung nach der Richtung der Perigonblätter hin stattgefunden hat. Das Blatt ist nicht mehr fünf-, sondern nur noch vierfingerig, und der linksstehende Teil ist ganzrandig geworden. Dieser Teil ist auch an der Spitze weißlich, was ich durch Fortlassung der Punktierung zur Anschauung gebracht habe. Weißlich ist das betreffende Hüllblatt auch in der Nähe seines Stiels und zwar an der linken Seite. Ferner ist der linke Rand des dem eben be

sprochenen Blattteile benachbarten Teiles weißlich. Die weißlichen Stellen nähern sich dem Charakter der Perigonblätter, denen auch der ganzrandige Blattteil in Bezug auf seine Nervatur ähnlich geworden ist.

Die Umbildung eines Hüllblattes zu einem Perigonblatte ist noch weiter gediehen bei dem in Figur 5 dargestellten Hüllblatte. Dieses ist nur noch dreiteilig. Sein einer Teil ist fast vollständig weiß, und dieser Teil ist ganzrandig. Ganzrandig scheint auch der benachbarte Teil gewesen zu sein. Er war allerdings, was ich auch in der Figur dargestellt habe, angefressen worden, im übrigen aber ganzrandig, und auch er hatte drei weißliche Stellen, die gleichfalls in der Figur wiedergegeben sind.

Bei dem in Figur 6 dargestellten Hüllblatte, das der Hauptsache nach zweiteilig ist, ist schon fast vollständige Ganzrandigkeit erreicht, und der eine der beiden Teile gleicht schon beinahe einem Perigonblatte.

Ersteres noch mehr, letzteres in demselben Grade, gilt auch von dem in Figur 7 abgebildeten zweiteiligen Hüllblatte.

Bei Figur 8 haben wir es mit einem Hüllblatte zu thun, bei dem auch die Zweiteiligkeit, die Figur 7 noch deutlich zeigt, nur unbedeutend ist. Leider war auch dieses Blatt angefressen.

Figur 9 zeigt uns ein Hüllblatt, das schon in so hochgradiger Weise den Charakter der Perigonblätter zeigt, dass man nur bei genauem Zusehen entdeckt, dass es links unten noch einen schmalen grünen Randstreifen trägt.

Figur 10 endlich stellt ein Hüllblatt dar, das sich nur durch seine bedeutendere Größe und durch kleine in der Figur nicht wiedergegebene Randhärchen von den Perigonblättern, welche in Gegensatz zu den Hüllblättern unbehaart sind, unterscheidet.

Wer die Reihe der Figuren 3-10 vergleichend betrachtet, kann kaum daran zweifeln, dass es sich in den betreffenden Fällen wirklich um mehr oder weniger vollendete Umbildung eines Hüllblattes zu einem Perigonblatte oder, um uns genauer auszudrücken, um die Entstehung eines Perigonblattes oder einer Zwischenform zwischen Perigon- und Hüllblatt aus Material, aus dem normaler Weise ein Hüllblatt geworden wäre, handelt. Eine andere Deutung ist nicht wohl zulässig, wenn wir die 7 in Fig. 4-10 zur Darstellung gelangten Fälle mit denjenigen vergleichen, die weiter oben beschrieben worden sind. Oben konnten wir uns davon überzeugen, dass das der Blüte hinzugefügte Perigonblatt in der That ein aus dem Hüllblattkreise in die Perigonblattregion versetztes Hüllblatt war. Eines der Hüllblätter von Anemone nemorosa kann also bei Eintritt gewisser Störungen, die wir freilich nicht genauer kennen, zu einem Perigonblatt werden, was ihm wegen des Bestehens von Topoplasie mehr oder weniger vollständig gelingt, wenn es gleich

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