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Wochen unter ihnen und hatte hier im engsten Verkehr mit ihnen reichlich Gelegenheit, ihre Sitten und Gebräuche kennen zu lernen. Er giebt uns in seinem Reisewerk eine umfassende Schilderung von ihrem häuslichen und sozialen Leben. Wenn diese Mitteilungen auch nicht den Anspruch, etwas absolut Neues über die Alfuren zu bringen, machen können, haben sie aber unzweifelhaft das große Verdienst, ein einheitliches, objektives und gerechtes Bild über einen für Ethnographen wie Anthropologen gleich interessanten Volksstamm gegeben zu haben. Sie berichtigen vor allem eine Reihe von irrtümlichen und durchaus ungerechten Ansichten über die Abstammung und den Charakter dieser Urbewohner Halmaheras. Besonders wendet sich Kükenthal gegen die in der Litteratur vielfach verbreitete und heute sogar noch in Ternate herrschende Ansicht, die Alfuren seien ein blutdürstiges und rohes Volk, vor denen man den Reisenden nicht genug warnen könnte. Kükenthal stellt ihnen dagegen das beste Zeugnis aus und lobt neben ihrer Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe besonders ihre strenge Reinhaltung der Ehe und die gute Behandlung der Frauen, ihre Gastfreundschaft und Dankbarkeit. „Die Alfuren sind mit ihrem Leben durchaus zufrieden und aus dieser Zufriedenheit resultiert auch ein Grundzug ihres Wesens: eine gewisse kindliche Heiterkeit, die den Verkehr mit ihnen sehr angenehm macht."

Den Ruf der Blutdürstigkeit hat den Alfuren jedenfalls die früher allgemein verbreitete Sitte des Koppen snellen" eingetragen, die heute noch auf Borneo geübt wird. Unter den Alfuren hat sie aber in den letzten Dezennien vollkommen aufgehört. Auch Seeräuber sind die Alfuren nicht mehr. Kriegszüge und blutige Greuel kommen ebenfalls seit langem nicht mehr vor. Die holländische Regierung ist energisch gegen alle diese Unsitten zu Felde gezogen.

Die Alfuren sind tapfere Krieger; sie wurden früher vielfach sowohl von der Regierung wie auch vom Sultan zur Unterdrückung von Aufständen auf anderen Inseln verwandt und zeichneten sich stets durch ihre Tapferkeit aus. Von ihrem Todesmute geben ihre zahlreichen Kämpfe Zeugnis, bei denen das Zurück weichen für eine große Schande galt. Dass diese Kämpfe einen gewissen Grad von Mordlust erzeugen können, liegt auf der Hand. Jähzorn scheint selten auszubrechen. Ihre stets rege Eifersucht zeugt aber von ihrer Reizbarkeit. Ehebruch, besonders von seiten der Frau, ist sehr selten und wird vielfach mit dem Tode bestraft. Auch Scheidungen und Verstoßungen kommen selten vor. Hier findet sich noch die Ehe in strengster Form und allein schon dieser Umstaud deutet darauf hin, dass wir in den Alfuren ein noch tiefstehendes Volk zu erblicken haben.

Dem hohen Kunstsinn der Alfuren zollt Verfasser seine Bewunderung; er tritt besonders zu Tage auf den schönen, geflochtenen und mit Glimmerplättchen belegten Matten, sowie auf den geschmackvollen Mustern der Baumrindenkleider, welche auf mehreren Tafeln farbig abgebildet sind.

Über den Ursprung und die Verwandtschaft der Alfuren von Halınahera sind mancherlei Hypothesen aufgestellt, von denen bisher aber keine Anspruch auf sichere Begründung machen kann.

Verfasser bekämpft hier die von Wallace und anderen vertretene Ansicht, dass die Alfuren ein Mischvolk zwischen Malayen und Papuas darstellen und hält sie vielmehr auf grund verschiedener anthropologi

scher wie ethnologischer Merkmale für ein altes, in vieler Hinsicht auf früher Entwickelungsstufe stehendes Volk, das sich von seinen nächsten Nachbarn, den Malayen wie Papuas, in vielen und wesentlichen Punkten unterscheidet. Dieser Schluss stützt sich auf einen Vergleich der Alfuren Halmaheras mit den Bewohnern der anderen Inseln des malayischen Archipels, Cerams und Burus, wie sie sich nach Martin's neuesten Untersuchungen darstellen. Wenn auch viele Unterschiede (Körpergröße, Haarund Bartwuchs, Hautfarbe, Tätowierung, Gesichtsausdruck u. s. w.) die Alfuren Halmaheras von denen der beiden anderen großen Molukkeninseln trennen, so ist doch auch manches Gemeinsame, sowohl in anthropologischer Hinsicht als auch speziell in sozialer Organisation, religiösen Anschauungen, sowie auch in der Aehnlichkeit von Waffen und Geräten, zu verzeichnen. Verfasser glaubt daher, dass die Alfuren von Halmahera noch den unberührtesten Typus zeigen, während die von Ceram und Buru stark mit Papuas gemischt sind und fasst die Alfuren der Molukken als die letzten Reste einer alten, prämalayischen Bevölkerung auf, die sich noch am reinsten auf Halmahera erhalten hat.

Eine starke Vermischung mit den benachbarten Papuas hat die Bergalfuren von Ceram und Buru hervorgebracht und die ursprünglichen alfurischen Charaktere verwischt. Eine spätere Vermischung hat mit den Malayen stattgefunden. Die Bewohner von Ternate, Tidore und den anderen kleinen, Halmahera vorgelagerten Inseln sind das Resultat einer solchen, ebenfalls schon ziemlich alten Vermischung der ursprünglichen alfurischen Bevölkerung mit malayischen Einwanderern. Auch in dem Orangslam Halmaheras wird etwas alfurisches Blut fließen, während an den Küsten Cerams das malayische Element zurücktritt.

Die Frage nach der Herkunft und der Verwandtschaft der ursprünglichen Alfuren ist eine vollkommen andere. Ob wir es hier, wie wahrscheinlich, mit dem letzten Reste eines Stammes dravido-australischer Rasse zu thun haben, oder ob Beziehungen zu anderen Rassen sich ergeben werden, lässt sich vor der Hand nicht entscheiden.

Ueber Alfurenschädel von Halmahera. Die Erlangung von Alfurenschädeln ist ungemein schwierig, ja direkt gefährlich, da der Ahnenkultus der Alfuren stark ausgeprägt ist. Verfasser hatte aber das Glück, 3 Alfurenschädel zu erwerben, von denen 2 gut erhalten waren. Ein paar Christenalfuren hatten im Walde Gräber entdeckt, die niemand zugehörten, und holten aus ihnen in der Dunkelheit, sorgfältig verborgen, die 3 Schädel. Dieselben sind zweifellos alfurischer Abkunft, denn sie sind aus alfurischen Totenkisten entnommen, die im Binnenlande von Galela in der Nähe verlassener, vielleicht ausgestorbener Hütten im Walde standen.

Um dieses wertvolle und interessante Material allseitig auszunützen und die charakteristischen Merkmale der Schädel zu ermitteln, hat Verfasser 3 verschiedene Untersuchungsmethoden angewandt, erstens direkte Messungen, dann graphische Darstellung nach der Rieger'schen Methode und drittens die Herstellung möglichst exakter Photographien, die eine Nachmessung ermöglichen.

Verschiedene Gründe nötigen zu der Annahme, dass ein Schädel ein Weiberschädel, der andere dagegen sicher ein Männerschädel ist.

Von den Resultaten, welche die Messungen ergaben, sei hier nur erwähnt, dass der Weiberschädel ausgesprochen mesocephal ist, während der Männerschädel zwischen brachycephal und mesocephal steht. Beide Schädel sind ausgesprochene Hochschädel, bei dem Weiberschädel übertrifft der Längenhöhenindex sogar den Längen breitenindex.

Außerordentlich stark entwickelt sind am Schädel des Mannes die Superciliar bogen sowie die linea nuchae superior. Er ist ferner mesognath, während der Weiberschädel prognath ist.

Die graphischen Aufnahmen der Schädel sind nach der Rieger'schen Methode erfolgt, die auf 2 beigefügten Tafeln dargestellt sind.

Die bildliche Darstellung der Schädel ist in Lichtdrucken gemacht, zu denen Verfasser sich eines, in der optischen Werkstätte von C. Zeiss in Jena unter Mitwirkung des Herrn Schüttauf ermittelten Verfahrens bediente, welches, auf dem von den Sarasins gegebenen Verfahren basierend, vor allen bisherigen Schädelabbildungen, sowohl Zeichnungen wie Photographien, den grossen Vorteil bietet, dass es eben so einfach wie exakt ist, da die an den Photographien gemachten Messungen mit den direkt am Schädel ausgeführten bis auf 1/2 Prozent übereinstimmen.

Das Verfahren ist folgendermaßen: Ein Holzrahmen wurde auf der Frontseite mit Papier bezogen und so gegen die Achse des photographischen Apparates orientiert, dass ein auf dem Papier möglichst genau gezeichnetes Quadrat von 30 cm Seitenlänge genau als Quadrat abgebildet wurde. In die Oeffnung des auf dem Tische fest angeschraubten Rahmens wurde dann der Schädel hineingeschoben und so aufgestellt, dass die aufzunehmende Ebene mit der Ebene des Rahmens zusammenfiel. Dann wurde die Aufnahme gemacht, welche den Schädel zeigte, umgeben von dem Rahmen resp. Quadrat, und zwar wurde der Schädel auf ungefähr 1/10 verkleinert aufgenommen mittels einer Erythrosinplatte feinen Korns. Bei der nachfolgenden Vergrößerung brauchte man dann nur ein Negativ so einzustellen, dass das 30 cm grosse Quadrat des mitphotographierten Holzrahmens auf 15 cm im Quadrat gebracht wurde, der Schädel zeigte dann die verlangte halbe Grösse mit Innehaltung der gewünschten Genauigkeit, wie vergleichende Messungen an der Photographie wie am Objekt zeigten.

Als besonders bequemer Vorteil des Verfahrens ist hervorzuheben, dass, wenn die Einstellung erst für einen Schädel erfolgt ist, diese Einstellung für alle folgenden gilt, und ebenso die Einstellung der Vergrösserung auf 1/2 natürlicher Grösse nur einmal ausgeführt zu werden braucht, um daun mit Leichtigkeit zur exakten Vergrösserung aller anderen Photagraphien benutzt zu werden.

Bei der geringen Anzahl der heimgebrachten und untersuchten Schädel hat Verfasser es unterlassen, Vergleiche mit Schädeln benachbarter Rassen, sowie Schlussfolgerungen irgend welcher Art an seine Untersuchungen zu knüpfen. Es ist aber schon außerordentlich verdienstvoll, dieses wegen der Schwierigkeit der Beschaffung so seltene und wichtige Material durch die exakten Messungen und Abbildungen weiterer Verwertung zugänglich gemacht zu haben.

In den vorstehenden Berichten kam es darauf an, den Inhalt der zusammenfassenden Darstellungen, der streng wissenschaftlichen Abschnitte des Kükenthal'schen Reisewerkes kurz wiederzugeben. Am Schlusse derselben möchten wir aber unsere Ansicht über das ganze Buch noch einmal

dahin zusammenfassen, dass es ein in Bezug auf Ausstattung, Stil und Inhalt durchaus vornehmes Werk ist, welches dem Verfasser wie der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft und der lithographischen Anstalt von Werner & Winter in Frankfurt am Main gleiche Ehre macht! R. [77]

Ueber das Vorhandensein von Schuppenbälgen bei den Schmetterlingen.

Von Dr. Arnold Spuler.

Vor kurzer Zeit ist eine Arbeit von Alfred Goldsborough Mayer1),

unter Leitung von Prof. Edward L. Mark angefertigt, erschienen, in welcher uns mancherlei interessante Details über die Entstehung von Flügeln, Schuppen und deren Farben bei den Schmetterlingen mitgeteilt werden. Auch weist die Arbeit, wie der Verfasser hervorhebt ausführlich nach, dass die Schuppen je aus einer Hypodermiszelle entstehen eine Thatsache, an der seit Semper's2) grundlegender Arbeit kein Mensch gezweifelt hat.

Einige Ausführungen des Verfassers auf S. 221 nötigen mich zu einer kurzen Erwiderung das Wort zu ergreifen. Nachdem er an der Hand seiner Figuren 29, 30 u. 31 seine Anschauung über die Befestigungsweise der Schuppen ausgesprochen, fährt er weiter: "I cannot find anything resembling the curious structure described by Spuler 3) (95, p. 526, Taf. XXXVI, Fig. 2, 3, 4) as serving for the insertion of the scales and called by him Schuppenbalg". Spuler describes this Schuppenbalg method of insertion in Galleria mellonella, Polyommatus phlaeas and Lycaena alexis, and comes to the conclusion that it is general in the Lepidoptera. I believe this conclusion to be erraneous, for I am unable to substantiate it in any of the forms which I have examined, although my sections were only 6,6 thik, and were made in all of the three schief planes of the wing. Sometimes, however, in oblique sections (such as make an angle of 45° with the plane of the wing) one finds an appearance which might be imagined to represent the Schuppenbalg of Spuler. But the appearance is entirely due to the wing membrane being cut obliquely, the section embracing portions of two sockets. For this reason I am inclined to think that Spuler may be mistaken in his interpretation of what he saw".

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Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die Bezeichnung Schuppenbalg" nicht von mir, sondern, wie A. Goldsborough Mayer aus der von mir zitierten Stelle ) hätte ersehen können, von Mayer 5) stammt, der ganz richtig die Befestigung der Schuppen in Chitin - Doppelsäckchen beschreibt.

1) Mayer, The development of the wing scales and their pigment in butterflies and moths, in: Bulletin of the Mus. of Comp. Zool. at Harward Coll., Vol. XXIX, Nr. 5

2) Semper, Ueber die Bildung der Flügelschuppen und Haare (Epidermoidalgebilde) bei den Lepidopteren, in: Zeitschr. f. wiss. Zool., V, 8, 1857.

3) Spuler, Beitrag zur Kenntnis des feineren Baues und der Phylogenie der Flügelbedeckung der Schmetterlinge, in: Zool. Jahrb, Anatom. Abteilung, Bd. 8, 1895.

4) 1. c. S. 521.

5) Mayer: Allgem. mediz. Centralzeitung, 1860, S. 772-774.

Die von A. G. Mayer zitierten Figuren 2, 3, 4 meiner Arbeit sind Abbildungen ganzer Schuppenbälge, nicht solche von Schnitten. Daher ist es mir recht gut verständlich, dass er diese Bilder auf seinen nur 6,6 u dicken Schnitten (NB. auf 0,1 genau die Schnittdicke zu bestimmen halte ich für unmöglich!) nicht sehen konnte.

Wenn A. G. Mayer nur einmal, auch nur bei mittlerer Vergrößerung einen etwas entschuppten Schmetterlingsflügel unzerschnitten ansehen wollte, so würde er die Bildungen, welche schon den alten Autoren, so Rösel von Rosenhof, bekannt gewesen, und die ich genauer beschrieben habe, wahrnehmen. Wenn er dann meine Abbildung 10, welche einen Längsschnitt darstellt, mit seiner Fig. 36, Taf. 6 vergleichen würde, fände er, dass er ja in derselben das gleiche abgebildet hat; durch Heranziehen. seiner Fig. 12 (Taf. III) würde er ferner einsehen können, warum der Schuppenbalg nach seiner Genese im Prinzip ein Doppelsäckchen sein muss.

In der Abbildung Fig. 1 gebe ich, statt aller weiteren Ausführungen, die Chitinverhältnisse von A. G. Mayer's Figur 12, in Fig. 3 diejenigen meiner Fig. 10. Fast das gleiche zeigt A. G. Mayer's Fig. 36, nur der Haltering ( Fig. 3) ist nicht zu sehen. Dass derselbe verschieden stark entwickelt sein kann, habe ich in meiner Arbeit S. 520 ausdrücklich angegeben.

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Das Bild der Figur 2, nach Mayer's Fig. 30, Taf. V1), erklärt sich dadurch, dass das Chitin sehr dick geworden ist und dabei die beiden Wände des Säckchens bei a verschmolzen sind. Derartiges findet sich in verschiedenem Grade häufig, wie es z. B. durch Schraffierung in Fig. 3 dargestellt ist.

Die mit bezeichneten Stellen der Figuren 1 und 3 entsprechen einander. Es findet wohl zumeist hier eine Unterbrechung (Fig. 3) der in der Anlage kontinuierlichen (Fig. 1) Chitinschichte statt. Manchmal schien mir auch beim fertigen Tier dort eine chitinöse Verbindung von Säckchen und Schuppenstiel zu persistieren in der großen Mehrzahl der Fälle konnte ich solches jedoch nicht wahrnehmen.

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Nachdem ich in diesen Zeilen A. Goldsborough Mayer gezeigt habe, wie er selbst die Schuppenbälge, deren allgemeines Vorkommen er als eine irrige Ansicht von mir bezeichnet, in seinen Abbildungen vorführt und in ihrer Entstehung schildert, dürfte er wohl von deren Vorhandensein sich überzeugen.

1) Ich habe leider keine Callosamia promethea und keinen Danais plexhippus zur Verfügung, um mich von der Richtigkeit seiner diesbezüglichen Abbildungen überzeugen zu können.

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