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ziemlich ähnlich oder ganz gleich, bewahrt also wie dieses den ursprünglichen Typus. Bei den Männchen ist, wie zu erwarten, ein solcher Dimorphismus nicht vorhanden.

Zum Schluss bespricht der Verfasser noch das Auftreten zwittriger Formen. Er stimmt mit Bertkau darin überein, dass wir den Einfluss der zur Reife gelangenden Geschlechtsdrüsen auf die sekundären Geschlechtscharaktere nicht nur in der Ausbildung der dem betreffenden Geschlecht zukommenden, sondern auch in der Unterdrückung der dem anderen Geschlecht eigentümlichen sekundären Geschlechtsmerkmale zu sehen haben. Bei gelegentlichem Rudimentärwerden der Sexualorgane schwinden diese Hindernisse, und es können dann auch Eigentümlichkeiten des anderen Geschlechts zur Ausbildung gelangen. Ein sehr großer [vielleicht der größte Teil der sog. Zwitter". [100]

Voigt (Bonn).

Huppert, Professor Dr., Ueber die Erhaltung der Art

Eigenschaften.

Prag. K. u. k. Hof- und Universitätsbuchhandlung 1896.

In seiner vor kurzen im Druck erschienenen Rektoratsrede beleuchtet der Verfasser die schwierige Frage der Vererbung vom chemisch - physiologischen Standpunkte aus und legt dar, in welcher Weise ihm die Chemie. berufen erscheint, an der Lösung des Problems einen erfolgreichen Anteil zu nehmen und das Geheimnisvolle der Vererbung unserem Verständnisse näher zu bringen.

Da die Schwierigkeiten, welche sich einer chemischen Analyse des Eies entgegenstellen, so groß sind, dass man vorderhand direkt nicht zum Ziele gelangen kann, ist man allerdings genötigt, einen Umweg einzuschlagen, indem man von den am ausgebildeten Tier gemachten Beobachtungen einen Rückschluss auf den eigenartigen chemischen Bau der Eizelle zieht. Ein solcher Rückschluss ist aber durchaus gerechtfertigt und begründet, wenn der Nachweis gelingt, dass jede einzelne Tierart sich durch spezifische chemische Eigenschaften von den anderen unterscheidet und dass sie diese Eigenart durch alle Lebensstufeu bewahrt. Denn es ergibt sich dann von selbst, dass diese Kontinuität schon im Keim ihren Anfang genommen hat und dass dieser wiederum seine Eigentümlichkeiten dem Mutterboden entlehnte, von dem er sich loslöste.

Der Verfasser erinnert nun daran, dass thatsächlich zwischen den Hämoglobinen der bisher darauf näher untersuchten Tierarten augenfällige chemische Unterschiede nachgewiesen worden sind. Da der eine Bestandteil des Hämoglobins, das Hämatin, stets die gleiche Zusammensetzung hat und stets im gleichen Aequivalent mit dem anderen Bestandteile, dem Eiweiß, verbunden ist, so bleibt nur die Annahme übrig, dass der eiweißartige Bestandteil in jedem einzelnen Falle von anderer chemischer Beschaffenheit ist. Wenn aber, folgert Huppert weiter, in den roten Blutkörperchen bei den verschiedenen Wirbeltieren verschiedenartige Eiweißkörper vorkommen, so sind sicher auch noch andere Eiweißkörper verschieden und weiter nicht bloß diese, sondern auch manche andere Einzelheiten im chemischen Bau der betreffenden Tiere, denn dem Chemiker ist es ganz undenkbar, dass chemisch verschiedene Verbindungen

in einer immer gleich beschaffenen, immer in derselben Weise thätigen Umgebung Bestand haben können. Die Umgebung muss zu den chemischen Individuen passen, sonst gehen sie zu Grunde oder werden sofort unverwendet aus dem Organismus entfernt. Die Verschiedenheit im chemischen Bau muss im Stoffwechsel ihren Ausdruck finden, verschiedene Tierarten müssen ein verschiedenes chemisches Leben führen. Beispiele für die Verschiedenheit der Stoffwechselprodukte bei einander nahe stehenden Tieren liegen vor in der chemischen Beschaffenheit der Galle, ebenso in der der Fette.

Aus den Fütterungsversuchen mit Fett geht hervor, dass die chemische Thätigkeit des Organismus verschiedener Tierarten auf den gleichen Stoff in verschiedener Weise einwirkt. Das von einer anderen Tierart stammende direkt aufgenommene Fett wird zunächst an denselben Stätten abgelagert, wo sich das vom eigenen Organismus aus Kohlenhydraten bereitete Fett anzusammeln pflegt, es verschwindet aber bald wieder, indem der Organismus das fremde Fett leichter zerstört, als das ihm eigentümliche. Weitere auffällige Beispiele der verschiedenen chemischen Reaktionsfähigkeit in den einzelnen Tierarten sind die Bildung der Kynurensäure, die sich allein beim Hunde, der Thioschwefelsäure, die sich nur bei Hund und Katze findet, und der Umstand, dass bei Reptilien und Vögeln der stickstoffhaltige Rest der zersetzten Eiweißkörper in Gestalt von Harnsäure, bei Säugetieren aber in Gestalt von Harnstoff ausgeschieden wird.

Wie verschiedenartig die chemischen Reaktionen der einzelnen tierischen Organismen sind, zeigt auch ihr Verhalten gegen Gifte wie z. B. Morphin und gegen die von den Mikroorganismen ausgeschiedenen giftigen Substanzen. Auch dass die Bakterien in der einen Tierart sich lebhaft entwickeln, in einer audern aber nicht, beruht gleichfalls auf dieser Verschiedenartigkeit; der Körper der immun bleibenden Tierarten ist chemisch anders beschaffen wie der jener Tiere, deren Organe den Bakterien einen geeigneten Nährboden bieten.

So kommt der Verfasser zu dem Schluss, dass jeder Tierart, wenigstens in einem beschränkten Umfange, besondere Eiweißkörper zugeschrieben werden können. Die mannigfaltigen Eiweißarten, welche die Pflanzennahrung den Tieren bietet, werden beim Uebergang in den Tierleib in das spezifische Eiweiß des Tieres umgewandelt. Zuerst wird durch die Verdauung das große Eiweißmolekül in eine Anzahl kleinerer Stücke zerbrochen und darauf werden diese im Säftestrom des Körpers wieder zu einem großen Molekül, aber in anderer Anordnung zusammengefügt. Der außerordentlich komplizierte chemische Bau der Eiweißsubstanzen lässt die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass die Anzahl der vorhandenen Eiweißkörper groß genug sein wird, um die Verschiedenartigkeit der Tierund Pflanzenarten damit zu erklären. Ihre außerordentliche Vielheit beruht überdies nicht bloß auf ihrer chemischen Struktur, sondern auch auf ihrer Fähigkeit, sich mit anderen organischen Substanzen zu eigenartigen chemischen Individuen zu vereinigen. Hierbei kommen besonders die Verbindungen von Eiweiß mit den kompliziert gebauten Nukleinsäuren in betracht. Was schließlich die Frage betrifft, ob in dem Ei alle die chemischen Bestandteile Platz finden, die nach seiner Theorie darin enthalten sein müssen, so widerlegt der Verfasser etwaige Bedenken durch

Hinweis auf die chemischen Untersuchungen von Mikroben, in denen man trotz ihrer außerordentlichen Kleinheit ohne viel zu suchen bereits eine größere Menge chemischer Bestandteile hat nachweisen können. Voigt (Bonn). [101]

und

Wilibald A Nagel, Der Lichtsinn augenloser Tiere. Eine biologische Studie. Mit 3 Figuren. 8. 120 Stn. Jena. G. Fischer. 1896. Unter diesem Titel hat Herr N. die Ergebnisse von Versuchen, über welche er in dieser Zeitschrift (Bd. XIV. Nr. 11 und Nr. 22) berichtet hat, zusammengestellt und näher ausgeführt. Unter „Lichtsinn" versteht er die Fähigkeit auf Lichtreize zu reagieren. Dieselbe ist nicht an die Existenz von Augen“ gebunden, sondern setzt nur die Anwesenheit von Nerven voraus, welche durch Licht erregt werden können. N. unterscheidet Lichtempfindlichkeit Schattenempfindlichkeit“, indem manche Tiere stärker und deutlicher auf plötzliche Verdunkelung reagieren als auf Zunahme der Helligkeit. Beide sind auf das engste mit der Lebensweise der Tiere verbunden, so dass man ihre Entwicklung als „Anpassung" auffassen muss. Die Organe des Lichtsinns, wie sie im Manteland oder den Siphonen der Muscheln, in der Haut der Schnecken, Würmer oder des Amphioxus vorkommen, sind Nervenzellen, die den gewöhnlichen Cylinder- oder Flimmerzellen der Haut ähnlich sind, aber mit Nervenfasern zusammenhängen, oder zeigen auch zuweilen keine deutliche Zellnatur. Pigmentiert sind sie nie; nach N.'s Meinung hat die Einscheidung lichtempfindlicher Elemente in Pigment eine Bedeutung für die distinkte Wahrnehmung getrennter Lichtpunkte, würde also gleichsam den ersten Schritt zur Entwicklung eines wirklichen Auges" darstellen. Deutlicher wird diese Entwicklung, wenn einzelne Stellen der Hant lichtempfindlicher werden als andre. Solche Stellen zeigen dann häufig Einsenkungen, und wenn diese tiefer werdeu und an ihrem Grunde zahlreiche Sinneszellen stehen, deren Nervenfasern sich zu einem ansehnlichen Nervenstamm vereinen, so kann man von einem eigentlichen Sehorgan sprechen. Kommt dazu dann noch die Vorlagerung einer Linse als eines Lichtsammlers, so ermöglicht das die Bezeichnung als „Auge" zu rechtfertigen. N. bespricht dann in einem 2. Abschnitt seine Versuche an einzelnen Tieren, wegen welcher wir auf seine oben angeführten Mitteilungen verweisen. Es wurden untersucht: Von Acephalen die sehr lichtempfindliche Psammobia vespertina, ferner Capsa fragilis und Lima hians; die schattenempfindlichen Ostrea und Unio. Licht und schattenempfindlich erwiesen sich Cardium-, Venus-, Pholas-Arten. Ganz unempfindlich erwiesen sich Cardita, Loripes und Solecurtus. Pholas dactylus reagiert auf Licht um so besser, je weiter ihr Sipho ausgestreckt ist. Von Gasteropoden reagiert Helix pomatia auch dann, wenn die Fühler eingezogen oder abgeschnitten sind, so dass die Empfindlichkeit offenbar unabhängig von den Augen ist. Von Würmern ist der Regenwurm bekanntlich gegen Licht empfindlich (Hoffmeister, Darwin); die Reaktion ist aber nicht regelmäßig nachweisbar. Am Blutegel war nichts Sicheres zu finden; ausgeprägt schattenempfindlich ist Spirographis Spallanzanii. An Arthropoden hat Plateau Versuche über Lichtsinn angestellt, die N. an Geophilus bestätigen konnte. Amphioxus ist sehr lichtempfindlich. In Bezug auf Protisten bezieht sich N. auf Engelmann und Verworn.

In einigen Zusätzen erörtert Verf. gewisse Punkte etwas eingehender. Er bespricht hier den Unterschied zwischen Lichtempfindlichkeit und Lichtempfindung, die Frage, wie der „Schatten" als Reiz wirken kann, die Organe des Lichtsinns, die Theorie der Lichtempfindung bei Pholas dactylus nach Dubois und die Bedeutung des lichtbrechenden Apparats bei niederen Augenformen, wobei er namentlich auf die Wichtigkeit desselben für die Wahrnehmung von Bewegungen hinweist. Wegen der Einzelheiten dieser zum Teil polemischen Erörterungen muss auf die Schrift selbst verwiesen werden.

Verlag von Eduard Besold (Arthur Georgi) in Leipzig.

[83]

J. Rosenthal.

Druck der kgl.

bayer. Hof- und Univ. - Buchdruckerei von Junge & Sohn in Erlangen.

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24 Nummern von je 2-4 Bogen bilden einen Band. Preis des Bandes 20 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten.

XVI. Band.

1. November 1896.

Nr. 21.

Inhalt: Keller, Fortschritte auf dem Gebiete der Pflanzenphysiologie und -biologie (2. Stück). Schlater, Einige Gedanken über die Vererbung (3. Stück). v. Lendenfeld, Die physiologische Bedeutung der Lufträume bei den fliegenden Tieren. Guldberg, Ueber die Zirkularbewegung als tierische Grundbewegung, ihre Ursache, Phänomenalität und Bedeutung. Binz, Der Aether gegen den Schmerz. Mayer, Lehrbuch der Agrikulturchemie.

tigungen.

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Berich

Fortschritte auf dem Gebiete der Pflanzenphysiologie und

-biologie.

Von Dr. Robert Keller.

(Zweites Stück.)

Pangium edule, ein Baum aus der Familie der Flacurtiaceae, der auf den Sundainseln und Philippinen sehr verbreitet ist, steht im Rufe einer sehr gefährlichen Pflanze, da alle seine Teile einen höchst giftigen Körper enthalten. Die Samen schließen ein fleischiges, ölreiches Endosperm ein, das von den Eingebornen gegessen wird, nie aber ohne dass die Samen einer längeren Behandlung mit Wasser unterworfen oder erhitzt worden wären. Die giftige Substanz des Pangium muss demnach ein im Wasser löslicher und flüchtiger Körper sein. Durch Greshoff wurde zum ersten Male in exakter Weise dargethan, dass die Giftigkeit der Pflanze auf die Gegenwart von Cyanwasserstoffsäure (HCN) zurückzuführen ist, welche als freie Säure oder auch in einer sehr unbeständigen Verbindung den verschiedenen Gewebepartien eingelagert ist. Die Menge der HCN, die Greshoff nachweisen konnte, ist eine ganz beträchtliche. Fand er doch in jungen Blättern mehr als 1% der Trockensubstanz, trotzdem die Flüchtigkeit des Körpers einen größeren Verlust während der Untersuchung bedingt. Greshoff glaubt, dass eine einzige Pflanze ca. 350 Gramm HCN enthalte. Dass übrigens die Verteilung des Giftes sehr ungleich ist, dass wohl auch in verschiedenen Alterszuständen der Gehalt wechselt,

XVI.

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geht aus den nachstehenden Angaben hervor. In 2 Stengelstücken, deren Gewicht 10,3 g betrug, wies er 113 mg HCN nach, d. h. 1,098. Diese Stengel trugen 36 Blätter. Die getrockneten Blattstiele wogen 18,7 g und enthielten 127 mg HCN, d. h. 0,679%. Die 36 Blattspreiten wogen trocken 110 g und enthielten 0,383 g, also 0,357%.

Die Anwesenheit von HCN ist in verschiedenen Pflanzen, namentlich Amygdaleen, nachgewiesen, jeweilen als Zersetzungsprodukt von Amygdalin. In keinem Falle aber sind Mengen gefunden worden, die denen in Pangium edule gleichkämen.

Treub1) stellte nun einlässlichere Untersuchungen über die Bedeutung von HCN im Leben des Pangium edule an, über die im nachfolgenden referiert werden soll.

Die Cyanwasserstoffsäure ist nicht im ganzen Pflanzenkörper gleichmäßig verteilt. Wir beobachten, dass sie im Stengel auf die Bastschichte beschränkt ist. Diese besteht aus den Siebröhren, langgestreckten Zellen, die ihnen angelagert sind und parenchymatischen Elementen. In einzelnen dieser letztern befinden sich Krystalldrusen aus oxalsaurem Kalk. Sehr zahlreich sind diese in den Zellen der Markstrahlen. Die dem Bast anliegenden Teile der Gefäßbündelscheide sind parenchymatisch, zum Teil auch fibrillär. Von diesen Elementen sind nun die Krystalle enthaltenden Zellen des Bastes, vor allem auch der Markstrahlen ohne HCN, ebenso die fibrillären Zellen, während alle übrigen Teile das Gift enthalten können. Den Holzteilen der Axen fehlt die Cyanwasserstoffsäure. Analog verhalten sich die Wurzeln. Bezüglich der Blätter beobachtet man, dass die Blattstiele in ihrem Bau den Stengeln gleichen und diesen gleich die Säure nur im Bastteil enthalten. In den Gefäßen der Spreite findet man sie ebenfalls im Bast, aber auch außerhalb desselben im Parenchym. Ganz besonders aber ist die Epidermis der Blätter durch den Reichtum an HCN ausgezeichnet. Die Blätter sind behaart. Die Basalzellen der Haare sind so reich an Cyanwasserstoffsäure, dass sie geradezu als die Bildungsstätten oder die besonderen Niederlagen des giftigen Stoffes erscheinen. Ganz analog verhalten sich jene Epidermiszellen, in denen sich Krystalldrusen befinden.

Im Mark, sowie in der Rinde von Pangium edule finden sich außerdem besondere Zellen, cellules spéciales, die den Myrosinzellen der Coniferen gleichen. Sie sind ebenfalls durch ihren Gehalt an HCN ausgezeichnet. So scharf lokalisiert ist hier der Körper, dass bei der Reaktion auf Cyanwasserstoff Bindung zu Berliner Blau- nur diese Spezialzellen sich blau färben, während die ihnen anliegenden Zellen des Parenchyms keine Spur der Blaufärbung zeigen, also ohne

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1) Treub, Sur la localisation, le transport et le rôle de l'acide cyanhydrique dans le Pangium edule Reinw. in: Annales du jardin botanique de Buitenzorg, Vol. XIII.

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