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Vulkane, schloß ich fort, haben hernach die Lufft phlogistisirt, und dieses nebst der treuen Mitwürckung der Doctor und Apothecker haben uns endlich bis auf die elende 70 herunter gebracht. Allein meine Freude dauerte nicht völlig 5 Minuten, da mir einfiel, daß die Pflanzen in dephlogistisirter Lufft sterben, also mögte es wohl schlecht in Adams Parck ausgesehen haben. Doch nun noch ein Paar ernstliche Betrachtungen oder vielmehr Wincke. Aus dem Salpeter wird die reinste Lufft, aus unsrer Lufft kommt wieder Salpeter. Ohne Lufft ist keine Flamme möglich, je reiner die Lufft, desto stärcker die Flamme cæteris paribus. Also die Lufft enthält die Feuermaterie. Ist es nothwendig, daß Lufft dabey ist, konte nicht die Feuer Materie allein seyn? Was ist die Sonne ? Das Sonnenlicht entwickelt dephlogistisirte Lufft aus Pflanzen. Pflanzen gedeihen im Dunckeln nicht. Hier sind Sätze, worin mir ein Tag zu dämmern scheint, der sich bald über unsere Physic verbreiten mögte.

Nun das heißt geplaudert!

Drat, wie der, womit ich das Papierchen mit der Messer klinge um wickelt habe, ist der dienlichste den Zunder anzuhefften. Nimt man ihn zu dünne, so brennt er die Stahlfeder nicht an. Ew. Wohlgebohren können ihn

winden und den Zunder mit hinein w

Loch der Uhrfeder einhefften.

Dawn und so in das

321. An Bernoulli.

Wohlgebohrner,

Hochzuehrender Herr,

Für den übersandten zten Theil von Lamberts Briefwechsel statte ich den verbindlichsten Danck ab. Es ist ein ungemeines Verdienst, das Sie sich machen, den ausserordentlichen Mann von so verschiedenen Seiten zu zeigen. Ihn als Herrnhuter zu sehen, war mir ein wahres Vergnügen. Ich habe unbeschreiblich viel dabey empfunden, den grosen Weltweisen und Mathematiker im Tempel des Lammes zu sehen. Es hängt sehr mit dem zu sammen, was ich mir immer vom Menschen gedacht habe. Eine Stelle, wo von meinem freyeren Zutritt aufs Observatorium die Rede ist, hätte ich weggewünscht. Kästner wuste von der Sache noch nichts, und ohne sein Vorwissen konte es doch nicht geschehen. Ich war damals voll von der Sache, bekümmerte mich aber nachher wenig darum, weil meine Constitution das Wachen nicht verträgt. Kästner hat mir nachher alle Freyheit gegeben, so gar einen eignen Schlüssel, und ich konte nichts mehr verlangen. Lieb wäre es mir, wenn Sie ihm diese meine Declaration anzeigten, oder auch allenfalls

im Druck bemerckten, denn da Kästner hier, und zwar mit Recht, alles in allem, und ausserdem mein Lehrer ist, so wolte ich um alles in der Welt nicht mit ihm hadern. Ja ich würde alles von ihm dulten, ohne zu antworten, denn ich habe ihm sehr vieles zu dancken, und ich wolte lieber alles in der Welt thun als diesen Mann beleidigen. Chun Sie mir die Freundschafft, liebster Mann, und schreiben deswegen an ihn. Er weiß von jenem Vorhaben mich mit ans Observatorium zu bringen nichts.

Zu allen Ihren Publicationen subscribire ich hiermit feyerlich. Sagen Sie mir nur wie ich sie bezahlen soll. Der ich Hochachtungsvoll bin

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Ich bin bisher sehr elend gewesen. Ich habe einen Umstand wieder verspürt, an welchem ich als Pursch 1766 hier fast ein Vierthel Jahr gelegen habe. Nemlich einen Schmerz gleich unter dem Herzen, der mich am stehen hinderte, es ist nichts hypochondrisches. Der seelige Vogel sagte mir damals, ich habe mir es durch Mangel an Bewegung zugezogen, und meine Con stitution befördere es, ich müsse mich bewegen, dieses habe ich gethan, (ausser dem Hause getraute ich mich nicht zu wagen) also im Hause, und bin nun wieder wenigstens so weit, daß ich mich gesünder machen kan, ausser dem Hause, und ich lese Morgen wieder. Meine Zuhörer müssen sich vorstellen, ich wäre nach Pyrmont gewesen. Wie sich so manche nicht blos vorstellen müssen, sondern würcklich sehen. Warum ich mir die Freyheit nehme an Ew. Wohlgebohren zu schreiben, ist ein toller Umstand. Bernoulli, der physisch taube und moralisch blinde Johann zu Berlin, der sich vorgenommen zu haben scheint, sich durch häufiges spücken im Meß Catalogus den Nahmen zu erwerben, den sich seine grosen Vorfahren durch ihre Verklärungen erworben haben, läßt jezt Lamberts Briefwechsel drucken, und darunter auch meine Correspondenz, wodurch das Capital der Wissenschafft nicht um einen Mattier vermehrt wird. Das wäre nun überhaupt nichts. Es werden schlechtere Sachen gedruckt. Allein es sind einige Stellen darin, die Kästner gewiß übel nehmen wird, weil er in der Sache nicht unterrichtet ist. Ich spreche von einem baldigen freyeren Zutritt zum Observatorio, der wurde. mir damals in Hannover versprochen, wenn es Kästner zugäbe. Ich war zu der Zeit voll davon und schrieb es an Lambert. Als ich aus England

zurück kam, merckte ich, aus dortigen Erfahrungen, daß mir das Aufsitzen der Tod seyn würde, und schwieg stille, des wegen blieb die Sache beym Alten. Was ich von den Uhren gesagt habe, ist auch nicht im mindesten boshafft, sondern ganz aufrichtig. Wie kan man, ums Himmelswillen! Ob. servationen verschicken, die nach Uhren angestellt sind, zu denen Monsieur Mayer, Monsieur Oppermann, der Herr Bediente Zutritt hatten, Ja die sogar Pursche an gegriffen haben konten. Das wäre Unsinn. Meine gehorsamste Bitte an Ew. Wohlgebohren wäre also, da Dieselben schon einmal einen Donnerschlag wegen des Calenders abgeleitet haben, auch diesen, wenn es grummeln solte, gütigst abzuleiten. Kästnern selbst wolte ich es nicht schreiben; ich kenne ihn noch nicht ganz, manchem Menschen scheint man nicht eher schuldig, als bis man sich entschuldigt, und von diesem hat er, wenn ich nicht irre, etwas in seinem Character. Ich habe das Buch, ein Geschend des Herrn Bernoulli, beygelegt und die Stelle gezeichnet. Der Brief S. 81 hat mich indessen ganz wieder wegen meines Verdrusses entschädigt, ich habe laut gelacht. Lambert und ein solcher Brief! Gerechter Gott! Dieser, und seine übrigen Wercke differiren unendlich mehr als Raupe und Schmetterling. Für diesen Brief, und was noch folgen mag, verdient Herr Bernoulli gewiß Danck.

Ingenhoußens Abhandlungen habe ich recensirt. Es fehlt nur die Ausarbeitung zum Druck.

Herr Planta schreibt mir, daß man in den hiesigen Zeitungen Alexander Wilson mit Benjamin Wilson, den Mahler und Elecktrisierer, verwechselt habe. Ich weiß nicht ob ich es nicht gar selbst war. Es sind der Wilsons soviel, doch ich kenne sie so ziemlich. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung

[Göttingen] den 2 ten Julii 82.

Ew. Wohlgebohren gehorsamster Diener
G. C. Lichtenberg.

323. Un Wolff.

Göttingen den 11ten Julii 1782

Es war mir Herzlich leid Ihnen so viel Sorgen verursacht zu haben. Ich gab den Brief auf die reitende Post, weil ich glaubte, sie würde vor der fahrenden ankommen, wie auch würcklich des Freytags geschieht, und dann war meine Dissertation noch nicht gant bey Abgang der fahrenden Post fertig.

Für den herrlichen Tafft dance ich ganz gehorsamst; ich werde ihn ehesten Tags an meiner Maschine anbringen. Ich bin jezo gantz in SaltzProben und Theorie des Schwimmens verlohren. Ihr Versuch mit dem

Pulverzünden ist mir vortrefflich gerathen, so gar da ich den einen Drat mit der Hand hielt und den andern an den Conductor brachte, der noch mit dem der Batterie verbunden war, entzündete er sich 2 mal. Ich werde alles treulich beschreiben und meinem Bruder zustellen. Der ist auch ein dilettante und lacht seinen Bruder in Göttingen aus; ein wahrer Ingenhauß in Einnahme gegen mich Schlucker. Aber ich will ihm schon was geigen. Er soll nur warten. Ew. Wohlgebohren haben gegen Herrn Schernhagen geäussert, daß Sie gerne dephlogistisirte Lufft von hieraus hätten. Lieber Gott, so viel Sie wollen. Ich mache sie alle selbst. Ich habe meine eignen Retorten von der Glashütte, kaufe meine Kohlen aus der ersten Hand, das Feuer schlage ich mit höchsteigner Hand, Nur den Salpeter kaufe ich noch, depurirt, darauf kommt viel an, je reiner je besser. Ich habe ihn zuweilen vorigen Winter anschießen lassen und Crystalle erhalten von dieser Form

und das gab die herrlichste Lufft. Beym nächsten Transport will ich Ihnen einmal eine Bouteille dephlogistisirte Lufft aus dem rothen Quecksilber Präcipitat schicken. Ingenhauß plaudert erschrecklich von der Lufft aus dem Salpeter. Ich will nicht richten, und kan nicht richten, aber alles schöne, was ich beym Phosphorus gesehn habe, habe ich in der Lufft aus Queckfilber gesehn; Sie ist etwas kostbar. Aber was ist das? Ich esse grüne Erbsen wenn man Sperlinge damit schiesen kan, statt daß sie andere etwas früher essen, und das bezahlt mir mein rothes Quecksilber, das ich ohnehin auf meinem Saal selbst verfertige.

Den Kegelschieber wünschte ich wohl zu haben. Wollen Sie ihn mir wohl besorgen? Herr Schernhagen wird die Bezahlung besorgen, allein je eher je lieber.

Dieses alles in Eile und nächstens mehr.

G. C. Lichtenberg.

324. Un Wolff.

Göttingen den 17 Julii 1782.

P. P.

Der herrliche Fortgang Ihrer Versuche macht mir unendliches Vergnügen. Lufft sollen Sie nun so viel haben, als Sie befehlen. Ich habe am vergangenen Sonnabend wieder welche gemacht, und dazu einen äusserst

Dienstfertigen guten Menschen in der Verfertigung unterrichtet, der es auch so schön begrif, daß er nun welche machen will, alles auf meinem Saal und mit meinem Ofen. Ich habe mit ihm alles berechnet, auch seinen Schweiß mit in Rechnung gebracht, so kommt, vorausgesezt daß er den crystallisirten Salpeter noch bey den 99 ern kauft, Kohlen und Retorte alles in Anschlag gebracht, die Kanne nicht höher als 3 Groschen, also grade nur 1/4 vom Apothecker Preis, kauft man schlechten unreinen Salpeter, lößt ihn in Regenwasser auf, filtrirt ihn, läßt ihn evaporiren und in der Kühle anschiessen, so muß die Sache noch wohlfeiler werden. Auch sind meine Retorten etwas besser, es kostet das Stück 1/2 Gulden, sie sind aber vom feinsten weisen Glase, starck und die Röhre ist zugleich mit angebogen. (Ich lasse mir jezt 2 von Porzellan zu Fürstenberg machen, denn ich dencke noch immer die Lufft reiner zu erhalten.) Also sehen Ew. Wohlgebohren können also jezt nur befehlen. Daß die Bouteillen hier nicht mitgerechnet sind, bedarf wohl keine Anzeige, auch gehen sie ja in den Kästen auf und ab. Wenn der eine voll zu Hannover ist, so geht der andere leer nach Göttingen so wie die Eimer in den Zieh Brunnen oder in den Bergwercken und so können Ew. Wohlgebohren so viele Lufft pumpen als Sie nur wollen, für sich oder für andere. Am Sonntage Abend besuchte mich Professor Beckmann, der Technologe, und da er mit nichts besser tracktirt werden kan, als mit Versuchen, so sezte ich ihm auch den mit der Stahlfeder vor. Ich hatte aber Ihrer etliche mit Eisendrat zusammen gebunden, so wie die Federn an den Kutschen gemacht werden,

unmaßgeblich etwas zu dick gezeichnet.

Dazu meine gröste Glocken mit der reinsten Lufft angefüllt. Dieses war ein Schauspiel, das mir wieder ganz neu war, Die ganze Glocke war mit dem erstaunlichsten Licht angefüllt, so daß sich kaum die einzelnen Funcken unterscheiden ließen, es schien alles eine Masse Feuer, und mein Saal, der ziemlich groß ist, war bis in die lezten Winckel erleuchtet. Ich dachte auch würcklich das lezte Stündlein meiner Glocke wäre vorhanden, sie hielt es aber aus, ob sie gleich nicht getauft ist, indessen hatten sich, wie mir schon vor her passirt ist, ganz unzählige Eisen Körnchen in die Seiten eingeschmolzen, die man wohl mit einer Säure wegbringen kan, aber Pockengruben bleiben doch immer.

Mein Phosphorus ist da, und mit der ersten Lufft soll ebenfalls ein Stängchen an Ew. Wohlgebohren gelangen. Ist das nicht entsezlich von

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