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zweymal in Rechnung bringen läßt, verborgene Schäge graben; und jenes mit fremden Federn stolzieren.

Doch damit ich Axeln nicht verleumde: eine einzige Fabel (weil er es doch einmal Sabel nennt) finde ich, die er einem Alten zu danken hat; und zwar dem bekannten Schulbüchelchen des Plutarchs, wie man mit jungen Leuten die Dichter les fen soll. Ich sage zu danken hat; denn jagen hat er sie nicht dürfen: das Thier war zahm genug, sich mit der Hand greiffen zu lassen. Es heißt bey dem Plutarch: óti per, we diλogevos δ ποιητης έλεγεν, των κρεων, τα μη κρεα, ἡδιςα εςι, και των ίχθυων, δι μη ιχθυες, ἐκείνοις ἀποφαίνεσθαι παρωμεν, δις ὁ Κατων έφη, της καρδιας την υπερωαν ἐναισθητοτέραν υπαρ χειν. Οτι δε των ἐν φιλοσοφια λεγομενων, δι σφοδρα νεοι τοις μη δοκουσι φιλοσόφως, μηδε ἀπὸ σπουδης λεγεσθαι, χαιρουσι μαλλον, και παρεχουσιν ὑπηκοους ἑαυτους και χειροήθεις, δηλον ἐςιν ἡμιν. « es war ift, was der „Dichter Philoren sagt, daß das angenehmste Fleisch das ist, ,,was nicht Fleisch ist, und die angenehmsten Fische die, die nicht ,,Fische sind: das wollen wir denen zu entscheiden überlassen, ,, die mit dem Cato zu reden, allen ihren Verstand im Gaumen ,,haben. Das aber ist unstreitig, daß junge Leute diejenigen ,,philosophischen Lehren am liebsten anhören, am willigsten be „folgen, die in keinem ernsthaften, philosophischen Tone vorge,,tragen werden." Nun, was meinen Sie, daß hieraus ,,für eine Fabel geworden? Folgende:

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Der Reis der Zubereitung.

Cinna der Poet bat Cleander den leckerhaften Esser auf ein ,,wirthschaftliches Mittagsmahl. Eine Schüffel mit Speisen ward ,, aufgetragen, Cleander aß mit bedachtsamer Mine und sagte: das ,, angenehmste Fleisch ist, was nicht Fleisch ist. Hernach kam eine ,,Schüffel mit Fischen; dann sagte er: der angenehmste Fisch ist, der ,,fein Fisch ist. Cinna gab ihm zu erkennen, daß er diese räthselhaf,,te Sprache nicht verstünde. Cleander versezte: Soll ein Mann, ,, der den Geschmack nur in der Kehle hat, den hierüber belehren, der ,,ihn in dem Verstande hat? Der Gedanke kann dir nicht fremd seyn, ,,daß die Menschen diejenige philosophische Schrift am liebsten haben, „und mit dem meisten Vergnügen lesen, die nicht philosophisch noch im

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,,Ernst geschrieben scheinet. Sie wollen in dem Vortrage und den Vorstellungen eine schmackhafte und niedliche Zubereitung haben. Ich dächte, „daß wir dieser Betrachtung deinen Phaeton, deine Verwandlungen, ,,und deine Kage in Elysium schuldig wären."

Und das nennt Axel eine Lessingische Fabel? Wenn er uns doch nur eine einzige anführte, wo dieser Verfasser ein so kahler Ausschreiber ist, und eine schöne Stelle eines Alten so jämmerlich zu seinem Nugen verarbeitet. Was hat Arel hier hinzuerfunden? Was hat er anderes, was hat er mehr hinein gelegt, als nicht schon darinn liegt? Wenn er, als ein Schweiger, wenigstens nur noch einen Schritt weiter gegangen wäre, und den leckerhaften Effer zum dritten hätte sagen lassen,,, der ange= „nehmste Käse ist der, der kein Käse ist:" so wäre es doch noch etwas gewesen. Aber auch das hat er nicht gethan; und er scheinet mir ganz der Poet Cinna selbst gewesen zu seyn, der hier die Ehre hat, gegen den Fresser eine sehr alberne Person zu spielen.

Nicht L. sondern Axel selbst ist seit langer Zeit als ein Zusammenschreiber bekannt, der seine Belesenheit für Erfindungskraft zu verkaufen weiß. 3. E. Als ihn der Verfasser der neuen critischen Briefe sein Probestück machen ließ, und ihm verschiedene Aufgaben zu Fabeln vorlegte, befand sich auch diese darunter:,,Auf einen der sich rühmte, er kenne das Gedicht, „der Messias, fehr wohl, es wäre in Hexametern verfasset, und ,, er hätte den Vers aus demselben behalten:

Also versammelten sich die Fürsten der Hölle zu Satan.

Geschwind befann sich Axel auf ein anderes Schulbüchelchen, und erzehlte folgendes:

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Der Pallast des Prinzen Eugens.

Man redete in einer Gesellschaft von dem Pallaste des Prinzen „Eugens, der in dem Preussischen Ueberfall sollte niedergerissen wer,,den. Man war sehr bemüht sein Ebenmaaß, seiue Abtheilungen und „ganze Form zu untersuchen. Ein Mensch, der grosse Reisen gethan ,,hatte, schwieg lange stille, endlich fieng er an: Dieser Pallast ist mir ,,so gut bekannt, als irgend jemanden. Ich war in Wien, als er ,,gebauet ward, und ich habe das Glück ein Stückchen von dem Mar,

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mor zu besigen, woraus er gebauet ist.

Zugleich zog er das Stück

,,chen aus der Tasche, und betheuerte, daß ers von dem Marmor her,,unter geschlagen hätte, von welchem der Pallast erbauet worden.“

Was ist das anders, als das Mährchen des Hierokles von dem Scholastiker, welcher sein Haus verkaufen wollen? Exoλaçıκος οικιαν πωλων, λιπον απ' αυτης εις δειγμα περιέφερε.

Ich habe oben die Lessingische Fabel von den Fnrien angeführt. Um keine andere abschreiben zu dürfen, erlauben Sie mir, Ihnen an dieser zu zeigen, wie glücklich Axel parodiret, wann er seinen Gegner von der Seite der Moral verdächtig machen will. Erst frage ich Sie: was hat L. wohl mit seinen Furien haben wollen? Was anders, als daß es eine Art von wilden Spröden giebt, die nichts weniger als liebenswürdige Muster der weiblichen Zucht genennt zu werden verdienen? So offenbar dieses ist, so wenig will es ihm doch Axel zugestehen, sondern glaubt diese Moral erst durch nachstehende Fortsegung hinein zu legen.

Unempfindlichkeit ist nicht strenge Zucht.

„Hast du die dreh strengen, züchtigen Mädchen 'noch nicht gefun,,den, Iris, die ich dir befahl zu suchen, damit ich der Venus Hohn ,,sprechen könnte? Also fragte Juno die Bothschafterin des Himmels. „Ich fand sie, antwortete Iris, aber sie waren schon vergeben; „Merkurius hatte sie zum Pluto geführt, der sie für Furien brau ,,chen will. Für Furien, diese Tugendhaften? sprach Juno. D, ver segte Iris, vollkommen strenge; alle drehe hatten den geringsten Funken in ihren Herzen ersticket, alle dreye haben niemals einer ,,Mannsperson gelächelt. Die Göttin machte grosse Augen und ver,,segte: du hast mir diesmal einen schlechten Begrif von deinem Ver,,stande gemacht, und deine Moral ist mir verdächtig, indem du Tu,,gend, Keuschheit und Zucht mit Menschenhaß und Unempfindlichkeit ,,vermischest. Gellert soll mir die suchen, die ich verlange.

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Der seltsame Axel! Also muß man dem Leser nichts zu denken lassen? und das Compliment, das Gellert hier bekömmt! Er, den die Schweißer ehedem, wie Leffingen, mit Stoppen in eine Claffe segten!

So sehr unterdessen Herr L. von Axeln gemißhandelt worden, so weiß ich doch nicht, ob es ihn eben sehr verdriessen darf, seine Fabeln so geflissentlich parodiret zu sehen. Er mag

Leffings Werke VI.

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sich erinnern, was der Abt Sallier zu dem ersten Requisito einer Parodie macht. Le fujet qu'on entreprend de parodier, doit toûjours eftre un ouvrage connu, célébre & eftimé. La critique d'une piéce mediocre, ne peut jamais devenir intereffante, ni picquer la curiofité. Quel befoin de prendre la peine de relever des defauts, qu'on n'apperçoit que trop fans le fecours de la critique? Le jugement du public previent celui du cenfeur: ce feroit vouloir apprendre aux autres ce qu'ils fçavent auffi bien que nous, & tirer un ouvrage de l'obfcurité où il merite d'etre enfeveli. Une pareille parodic ne fçauroit ni plaire ni inftruire; & l'on ne peut parvenir à ce but, que par le choix d'un fujet qui foit en quelque façon confacré par les eloges du public. Und wenn es gar wahr wäre, was man uns mehr als einmal zu verstehen gegeben hat, daß Hermann Axel niemand anders als unser berühmter Bodmer sey: wie eitel kann er dar auf seyn, diesen critischen Vejanius,

Spectatum fatis & donatum jam rude,

noch eins bewogen zu haben.

antiquo fe includere ludo.

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Bierzehnter Theil.

VI. Den 13 Mai. 1762.

Zweyhundert und drey und dreyßigster Brief. *)

டு.

Wie kömmt es, fragen Eie in einem Ihrer Briefe, daß man mir nichts von der merkwürdigen Ausgabe der Lichtwerschen Fabeln sagt, die ein Ungenannter, ohne Vorwissen des Verf. * herausgegeben, und davon in öffentlichen Blättern so verschiedentlich geurtheilt wird? Man kann also, wie mich deucht, nicht in Abrede seyn, daß das Verfahren des ungenannten Verbefferers unbillig sey, und daß Hr. L. sich mit Recht über ihn beschwehre.

*) Dieser Brief ist von Mendelssohn (s. Nicolais Vorrede zum 26. Th. der Lessingischen Schriften, S. XXIII): mit dem Herrn G. muß aber Lessing gemeint seyn.

* Unter dem Titel: M. J. Lichtwers u. s. w. auserlesene verbesserte Fabeln und Erzählungen in zweyen Büchern. Greifswalde und Leipzig. 1761.

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Nein! sagt unser Freund Hr. G. Man kann die Sache zur Entschuldigung des Ungenannten aus einem ganz andern „Augenpunkte betrachten. Es ist noch nicht ausgemacht, daß „sich das Eigenthumsrecht über die Werke des Geistes so weit „ erstrecket. Wer seine Schriften öffentlich herausgiebt, macht ,,sie durch diese Handlung publici juris, und so denn stehet es ,, einem jeden frey, dieselbe nach seiner Einsicht zum Gebrauch ,,des Publicums bequemer einzurichten. Zumal da dem Autor ,,durch diese Handlung nichts von seinem Rechte benommen ,,wird, indem das erste Geschenk, das er dem Publico gemacht ,,hat, deswegen nicht vernichtet wird, und er selbst noch immer ,, die Freyheit hat, die ihm angebotene Veränderungen nach Be,,lieben anzunehmen, oder zu verwerfen. Mit dem Eigenthum „der Güter dieser Welt hat es eine ganz andere Beschaffenheit. ,,Diese nehmen nicht mehr als eine einzige Form an, und nie,,mand als der Besizer hat das Recht diejenige Form zu wäh,,len, die er für die bequemste hält. Hingegen bleibet die erste ,,Ausgabe einer Schrift unverändert, und eine von einem an,,dern veranstaltete verbesserte Auflage, ist blos als ein Vor„schlag anzusehen, wie nach der Einsicht dieses Herausgebers ,,das Werk vollkommener gemacht werden könnte. Gefeßt der „Vorschlag werde angenommen; so kömmt, wie der Herausgeber ,,in dem Vorberichte bemerkt, dennoch die größte Ehre, dem er„sten Verfasser zu, der seine meisten Gemälde so weit gebracht „hat, daß nur wenige Pinselzüge für eine fremde Hand übrig ,,gelassen waren. Wird der Vorschlag gemisbilliget, so kann ihn ,,der noch lebende Verfasser öffentlich verwerfen, und das Pu,,blicum hat das Vergnügen, den Ausspruch zu thun. Wenn ,,ja in dergleichen Verfahren eine Ungerechtigkeit Statt findet; ,,so müßte es vielmehr gegen einen todten Verfasser seyn, der ,,nicht mehr vermögend ist, sich über die vorgeschlagene Verbes,,serungen zu erklären. Hat man es aber einem Rammler und ‚einem Leßing nicht übel genommen, vielmehr Dank gewußt, ,,daß sie einen Logau nach ihrer Weise verbessert heraus gege„ben; warum will man es denn dem Ungenannten zu einem ,,solchen Verbrechen anrechnen, daß er einem lebenden Verfasser

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