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bohrt. Eine solche Frau läffest du dir aurathen? — Der junge Freyer sah sich in seiner stolzen Hofnung betrogen, kehrte zu den Mäusen zurück, nahm sich eine aus seinem Geschlechte, und fand eine Gehülfin, die um ihn war. (1 B. Mos.) Die Fortseßung folgt fünftig.

XIII. Den 29. März. 1759.

Beschluß des dreyßigsten Briefes.

Die XXX. Fabel.

Der Ochs und der Bock.

Ein Ochs erblickte einen Löwen, und floh und hörte ihn immer hinter her brüllen. Endlich verkroch er sich hinter ein Gesträuche; dort hatte sich auch ein Bok versteft; der Dchs erblikte ihn, und fuhr ers schroken zurük. Was fürchtest du dich, Better? rief der Bock, wir sind ja beyde in einem Stall erzogen. Bist dus, antwortete der Ochs, alles was lebt ist mir heute Löwe, so sehr hat mich der Räuber geängstiget.

Wer verfolgt wird, fürchtet seinen eigenen Schatten.
Die XXXVI. Fabel.

Der Wolf und die Thiere.

Der Canzler des Löwen, der Wolf, ward von allen Thieren verklagt, daß kein lebendiges Geschöpf vor seinem Räuberzahn sicher set. Der Unersättliche, klagten sie, macht den Wald zur Einöde, unsere Weiber zu Wittwen, und unsere Kinder zu Waysen. Der König zürnete, und verwies dem Wolf seine Grausamkeit mit harten Worten. Das Vergangene ist nicht mehr zu ändern, sezte er königlich hinzu; aber hinführo hüte dich vor Gewaltthätigkeit. Begnüge dich mit den todten Thieren, die du auf dem Felde findest, und schwöre, dich zwey ganze Jahre alles Fleisches zu enthalten, für jedes lebendige Thier, das du dich zu erwürgen gelüften läsfest. Der Wolf schwur und ging jurüf. Wenig Tage nachher überfiel ihn ein grausamer Hunger, und er sabe ein fettes Schaf auf der Wiese weiden. Da kämpften in ihm Gedanken mit Gedanken. Zwey Jahre kein Fleisch zu geniessen! Die Strafe ist hart! und ich habe geschworen jedem Jahre sind dreh hundert und fünf und sechzig Tage. Tag ist wenn ich sehen, und Nacht, wenn ich nicht sehen kann. So oft ich also die Augen verschliesse ist Nacht, und wenn ich sie wieder aufthue, so wirds Tag. Schuell blinzte er die Augen zu, und that sie wie

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Doch in

der auf; da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Er zehlte zwey volle Jahre. Nun, sprach er, habe ich für die Sünde zum voraus gebüsst, ergrif das Schaf und würgte es.

Ein Räuber findet leichtlich mittel den kräftigsten Eyd zu vereiteln.

Die XXV. Fabel.

Die Schafe, der Widder und der Löwe.

Die Schafe waren einst in den Ställen allein, denn die Hirten hatten sich entferut, und vergessen die Thüren hinter sich zu verschliefsen. Keines blieb in dem Stalle, denn sie gingen heraus auf dem Felde Speise zu suchen. Sie hatten sich von dem Dorfe nur wenig entfernt, da fam ein Löwe aus der Wüsten hergezogen, und eilete sie zu erreichen. Sie erblickten ihn, und riefen sich einander zu: Wenn der Löwe brüllt, wer wird sich nicht fürchten? Kein Mittel war

zur Errettung übrig. — Sie sprachen also zum Widder, der sie anführte: Gehe du dem Fürchterlichen entgegen. Berede ihn mit glatter Zunge, daß er von uns abweiche. Der Widder zog von seinem Heere ab, trat näher und schmeichelte: Heil dir, König der Thiere! Du bist immerdar willkommen, und wer dich erblickt, der segnet dir entgegen. Ha! brüllte der Löwe, beh dir und deinen Freunden werde ich Seegen finden! Deine liebliche Reden sind vergeblich. Läßt sich ein König mit Worten abspeisen? Komm! dein Fleisch wird füffer sehn, als dein Gruß.

Der macht sich zum Gespötte, der einen Tyrannen durch Beredsamkeit zu gewinnen gedenkt.

Die CXXXXII. Fabel.

Der stößige Ochs und sein Herr.

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Ein Ochs verkannte seinen Herrn, und so oft ihn dieser vor den Pflugschar spannte, stieß er um sich mit Macht. Der Herr ward böse, und verschnitt dem Muthwilligen die Hörner. Nun wird er gebändiget sehn, sagte er zu seinen Nachbarn; ich habe ihm die Macht zu schaden geraubt. - Tages darauf wollte er ihn vorspannen, und er biß ihn mit seinen mörderischen Voderzähnen. Gut, sagte der Ackersmann, du solst auch diese verlieren, und schlug ihm die Zähne aus. Aber der Ochs ward dadurch nicht demüthiger, denn den dritten Tag, als sich der Herr ihm näherte, stieß er ihn mit der Hüfte zu Boden, und mishandelte ihn jämmerlich. Das haben wir wohl gewußt,

sagten die Nachbarn, der Unbändige schadet, so lange ein Glied an ihm ganz ist.

Die LXXXXVIII. Fabel.

Ein hungriger Rabe fand ein Aas auf dem Felde und freuete sich deffen sehr. Er hüpfte für Freuden hin und her, schlug seine Flügel zusammen, und sang mit rauher Stimme so laut, daß der Adler in der Luft sein Geschreh hörte. Was mag dieses bedeuten, dachte der Adler: (2 B. M. c. 32, 18.) Es ist kein Geschrey gegen einander, deren die obliegen, oder derer die unterliegen? Er lies sich herab, verscheuchte den Raben, und trug das Gewild davon. Nun schreyet der Rabe nicht mehr, wenn er ein Fraß findet.

Nachricht.

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Das Schreiben des Herrn C. G. Bergmanns an den Verfasser dieser Briefe, welches wir am Ende des neunten Bogens unter unfern Lesern ausgebothen haben, ") würde gar keine Antwort verdienen, wenn er nicht unter andern auch diese unverschämte Wendung gebraucht hätte: daß in einer Uebersetzung von mehr als 500 Seiten, ja wohl drey Fehler seyn könnten. Denn auf drey Fehlerchen hat er alles, was in dem vierten Briefe wider ihn erinnert worden, zu reduciren die Geschicklichkeit gehabt.

Wenn es nun wirklich wahr wäre, daß sein Criticus nur drey Fehler auftreiben können, und daß er auf diese drey Fehler die ganze Arbeit, als die elendeste Ueberseßung verworfen hätte: so könnte er leicht die Grobheiten verdient haben, die ihm Bergmann zu sagen für gut befunden. Aus Achtung also gegen diejenigen von unsern Lesern, die nicht selbst Zeit oder Gelegenheit haben, sich von dem Gegentheile zu überzeugen, und deren Vertrauen wir nicht gern verscherzen wollten, müssen wir schon noch einige Seiten aufopfern.

*) Daselbst steht folgendes.

Bey dem Verleger wird umsonst ausgegeben:

Schreiben an den Verfasser der Briefe die neueste Litteratur betreffend, von C. G. Bergmann.

Weil aber der Herr Verfasser nur wenige Exemplare eingesendet hat, so werden die Liebhaber ersuchet, sich bey Zeiten zu melden.

Herr Bergmann trogt auf den ganzen zweyten Brief seines deutschen Bolingbroke, in welchem man keinen Fehler habe zeigen können. Das ist aber daher gekommen, weil man diesen zweyten Brief nicht gelesen; denn in der That wimmelt er von Fehlern. Z. E. S. 20. Highlanders übersegt Herr Bergmann durch Räuber. S. 24. Let me explain what I mean, by an example überfegt B: Lassen Sie mich erklären, was ich durch ein Beyspiel verstehe. Es sollte heiffen: Lassen Sie mich meine Meinung durch ein Beyspiel erläutern.

S. 29. I have recorded these things übersett B: Ich habe diese Dinge überlegt. Es sollte heissen, aufgezeichnet.

S. 33. The fentence is pronounced in one cafe, as it was in the other, too late to correct or recompenfe, but &c. überfest B: Das Urtheil wird in einem Falle ausgesprochen, wie in dem andern verborgen zu bleiben, getadelt oder be: lohnt zu werden c. Too late; verborgen zu bleiben! Too sicht Bergmann für to an, und late denkt er, muß die Bedeutung des lateinischen latere haben.

S. 44. Bolingbroke redet von den seichten Wiglingen, welche den Einfluß der Geschichte auf die Bildung des Herzens zur Tugend leugnen und darüber spotten. I will spend, fährt er fort, a few paragraphs, with your Lordships leave, to shew that fuch affirmations, for to affirm amongst thefe fine men is to reason, either prove too much, or prove nothing. Dieses überfest Bergmann: Ich will mit Ew. Gnaden Erlaubniß einige wenige Paragraphen verschwenden, ihnen zu zeigen, daß solche Bekräftigungen entweder zu viel, oder zu wenig beweisen. Denn dieselben bestätigen, würde unter solchen witzigen Köpfen ein Gewäsche heissen. Ist in dem legten Perioden ein Funken Menschenverstand?

Auf eben der Seite. If our general characters were determined absolutely, as they are certainly influenced, by our conftitutions, and if our particular actions were fo by immediate objects &c. Bolingbrok will sagen: daß unser Temperament auf unsern Charakter einen Einfluß habe, ist nicht zu leugnen; wenn aber unser Charakter durch unser Temperament, und unsere besondern Handlungen durch unmittelbare Gegenstände

nothwendig bestimmt würden x. Bergmann aber überseßt: Wenn unser allgemeiner Charakter eben so nothwendig bestimmt wåre, so nothwendig er durch unsere Leibesbeschaffenheit uns eingefläßt ist, und wenn wir unsere besondere Handlungen durch unmittelbare Gegenstände ausübten 2c.

S. 130. These increated effences, a Platonist would say; übersegt : Ein Platoniker würde sagen, diese angeschaffene Wesen.

S. 135. They have feldom the skill and the talents neccffary to put what they do know well together; übersezt B. Sie haben selten die Geschicklichkeit und die nöthige Gaben, etwas aufzusetzen, was sie sehr wohl im Zusammenhange wissen. Er hätte construiren sollen: to put well together, what they do know.

S. 140. Bolingbrok redet von dem, was in den ältesten Jahrbüchern aufgezeichnet worden; und sagt, daß man darinn nicht sowohl das, was wirklich aufgezeichnet zu werden verdienet, als vielmehr das, was damals den stärksten Eindruck auf die Gemüther gemacht, aufgezeichnet habe. The few paffages of that time, which they retain, are not fuch as deferved moft to be remembered; but fuch as, being moft proportioned to that age, made the strongest impreffions on their minds. Nun halte man die kauderwälsche Uebersegung dagegen: Die wenigen Ju fälle dieser Zeit sind eben nicht so nothwendig, daß sie verdienten angemerkt zu werden, sondern die, welche mit demjenigen Alter am meisten verwandt sind, das den stärksten Eindruck in ihre Gemüther machte.

S. 144. Bolingbroke fagt bey Gelegenheit des Cicero: Pompey, Cato, Brutus, nay himself, the four men of Rome, on whofe praises he dwelt with the greatest complacency &c. d. i. bey deren Lobe er sich so ungemein gern verweilte. Bergmann aber sagt gerade das Gegentheil: diese vier Månner, die er so bescheiden erhebt.

S. 147. But this obfervation, like feveral others, becomes a reason, for examining and comparing authorities. Bergmann überseßt: diese Anmerkung aber, nebst verschiedenen andern, gehört für einen Verstand, der den verschiedenen Grund

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