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ersten Furchungskernes kommt, Thatsachen ermittelt werden, welche, je nachdem sie sich ergeben, mit dem vorausgesetzten Verhalten verträglich sind oder nicht.

Der Eikern entsteht aus den im Ei verbleibenden Chromosomen der zweiten Richtungsspindel, deren Zahl sich feststellen läßt. Bleiben diese Elemente im Eikern und im ersten Furchungskern selbständig, dann müssen sie in der gleichen Zahl als rein mütterliche Chromosomen in der ersten Furchungsspindel wieder erscheinen, während die übrigen vom Vater stammen. Und wenn nun, wie bei Ascaris megalocephala, Vater und Mutter die gleiche Zahl von Kernelementen liefern, so müssen in der ersten Furchungsspindel doppelt so viel Elemente vorhanden sein als in der inneren Tochterplatte der zweiten Richtungsspindel. Weiterhin lassen sich, wie die Untersuchungen von FOL (25) und den Brüdern HERTWIG (32) gelehrt haben, in den Echinodermeneiern und wahrscheinlich auch in anderen durch das Hervorrufen polyspermer Befruchtung selbständige Spermakerne zur Bildung karyokinetischer Figuren anregen, auf welche Weise bestimmt werden kann, wie viel Kernelemente der Spermakern für sich allein liefert. Und diese Zahl muß, wenn unsere Voraussetzungen richtig sein sollen, zu der Chromosomenzahl der zweiten Richtungsspindel addiert, die Zahl der Elemente in der ersten Furchungsspindel ergeben. Für jene Fälle endlich, wo eine solche selbständige Entwickelung des Spermakerns nicht zu erzielen ist, konnte vielleicht mit gleichem Erfolg das Studium der Spermatogenese herangezogen werden, indem die Elementzahl in den letzten Teilungen der Spermatocyten mit der Chromosomenzahl des Spermakerns gleich sein oder wenigstens in einem einfachen Verhältnis stehen müßte.

Auf diese Weise schien mir die Frage, sei es mit dem einen, sei es mit dem andern Resultat gelöst werden zu können, und unter diesen Gesichtspunkten beschloß ich, bei einem Aufenthalt am Meer die Arbeit zu unternehmen.

Bei der Wahl der Objekte war vor allem die Jahreszeit maßgebend, sodann der Wunsch, Repräsentanten möglichst verschiedener Typen zu studieren, endlich die Beschränkung auf Eier, welche alle in Betracht kommenden Verhältnisse in toto überblicken lassen.

Nachdem ich an Echinodermeneiern als den für experimentelle Beeinflussung günstigsten in der oben bezeichneten Weise meine Untersuchungen begonnen hatte, und zwar durchaus mit dem erwarteten Erfolg, zeigte sich beim Studium anderer Eier

(Pterotrachea, Sagitta), daß hier der eingeschlagene Weg ganz überflüssig sei, indem sich diese Eier genau so wie das von Ascaris megalocephala verhalten, was ich allerdings schon nach den Beschreibungen von O. HERTWIG und FOL halb und halb erwartet hatte. Nachdem ein gleiches Verhalten auch für Carinaria, Phyllirhoë und Cionia sich ergeben hatte, bot sich mir in dem Ei der Meduse Tiara ein Objekt dar, wo bei Verschmelzung eines homogenen Spermakerns mit einem ruhenden Eikern doch ein Selbständigbleiben der in gleicher Zahl vorhandenen väterlichen und mütterlichen Chromosomen nachgewiesen werden konnte. Und als ich nun von diesem wichtigen Fall wieder zu den Echinodermeneiern zurückkehrte, da ließ sich für diese, wenn auch nur unter gewissen Umständen, direkt ein gleiches Verhalten feststellen.

Sonach konnte auf die Ausführung der Hypothese von der Individualität der Chromosomen verzichtet werden, indem jetzt umgekehrt die gefundenen Verhältnisse mit als starke Stütze für jene Hypothese verwendet werden können.

Was die Untersuchungsmethode anbelangt, so habe ich die Echinodermeneier zum Teil in Pikrinessigsäure gehärtet und mit Boraxkarmin gefärbt, im übrigen habe ich fast ausschließlich mit dem SCHNEIDER'schen Essigkarmin gearbeitet. Diese Konservierungs- und Färbungsflüssigkeit hat mir für das Studium der chromatischen Substanz vorzügliche Dienste geleistet. Ich will zwar nicht in Abrede stellen, daß man vielleicht mit anderen Methoden ein Gleiches erreichen könnte, überdies mit besserer Erhaltung der übrigen Zellstrukturen; allein bei einem kurzen Aufenthalt am Meer, wo man sich mit oft langwierigen Versuchen nicht aufhalten kann und überdies zu befürchten ist, daß man ein Objekt nicht noch einmal bekommt, ist das SCHNEIDER'sche Karmin, das zur Darstellung der Chromosomen überall mit dem gleichen vorzüglichen Erfolg gebraucht werden kann, ein unersetzliches Mittel.

Ich habe dasselbe in der Weise angewendet, daß ich, nachdem die unter dem Mikroskop in ihrer Entwickelung verfolgten lebenden Eier das gewünschte Stadium erreicht hatten, das Essigkarmin an den Rand des Deckglases setzte und auf der anderen Seite mit Fließpapier absaugte, bis das Ei ringsum von der konzentrierten Farbstofflösung umspült war. Je nach der Größe der

Eier ließ ich den Farbstoff kürzere oder längere Zeit (5 bis 30 Minuten) einwirken (ein mehr als genügendes Verweilen der Eier in der Farbe schadet nicht) und saugte dann in der gleichen Weise Eisessig durch, bis dieser klar erschien. Der Eisessig entfärbt alle Teile mit Ausnahme der Chromosomen sehr rasch, ohne diese selbst Stunden lang merklich anzugreifen. Außerdem verursacht er eine sehr wünschenswerte Durchsichtigkeit selbst beträchtlicher Protoplasmamassen und verleiht den Chromosomen, abgesehen von der Färbung, eine solche Schärfe, wie nach meinen Erfahrungen kein anderes Mittel.

Durch Hinzufügen von Glycerin vermochte ich die Eier einige Tage zu erhalten; dann wurden dieselben rasch blauschwarz und in kurzer Zeit völlig undurchsichtig. Nur ein einziges Präparat konnte ich länger erhalten; dasselbe ist auch jetzt, nach fast einem Jahr, noch brauchbar. Es rührt dies, wie ich ziemlich sicher annehmen zu dürfen glaube, daher, daß in diesem Fall durch lange fortgesetztes Auswaschen mit Eisessig jede Spur des Karmins fortgeschafft war. Ich glaube nach diesem Fall, daß, wenn man mit dem Ausziehen sehr sorgfältig verfährt, vielleicht vor dem Glycerinzusatz noch mit destilliertem Wasser auswäscht, daß man dann Präparate erhalten kann, welche die Verhältnisse der chromatischen Substanz dauernd gut erkennen lassen.

Alle anderen Strukturen freilich gehen sehr rasch zu Grunde, und deshalb vermochte ich leider über die achromatischen Bestandteile der Teilungsfiguren nur wenig zu ermitteln, obgleich mir dies sehr interessant gewesen wäre. Das Wenige soll hier mitgeteilt werden.

Bezüglich der Untersuchungsmethode habe ich noch anzuführen, daß es, um genaue Zählungen der Chromosomen auszuführen, häufig unerläßlich ist, die Eier zu pressen, wodurch die Elemente auseinandergetrieben werden. Ich bemerke dies. auch deswegen, weil meine Zeichnungen zwar insofern genau sind, als jedes Chromosoma mit dem Prisma gezeichnet ist, weil sie aber, eben infolge der Pressung, hinsichtlich der Größe der Kerne, der gegenseitigen Lage der Elemente und deren Biegungen nicht alle als dem lebenden Zustand genau entsprechend angesehen werden dürfen.

Die im Folgenden beschriebenen Untersuchungen sind sämtlich in der zoologischen Station zu Neapel angestellt worden. Wie sehr dieselben durch die vorzügliche Organisation dieses In

stituts und durch das freundliche Entgegenkommen seines Leiters und seiner Beamten gefördert worden sind, sei hier dankend hervorgehoben.

A. Eigene Untersuchungen 1).

I. Pterotrachea mutica, Carinaria mediterranea, Phyllirhoë bucephalum.

Die Reifungs- und Befruchtungsvorgänge von Pterotrachea und Phyllirhoë hat bereits O. HERTWIG (30) untersucht, die von Pterotrachea auch FoL (25). Der Verlauf ist bei den drei genannten Mollusken so gleichartig, daß dieselben gemeinsam abgehandelt werden können. Die Befruchtung ist bekanntlich eine innere, die Eier werden in Gallertschnüren abgesetzt und beginnen alsbald nach der Ablage zwei Richtungskörper zu bilden.

a) Das Keimbläschen.

Ich habe dasselbe nur an den Eiern von Pterotrachea untersucht, und zwar nur an abgelegten Eiern, wo dasselbe noch eine kurze Zeit lang als großes rundes Bläschen zu erkennen ist. Dasselbe enthält um diese Zeit 16 sehr kleine und kurze Chromosomen, welche in dieser Zahl mehrfach sicher bestimmt werden konnten (Fig. 1). Diese Körperchen hat FOL bereits gesehen (pag. 45), giebt jedoch an, daß sie in manchen Fällen vollständig fehlen, was ohne Zweifel irrtümlich ist. FOL spricht als Vermutung aus, die Körnchen könnten aus dem vorher vorhandenen Keimfleck gebildet sein. Ich selbst vermag nichts Bestimmteres auszusagen.

b) Die Bildung des ersten Richtungskörpers.

Den Aufbau der ersten Richtungsspindel, der von FoL sehr eingehend beschrieben worden ist, habe ich nicht genauer verfolgt. Mit Sicherheit konnte ich feststellen, daß die Pole der Spindel mit ihrer Strahlung außerhalb des noch intakten Keimbläschens auftreten, auch daß sie hier nicht opponiert liegen, sondern einseitig, wie dies schon FoL in Fig. 17 (Pl. VII) ganz richtig dargestellt hat. Über die Angabe von FoL, daß die Spindelfasern aus dem intranucleären Gerüstwerk entstehen, fehlt mir ein Urteil. In der völlig ausgebildeten Spindel finden wir die 16 Chromo

1) Die Litteratur, soweit sie sich auf die von mir studierten Objekte bezieht, ist schon in diesem Abschnitt berücksichtigt.

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somen des Keimbläschens zur Äquatorialplatte angeordnet. Daß es wirklich die nämlichen Gebilde sind, die wir dort gefunden haben, darüber kann nach der Übereinstimmung in der Zahl und Größe dieser Körperchen, nach dem Umstand, daß dieselben hier und dort die einzigen chromatischen Teile sind, und endlich nach den vermittelnden Bildern, die ich von der Spindelbildung gesehen habe, kein Zweifel bestehen. Wenn FOL diese Identität für unwahrscheinlich hält (pag. 45) oder ganz leugnet (p. 184), so hat dies seinen Grund in den unvollkommenen Untersuchungsmethoden der damaligen Zeit. Überdies sind, wie FOL schon beklagt (pag. 39), die Eier der Heteropoden sehr schwer zu konservieren; mir selbst ist es mit keinem anderen Mittel als dem SCHNEIDER'schen Karmin gelungen, die chromatischen Elemente gut zur Anschauung zu bringen.

Die Chromosomen der ersten Richtungsspindel sind nicht, wie O. HERTWIG und FOL beschreiben, Körner, sondern kurze Fädchen (Fig. 2), die mehr oder weniger stark winkelig gebogen sind. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß die Schleifenwinkel der Spindelachse, die Enden der Peripherie zugekehrt sind. Die Äquatorialplatte ist annähernd kreisförmig, die meisten Chromosomen liegen in einem peripheren Kranz, stets finden sich aber auch einige im Innern. Die Chromosomen erleiden eine Längsspaltung, die nur bei der Profilbetrachtung der Spindel deutlich hervortritt.

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Fig. 3 giebt ein sehr schönes Bild der Metakinese in der ersten Richtungsspindel von Pterotrachea. Die Figur ist ziemlich stark gepreßt und läßt die sämtlichen vorhandenen Chromosomen 16 Paare erkennen. Das Bild zeigt, wenn man von der Kleinheit der Chromosomen im Vergleich zur achromatischen Figur absieht, eine große Übereinstimmung mit der Metakinese der Epidermiszellen von Salamandra. Besondere Erwähnung verdient, daß an jedes Tochterelement eine Spindelfaser sich anheftet, und zwar an denjenigen Punkt, welcher dem Pol am nächsten steht. Zeigt sich hierin also ein in der letzten Zeit mehrfach, besonders bei Ascaris megalocephala konstatiertes Verhalten, so ist doch gerade dem letztgenannten Objekt gegenüber insofern ein Unterschied bemerkbar, als bei Ascaris jedes Tochterchromosoma in ganzer Länge von Spindelfasern besetzt ist, während bei Pterotrachea an jedes Tochterelement nur ein einziges Fädchen herantritt, und zwar so, daß an jedem Paar von Schwesterchromosomen die Anheftungsstellen symmetrische Punkte einnehmen.

In diesem Unterschied ist es offenbar begründet, daß die Ge

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