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Raptaque sit Phrygio Graia puella viro:
55 Tot tibi tamque dabit formosas Roma puellas,

60

'Haec habet, ut dicas 'quidquid in orbe fuit.'
Gargara quot segetes, quot habet Methymna racemos,
Aequore quot pisces, fronde teguntur aves,

Quot caelum stellas, tot habet tua Roma puellas;
Mater in Aeneae constitit urbe sui.

Seu caperis primis et adhuc crescentibus annis,
Ante oculos veniet vera puella tuos;

Sive cupis iuvenem, iuvenes tibi mille placebunt,
Cogeris et voti nescius esse tui;

65 Seu te forte iuvat sera et sapientior aetas,
Hoc quoque, crede mihi, plenius agmen erit.

σατ' Ανδρομέδης. So erklärt sich auch
das Beiwort nigris (colorati heissen sie
bei Verg. a. a. O.), denn die Aethiopen
sind Neger, daher das griechische Sprich-
wort Aliona ounzer (Luc. adv. ind.
28. Zenob. 1, 46). Vgl. unten III 130:
decolor Indus. Andromeda selbst heisst
fusca (III 191). Die Geschichte selbst
bei Apollod. II 43f. Ov. met. IV 670 ff.
Lucian. dial. marin. 14. In der ars
noch II 643. III 429. Nicht ohne
Absicht ist die Wahl des Beispieles.
Die Aethiopen wohnten im äussersten
Westen (ἔσχατοι ἀνδρῶν Hom. Od. I 23),
also ist das Beispiel sehr geeignet, die
grosse Mühe, die Perseus nötig hatte,
hervorzuheben, im Gegensatz zu der
Leichtigkeit, mit der man in Rom ein
Mädchen findet.

54. Phrygius vir ist Paris; Phrygius steht häufig für Troianus, weil die Troas zu Phrygien gehörte. In der ars noch I 625. II 714 (vgl. I 508).

56. Aehnlich sagt Properz (III 22, 17) von der Weltstadt Rom: omnia Romanae cedent miracula terrae, natura hic posuit, quidquid ubique fuit.

57. Gargara (Taoyaoor und rà Γάργαρα) eine Spitze des Berges Ida in Troas. Ilias VIII 47 : Ἴδην δ ̓ ἵκανεν πολυπίδακα, μητέρα θηρῶν Γάργαρον, ἔνθα δέ οἱ (Zeus) τέμενος βωμός τε θυήεις. Berühmt geworden ist die Spitze Gargaron durch die Liebesscene zwischen Zeus und Hera (Ilias XIV 292-353).

Methymna (Mvuva), eine Stadt auf Lesbos, Geburtsort des Arion, war berühmt durch vortrefflichen süssen Wein. Vgl. Hor. sat. II 8, 50. Prop. IV 8, 38. Gell. XIII 5, 5.

59. Vgl. Herond. 1, 32: yvvaixas ὁκόσους οὐ μὰ τὴν Διδεω κούρην ἀστέρας

ἐνεγκεῖν οὐρανὸς κεκαύχηται. Die Zahllosigkeit der Sterne wird zum Vergleiche benutzt auch bei Theocr. 30, 27. Kallim. hymn. 4, 175. Catull 7, 7. Ov. am. II 10, 13.

60. Vgl. Ov. amor. I 8, 42: at Venus Aeneae regnat in urbe sui.

61. caperis den römischen Erotikern sehr geläufige Uebertragung. Zu Grunde liegt die Vorstellung, dass der Liebesdienst ein Kriegsdienst ist. Vgl. zu 36. Der Krieger wird überwunden und gefangen genommen. Vgl. 83. Prop. I 1, 1: Cynthia prima suis miserum me cepit ocellis. —Zur Sache vgl. Hor. carm. II 5.

63. Es handelt sich hier natürlich nicht um Knabenliebe, sondern iuvenis steht hier von Mädchen, vgl. Plin. h. n. VII 36, 36: Cornelia iuvenis est et parere adhuc potest.

64. Recht geschraubt ausgedrückt. ,,Sie zwingen dich, gar nicht mehr dran zu denken, dass überhaupt Verlangen du getragen". Blümner. Vgl. 90.

65. Vgl. aetas serior Ov. ars II 667. am. II 4, 45. hora serior Ov. her. 18 (19), 14.

66. plenius der Komparativ in dynamischem Sinne: eine sehr reichliche Schar. Der Komperativ lässt sich in solchen Fällen immer sehr leicht erklären mehr, sc. als du denkst, als du brauchst u. s. w.

agmen prägnantes Wort, nicht nur die Menge, sondern auch die Art der hier gemeinten Damen bezeichnend. Vgl. XXIX 28, 3: hominum turba mulierum puerorumque agminibus immixta. Cic. Verr. I 7, 19. Noch verächtlicher ist grex (Hor. carm. I 37, 9; Suet. Tit. 7: spadonum greges).

70

Tu modo Pompeia lentus spatiare sub umbra,
Cum sol Herculei terga Leonis adit,
Aut ubi muneribus nati sua munera mater

Addidit, externo marmore dives opus;
Nec tibi vitetur quae priscis sparsa tabellis
Porticus auctoris Livia nomen habet,
Quaque parare necem miseris patruelibus ausae

67-262. Erster Hauptteil. Die Stätten, wo die Mädchen zu finden sind.

1. Die porticus. (67-74). Mit der nun folgenden Aufzählung von Tummelplätzen der weiblichen Jugend vgl. III 389-396. Ueber die porticus

insbesondere I 491 ff. rem. am. 627. Prop. II 23, 5.

67. Pompeia sub umbra. Gemeint ist die porticus Pompei. Es war eine grosse Säulenhalle mit mannigfachen Anlagen wie Gärten und Springbrunnen, welche sich auf dem Marsfelde unmittelbar neben dem theatrum Pompei befand, das bekanntlich das erste steinerne (vgl. auch 103) Theater in Rom war, und von Pompeius in seinem zweiten Konsulate (55) eingeweiht wurde (Plut. Pomp. 62: Πομπήιος δὲ τὸ θέατρον ἀναδείξας ἀγῶνας ἦγε γυμνικοὺς καὶ μου σικοὺς ἐπὶ τῇ καθιερώσει καὶ θηρῶν ἁμίλλας, ἐν οἷς πεντακόσιοι λέοντες ἀνῃρέInoav nth. Vgl. Cic. Att. IV 9, 1. Val. Max. II 4, 6).

Dass dieser schattige (umbra), geräumige (spatiosa I 491) Spaziergang zumal bei den Damen der Demimonde sehr beliebt war, geht auch aus Catull hervor, der dort alle Dämchen anhält, was sie mit seinem Freunde Camerius gemacht haben (Catull. 55, 6: In Magni simul ambulatione femellas omnes, amice, prendi). Vgl. auch Prop. II 32, 11. IV 8, 75. Ovid. ars I 491. III 387. trist. II 285. Kiepert-Huelsen, formae urbis Romae antiquae. Berl. 1896. p. 58.

lentus bezeichnet das lässige Promenieren des Lebemannes.

68. D. h., wenn die Sonne in das Zeichen des Löwen tritt, also im Juli.

Das Sternbild des Löwen wird nach Herakles benannt, weil dieser den nemeischen Löwen getötet hatte (Apoll. II 75. Theocr. 25, 153 ff. etc.), der dann unter die Sterne versetzt wurde.

69f. Gemeint ist die porticus Octaviae, welche die Schwester Augusts zu Ehren ihres früh verstorbenen Sohnes

Marcellus gewidmet hatte. Vgl. Plut. Marcell. cap. 30. Richter, Topographie p. 217. Kiepert, p. 57.

munera bedeuten ganz allgemein die Prachtbauten, welche Rom durch die Freigebigkeit der Kaiser erhalten hatte. Vgl. Mart. sp. II 7: hic ubi miramur velocia munera thermas etc. VIII 65, 7 (dona).

Die munera des Sohnes meint die porticus Marcelli, die er im Jahre 149 v. Chr. nach seinem Triumph über Macedonien erbaut hatte, und welche den Tempel des Juppiter Stator mit dem der Juno verband. Vgl. Vell. Paterc. I 11, 3.

70. externo opus] Mit Anspielung darauf, dass hier mit zum ersten Male fremder Marmor verwendet wurde. Vgl. Vell. Paterc. I 11, 3.

Dies

71. Auch die Porticus Liviae eignet sich sehr gut (das liegt in der Litotes nec tibi vitetur) zu solchen Eroberungen. Auf dem Esquilin hatte Vedius Pollio ein Haus, so gross wie eine Stadt (Sall. Cat. 12: domos atque villas in urbium modum exaedificatas). hatte Augustus geerbt, aber abreissen lassen, um seinen Unterthanen kein Beispiel von verschwenderischem Luxus zu geben, und an seiner Stelle errichtete er i. J. 7 v. Chr. die grosse Säulenhalle, die er nach seiner Gemahlin Livia nannte. Vgl. dazu Ov. Fast. VI 639: disce tamen, veniens aetas, ubi Livia nunc est porticus, immensae tecta fuisse domus. Urbis opus domus una fuit spatiumque tenebat, quo brevius muris oppida multa tenent. Haec aequata solo est etc. Preller, röm. Myth. II 261. Kiepert p. 57. Richter, Topographie 2 326.

Dass die porticus mit Statuen und Gemälden geschmückt zu werden pflegten, ist bekannt; vgl. Dio 53, 27. Ov. her. 20 (21), 97.

731. Es handelt sich um die porticus des berühmten Apollotempels auf dem Palatin, zu deren Eröffnung Pro

Belides et stricto stat ferus ense pater. 75 Nec te praeterat Veneri ploratus Adonis

perz das Gedicht II 31 verfasst hat. Der Tempel war von Augustus erbaut und im Jahre 28 v. Chr., am 9. Oktbr. eingeweiht worden. (Dio 53, 1. Sueton. Octav. 29: templum Apollinis . addita porticus cum bibliotheca Latina Graecaque. Hor. carm. I 31. Tib. II 5, 1, vgl. unten III 390.) In der Halle waren zwischen den aus Giallo antico erbauten Säulen die Statuen der 50 Danaiden aufgestellt, denen gegenüber im Freien die Reiterstatuen der Söhne des Aegyptus entsprachen. Schol. Pers. sat. 2 Acron tradit, quod_in porticu Apollinis Palatini fuerunt Danaidum effigies et contra eas sub dio totidem equestres filiorum Aegypti. Ovid selbst erwähnt sie öfters. amor. II 2, 3: hesterna vidi spatiantem luce puellam illa quae Danai porticus agmen habet. trist. III 1, 60: ducor ad intonsi candida templa dei; signa peregrinis ubi sunt alterna columnis Belides et stricto barbarus ense pater. Vgl. Prop. II 31, 4. Vell. II 81. Richter, Topographie" 147. Die Geschichte selbst ist bekannt. Die Brides sind die 50 Töchter des Danaus, Enkelinnen des Belus, die in der Brautnacht die ihnen vermählten 50 Söhne des Aegyptus auf Befehl ihres Vaters ermordeten, mit Ausnahme der Hypermnestra, die ihren Lynceus verschonte. Apollod. II 21. Hygin. fab. 170. 255. Hor. carm. III 11, 23. Ov. her. 14. Zur Sache, auch zum Bau des Verses vgl. auch Ov. met. IV 461: molirique suis letum patruelibus ausae assiduae repetunt, quas perdant, Belides undas. patruelibus] Danaus und Aegyptus waren Brüder. Apoll. II 11: Βῆλος . . γαμεῖ δὲ Αγγινόην τὴν Νείλου θυγατέρα, καὶ αὐτῷ γίνονται παῖδες δίδυμοι, Αίγυπτος καὶ Δαναός.

2. Oeffentliche Feste, das Adonisfest und der jüdische Sabbath (75-76). Wieder zwei Gelegenheiten, die wegen der auf den Strassen umherziehenden Menschenmengen zu erotischen Abenteuern sehr geeignet erscheinen. Die Adonisfeier war ein rechtes Hetärenfest: vgl. Diphilos fr. 43, 38 Kock (bei Athen. VII 292 e): οἱ δὲ νῦν σ' ἄγω, πορνεῖον ἐστί, πολυτε λῶς 'Αδώνια ἄγους ἑταίρα μεθ ̓ ἑτέρων πορνῶν χύδην. σαυτὸν ἀποσάξεις τον

τε κόλπον αποτρέχων. Dazu Alciphr. ep. I 39.

Ueber die Adonisage ist interessant Apollod. III 183-185.

75. Venus, um ihren schönen Liebling Adonis klagend, ist ein sehr häufiges Motiv poetischer Darstellung. Vgl. zumal Theokr. XV 102 ff. Bion I 1ff. Die Darstellungen gefallen sich gerade in der Ausmalung des Schmerzes der Göttin, ars III 85: quem luget adhuc, Theokr. 3, 48: οὐδὲ φθίμενόν νιν ἄτερ μαζοίο τίθητι, wozu ein Scholiast (bei Ahrens p. 151, aus Cod. M) bemerkt: οὕτω γὰρ ἐν γραφῇ τινι ἦν ἐζωγραφη μένη.

Vgl. I 415: quaque die redeunt rebus minus apta gerendis culta Palaestino septima festa Syro. Der Name Syria umfasst im weiteren Sinne auch Assyrien, Mesopotamien, Palaestina etc. Seit der Eroberung Jerusalems durch Pompeius (63 v. Chr.) waren sehr viel Juden in Rom. Vgl. die bekannten Stellen Hor. sat. I 4, 143. 5, 100. 9, 70. Cic. pro Flacco § 66. Mart. VII 30, 5, Suet. Caes. 84. Tac. hist. V 5, etc. Dazu Friedländer, Sittengeschichte III 568 ff.

Es handelt sich hier und I 415 um den Festtag der Juden, der auf den siebenten Wochentag fällt, vgl. Juv. XIV 96: metuentem sabbata patrem. Anders ist Hor. sat. I 9, 69: hodie tricesima sabbata.

3. Der Isistempel (77-78). Er lag auf dem Marsfelde nördlich vom Circus Flaminius, wie durch mehrere Funde gesichert ist. Vgl. Juv. II 6, 528: in aede Isidis, antiquo quae proxima surgit ovili (dazu Serv. zu Verg. ecl. 1, 34). Mart. II 14, 7. Apul. met. XI 26: reginae Isidis, quae de templi situ sumpto nomine Campensis summa cum veneratione propitiatur. Der Isistempel (vgl. ars III 393. 635) wird als Stätte der Unsittlichkeit mehrfach erwähnt, vgl. Juv. II 6, 489: apud Isiacae potius sacraria lenae. Wie es in ihm herging, lehrt drastisch die Geschichte der keuschen Paullina aus dem Jahre 19 n. Chr. (Joseph arch. Jud. XVIII 3, 4). Vgl. Marquardt-Wissowa", Staatsverwaltung III 76 ff. Preller, R. M.3 II 379.

80

Cultaque Iudaeo septima sacra Syro,
Nec fuge linigerae Memphitica templa iuvencae:
Multas illa facit, quod fuit ipsa Iovi.

Et fora conveniunt (quis credere possit?) Amori,
Flammaque in arguto saepe reperta foro.
Subdita qua Veneris facto de marmore templo
Appias expressis aera pulsat aquis,
Illo saepe loco capitur consultus Amori,

Jo, Tochter des Inachus, von Juppiter geliebt, wird aus Eifersucht von Juno in eine Kuh verwandelt (unten 323. III 393: vaccae Memphitidos, vgl. 635) und dem Argus zur Bewachung übergeben. Nach vielen Verfolgungen erhielt sie in Egypten ihre Gestalt wieder und gebar den Epaphus. Vgl. Ovid. met. I 588 ff. Hyg. fab. 145. Dann wurde sie mit der egyptischen daher Memphitica templa) Göttin Isis identificiert (vgl. Luc. dial. deor. 3), deren Kult früh nach Rom kam und hier bekanntlich so ausartete, dass von der Regierung zuweilen eingeschritten werden musste. Vgl. Val. Max. I 3, 3. Tac. ann. II 85. Suet. Tib. 36. Ueberhaupt werden auch sonst die Heiligtümer als beliebte Stätten erotischer Abenteuer genannt. Prop. II 19, 10: fanaque peccatis plurima causa tuis. Juv. 9, 22: nuper enim, ut repeto, fanum Isidis et Ganymedem Pacis et advectae secreta Palatia matris et Cererem nam quo non prostat femina templo? notior Aufidio moechus scelerare solebas (dazu Weidner). linigerae die Tracht der Isis und ihrer Priester war linnen. Ov. met. I 747: nunc dea linigera colitur celeberrima turba. Vgl. Hdt. II 37: ¿oðñra δὲ φορέουσι οἱ ἱρέες λινέην μούνην. Juv. II 6, 533. Vgl. Becker, Gallus III 287. 4. Die Fora (79-88).

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80. arguto lärmend', nicht unabsichtliches Beiwort: trotz des Lärmens und Hastens knüpft sich doch hier so manch Verhältnis.

81-88. Auch auf dem Forum ist mannigfache Gelegenheit. Mancher Rechtsgelehrte, der andern half, wusste, sich hier nicht zu helfen und ward gefangen. Hier reicht seine Beredsamkeit nicht aus zum Ergötzen der Venus; hier könnte man auch sagen: „Jetzt, Retter, hilf dir selbst du rettest alle!" Neckisch und mit Laune stellt der Dichter gegenüber, wie der sonst so

gewandte Rechtsgelehrte, der aus allen Lagen einen Ausweg weiss, jetzt hilflos ist und selbst einen patronus haben möchte. Vgl. Einl. p. XXI.

81. Der marmorne, reich mit Gold geschmückte (III 451) Tempel der Venus Genitrix war von Caesar erbaut und stand auf dem Forum Julium. Vgl. Suet. Caes. 26. Dio Cass. 43, 22. Richter, Topographie 110.

82. Vor dem Tempel befand sich eine Springbrunnenanlage mit den Statuen von Wassernymphen, die aus uns unbekannten Gründen Appiades hiessen (ars III 452); hier und rem. am. 660 spricht Ovid nur von einer Appias. Vgl. Plin. h. n. 36, 33. Prop. IV 8, 58. Jordan, Topographie I 2, 440. O. Jahn, Ber. der Sächs. Ges. d. Wissensch. 1861, 116 f. Das Emporspringen des Wassers aus der Fontaine wird poetisch der Thätigkeit der Nymphe zugeschrieben: Sie „presst das Wasser" aus der Leitung heraus" (expressis aquis) und schlägt damit die Luft" (aera pulsat), d. h. treibt es hoch in die Luft.

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Quique aliis cavit, non cavet ipse sibi; 85 Illo saepe loco desunt sua verba diserto,

90

Resque novae veniunt, causaque agenda suast.
Hunc Venus e templis, quae sunt confinia, ridet:
Qui modo patronus, nunc cupit esse cliens.

Sed tu praecipue curvis venare theatris:

Haec loca sunt voto fertiliora tuo.

Illic invenies, quod ames, quod ludere possis,

Quodque semel tangas, quodque tenere velis.
Ut redit itque frequens longum formica per agmen,
Granifero solitum cum vehit ore cibum,

95 Aut ut apes saltusque suos et olentia nactae
Pascua per flores et thyma summa volant,
Sic ruit in celebres cultissima femina ludos:
Copia iudicium saepe morata meumst.
Spectatum veniunt; veniunt, spectentur ut ipsae:
Ille locus casti damna pudoris habet.

100

fertiliora) gewährt (vgl. v. 253. 766).
Hier ist aber auch für jeden Geschmack
gesorgt, ob man nun nur flüchtig vor-
übergehendes Liebesspiel begehrt, oder
ein etwas längeres Verhältnis anknüpfen
will (-92); kommen doch die Mädchen
hierher zahllos und immer wieder wie
die Ameisen oder die Bienen, so zahl-
reich, dass selbst ein so routinierter
Kenner wie der Dichter lange braucht,
ehe er von all den Schönen die Schönste
herausfindet (-98). Denn mit der
Lust zu schauen paart sich die Lust,
geschaut zu werden; hier hat schon
manches Mädchens Zucht Schaden ge-
nommen (-100). curvis] vgl. 497.
90. Ergiebiger als du wünschen
magst': vgl. oben 64.

91. quod beachte das Nentrum: du wirst schon irgend ein Objekt dieses Liebesspiels finden. Vgl. 175.

ludere technischer Ausdruck in der Erotik: flirten, tändeln mit einem Mädchen, nur zum vorübergehenden Scherz und Spiel. Da das Verb hier mit dem Acc. erscheint, liegt mit darin, dass dieses Tändeln gleichzeitig ein Necken und Foppen bedeutet.

93. Das Bild von den in zahlloser Menge hin und her laufenden, immer wiederkehrenden Ameisen ist sehr anschaulich und auch sonst gebräuchlich. Aehnlich ist met. VII 624: hic nos frugilegas aspeximus agmine

longo grande onus exiguo formicas ore legentes etc.

granifero met. VII 638: graniferum

agmen.

95. suos ihre, auf denen sie sich wohlfühlen: so ist für die Mädchen ihr Revier, das ihnen eigentlich zukommende, das Theater.

97. cultissima kokett geputzt; vgl. unten zu 99 und 497; cultus, auf die sorgfältige, kokette Toilette und überhaupt zierliche Gefälligkeit sich beziehend, ist ein Lieblingswort Ovids. celebres deutet auf die Zahl, ruit auf die Hast, mit der die Mädchen ins Theater drängen.

99. Bekanntes, fein pointiertes Bonmot, das öfters bei Späteren wiederkehrt. Vgl. Tertull. spect. 25: nemo denique in spectaculo ineundo prius cogitat nisi videre et videri. Vgl. Goethe, Faust (Vorspiel auf dem Theater V. 87): Die Damen geben sich und ihren Putz (vgl. 97: cultissima) zum besten und spielen ohne Gage mit.

Clem. Al. paed. III 11, 76: avaμìž ἀνδρῶν καὶ γυναικῶν συνιόντων ἐπὶ τὴν ἀλλήλων θέαν.

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