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Ut fragilis glacies, interit ira mora.

375 Quaeris, an hanc ipsam prosit violare ministram?
Talibus admissis alea grandis inest.
Haec a concubitu fit sedula, tardior illa;
Haec dominae munus te parat, illa sibi.
Casus in eventust: licet hic indulgeat ausis,
Consilium tamen est abstinuisse meum.
Non ego per praeceps et acuta cacumina vadam,
Nec iuvenum quisquam me duce captus erit.
Si tamen illa tibi, dum dat recipitque tabellas,
Corpore, non tantum sedulitate placet,

380

385 Fac domina potiare prius, comes illa sequatur
Non tibi ab ancillast incipienda Venus.
Hoc unum moneo, siquid modo creditur arti,
Nec mea dicta rapax per mare ventus agit:
Aut non temptaris aut perfice! tollitur index,
Cum semel in partem criminis ipsa venit;

390

Umschreibung für: dass der günstige Zeitpunkt nicht ungenützt vorübergehe. Schmiede das Eisen, so lange es warm ist.'

374. Denn ira furor brevis est (Hor. ep. I 2, 62, wo freilich mehr furor betont wird).

375-398. Eine beiläufige Erörterung der Frage, ob es sich empfiehlt, zu dem Zwecke, die Zofe sich noch dienstwilliger zu machen, sich mit ihr in intimen und intimsten Umgang einzulassen. Ovid lässt die Frage unentschieden, rät aber im allgemeinen davon ab.

376. alea, das Würfelspiel und dann mit leicht verständlicher Metapher das Wagnis, Risiko. Vgl. Caesars Ausspruch, als er den Rubiko überschritt: iacta alea est (Suet. Caes. 32). Hor. carm. II 1, 6: periculosae plenum opus aleae (Pollios Geschichtswerk). Liv. I 23, 9 u. o.

381. Bildlich von übereiltem und dabei waghalsigem Beginnen. praeceps substantivisch wie Hor. sat. II 3, 292: casus medicusve levarit aegrum ex praecipiti. Juven. I 1, 149: omne in praecipiti vitium stetit. Vgl. IV 10, 107.

383. In solcher Thätigkeit erscheint z. B. die gefällige ornatrix Nape bei Ov. amor. I 11 und 12. Diese Elegieen belehren uns auch über den Inhalt solcher tabellae.

388. Ein überaus häufiges Bild. Schon bei Homer: Od. VIII 408. Eur. Troad. 419. 454 dã doais avoais géoɛ

σθαί σοι τάδ ̓, ὦ μαντεί ̓ ἄναξ. Theokr. 29, 35: αἱ δὲ ταῦτα φέρην ανέμοισιν ἐπιτρόπῃς. Dann auch den römischen Dichtern sehr geläufig, ars I 634. rem. 286. Catull. 30, 10. Hor. carm. I 26, 2: tradam protervis in mare Creticum portare ventis. Tib. I 4, 22. Stat. Ach. II 286. Ov. amor. II 16, 46. trist. I 8, 35 f. Eine reiche Parallelensammlung giebt Zingerle. Ovid etc. I 39 ff. rapax ventus entspricht dem homerischen (Od. VIII 408): άφαρ τὸ φέροιεν ἀναρπά ξασαι ἄελλαι.

Bei der ganzen nicht eben erfreulichen Auseinandersetzung über die etwas heikle Frage erinnere man sich, dass dem Dichter selbst der zu intim gewordene Verkehr mit der allzuwilligen Zofe Cypassis einmal schlecht bekommen ist, wenn es auch gerade in Ovids amores sich nur in den allerseltensten Fällen um ein wirkliches Erlebnis handelt. Amor. I 8: Ponendis in mille modos perfecta Cypassi, comere sed solas digna, Cypassi, deas, et mihi iucunde non rustica cognita furto, apta quidem dominae, sed magis apta mihi, quis fuit inter nos sociati corporis index? Sensit concubitus unde Corinna tuos? u. s. w. Dann würde auf v. 380 ein ganz anderes Licht fallen. Vgl. dazu auch Prop. III 15.

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390. Wenn du auf halbem Wege stehen bleibst, kann dich die ornatrix leicht verraten: ist sie aber mitschuldig geworden, wird sie sich hüten, zu plau

Non avis utiliter viscatis effugit alis, Non bene de laxis cassibus exit aper. Saucius arrepto piscis teneatur ab hamo: Perprime temptatam nec nisi victor abi! 397 Sed bene celetur! bene si celabitur index, Notitiae suberit semper amica tuae.

400

Tempora qui solis operosa colentibus arva, Fallitur, et nautis adspicienda putat; Nec semper credenda Ceres fallacibus arvis, Nec semper viridi concava puppis aquae, Nec teneras semper tutum captare puellas: Saepe dato melius tempore fiet idem. 405 Sive dies suberit natalis, sive Kalendae,

dern. Sie ist dann gefangen und kann sich nicht losmachen, was an drei analogen Beispielen aus dem Naturleben veranschaulicht wird.

391. viscatus mit Vogelleim (viscum) bestrichen, durch V. gehemmt.

non utiliter nicht zu seinem Frommen, d. h. überhaupt nicht. Nicht die einfache Thatsache wird negiert (non effugit) sondern die Folge der momentan als möglich gedachten Thatsache, damit aber diese selbst.

392. laxis geräumig, als Beiwort von cassis auch bei Verg.

394. perprime in derb erotischem Sinne: setze ihr tüchtig zu'.

395f. Vgl. den Anhang.

398. Die Freundin wird immer deiner Bekanntschaft unterworfen sein, d. h. du wirst von allem, was sie redet und thut, unterrichtet sein, also die Zofe wird dir als Kundschafterin wertvolle Dienste leisten. Dadurch wird zum Folgenden geschickt übergeleitet.

399-436. Dritte Anweisung. Du musst die günstigen und ungünstigen Zeitpunkte genau kennen. Die Wichtigkeit, die passende Zeit abzuwarten, wird zunächst wieder durch zwei Vergleiche aus der Natur veranschaulicht (-402), an die sich dann erst die daraus resultierende Schlussfolgerung anschliesst (-404), ehe der Dichter ungünstige Zeitpunkte erörtert (412) und günstige (—416). Eine besondere Besprechung finden dann die Gelegenheiten, da das Mädchen Geschenke haben will (436).

399 f. Construiere: qui putat tem

pora solis operosa arva colentibus et nautis adspicienda (esse), fallitur.

Eine solche verschränkte Wortstellung (Hyperbaton) ist in der Dichtung nichts seltenes. Theokr. 29, 3: zйyw μèv τὰ φρενῶν ἐρέω κέατ ̓ ἐν μυχῷ. Kallim. fr. 445 (ΙΙ 612): οὐδ ̓ ὅθεν οἶδεν ὁδεύει θνητὸς ἀνήρ. Mehrfach bei Catull: vgl. 14, 21. 44, 9. 64, 184 etc. Hor. sat. I 5, 72. II 3, 211 etc. Prop. II 15, 50. Und So noch viele Beispiele. Vgl. Schneider, Callimachea I 429. Schmidt, Rhein. Mus. 26, 180.

401. fallacibus mit bekannter Personifikation. Der Erde vertraut der Säemann seine Saat an, und diese lässt seine Hoffnungen entweder in Erfüllung gehen oder täuscht sie, ist also fallax; vgl. 450.

Besonders anschaulich ist das Bild durchgeführt bei Hor. carm. III 1, 30: fundusque mendax, arbore nunc aquas culpante, nunc torrentia agros sidera, nunc hiemes iniquas. Ovid fast. IV 645: saepe Ceres primis dominum fallebat in herbis. Hor. epist. I 7, 87: spem mentita seges. Tib. II 3, 62. Vgl.

med. fac. 3.

401. Ceres in bekannter, häufiger Metonymie für ihre Gabe (Cerealia munera med. fac. 3); vgl. Hor. carm. III 24, 13.

405. Der Geburtstag wurde bei den Römern zunächst mit einem Opfer für den Genius gefeiert; man lud ferner Freunde zu einem Male ein, empfing Glückwünsche und Geschenke; vgl. 417. Marquardt, Privatleben I 244.

Das Folgende bietet der Erklärung nicht geringe Schwierigkeiten. Nach

Quas Venerem Marti continuasse iuvat, Sive erit ornatus, non, ut fuit ante, sigillis,

Ovids Ausdruck (vgl. zu 406) kann nur der erste April gemeint sein. Dass an diesem Tage die Mädchen beschenkt wurden, ist sonst nicht überliefert. Es war der Festtag der Venus Verticordia und der Fortuna Virilis; vgl. die ausführliche Beschreibung bei Öv. fast. IV 133-162. Ein Tag, an dem man den Frauen herkömmlicher Weise Geschenke gab, war dagegen der erste März, wie mehrfach überliefert wird (vgl. z. B. Plaut. mil. glor. III 1, 99 (690). Mart. V 84. Lygd. I 1). Wenn nun Ovid hier nicht diesen Tag sondern den ersten April angiebt, so wird das nicht auf einem Irrtum beruhen, was immerhin möglich wäre, sondern er wird es mit guter Absicht gethan haben, weil am ersten März an der Feier der Matronalien schwerlich die hier einzig gemeinten Demimondainen teilnehmen durften. Dazu passt gut, dass er fast. IV 134 ausdrücklich hervorhebt, das Fest am ersten April werde auch von denen begangen, quis vittae longaque vestis abest (zu ars I 31f.). Die Erklärung wird sich demnach an unserer Stelle bei der Annahme des ersten April zu beruhigen haben. Dazu stimmt ferner, dass dieser Tag auch von niederen Mädchen gefeiert wurde, zum Teil auf recht zweifelhafte Art; vgl. fast. Praen. p. 390: frequenter mulieres supplicant Fortunae Virili, humiliores etiam in balineis, quod in iis ea parte corporis utique viri mudantur, qua feminarum gratia desideratur. Vgl. dazu Preller RM3 I 449. Peter im Anh. zu Ov. fast. IV 133. 160. Die Erklärung wird natürlich dadurch nicht hinfällig, dass wir nicht anderweit nachweisen können, dass die Mädchen an diesem Tage Geschenke empfingen. Dass die hier gemeinten Damen bei allen nur möglichen Gelegenheiten für Geschenke empfänglich waren, ist an und für sich klar, und dass sie an einem Tage, der ihnen ganz offiziell gehörte, solche mit ziemlicher Sicherheit erwarteten, kann auf einem stillschweigenden Vertrage beruhen, an dessen Wahrscheinlichkeit zu zweifeln, nicht der mindeste Grund vorliegt.

406. Ganz ähnlich ist fast. IV 130: (Venus) Marti continuata suo. Eine natürliche Interpretation kann hier nur

den ersten April bezeichnet finden. Wie aber der März dem Mars heilig ist (Ov. fast. III 76 etc.), so ist der April der Monat der Venus (ib. IV 1 ff.). Vgl. Auson. dist. de mens. (p. 98 Peiper):

Aeneadum genetrix vicino nomen Aprili das Venus: est Marti namque Aphrodite comes.

407 f. Höchst schwierige Verse, deren Erklärung nicht Anspruch auf Unfehlbarkeit machen kann. Der Zusammenhang lehrt zunächst mit Sicherheit, dass es sich um einen regelmässig wiederkehrenden Termin handelt. Diesen bezeichnet der Dichter, für seine Zeitgenossen sicher deutlich genug, für uns aber recht unklar, dadurch, dass er sagt, an diesem Tage (oder Tagen?) seien im Circus königliche Schätze deponiert, nicht aber wie früher, sigilla. Dabei denkt man unwillkürlich an die sigillaria, kleine Figuren und Puppen aus Thon, wie man sie in der Saturnalienzeit sich gegenseitig schenkte (Macrob. I 11, 1). Vielleicht ist nun sigilla hier in weiterem Sinne zu verstehen, umfasst vielleicht auch all die anderen Kleinigkeiten, die man sich an den Saturnalien schenkte, über die wir durch Martials XIV. Buch näher unterrichtet sind; vgl. auch V 18. VII 53. Sigilla hätte dann der Dichter gesagt, weil diese ursprünglich wohl allein geschenkt wurden, so dass sich der frühere Name auch für die spätere Mannigfaltigkeit der Geschenke verwenden liess. Wenn die Erklärung bis hierher das Richtige trifft, scheint mir dann sehr beachtenswert, dass diese Saturnaliengeschenke nur Kleinigkeiten ohne grossen Wert, also nicht teuer waren. Daraus würde es sich erklären, dass der Dichter vor dem Tage, an dem die sigillaria geschenkt werden, nicht warnt, sondern vor einem andern, an dem es sich um kostbarere Geschenke handelt: nicht vor dem (früher liegenden) Termine der sigillaria, sondern vor dem der opes regum nimm dich in Acht. Mithin bezeichnet erst V. 408 den eigentlichen dies ater, dessen Gefährlichkeit durch den Gegensatz zu dem relativ harmlosen in 407 bezeichneten Termine nur um so anschaulicher hervorgehoben wird. Gemeint wäre dann in 408 der Neujahrstag, von dem die

410

Sed regum positas Circus habebit opes,
Differ opus! tunc tristis hiemps, tunc Pliades instant,
Tunc tener aequorea mergitur Haedus aqua.
Tunc bene desinitur; tunc, siquis creditur alto,

Vix tenuit lacerae naufraga membra ratis.
Tu licet incipias, qua flebilis Allia luce
Vulneribus Latiis sanguinulenta fuit,

415 Quaque die redeunt rebus minus apta gerendis
Culta Palaestino septima festa Syro.
Magna superstitio tibi sit natalis amicae,

Sitte der Geschenke bekannt ist (Nachweise im Anhang). Diese Geschenke müssen mit fortschreitendem Luxus bisweilen sehr kostspielig gewesen sein, so dass dadurch der Neujahrstag für den Liebenden zu einem dies ater wurde. Aber was hat mit alledem nun der Circus zu thun? Circus ohne näheren Zusatz bezeichnet den Circus Maximus und wir haben vorläufig keinen Grund, hier eine andere Erklärung anzunehmen (doch vgl. den Anh.). So würde sich die Annahme als möglich ergeben, dass zur Zeit der Saturnalien und vor dem Neujahrstage im Circus (Maximus?) eine Art Messe oder Jahrmarkt stattfand, wo die zu Geschenken dienenden Sachen, zum Teil kostbarster Art (regum opes) ausgestellt waren (positas). Die βασιλικά μηχανήματα, die Lucullus im Circus Flaminius aufstellte (Plut. Luc. 37), nützen uns nichts, da es sich bei Ovid um einen regelmässig wiederkehrenden Termin handelt.

409-412. Die beiden eben genannten unglücklichen Tage des Liebeskalenders erhalten zwei Analoga aus der Nautik, wobei aber nicht genaue chronologische Uebereinstimmung erstrebt wird.

409. Pliades, Theiades, rein lateinisch Vergiliae, das Siebengestirn; sein Untergang (8.-11. November) bedeutet das Ende der Schiffahrt (vgl. 412) und bringt winterliche Stürme. Plin. hist. nat. XVIII 69, 280: namque vergiliae privatim attinent ad fructus, ut quarum exortu aestas incipiat, occasu hiemps etc.

instant sie drohen, bringen Gefahr, eben bei ihrem Untergange; ihr Aufgang bedeutet dagegen den Einzug des Frühlings (vergiliae) und den Beginn der Schiffahrt (Theiάdes). Vgl. Athen. XI 489 e, 490 a.

410. Haedus meist haedi, oigoi,

die Böcklein. Der Singular z. B. auch bei Hor. carm. III 1, 28: impetus orientis haedi. Vgl. Servius zu Verg. Aen. IX 668: supra Tauri cornua est signum, cui Auriga nomen est. Retinet autem stellas duas in manu, quae Haedi vocantur... quarum et ortus et occasus gravissimas tempestates faciunt. Vgl. Verg. ge. I 205.

Aen.

IX 668: quantus ab occasu veniens pluvialibus Haedis (abl. der Zeit) verberat imber humum. Theokr. 7, 53. Ueber den Aufgang der Haedi sagt Columella (XI 2, 73): pridie nonas Octobres haedi oriuntur vespere.

tener erklärt sich aus der dem Namen zu Grunde liegenden Vorstellung. Den haedus nennt Catull. 17, 15 tenellulus. Vgl. Ovid met. XIII 791: splendidior vitro, tenero lascivior haedo (nach Theocr. 11, 20: απαλωτέρα ἀρνός, μόσχω γαυροτέρα).

413. Die bekannte Niederlage der Römer durch die Gallier an der Allia war 390 v. Chr. am 18. Juli, der seitdem als dies ater galt. Liv. V 37 ff.; selten erwähnt ohne ein derartiges Beiwort wie hier flebilis. Vgl. Verg. Aen. VII 717: infaustum Allia nomen. VIII 647: Allia horrificis ripis. Lucan. VII 409: damnata diu Romanis Allia fatis.

Sil.

415 f. Der jüdische Sabbath; vgl. zu v. 76. Beide Tage sind aber um so passender, als an ihnen der geschäftliche Verkehr stockte, mithin keine grosse Gelegenheit war, dem Mädchen Geschenke zu kaufen.

417. Besonders warnt der Dichter vor dem Geburtstage des Mädchens wegen der damit verbundenen Notwendigkeit, sie zu beschenken. Vgl. zu 405. 418-436. Der Satz quaque aliquid dandumst, illa sit atra dies bildet nun

420

Quaque aliquid dandumst, illa sit atra dies.
Cum bene vitaris, tamen auferet: invenit artem
Femina, qua cupidi carpat amantis opes.
Institor ad dominam veniet discinctus emacem
Expediet merces teque sedente suas,

Quas illa inspicias, sapere ut videare, rogabit
Oscula deinde dabit; deinde rogabit, emas.
425 Hoc fore contentam multos iurabit in annos,
Nunc opus esse sibi, nunc bene dicet emi;
Si non esse domi, quos des, causabere nummos,
Littera poscetur, ne didicisse iuvet.

430

Quid, quasi natali cum poscit munera libo
Et, quotiens opus est, nascitur illa sibi?
Quid, cum mendaci damno maestissima plorat,
Elapsusque cava fingitur aure lapis?

Multa rogant utenda dari, data reddere nolunt ;
Perdis, et in damno gratia nulla tuo:

435 Non mihi, sacrilegas meretricum ut persequar artes,

Be

das Thema des folgenden Passus: die unermüdliche Geschicklichkeit des Mädchens, den Mann auszubeuten. sonders die raffinierte Art, wie sie es anfängt, etwas zu bekommen, tritt in dieser Schilderung in den Vordergrund. Die Sache an sich ist in immer neuen Variationen ein beliebtes Motiv der erotischen Poesie. Ich erinnere an Ovid. amor. I 10. Tib. I 4, 58 ff. 9, 7ff. II 3, 49 ff. 4, 13 ff. Straton ep. XV.

420. carpat hässliches Wort, vgl. 'rupfen'. Vgl. amor. I 8, 91: et soror et mater, nutrix quoque carpat amantem. Die beste Illustration, wie dies geschieht, giebt Prop. II 16, 7: quare, si sapis, oblates ne desere messes et stolidum pleno vellere carpe pecus; deinde, ubi consumpto restabit munere pauper, dic alias iterum naviget Illyrias. cupidi die Begehrlichkeit des Mannes erleichtert es dem Mädchen, ihn auszubeuten.

421. Der institor ist ein Hausierer, den uns der Dichter hier vorführt, wie er den Damen seine Ware vorlegt. Bekanntlich blieb es dabei nicht immer, sondern sein Beruf gab ihm Gelegenheit zu intimerer Bekanntschaft. Hor. carm. III 6, 29: sed iussa coram non sine conscio surgit marito, seu vocat institor, seu navis Hispanae magister etc. epod. 17, 20: o nautis multum amata et institoribus. Ov. rem. am. 306: institor heu noctes, quas mihi non dat, habet. Auch discinctus deutet auf die Unge

zwungenheit des Verkehrs; vgl. Prop. IV 2, 38.

423. sapere ut videaris damit du guten Geschmack erkennen lässt. Also bei der lieben Eitelkeit packt ihn das schlaue Mädchen, dass er sich die Ware nur erst einmal ansieht.

428. littera hier eine Schuldverschreibung. didicisse nämlich Schreiben. Das hast du nun davon, schreiben zu können, dass du einen Schuldschein schreiben musst.

429. Wie wenn ihr Geburtstag wäre, hat sie Kuchen gebacken, mit dem sie dich zum Kaufe verleiten will. Demnach war auch der Geburtstagskuchen schon bei den Römern üblich.

Vgl. trist. III 13, 17. Vgl. zu 405.

430. Sie hat dann eben so oft Geburtstag, als es ihr passt, so oft sie etwas haben will.

431. mendaci damno sie giebt vor, etwas verloren zu haben, wie z. B. den Stein aus dem Ohrgehänge. Natürlich sollst du den Verlust ersetzen. Vgl. II 172.

432. Ohrringe zu tragen war ebenso in Griechenland (ενώτια etc., ελικτῆρες) wie in Rom bei Frauen und Mädchen allgemein üblich. Siehe Becker, Charikles* I 309. Gallus III 279. Tibull. I 8, 39. Baumeister, Denkmäler II p. 1047.

433 f. Ein neuer Kniff: sie borgen sich etwas von dir, was du nie wieder sehen wirst; dann hast du noch nicht einmal Dank davon.

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