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Resultat des HERTWIG'schen Experiments in folgender Weise erklären: Durch die Einwirkung von Chinin und Chloral wird zwar der Einfluß der Centrosomen auf Protoplasma und Kern gelähmt; wie aber das Wachsthum der Kernsubstanz ungestört fortschreitet, so geht auch die Entwicklung der Centrosomen ungehindert ihren Gang, und so erleiden diese beiden Körperchen schon im ungefurchten Ei die Teilung, welche bei nicht aufgehobener Einwirkung derselben auf Kern und Protoplasma erst in den beiden Furchungszellen eintreten würde. So sind, wenn nach dem Erlöschen der Chinin- oder Chloralwirkung die Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Zellenorganen wieder hergestellt sind, vier Zentralkörperchen vorhanden, die nun zur Bildung einer entsprechenden Teilungsfigur Veranlassung geben müssen.

Daß eine abnorm große Menge von Kernsubstanz nicht eine Vermehrung der Zahl der Tochterkerne zur Folge hat, das scheint mir auch durch die oben beschriebene Fig. 89 bewiesen zu werden, wo eine reguläre zweipolige Spindel sechs Kernelemente, bez. deren Tochterelemente, enthält. Obgleich hier so viel Kernsubstanz vorhanden ist, daß drei Tochterkerne mit der typischen Vierzahl von Elementen gebildet werden könnten, treten doch nur, wie gewöhnlich, deren zwei auf.

Wir haben also auf der einen Seite: Vierteilung des Kerns bei normaler Zahl (und Größe) der chromatischen Elemente, auf der anderen Seite: Zweiteilung bei einer um die Hälfte vermehrten Anzahl von Kernelementen, wonach mir der Schluß unabweisbar erscheint, daß zwischen der Menge der Kernsubstanz und der Zahl der Pole keinerlei Beziehungen obwalten. Der Kern, ob groß, ob klein, trifft unter allen Umständen die nämlichen Vorbereitungen zur Teilung, die in der Bildung isolierter chromatischer Elemente und deren Spaltung in zwei Hälften bestehen; zu wie viel neuen Kernen sich diese Tochterelemente gruppieren werden, ob sie alle wieder in einen einzigen Kern zusammenkommen, oder ob zwei, drei oder mehr Tochterkerne entstehen werden, darauf ist die Kernsubstanz ohne allen Einfluß. Der Kern teilt sich nicht, sondern er wird geteilt.

Es mag zum Schluß noch einmal hervorgehoben werden, daß, nach all den angestellten Betrachtungen, die karyokinetischen Prozesse lediglich für eine Zweiteilung des Kerns geschaffen erscheinen, für welche sie ja in der That das, was wir als ihren Zweck ansehen müssen nämlich die geregelte Verteilung der beiden Hälften eines jeden chromatischen Elements auf die beiden

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zu bildenden Tochterzellen in vollkommener Weise erfüllen. Bei allen mehrpoligen Figuren, bei denen die Zahl der Tochterkerne und die Quantität und Qualität ihrer Substanz vom Zufall abhängig ist, wird der Zweck der Karyokinese verfehlt. Aus diesem Grunde müssen wohl alle mehrpoligen Teilungsfiguren als pathologische bezeichnet werden, und wenn dieselben doch in einer Entwicklung als normal vorkommen sollten, so müssen entweder die Kernelemente in der oben genannten Weise dieser Mehrpoligkeit angepaßt sein, oder es muß sich um die Bildung von Kernen handeln, für die die Menge und Qualität der Kernsubstanz gleichgültig ist.

Nachschrift.

Nachdem die vorstehende Arbeit bereits längere Zeit fertiggestellt war, ist die stattliche Reihe der in kurzer Frist über das Ei von Ascaris megalocephala veröffentlichten Schriften abermals um eine vermehrt worden. Es ist dies die durch eine vorläufige Mitteilung (22) bereits in Aussicht gestellte ausführliche Abhandlung von KULTSCHITZKY 1).

Als neu in derselben ist anzuführen: 1) der von KULTSCHITZKY zum erstenmal gelieferte Nachweis, daß sowohl Ei- und Spermakern, als auch die Blastomerenkerne achromatische Kernkörperchen enthalten, 2) die Beobachtung, daß die Knäuelfäden eines jeden. Kerns vor Ausbildung der Teilungsfigur zu einem dichten Klumpen (,,Endknäuel") zusammengeballt werden (entsprechend meinen Fig. 25, Taf. I, und 77, Taf. IV), 3) endlich die Angabe, daß sich während der Eireifung von dem zu amöboiden Fortsätzen ausgezogenen Protoplasmakörper des Spermatozoons Teilchen loslösen und als isolierte Körnchen eine Zeit lang im Eiprotoplasma nachgewiesen werden können, ein Verhalten, dem ich jedoch nach eigenen Erfahrungen eine allgemeine Gültigkeit nicht zuerkennen kann.

Abgesehen von den angeführten Punkten, bringt die in Rede stehende Abhandlung nichts, was nicht schon, sorgfältiger untersucht, genauer gezeichnet und ausführlicher beschrieben, in den Arbeiten früherer Autoren enthalten wäre, und somit liegt die Bedeutung der Untersuchungen KULTSCHITZKY'S wesentlich darin, daß gewisse zum Teil bestrittene Angaben einzelner Vorgänger von einem unbeeinflußten Beobachter bestätigt werden. Eine solche Stellung nimmt die Abhandlung speziell zu meinen eigenen Ar

1) KULTSCHITZKY, Die Befruchtungsvorgänge bei Ascaris megalocephala. Arch. f. mikr. Anat., Bd. XXXI.

beiten ein, indem der russische Autor sowohl meine Mitteilungen (10) über die beiden Archoplasmakugeln (soweit seine allerdings spärlichen und durch Zeichnungen nicht illustrierten Angaben reichen) bestätigt, als auch in bezug auf die Bildung der Richtungskörper mit meiner ausführlichen Darstellung (16) vollkommen übereinstimmt, wenigstens in seinen Zeichnungen, wogegen er allerdings in der Auslegung dieser Befunde viel wesentlicher, als es in seiner Beschreibung hervortritt, von meiner Darstellung abweicht. Ich sehe mich deshalb veranlaßt, auf diese Verhältnisse mit einigen Worten einzugehen.

Unter den Bildern, die KULTSCHITZKY von der Bildung der Richtungskörper gibt, ist kein einziges, das nicht in allem Wesentlichen mit einer der von mir gezeichneten Figuren identisch wäre. So hat er besonders die von mir zuerst beschriebenen wichtigen Chromatinbrücken zwischen den Unterabteilungen der zwei vorhandenen Chromatinköper in ganz der gleichen Weise nachweisen können, und speziell jene beiden Figuren, auf welche er seine von der meinigen abweichende Darstellung gründet (Fig. 1 u. 2, Taf. XXIX), nehmen sich fast wie Kopien meiner in Fig. 15 gezeichneten Abbildungen aus.

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Die Berichtigung nun, die KULTSCHITZKY meinen Resultaten zu geben für nötig findet, besteht in Folgendem: 1) behauptet er, in der ersten Richtungsspindel seien zunächst vier paarweise verbundene Chromatinstäbchen vorhanden, die sich hier in je zwei Hälften eine für den Richtungskörper, eine für das Ei spalten, während ich selbst, im Einklang mit CARNOY, ZACHARIAS und VAN GEHUCHTEN, schon im Keimbläschen jede Chromatingruppe als aus vier Stäbchen zusammengesetzt nachgewiesen habe; 2) glaubt er, daß nur nach seinen Resultaten die Bildung der Richtungskörper als Karyokinese bezeichnet werden könne.

KULTSCHITZKY

Betrachten wir zunächst den zweiten Punkt. stimmt darin mit mir überein, daß er als Kennzeichen der Karyokinese die Teilung (Längsteilung) der chromatischen Elemente und die Wanderung der beiden Hälften zu entgegengesetzten Polen betrachtet. Indem er nun in der ersten Richtungsspindel vier Stäbchen beschreibt, die erst, nachdem sie zur Äquatorialplatte angeordnet sind, eine Längsspaltung erleiden sollen, erhält zwar der Bildungsvorgang des ersten Richtungskörpers entschieden den Charakter der Karyokinese, allein durchaus nicht in höherem Maße als durch meine Darstellung. Denn es ist bekanntlich nicht nötig, ja nicht einmal häufig, daß die Spaltung eines Elements

erst in der fertig ausgebildeten Spindel erfolgt, sondern gewöhnlich finden wir schon in dem noch völlig intakten Kernbläschen jedes Element aus parallelen Schwesterfäden zusammengesetzt - und nichts anderes habe ich für das Keimbläschen von Ascaris meg. beschrieben. Leistet also KULTSCHITZKY'S Annahme nicht im mindesten mehr als meine Betrachtungsweise, so stellen sich derselben umgekehrt schon bei der Erklärung der ersten Richtungsfigur erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Denn die paarweise Verbindung je zweier der vier von KULTSCHITZKY angenommenen Elemente durch Chromatinbrücken, also das in seinen Figuren 1 und 2 dargestellte Verhalten, das für meine Auffassung des Vorganges eine wesentliche Stütze bildet, ist für seine Erklärungsweise ein völliges Rätsel und wird demgemäß, seiner Bedeutung nach, von ihm vollständig ignoriert. Wollte man aber auch hiervon absehen, so ist doch so viel sicher, daß sich KULTSCHITZKY durch seine Annahme jegliche Möglichkeit entzieht, die Bildung des zweiten Richtungskörpers als Karyokinese aufrecht zu erhalten. Denn für ihn bestehen in der zweiten Richtungsspindel von Anfang an vier Elemente, von denen einfach zwei ausgestoßen werden, zwei im Ei verbleiben; die von ihm selbst geforderte Teilung der Elemente würde vollkommen fehlen und somit ein Vorgang gegeben sein, den WEISMANN als „Reduktionsteilung" bezeichnet und den dieser Forscher gerade für die Bildung des zweiten Richtungskörpers postuliert. Nicht nur also, daß der russische Autor sich irrt, wenn er glaubt, nur seine Darstellung könne dem Vorgang den Charakter der Karyokinese wahren, führt im Gegenteil gerade seine Betrachtungsweise zu der Konsequenz, daß wenigstens der Bildung des zweiten Richtungskörpers die wesentlichen Merkmale der karyokinetischen Teilung abgesprochen werden müssen. Vielmehr besteht die einzige Möglichkeit, die Reifung des Eies von Ascaris megalocephala unter die typischen karyokinetischen Phänomene einzureihen, in der von mir aufgestellten und, wie ich glaube, aufs beste begründeten Anschauung, wonach im Keimbläschen dieses Eies (Typus CARNOY) zwei chromatische Elemente enthalten sind, die in der ersten Richtungsspindel regelrecht halbiert werden, worauf die zwei im Ei verbleibenden Tochterelemente eine gleiche Halbierung in der zweiten Richtungsspindel erfahren. Eine besondere Stellung nimmt der Vorgang nur dadurch ein, daß in den primären Tochterelementen, noch ehe dieselben von ihren Schwesterhälften getrennt sind, bereits die nächste Teilung vorbereitet ist, eine Besonderheit, die durch das Fehlen der Kern

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