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vollen Verfasser der bisher erwähnten Tragödien nicht wieder. Schon Tieck hat von diesem Stück gesagt, man finde hier Latino. S'io non erro, è presso il far del giorno.

Udite il rossignuol, che con noi desto,

Con noi geme fra i spini, e la rugiada
Col pianto nostro bagna l'herbe. Ahi lasso,
Rivolgete la faccia all' oriente.

Ecco incomincia a spuntar l'alba fuori,
Portando un altro sol sopra la terra

Hadriana. Ahimè, ch'io gelo. Ahimè, ch'io tremo tutta.
Questa è quell' hora, ch'ogni mia dolcezza
Affatto stempra. Ahimè, quest' è quell' hora,

Che m'insegna a saper che cosa è affanno.
O del mio ben amica, avara notte,

Perchè si ratto corri, fuggi, voli,
A sommerger te stessa e me nel mare?

Hiermit vergleiche Shakspeare:

Juliet.

Romeo.

Wilt thou be gone? It is not yet near day;
It is the nightingale and not the lark,
That pierc'd the fearful hollow of thine ear;
Nightly she sings on yon pomegranate tree:
Believe me, love, it was the nightingale.
It was the lark, the herald of the morn,
No nightingale. Look, love, what envious streaks
Do lace the severing clouds in yonder east;
Night's candles are burnt out, and jocund day
Stands tiptoe on the misty mountain's tops.

I must be gone and live, or stay and die.

Es ist zu bemerken, daß weder Maffuccio, noch da Porta, noch Brooke bei dieser Gelegenheit, wie Groto und Shakspeare von der Nachtigall reden.

Wir empfehlen ferner die Scene der italienischen Tragödie, wo der Priester Hadrianen den Schlaftrunk reicht, die, wo die Leztere die Phiole leert und die des Erwachens in der Gruft der vergleichenden Aufmerkfamkeit künftiger Commentatoren des Shakspeare. S. Walker's Histori. cal memoir on Italian tragedy, London 1799, pag. 49 ff.

Streit, Mißhelligkeit, Intrigue und Kampf, Interessen, die sich durchkreuzen, Antithefen, die mit vielem Scharfsinn entwickelt seien, würde sich aber irren, wenn man nur einen Funken von der Liebesglut des Shakspeare'schen Trauerspiels wiederzufinden erwartete.

In El mas impropio Verduge para la mas justa venganza zeigt sich die Energie des Rojas in einigen wahrhaft großartigen Scenen von erschütternder Wirkung; aber dieses Stück, wenngleich es Schönheiten aufzuweisen hat, wie sie nur dem Genie gelingen, ist in Plan und Ausführung doch verfehlt, und zeigt, wie noch mehrere andere Dramen des Rojas, ein verkehrtes Streben, das Tragische und Furchtbare bis zum Zurückstoßenden und Gräßlichen zu treiben. Gewiß kann die entsegliche Begebenheit, wie ein Vater die Verkleidung des Henkers annimmt, um seinen entarteten Sohn selbst hinzurichten, schon an sich, noch mehr aber in der Art, wie sie hier behandelt ist, statt zu erschüttern, nur empören. In ähnlicher Weife, mit entschiedener Vorliebe für das Schreckliche und Grausenhafte, ist in El Cain de Cataluña cine schaudervolle Mordgeschichte dramatisirt; einen wunderlichen Charakter erhält das Stück noch dadurch, daß die Feindschaft der beiden Söhne des Grafen von Barcelona und die Ermordung des jüngeren zum Theil mit den nämlichen Ausdrücken geschildert wird, wie der Tod Abel's in der Bibel; übrigens kann man auch diesem Drama, bei allem Widrigen und Harten, einzelne ergreifende und hoch-tragische Momente nicht absprechen.

Die Dramen, welche Rojas auf die Mythologie oder Geschichte der Alten gegründet hat, gehören zum Theil zu dem Besten, was die spanische Bühne in dieser Art besist. So hat er die Fabeln von Medea und von Prokne und Filomena

zwar im herrschenden Comödienstyl seiner Zeit, aber mit einer Stärke des Pathos dramatisirt, die, trog der romantischen Umbildung des Ganzen, wenigstens in einzelnen Sceuen an die tragische Größe der Alten erinnert. Weniger ges langen unserem Dichter die geistlichen Comödien. Die beste darunter möchte sein: Nuestra Señora de Atocha, in alt spanischer Sprache. Dieses, zur Verherrlichung der Schußpatronín von Madrid geschriebene Schauspiel schildert die enthusiastische Andacht und den aufopfernden Heldenmuth der alten Castilianer sehr schön; das Hauptmotiv der Handlung ist, daß ein`spanischer Ritter seine beiden Töchter, um sie vor den, Madrid belagernden, Mauren zu schüßen, in der Kirche unserer lieben Frau von Atocha ermordet, daß aber die heilige Jungfrau die beiden Mädchen auf wunderthätige Weise wieder in's Leben zurückruft. Ein ganz wüstes und abenteuerliches Stück ist dagegen Los tres blasones de España, woran freilich, als hätte Rojas allein nicht so vielen Unsinn zusammenbringen können, noch Antonio Coello mitgearbeitet hat. Der erste Akt spielt zur Zeit der Kämpfe des Pompejus mit Spanien, der zweite in einer späteren Periode des römischen Reichs, der dritte in der Zeit des Cid; der heilige Caledonius und St. Emerentius werden darin vorgeführt, wie sie zuerst als Embryonen vor ihrer Geburt, dann während ihres Lebens und zulegt nach ihrem Tode Spanien schüßen. Freien Spielraum für seine zügellose Phantasie fand unser Dichter auch in Süjets wie Persiles y Sigismunda (nach dem Roman des Cervantes), Los zelos de Rodamonte (nach Bojardo und Ariost), El falso Profeta Mahoma (nach einem alten spanischen Volksbuch, in welchem das Leben des Mohammed auf höchst wunderliche Weise ents stellt ist).

Gesch. d. Lit. in Spanien. III. Bd.

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Die Lustspiele des Rojas standen bei seinen Zeitgenossen in besonderem Ansehen, und haben zum Theil bis auf den heutigen Tag ihre Popularität behauptet. Sie zeugen von ungleich mehr komischer Kraft, als die des Calderon, und wenn man nur diese energische Komik und dabei die lebendige Naturwahrheit der Charaktere in's Auge faßt, so darf man die besten derselben in dieser Beziehung dreift an die Spize aller spanischen Luftspiele sezen. Die Erfindungen sind finnreich und voll Interesse, die Handlung schreitet rasch und unaufhaltsam fort, und bewegt sich durch Situationen von ungemeiner Wirkung; der Wig sprudelt in unerschöpflicher Fülle, und der Dialog ist, wenn auch hier und da in den Scenen, welche sich in die höhere Poesie versteigen sollen, nicht frei von Ziererei, so doch mehrentheils von unverbesserlicher Leichtigkeit. Die Figuren, obgleich bisweilen im Caricaturstyl gehalten, springen in den kräftigsten und lebenvollsten Zügen hervor, und in komischen Verwickelungen haben wenige Dichter eine solche Erfindsamkeit gezeigt, wie Rojas. Um jene poetische Verklärung, welche Calderon liebte, war es ihm freilich in diesen Lustspielen nicht zu thun; wenn Jener sich mit Vorliebe den edelsten Zügen seiner Nation zuwandte, so faßte Rojas vielmehr vorzugsweise das Thörichte und Lächerliche feiner Zeit auf; aber mit welcher Derbheit die Verkehrtheiten des Lebens hier auch gegeißelt werden, wie Vieles auch wirklich Zerrbild ist, so fehlt es doch durchaus nicht an poetischer Haltung, und man kann dem Dichter keineswegs vorwerfen, der späteren nüchteren Gattung des Lustspiels, welche sich ganz von der Poesie lossagte, vorgearbeitet zu haben.

Entre bobos anda el juego gehört zu den originellsten Stücken der spanischen Bühne und ist voll kecker Lustigkeit und übermüthiger Laune, eben so trefflich durch die Jo

vialität in der Schilderung lächerlicher Charaktere nach dem Leben, als durch die Situationen, welche den Effekt dieser Charaktere heben. Die Figuren des Don Lucas, eines eingebildeten, prahlhaften und pedantischen Gecken, und seiner Schwester, der gezierten alten Jungfer Alfonsa, sind im burIesken Caricaturstyl nicht leicht zu übertreffen; die nächtlichen Scenen in dem Wirthshause, wo sich die verschiedenen Personen, durch die Dunkelheit getäuscht, bei ihren RedenzVous auf die seltsamste Weise kreuzen, könnten wohl selbst den trübsinnigsten Hypochonder zum Lachen bringen, und die den Knoten schürzende Intrigue, wie D. Lucas, der sich in den Kopf gesezt hat, eine junge und schöne Dame zu heirathen, von dieser und von seinem eigenen Neffen an der Nase herumgeführt wird, ist mit großer Feinheit und Geschicklichfeit durchgeführt. - Der jüngere Corneille, dessen D. Bertrand de Cigarral diesem Lustspiele nachgeahmt ist, hat dem Original nichts hinzugefeßt, was gelobt werden könnte, wohl aber die komische Kraft desselben sehr geschwächt 98).

98) Um an einer Probe zu zeigen, wie genau der Franzose sich oft an den Spanier geschlossen hat, wählen wir die Rede, in welcher der gefoppte D. Lucas seinem Zorn gegen die beiden Liebenden in höhnischer Weise Luft macht:

Rojas:

Pues dadla la mano al punto,
Que en esto me he de vengar:
Ella muy pobre, vos pobre,
No tendreis hora de paz.
El Amor se acaba luego,

Nunca la necesidad:

Hoy con el pan de la boda

No buscaréis otro pan.

De mi os vengais esta noche,

Y mañana, a mas tardar,

Cuando almorceis un requiebro❝

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