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fertigen zu können. Ich halte sie vielmehr für äußerst gefährlich, da der Verfasser über die armseligen Be= kämpfer des Nachdrucks einen so glänzenden Sieg behauptet. Krause macht den Advocatus diaboli wie ein vollkommener Meister. Den unbedingten Beis tritt, den man hie und da seinen scharfsinnigen Gründen nicht versagen kann, benußt er, ihn auch dort zu erschleichen, wo sich alles Gefühl dagegen empört; und man muß, bei seiner verschmitten Darstellungsweise, genau Acht geben, um nicht zu übersehn, daß er oft als moralische Person zu reden scheint, wo er alle Moralität mit Füßen tritt.

Heute Abend hab' ich eine große Kindergesellschaft. Ich gebe einen Maulbeerbaum voll herrlicher Früchte Preis, und wenn es dunkel wird, lass' ich einen großen Streif Schießpulver, der sich durch drei Gänge windet, anzünden. Das giebt Jubel über Jubel.

Baireuth, 5. September 1817.

Mein guter Voß! Dein Blättchen war mir der lezte schöne Nachhall vom geliebten Heidelberg, und ich danke Dir recht. Du kannst mich leichter erfreuen als ich Dich; da Du Bekanntes fort- und ich Unbe-. kanntes anspinne.

Der erste Band des Siebenkäs bringt dieses Blättchen mit.

Mein gelehrtes Heidelberg kann ich mir hier nicht erseßen; bloß das geliebte durch das Leben in der Familie.

Wie wird mich nach einem halben Jahre oder im Frühling das Sehnen nach euern Strömen und Bergen und Herzen quälen! Habe Dank, Du guter warmer Mensch, für alle Deine Liebe und deren Thaten. Es begegne Dir recht oft Dein Ebenbild.

Dein

Jean Paul.

Baireuth, 28. September 1817.

Mein alter guter lieber Heinrich! Diesen Namen lieb' ich besonders; auch weil mein bester (ver= » storbner) Bruder so hieß. - Durch Deine Briefe wohn' ich ordentlich bei Dir und folglich in Heidelberg noch fort, dessen Vielgestirn mir niemal unters gehn soll. Ich wollte nur, Du hättest sinesisches Seidenpapier den Bogen zu 10 frankfurter Ellen, worauf die Zeitung gedruckt wird, damit Du Dich weniger kurz zu fassen brauchtest. Deine Urtheile und Menschenabschattungen sind immer treffend. Der niedrige Krause soll mich nie, wie ein Laucher

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die See-enten, zu sich hinunter ziehen. Was ich ge gen Nachdruck zu sagen wußte, hab' ich schon im vorjährigen Morgenblatt weitläuftig gesagt. Krause antwortet, wie oft Weiber, meistens auf etwas anderes. Bemerke, jeder Gedankenstrich bedeutet in meinen Briefen einen Gedanken - Absprung. Vor den P-8 halte ihr monatliches Schweigen bei ein paar Besuchen zusammen mit Deinem Fortschreiben bei Deinen Dekanaten, Professuren, Überseßungen und 32 Kompaßschreibereien. Meine Dioskuren Herzen, Otto und Emanuel, lieben Dich unendlich voraus, so wie meine Caroline. - Stuttgart hol ich im künftigen Frühling gewiß ein, oder mich der Lod. Und so lebe denn wohl, Du ächter biederer Mensch!

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Heidelberg, 29. Oktober 1817.

Es ist 6 Uhr Morgens, und schon eine Stunde lang geh' ich im Zimmer auf und ab, unruhig, fröhlich und bewegt; es ist mein Geburtstag, und Gott sei Dank, ich kann zu mir sagen: „Nun hast du 38 „Jahre deinen Eltern zur Freude gelebt, und nie eine „Sorge auf ihr Haupt geladen, außer der langen „Zeit, da du siech, elend, ja sterbend warst.“ Meine Eltern werden mir um 7 Uhr ihren Glückwunsch ge

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ben, ich selbst hab' ihn mir schon in ihrem Namen gegeben, und in meiner Brüder, in Truchseß Namen, und in meines unaussprechlich theuren Jean Paul. Ach! könnt' ich den Glückwunsch aus Deinem Munde empfangen, Du Geliebter! Dreizehn Jahre sind es heute, da schickte der herrliche Schiller um diese Stunde sein Söhnchen zu mir mit dem Zell, in den er gar freundliche Worte geschrieben, hatte. Wie heimlich war ich mit meinem Geburtstag gewesen, weil ich meinen Schülern, die mich zwei Monate vorher so reichlich beschenkt hatten, nicht neue Lasten aufwälzen wollte! Aber Schiller hatte nach Helmstädt schreiben lassen, und dorther von Bredow mein Geheimniß erfahren. Nun mußt ich den ganzen Tag bei ihm sein, und eine Feier vers anstaltete er mir -nun wahrlich, seinen Sohn hätt er nicht festlicher feiern können. Ach! es war das erstemal, daß ich diesen herrlichen Mann an meinem Geburtstage sah, und das letztemal; denn nicht volle 6 Monate darauf trug ich ihn unter heißen Thränen an die leßte Stätte, wo er nun in Frieden schlummert. So lang ist er todt, und noch immer erstirbt meine Liebe zu ihm nicht, und kehrt mein Geburtstag wieder, so wird die Liebe am innigsten und regsten. Ich habe schon den Tell, der in einem eignen Verz

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schlosse ruht, hervorgeholt, und kann mich nicht satt sehen an Schillers freundlichen Worten, und an der Haarlocke. Und da ist mir's, als stände er lebend vor mir der freundliche, ruhige, immer sich gleichbleibende, herzliche Mann, den ich nicht bloß in fröhlichen Augenblicken sah, sondern auch in den traurigsten, den ich o wie oft! - auf die Maskerade geleitete, und nachher in den Lagen der Krankheit, als recht treuer Pfleger bei Lag' und bei Nacht, Grab. Noch in jeder Minute kann ich mir seine ganze Gestalt vors Auge führen, was mir nicht mit allen Menschen gelingt, die mir lieb waren oder sind. Theurer Jean Paul, Dir mußt' ich das sagen, was mir sonst als ein Heiligthum im Herzen verschlossen ruht, Deine Locke, dies theure Geschenk Deiner trefflichen Karoline, liegt ja neben der Schil lerschen, und keinen liebte ich nach Schillers Lode so innig, so heiß, als meinen Truchseß und Dich. Ich fühlte mich, als Du mich diesen Sommer auf meinem Zimmer überraschtest, und ich Dir zum erstenmal in das freundlich helle Auge fah, bei aller Schüchternheit, die mich noch jetzt bei einem Wesen umfängt, das so hoch über mir steht, doch sogleich auf ewig an Dich gefesselt. Bleibe mir gut, Du edler, freundlicher Bruder, bleibe mir gut, darum bitt'

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