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entsteht. Dieser einheitlich gewordene mediane Knorpelfortsatz steht anfänglich mit dem knorpeligen Pubis in einem continuirlichen Zusammenhang, gliedert sich erst nachträglich von demselben ab und wird dadurch zu einem selbständigen, vor dem Beckengürtel gelegenen Knorpel, der später verkalkt. Das Hypoischium legt sich ziemlich spät etwa gleichzeitig mit der Epipubis an und erscheint als eine caudale Fortsetzung der auf das Gebiet der Ischia beschränkten Crista mediana, später bildet es sich zurück und schwindet schliesslich völlig. Diese Rückbildung des Hypoischium, für das wohl bei Landsauriern eine mediane Bindegewebsraphe, an die dann wie sonst an das Hypoischium der M. transvers. perinei inserirt, vicariirend eintritt, hängt enge mit einer Rückbildung des Schwanzes und seiner Musculatur zusammen. Zu der Schwanzmusculatur gehören auch die zum Hypoischium in nächster Beziehung stehenden Mm. transversi perinei, denn der M. transversus perinei ist (nach Gadow) nur als vorderstes ventrales, selbständig gewordenes Stück des ursprünglichen M. lateralis caudae zu betrachten. Vf. vermuthet, dass in früherer Zeit Hypoischium und Epipubis bei niedrigstehenden Wirbelthieren eine grössere Verbreitung hatten als heut zu Tage. Was den Schwanz der Schildkröten anlangt, so zeigte er in frühen Entwicklungsstadien sämmtliche Charaktere eines Saurierschwanzes, nimmt jedoch im Laufe der individuellen Entwicklung an relativer Länge und Dicke ab. Es ist interessant, dass ausser dieser Reduction der Schwanz der Schildkröten auch noch einen Functionswechsel durchzumachen hat. Er wird von diesen Thieren dazu gebraucht, um die Löcher auszugraben, in welche die Eier abgelegt werden sollen. Die Rückbildung des Chelonierschwanzes hatte übrigens schon im Miocan begonnen (Chelydra Murchisonii) und zum Theil sogar weite Fortschritte gemacht (Chelydra Decheni cf. Hermann v. Meyer, Palaeontographica Bd. II. p. 244). Vf. schliesst mit dem Satze, dass „die in gewissen Embryonalphasen hervortretende Uebereinstimmung sowohl äusserer, wie auch innerer Organisationsverhältnisse, als auch übereinstimmende physiologische Momente es nahe legen, für Schildkröten und Saurier nahe verwandte Stammformen anzunehmen."

Schneider (3) fasst die Resultate seiner Studien über Zellen, Urwirbel, Nerven, Muskeln u. s. w. bei Selachierembryonen folgendermaassen zusammen: „Das Gewebe des Embryo besteht aus Mesoderm und Ectoderm. Im Mesoderm sammelt sich das Protoplasma um die Kerne, die Zellterritorien stehen durch Ausläufer in Verbindung, sternförmiges Gewebe. Im Ectoderm bleibt das Protoplasma continuirlich. Ectoderm und Mesoderm verbinden sich durch sternförmiges Gewebe. Aus dem Mesoderm entsteht Rückenmark und Gehirn, Urwirbel und Seitenplatten. Im Schwanz entsteht Rückenmark und Hirn röhrenförmig aus dem Mesoderm. Im vorderen Theil bildet sich aus der äusseren Schicht

in der Mittellinie Mesoderm, zu den Seiten derselben das Ectoderm. Im hintern Theil entsteht das Rückenmark röhrenförmig aus dem Mesoderm. Das Mesoderm trennt sich in Gehirn, Rückenmark, Urwirbel und Seitenplatten. Die Urwirbel hängen durch die motorischen Nerven. mit dem Rückenmark von Anfang an zusammen. Auch die Seitenplatten und Urwirbel hängen anfangs zusammen, trennen sich aber. Aus Urwirbel und Seitenplatten entstehen Bindegewebe und Muskeln. Aus den Urwirbeln entstehen Längsmuskeln. Aus den Seitenplatten entsteht 1. Darm- und Herzmusculatur, 2. Flossenmuskeln, 3. Kiemen- und Kiefermusculatur, 4. Gefässe.

Wiedersheim (4) ergänzt seine im vorigen Jg. des Anat. Anzeigers veröffentlichten Studien über die Anlage des Extremitätengürtels für Knochenfische und Amphibien. Von Knochenfischen untersuchte er den Hecht, Labrax, den amerikanischen Saibling, den Lachs, die Forelle, die Aesche und Ellritze. Ueber deren Schultergürtel und Brustflosse berichtet Vf., dass in der dorsalwärts gerichteten Flossenfalte zunächst ,,eine sagittal gestellte Zellplatte, deren stark abgeplattete Elemente sich aus dem Mesoblastgewebe differenziren", zu finden ist. Der aufgetriebene, basale Plattenrand erstreckt sich durch die Leibesdecken hindurch bis zur unmittelbaren Berührung mit dem Cölomepithel. Die Verknorpelung setzt ein, wenn der Dottersack sich zu verkleinern beginnt, und schreitet von der Peripherie gegen den Rumpf fort. Einheitlich mit der Knorpelanlage der freien Extremität legt sich eine ventrale Schulterspange an, welche von Gefässen und Nerven durchbohrt wird und die Vf. für eine der Pars coracoidea des Selachierschultergürtels homologe Bildung erachtet. In derselben Weise legt sich auch noch besonders ausgesprochen beim amerikanischen Saibling eine knorplige Pars scapularis an, doch erreicht sie nirgend mehr die Ausdehnung wie bei Sturionen oder gar bei den Selachiern. Vf.,,betrachtet also den primären und secundären Schultergürtel der Teleostier und Ganoïden unter einem und demselben Gesichtspunkte und vermag in demselben keine Bildungen eigener Art (,,Clavicula" etc.) zu erblicken. Der Schultergürtel stellt zunächst eine mit dem Knorpelskelet der freien Extremität einheitliche hyaline Masse dar, die Vf. nach dem Vorgange Bunge's als ,, Extremitätenplatte" bezeichnet. Von dem einheitlichen Knorpel „gliedert sich ein peripherer Abschnitt, welcher in Radien zerfällt und zum Skelet der freien Flosse wird, ab, während der proximale den Schultergürtel darstellt." Der dorsale Randstrahl ist sofort durch seine bedeutende Grösse, sowie dadurch charakterisirt, dass sich in seinem Perichondrium sehr früh ein Belegknochen entwickelt. Der Randstrahl zerfällt schliesslich in ein laterales und mediales Stück. „Zwischen beiden bildet sich das Schultergelenk, so dass also das laterale Stück noch zur freien Extremität zu rechnen ist.

Cranialwärts nähern sich die ventralen Abschnitte des Schultergürtels von beiden Seiten mehr und mehr, doch kommt es in keiner Entwicklungsperiode zu einem vollständigen Zusammenfluss. Bei der Entwicklung,,des Beckengürtels und der Bauchflosse spielen sich principiell ganz dieselben Vorgänge ab, wie bei der Anlage der vorderen Extremität." Auch hier kommt es zur Bildung einer,,Extremitätenplatte". Im hinteren, caudalwärts schauenden Abschnitt verdickt sie sich an ihrem lateralen resp. ventralen Rande. „Jene Verdickung des lateralen (ventralen) Randes leitet die nun eintretende Abspaltung in Radien, zuerst in zwei, dann in drei, ein." „Der ungegliedert bleibende proximale Abschnitt, welcher in der Vorwärtsverlängerung des grössten (dorsalen) Strahles gelegen ist, wächst allmählich immer weiter in die Bauchdecken ein, bis er mit seinem Gegenstück in der Mittellinie zusammentrifft. Soweit stimmt der Vorgang mit den entsprechenden Verhältnissen bei Selachiern überein, aber während es bei diesen dann zu einer Abgliederung des lateralen Theiles und damit zur Bildung des Basale metapterygii kommt, unterbleibt diese bei den Teleostiern, Knochen- und Knorpelganoïden. Bei Teleostiern und Knochenganoïden bewahrt das Becken seinen einheitlichen Charakter, bei den Knorpelganoïden greift der an der Peripherie der Extremitätenplatte sich abspielende Abspaltungsprocess mehr oder weniger weit auf das Becken selbst über. Was dann die Amphibien anlangt, so berichtet Vf. über die Beckensymphyse, das Sternum und das Episternum und die Coracoïde und die Claviculae. Eine bindegewebige Symphyse giebt es bei Urodelen nie; die Anlage einer unpaaren Beckenplatte bleibt zeitlebens erhalten. „Das ,Sternum entsteht bei allen Amphibien im Bereiche des Rectus abdominis und zwar paarig an den einander zugekehrten medialen Rändern desselben." Später spricht Vf. von einer allerdings ,,unpaaren Entstehung" des Sternums bei Triton alpestris, doch ist hier ,,die paarige Anlage des in Frage stehenden Skelettheils" nur unterdrückt, es handelt sich um modificirte Verhältnisse, als typisch sind. Axolotl und Salamandra zu betrachten. Die Entwicklung beider Sternalhälften beginnt im am weitesten caudalwärts gelegenen Abschnitt und rückt kopfwärts vor. Bei der Unke entsteht der craniale Sternalabschnitt zwar selbständig, aber dennoch erachtet Vf.,,das Sternum der Unke in seinem ganzen Umfange mit demjenigen der Salamandrinen für morphologisch gleichwerthig". Es handelt sich bei der Sternalanlage in beiden Fällen um eine ursprünglich ganz im Niveau der Körperdecken liegende knorplige Bauchrippe, wie sie bei Menobranchus dauernd besteht, dieselbe wird durch den M. pectoralis „ventralund lateralwärts derartig ausgezogen, dass sich die vordringenden medianen Coracoïdränder zwischen sie und den ventralen Seitenrumpfmuskel einzuschieben vermögen. Auch die Sternalanlage bei Raniden

Jahresberichte d. Anatomie u. Physiologie. XIX. (1590.) 1.

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ist in seiner Anlage paarig, doch ist diese paarige Anlage oft nur im Vorknorpelstadium bemerklich. Das „,Episternum" der Anuren hat mit dem gleichnamigen Skeletstück der Reptilien nichts zu schaffen. Es gehört in dieselbe Kategorie von Sehnenverknorpelungen im Gebiete der ventralen Rumpfmuskeln, wie das Sternum. Dasselbe hat genetisch mit dem Schultergürtel, also auch mit der Clavicula gar nichts zu schaffen, sondern entsteht ganz gleich wie das ,,Sternum" in dem von den Bauchmuskeln in der ventralen Mittellinie freigelassenen indifferenten Mesoblastgewebe. Kopfwärts vom Sternum nähern sich die Coracoïdränder mehr und mehr und fliessen schliesslich, indem die perichondrale Zwischenschicht nur schmaler wird, ventralwärts von ihr zu einer homogenen, hyalinen Knorpelmasse zusammen." Hier kommt es durch Muskelzug zur Ausbildung einer Knorpelleiste, die im Bereiche der ebenfalls verschmelzenden, knorpligen Clavicularplatten am stärksten hervortritt. „Eine episternale Bildung im Sinne der Reptilien" vermag Vf. in dieser Leiste nicht zu erkennen. Die kalkknorpligen Zonen innerhalb der zusammenstossenden Coracoïde und Claviculae berechtigten nach des Vf.'s Ansicht durchaus nicht dazu, ,,die Differenzirung eines besonderen Skeletstückes anzunehmen. Es handelt sich vielmehr einzig und allein um geweblich verschieden weit fortgeschrittene Verkalkungsund Verknöcherungsstufen der im übrigen durchaus einheitlichen Masse der Coracoïde und Claviculae.

Wincza (5) fand bei Embryonen vom Schaf (Embryonen von einem Querdurchmesser der distalen Halsregionen von 6-9 mm) und des Rindes (7,5 mm) die Anlage einer knöchernen Clavicula. Dafür dass dieselbe knorplig präformirt gewesen, ergaben sich keinerlei Anhaltspunkte. Untersuchungen bei Schwein und Pferd ergaben mit Rücksicht auf die Clavicula negative Resultate. Doch zeigte bei Pferdeembryonen (Querdurchmesser des Halses im kritischen Niveau 5,5 resp. 11 mm) die noch ganz knorplige Scapula interessante Verhältnisse. Die Spina scapulae lief nämlich, anstatt wie beim ausgebildeten Thier in der Richtung zum Collum scapulae hin immer niedriger zu werden und schliesslich zu verstreichen, in einen frei vorspringenden, und von der lateralen Oberfläche des Schulterblatthalses erheblich abstehenden nahezu cylindrischen Acromial fortsatz aus. „Die Scapula des Pferdeembryo ist mithin noch nicht so reducirt, wie beim Füllen."

XIV.

Gefässsystem und Diaphragma.

1) Corning, H. K., Zur Frage der Blutbildung aus dem Entoderm. Archiv für mikrosk. Anatomie. 36. Bd. S. 516–527. 1 Tafel. (Ref. s. Allgemeines Nr. 3.) 2) Dareste, Dualité normale et tératologique du coeur. Leçon recueillie p. L. Lamotte. Progrès médical. No. 24. p. 476–478.

3) Duval, M., A propos des veines ombilicales. Société de biologie. No. 18. p. 265. 4) Fano, G., Etude physiologique des premiers stades de développement du coeur embryonnaire du poulet. Archives italiennes de biologie. T. XIII. Fasc. III. Turin 1890.

5) Guinard, Note sur le développement du diaphragme. Lyon médical. No. 29. p. 399-404.

6) His, W., und Romberg, E., Beiträge zur Herzinnervation. Fortschritte der Medicin. Nr. 10 u. 11. 1890.

7) Hochstetter, Ferd., Ueber die ursprüngliche Hauptschlagader der hinteren Gliedmaasse des Menschen und der Säugethiere, nebst Bemerkungen über die Entwicklung der Endåste der Aorta abdominalis. Morphol. Jahrb. Bd. 16. S. 300-318. Mit 1 Tafel.

8) Derselbe, Ueber die Entwicklung der A. vertebralis beim Kaninchen nebst Bemerkungen über die Entstehung der Ansa Vieussenii. Morphol. Jahrb. Bd. 16. S. 572-586. Mit 1 Tafel.

9) Kuborn, P., Du développement des vaisseaux et du sang dans le foie de l'embryon. Anatom. Anzeiger. Nr. 10. S. 277-282.

10) Laguesse, E., Note sur le développement des veines dans la rate. Société de biologie. 1890. No. 13. p. 161–163.

11) Derselbe, Recherches sur le développement de la rate chez les poissons. Journ. de l'anatom. et de la physiol. No. 4. p. 345-406. 2 Tafeln.

12) Mackay, John Yull., The development of the branchial arterial arches in birds, with special reference to the origin of the subclavia and carotids. With 4 pl. Phil. Trans. 1888 B. p. 111-139.

13) Maurer, F., Die erste Anlage der Milz und das erste Auftreten von lymphatischen Zellen bei Amphibien. Morphol. Jahrb. Bd. 16. S. 203-208.

14) Milnes Marshall, A., and Bles, Edward J., The development of the blood vessels in the frog. 3 pl. Studies from the biolog. Laboratories of the Owens College. Vol. II. Manchester 1890. p. 1–86.

15) Phisalix, C., Sur un mécanisme de transformation de la circulation veineuse chez l'embryon humain. Société de biologie. No. 17. p. 261-263.

16) Schwink, F., Ueber die Entwicklung des Herzendothels der Amphibien. Anat. Anzeiger. Nr. 7. S. 207-213. (Ref. s. Entw. der Amphibien Nr. 17.)

17) Zimmermann, W., Ueber die Kiemenarterienbogen des Menschen. Verhandl. des X. internat. medicin. Congresses. Berlin, 4.-9. August 1890. Bd. II. 1. Abth. Anatomie. S. 145-147.

Duval (3) macht darauf aufmerksam, dass die Venae umbilicales des Hühnchens Umbildungen erfahren, die den von Phisalix für den Menschen hervorgehobenen sehr ähnlich sind.

Hochstetter (7) fand in 2 Fällen die sehr schwache Art. cruralis durch die Art. ischiadica vertreten, die direct in die Art. poplitea überging. Diese Beobachtung veranlasste ihn, die embryonalen Gefässverhältnisse der unteren Extremität zu untersuchen. Hier fand er nun, dass in gewissen Entwicklungsstadien der Katze und des Kaninchens eine der Art. ischiadica der niederen Wirbelthiere entsprechende Arterie als Hauptschlagader der hinteren Extremität sich bildet; und da auch beim Menschen, wenn auch abnormerweise eine der Art. ischiadica der

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