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Herzog (5) fasst die bisherigen Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Bildung des Nabelringes mit Rücksicht auf die Nabelhernien folgendermaassen zusammen: 1. „Die Umbilicalarterien besitzen, aus der frühen fötalen Zeit herstammend, in ihrem Verlaufe in der Bauchhöhle und zwar vom Nabel bis unter die Blase eine umfängliche Adventitia von embryonalem Gewebe, welches eine directe Fortsetzung des Nabelschnurgewebes, der Wharton'schen Sulze, ist und mit derselben ebenfalls beim Eintritt der Arterien in die Nabelschnur zusammenhängt. In der fortschreitenden Entwicklung liefert das Gewebe der embryonalen Adventitia, von den äussersten Lagen angefangen, das Material zur Bildung von geformtem Bindegewebe und zur Entstehung einer fibrösen Mantelzone der Adventitia. Dieses geformte Bindegewebe geht Verbindungen mit der Umgebung ein und heftet die Arterien, sowie später die aus der Obliteration hervorgegangenen Bindegewebsstrange in der Nähe des Nabels und im Nabel selbst an die Linea alba und an den unteren Rand des Nabelringes fest an. 2. Die Umbilical vene besitzt im Gegensatz zu den Arterien nicht die für die letzteren so charakteristische embryonale Adventitia, sondern ihr Gefässrohr liegt lose in der Umgebung. Es mangelt somit auch bei ihr das Material zu einer stärkeren Bindegewebsentwicklung, wodurch das Gefäss an die Linea alba, und besonders an den oberen Rand des Nabelrings angeheftet würde. 3. In Folge dieser Verhältnisse ist der Nabelring im ausgebildeten Zustande nicht gleichmässig verschlossen. Während im unteren Theil desselben die Arterienligamente mit dem Nabelring und der Haut des Nabels verwachsen und einen festen Verschluss herstellen, findet sich im oberen Theile zwischen dem Rande des Nabelringes und dem mit den obliterirten Arterien verwachsenen Venenligament ein kanalförmiger Raum, Canalis umbilicalis, durch den die Nabelbrüche beim Passiren der Bauchwand hindurchtreten werden. Dabei wird gewöhnlich durch das Ausstrahlen der Arterienligamente in die Haut des Nabels dieser selbst festgehalten werden und seine Stelle nicht verlassen." 4. Aus den Untersuchungen dürfte hervorgehen, ,,dass es sich bei der Nabelbildung nicht um einen eigentlichen Vernarbungsprocess handelt, sondern dass der Vorgang zum grössten Theil in der Umbildung vom embryonalen Bindegewebe zu geformtem Bindegewebe besteht.

Nach Laguesse (8) ist die Milz zunächst nichts anderes als „une sorte de sinus veineux réticulé, placé en diverticule sur le système porte." Die Milz ist von Anfang an ein blutbereitendes Organ. Es theilt aber diese Function mit dem lymphatischen Organ in und um die Niere. Gegenüber der Angabe von Toldt (kais. kgl. Gesellschaft der Aerzte zu Wien 1889), dass die Milz grösstentheils aus dem Epithel des Cöloms entstehe, betont Vf., dass bei der Forelle wenigstens das Epithel des Peritoneums bei dem ersten Erscheinen der Milzanlage schon

abgeplattet ist, und sich deutlich von dem unterliegenden Gewebe unterscheidet, später wird dieser Unterschied noch deutlicher und „le tissu propre de la rate n'a pas d'autre origine que le mésenchyme et les veines de l'intestin."

Mayo (12), der unter E. L. Mark's Anleitung arbeitete, fand, dass bei Embryonen vom Schaf (56 mm lang) die Zahnleiste (dental lamina) auch in der Region der Canini und Incisivi des Oberkiefers besteht. Ihr vorderer Theil entwickelt sich zuletzt und geht zuerst zu Grunde; nie erreicht er eine beträchtliche Entwicklung. In der Region der Canini kommt es bis zur Ausbildung eines Schmelzkeimes, der aber auch früh zu Grunde geht. Es kommt weder zur Ausbildung einer richtigen Schmelzpulpa noch zur Anlage von Schmelz; ein Dentinkeim ist auch nicht spurweise aufgefunden. Der Umstand, dass die Keime des Incisores weniger kräftig angelegt sind und früher schwinden, als die Keime der Incisivi fasst Vf. für einen Beweis dafür auf, dass die ontogenetischen Vorgänge in derselben Reihenfolge sich abspielen als die phylogenetischen.

Retterer (13) findet bei Schwein und Kaninchen (Schweineembryonen von 1 cm, Kaninchenembryonen vom 12. und 13. Tage), dass die Theilung der Cloake und die Bildung des Dammes durch 2 laterale Falten von statten geht. „Les diverses parties du canal de l'urèthre se développent par la soudure des deux plis, qu'on peut appeler cloacaux, au niveau de l'intestin, et, périnéaux depuis l'anus jusqu' au bout des organes génitaux externes. Auf Transversalschnitten erkennt man übrigens, dass auch beim Hühnchen der éperon périnéal die Scheidewand, die zwischen Darm und Allantois herabsteigt, aus 2 lateralen Falten entsteht, die, indem sie sich in cranio-caudaler Richtung vereinigen, die Allantois vom Darm trennen. Der einzige Unterschied ist der, dass die Bildung der in Rede stehenden Falten bei den Vögeln früher Halt macht als bei den Säugern.

Derselbe (14) findet, dass beim Schwein, Schaf und Kaninchen der After und das Endstück des Darms, soweit die Analfurchen reichen, dadurch entsteht, dass der dorsale Theil der Scheidewand zwischen Darm und Urethra sich aufwulstet und dorsalwärts in zwei den Darm umgreifende Falten auswächst (replis anaux). Diese vereinigen sich in der Richtung von vorn nach hinten (avant en arrière im Sinne von ventral und dorsal). So ist der Endtheil des Darms durch Ectoderm ausgekleidet, ebenso wie die Pars cavernosa der Urethra.

Salvioli (15) untersuchte die Entwicklung und das Wachsthum der Magendrüsen bei Kaninchenembryonen. Er kommt bei seinen Untersuchungen etwa zu folgenden Schlüssen: Die erste Anlage der Magendrüsen kommt durch Erhebungen des Epithels zu Stande. Durch diese epithelialen Erhebungen werden kleine trichterförmige Gruben abge

grenzt, deren Zellen bereits von den übrigen Zellen etwas verschieden sind. Während die Zellen der Erhebungen zahlreiche Karyokinesen zeigen, sind dieselben in den Grübchen spärlich. Das Bindegewebe betheiligt sich erst secundär an der Bildung der Drüse. Sobald die verschiedenen Theile der Drüse sich ausgebildet haben, hören die Zellen auf der Höhe der Zellwülste auf sich zu vermehren, und jetzt findet man sehr zahlreiche Mitosen in den Zellen, welche die jetzt schon als Infundibula anzusprechenden Höhlungen auskleiden. Die primitiven Infundibula theilen sich nun weiter durch Epithelknospen, die sich von ihrem Grunde entwickeln und der Oberfläche der Schleimhaut zuwachsen. Sind die Drüsen angelegt, so wachsen sie stark in Länge und Breite, und zwar mehr noch die Peptondrüsen des Magens (peptogastriques), als die Schleimdrüsen (muco-gastriques). Diese Vergrösserung der Drüsen findet theils durch Wachsthum, theils durch Vermehrung ihrer Zellen statt. Eine Zellvermehrung kann man immer in den Schleimdrüsen constatiren, während in den Peptondrüsen sich nur in den ersten Perioden des Lebens Mitosen finden; später sucht man dieselben im Drüsenschlauche vergeblich. Man ist dadurch gezwungen anzunehmen, dass im Drüsenhals fortwährend Zellen entstehen, welche einerseits die Schleimzellen der Magenoberfläche ersetzen, andererseits aber auch Zellen, die sich später in Haupt- und Belegzellen umbilden.

Shore (16) kommt bei seinen Studien über den Ursprung der Leber zu folgenden Resultaten: 1. Die Leber der Wirbellosen ist morphologisch der Leber der Wirbelthiere nicht homolog. 2. Die Leber der Wirbellosen ist eine Drüse des Mitteldarms (mid gut) und ist überall homolog. 3. Die Leber ist bei Wirbellosen aus Blindsäcken zusammengesetzt, die mit secernirendem Epithel ausgekleidet und von Bindegewebe umgeben sind. 4. Bei den Wirbelthieren besteht die Leber aus einem Netzwerk von Tubuli, zwischen demselben liegt ein Netzwerk von Blutcapillaren; das Netzwerk der Lebertubuli hat keine Basalmembran (basement membrane), welche die Blutcapillaren von den Leberzellen trennt. 5. Die Leber der Wirbellosen ist eine echte Drüse, die Verdauungsflüssigkeit mit Fermenten absondert. 6. Die Leber der Vertebraten ist in erster Linie (primarily) ein Ernährungsorgan (organ of nutrition) für den Embryo, und hat sich später beim Erwachsenen ähnlichen Functionen angepasst. 7. Während der Entwicklung ist die Vertebratenleber mit den Absorptionsprocessen des Nahrungsdotters verbunden. 8. Die Vertebratenleber hat sich aus keiner Mitteldarmdrüse eines Wirbellosen herausgebildet. 9. Dagegen zeigt das Pankreas der Wirbelthiere ähnliche Structur und Function wie die Mitteldarmdrüse der Wirbellosen; obgleich die Frage, ob es sich hier wirklich um eine morphologische Homologie handelt, noch eine offene ist.

Stoehr (17) erklärt sich energisch gegen die von Retterer (Origine et évolution des amygdales, Journal d'anatomie et de physiologie 23. Jahrg. 1888) ausgesprochene Ansicht, dass die Follikel der Mandeln epithelialer Herkunft seien, dass ihre epitheliale Anlage secundär von Bindegewebe durchwachsen werde, und dann ein neues Gewebe theils epithelialer, theils bindegewebiger Herkunft entstehe, das er,,angiotheliales Gewebe" nennt. Das lymphoïde Gewebe der Mandeln sei rein bindegewebiger Natur, die Trugbilder Retterer's seien durch die complicirten Verhältnisse beim Menschen zu erklären; die Untersuchung des Kaninchens gebe viel klarere Bilder. Ueber die Bedeutung der Durchwanderung der Leucocyten über die adenoïden Organe des Darms spricht Vf. folgende Hypothese aus: Die Bedeutung der Durchwanderung liegt darin, dass die Leucocyten die Entfernung des der Rückbildung anheimfallenden Körpermaterials vermitteln und in dieser Thätigkeit zu Grunde gehen. „Es ist leicht möglich", fährt Vf. fort, „dass dem Durchwanderungsprocess noch eine andere Bedeutung zukommt, es ist denkbar, dass die ursprünglich nur der Abfuhr dienenden Vorgänge weitere Verwendung erfahren und schliesslich durch Functionswechsel anderen als den ursprünglichen Zwecken dienen, und dadurch sich länger erhalten." Für eine solche Deutung sprechen die im Oesophagus durch Rubeli 1) gefundenen sich rückbildenden Drüsenläppchen und die in Rückbildung begriffenen Drüsen der Zungenwurzel, die Vf. beim Menschen beobachtet hat.

Tourneux (18) hält gegenüber von Retterer an der Ansicht fest, dass beim Schaf die Trennung der Cloake in einen ventralen und dorsalen. Theil nur durch Herabwachsen einer mittleren Scheidewand zu Stande kommt. „En résumé, nous pensons que le cloisonnement du cloaque et le glissement de l'anse le long du bouchon cloacal s'opèrent exclusivement par abaissement du repli périnéal in toto, sans qu'il intervienne dans la formation du périnée, aussi bien, au niveau du cloaque qu'à celui du bouchon cloacal, une soudure de plis latéraux ainsi que l'avait supposé Rathke."

Derselbe (19) fand, dass der Schwanzdarm bei Katzenembryonen von 6 mm (,,contouré en spirale", "depuis le vertex jusqu'à l'inflexion dorsale, en ligne droite") in der ganzen Länge des Schwanzes erhalten war. (Er mass 1 mm.) Das Ende des Schwanzes dürfte dem Hensen'schen Knoten entsprechen, die Aftermembran entspricht dem Ende des Primitivstreifens, so dass das ganze Gebiet des Primitivstreifens in diesem Entwicklungsstadium auf die ventrale Seite des Schwanzes zu liegen kommt.

1) Rubeli, Ueber den Oesophagus des Menschen und verschiedener Hausthiere. Dissert. Bern. 1889-1890.

Jahresberichte d. Anatomie u. Physiologie. XIX. (1890.) 1.

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Derselbe (20) betont, dass er bei Schafembryonen nie laterale Dammfalten im Sinne Retterer's constatiren konnte. „Dans aucun cas, nous n'avons pu constater, chez l'embryon de mouton l'existence de plis périnéaux latéraux qui, par leur soudure sur la ligne médiane, donneraient naissance à la crête périnéale." Auch im Uebrigen bestātigt Vf. seine früheren Darstellungen (Journal de l'anatomie 1SSS). Was die Epithelbekleidung des Rectum und der Urethra anlangt, so lauten seine Angaben darüber ungefähr folgendermaassen: Die Pars prostatica der Urethra beim Manne und entsprechend die ganze Urethra des Weibes stammt vom vorderen Theil der Cloake, der durch das Herabwachsen der Perinealfalte vom Rectum abgetrennt wird, das Epithel unterscheidet sich hier schon sehr frühzeitig vom Epithel des Darms (Vf. sagt „,endoderme"). Die Pars membranacea (Canalis vestibularis der Frau) und cavernosa des Mannes besitzen ein Epithel, das an Ort und Stelle vom ,,bouchon clocal" und von der „lame épitheliale du tubercule génital" entstanden ist. Der untere Theil des Rectum entspricht dem dorsalen Theil der Cloake und besitzt ein Epithel, das direct vom Entoderm abstammt. Das Epithel der Analschleimhaut ist wahrscheinlich auf den „bouchon cloacal" zurückzuführen.

XVII.

Harn- und Geschlechtsorgane.

1) Bramann, F., Der Processus vaginalis und sein Verhalten bei Störungen des Descensus testiculorum. Archiv für klin. Chirurgie. Bd. 40. 1890. Mit 1 Taf. 2) Felix, W., Zur Entwicklungsgeschichte der Vorniere des Hühnchens. Anatom. Anzeiger. Nr. 18. S. 526–530. Jahrg. V. 1890.

3) Hamburger, Ove, Ueber die Entwicklung der Säugethierniere. Archiv f. Anat. u. Entwicklungsgeschichte. Supplementband 1890. S. 15-61. Mit 2 Tafeln. 4) Janošik, J., Bemerkungen über die Entwicklung des Genitalsystems. Sitzungsb. d. Wiener Akad. math.-naturw. Klasse. 29 Stn. 1 Tafel. Bd. 99. Abtheil. III. April 1890. S. 260-288.

5) Derselbe, Berichtigung zu Nagel's Arbeit: Ueber die Entwicklung des Urogenitalsystems des Menschen. Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. 35. S. 104-106. (Polemisch.)

6) Klaatsch, Hermann, Ueber den Descensus testiculorum. Morph. Jahrb. Bd. 16. S. 587-651. Mit 2 Tafeln. (Ref. s. Geschlechtsorgane.)

7) Meyer, K., Die Entwicklung der Urnieren beim Menschen. Archiv f. mikrosk. Anatomie. Bd. 36. S. 138-172. 2 Tafeln. (Ref. s. Entw. des Menschen Nr. 9.) 8) Milnes Marshall, A., and Bles, Edward J., The developement of the kidneys and fatbodies in the frog. Studies from the biolog. laboratories of the Owens coll. Vol. II. Manchester 1890. With one Plate. 28 pp. (Ref. s. Entw. der Amphibien Nr. 10.)

9) Mollier, S, Ueber die Entstehung des Vornierensystems bei Amphibien. Archiv f. Anat. u. Physiol. Anat. Abth. S. 209-235. 2 Tafeln.

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