rein praktischen Gründen. Seine Bühne, so ziemlich aller scenischen Ausstattung bar, konnte der Phantasie der Zuschauer nicht, wie unser modernes Theater, das nicht blos Zimmer, Haus und Strasse, sondern auch Garten, Park und Wald, ja sogar Wasser uud Land möglichst naturgetreu darstellt, in Vergegenwärtigung des Ortes zu Hilfe kommen; desswegen empfahl es sich, durchs Wort das Bild des jeweiligen Schauplatzes der Handlung wachzurufen. Dass Shakspere aber dabei auch ein ihm innewohnendes Bedürfniss, seiner Liebe zur Natur Ausdruck zu geben, befriedigt, geht aus der Wärme und Innigkeit vieler solcher Naturbilder hervor. Er erweist sich hierin als einen echten Sohn des Nordens. Als solcher war er weit mehr als der von ewig heiterm Himmel beglückte und darum in diesem Punkte gleichgültigere Südländer empfänglich für den heitern Sonnenschein, den lieblichen Frühling, den herrlichen Mai, gerade wie z. B. die deutschen Minnesänger, was Tiefe und Innigkeit ihrer Naturschilderungen anlangt, die Sänger der Provence hinter sich zurückliessen. Nachfolgend die hauptsächlichsten hierher gehörigen Stellen. In >> Titus Andronicus« (II, 3) entwirft Tamora, die sich an entlegener Stelle im Wald zu dem Mohren Aaron gesellt, ein reizendes Naturbild, in welches sie die Empfindung ihrer Liebe verwebt. Tamora: My lovely Aaron wherefore look'st thou sad, The snake lies rolled in the cheerful sun, As if a double hunt were heard at once, Let us sit down and mark their yelping noise, Auch Valentine in »The Two Gentlemen of Verona « (V, 4) schildert uns in wenigen Zügen die Einsamkeit des Waldes im Zusammenhang mit seiner Liebe Leid: This shadowy desert, unfrequented woods, And to the nightingale's complaining notes Der hier angedeutete Gegensatz der Natur in Feld und Wald zu dem übertünchten Pomp und der Unnatur des Stadt- und zumal des Hoflebens tritt besonders in ». » As like it hervor und zieht sich eigentlich durch das ganze Stück. you Hören wir, wie der Duke Senior (II, 1) sich darüber äussert: Here feel we but the penalty of Adam, And churlish chiding of the winter's wind, Which, when it bites and blows upon my body, Even till I shrink with cold, I smile and say: >> This is no flattery: these are counsellors » That feelingly persuade me what I am.« Sweet are the uses of adversity, Which, like the toad, ugly and venomous, Wears yet a precious jewel in his head; And this our life exempt from public haunt Finds tongues in trees, books in the running brooks, Sehr sentimental erscheint der melancholische Jaques in seiner Beziehung zur Natur, wie besonders aus dem Bericht eines Lord über seine Theilnahme an einer weinenden Hindin hervorgeht. In »The Merchant of Venice« (V, 1) sehen wir uns in eine herrliche Mondnacht versetzt, die Lorenzo und Jessica durch die Erinnerung an Liebende aus Geschichte und Sage, ich möchte sagen, noch geistig verklären. Lorenzo: The moon shines bright: in such a night as this, Und den Zauber zu erhöhen, gesellen sich zu Liebe und Mondschein noch die Töne reizender Musik, die in dieser Nacht, wie Portia meint, »sounds much sweeter than by day.<< Lorenzo: How sweet the moonlight sleeps upon this bank! But in his motion like an angel sings, Still quiring tho the young-eyed cherubins; Ein wundervolles Bild, wieder durch Musik gehoben, erweckt unser Dichter mit nur wenigen Zeilen in der Erzählung, durch die Oberon in A »Midsummer-Night's Dream « (II, 1) seine Aufforderung an Puck, ihm das Stiefmütterchen zu holen, einleitet : Thou rememberest Since once I sat upon a promontory, And certain stars shot madly from their spheres, To hear the sea-maid's music. Wie Shakspere Naturscenen mit der Pflanzenwelt, vornehmlich mit Blumen belebt, davon ein Beispiel in »A Midsummer-Night's Dream« (II, 1). Oberon zu Puck: I know a bank, where the wild thyme blows, Arviragus (Cymbeline IV, 2) will das Grab der für todt gehaltenen Imogen mit Blumen schmücken: With fairest flowers Whilst summer lasts and I live here, Fidele, The leaf of eglantine, whom not to slander, Yea and furr'd moss besides, when flowers are none, In der Folge bestreut Belarius dann auch den Leichnam Cloten's mit Blumen, und diese symbolisch auf die Todten deutend klagt er: You were as flowers, now wither'd: even so Natur, Liebe, Musik und Tanz helfen zusammen, Act IV, Scene 4 in »>The Winter's Tale« zu einer reizenden Idylle zu gestalten. In sinniger Weise ist besonders auch wieder die Blumenwelt beigezogen. Dass Shakspere sich dabei an volksthümliche Ausführungen pastoraler Art angelehnt hat, deutet er in der Scene selbst an, wenn er die Perdita sagen lässt: >>Methinks I play as I have seen them do in Whitsunpastorals.<< Die Deutungen, welche verschiedene Blumen daselbst erfahren, erinnern an Hamlet (IV, 5), wo Ophelia einigen derselben die gleiche Sprache leiht. Blumen in den Händen und mermaid-like singend stirbt dieses liebliche Geschöpf einen Tod, dem die Kunst alles Herbe genommen hat.< Hören wir, wie die Königin denselben beschreibt (Hamlet IV, 7): There is a willow grows aslant a brook, That shows his hoar leaves in the glassy stream; Of crow-flowers, nettles, daisies, and long purples, But our cold maids do dead men's fingers call them: Fell in the weeping brook. Her clothes spread wide Or like a creature native and indued Unto that element: but long it could not be, In Romeo and Juliet (II, 3) hebt der Friar Laurence mit der Schilderung des Morgens an, fährt dann in ernster Betrachtung über die Natur, wovon wir weiter unten zu reden haben werden, fort, bis er von Romeo unterbrochen wird. Hören wir hier, wie er den Morgen begrüsst: The grey-eyed morn smiles on the frowning night, |