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sprüche auf Frankreich mit den Waffen in der Hand durchzusetzen, als ihn vorerst ein Einfall der Schotten nach dem Norden rief. Bei seiner Annäherung fliehn zwar diese, ohne einen Kampf zu wagen, doch indem der König im Schlosse der schönen Gräfin von Salisbury, die durch seine Erscheinung von einer gefahrvollen Belagerung befreit worden, Herberge nimmt, verliert er sich dergestalt in leidenschaftliche Liebe, dass der französische Krieg von Neuem aufgeschoben wird. Die Gräfin widersteht den Werbungen des Königs, der sogar ihren Vater, den Grafen von Warwick, zum Beistand aufgerufen hatte, und greift endlich zu einem verzweifelten Mittel. Nachdem ihr der König zugesagt hatte, dass, um sie zu gewinnen, die Königin sowohl als ihr Gemahl, als die einzigen Hindernisse zur Erfüllung seiner Wünsche, dem Tode geweiht sein sollen, ergreift sie zwei Dolche und fordert den König auf, mit dem einen sein Herz zu durchbohren, weil in ihm allein seine Königin zu finden sein müsse, während sie selbst nur in ihrem Herzen ihren Gemahl umbringen könne. Durch den heldenmüthigen Entschluss der Gräfin erschüttert, bereut der König. Er findet seine Mannhaftigkeit wieder, entsagt seiner Leidenschaft und bricht nach Frankreich auf. Dort hören wir von einem grossen Siege des Königs über die französische Flotte, die Landheere begegnen einander, wir sehn die Schlacht von Cressy, in welcher der junge Prinz von Wales seine Sporen mit ungewöhnlichem Heldenmuth verdient. Dann folgt die Belagerung von Calais, und während der König dieselbe mit aller Anstrengung führt, erkämpft der schwarze Prinz bei Poitiers einen glänzenden Sieg gegen eine mehr als vierfache Uebermacht. Im Lager des Königs hält man ihn nach den eingehenden Nachrichte schon für verloren, als er mit dem Könige von Frankreich und einem seiner Söhne, die er in der Schlacht zu Gefangenen gemacht hatte, triumphirend auftritt. Indessen war auch in England der König von Schottland bei einem erneuten Einfall gefangen worden. Die Königin, deren Wachsamkeit und Eifer dieser Sieg zu danken war, erscheint selbst vor Calais, mit ihr zugleich der Krieger, der den schottischen König gefangen genommen und seine Auslieferung der Königin verweigert hatte. Zum Schluss fällt auch Calais, und Eduard III. kehrt siegreich, in Begleitung zweier gefangenen Könige, nach England zurück.

Man wird den Stoff für grossartig genug halten, um zu glauben, dass er die Begeisterung Shakespeare's erregen konnte. Dass, namentlich in den letzten drei Akten, der Prinz von Wales am glän

ndsten heraustritt, kann nicht als Vorwurf gelten, da es sich um

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wahre Grossthaten des heldenmüthigen Prinzen handelt. Es wird sich daher nur fragen, ob wir in Form und Wesen in der That Shakespeare's Geiste begegnen.

Selbst bei nur flüchtiger Anschauung werden Stellen auffallen, durch welche diese Frage bejahend beantwortet zu werden scheint. Andere enthalten sogar den Ausdruck von Gedanken, für die wir Parallelen in unzweifelhaften Stücken Shakespeare's angeben können, und endlich stossen wir auf zwei Stellen, die möglicher Weise zur Begründung der Behauptung benutzt werden dürften, dass nur Shakespeare ihr Verfasser sein könne.

In erster Beziehung darf zuerst genannt werden eine Rede des Königs im ersten Akt. Der französische Botschafter hatte den König in demselben Augenblick, als dieser im Begriff stand, gegen Frankreich zu rüsten, zur Lehnsnahme von Guienne in herrischer Weise aufgefordert. Der König antwortet:

See how occasion laughs me in the face!
No sooner minded to prepare for France,
But straight I am invited, nay with treats,
Upon a penalty, enjoin'd to come:
'Twere but a foolish part to say hm nay. -
Lorrain return this answer to thy lord:
I mean to visit him, as he requests;
But how? Not servility dispos'd to bend;
But like a conqueror, to make him bow.
His lame unpolish'd shifts are come to light;
And truth has pull'd the vizard from his face
That set a gloss upon his arrogance.
Dare he command a fealty in me?

Tell him the crown, that he usurps, is mine;
And where he sets his foot, he ought to kneel:
'Tis not a petty dukedom that I claim,
But all the whole dominions of the realm;
Which if with grudging he refuse to yield,

I'll take away those borrow'd plumes of his,
And send him naked to the wilderness.

Nächst dieser königlichen Rede, die Shakespeare's nicht unwürdig scheint, ist anzuführen die Scene des zweiten Aktes, wo die Gräfin von Salisbury dem König zugesagt hat, seinen Werbungen Gehör zu geben, wenn er darein willige, dass vorher ihr Gemahl und die Königin sterben. Der König ist bereit, die Bedingungen zu erfüllen,

und so tritt denn die Gräfin, ihm zwei Dolche darreichend, in folgenden Worten an ihn heran:

Here by my side do hang my wedding knives:
Take thou the one, and with it hill thy queen,
And learn by me to find her where she lies;
And with this other I'll dispatch my love,
Which now lies fast asleep within my heart;
When they are gone, then I'll consent to love.
Stir not lascivious king, to hinder me;
My resolution is more nimble far,

Than thy prevention can be in my rescue,
And if thou stir, I strike; therefore stand still,
And hear the choice that I will put thee to,
Either swear to leave thy most unholy suit,
And never henceforth to solicit me;

Or else by heaven (kneeling) this sharp pointed knife
Shall stain thy earth with that which thou wouldst stain
My poor chaste blood; Swear, Edward, swear,

Or I will strike, and die before thee here.

Insofern es gestattet ist, bei solchen Untersuchungen auf Kleinigkeiten zu achten, ist zu bemerken, dass die Worte either und never ganz in Shakespeare's Weise einsylbig gebraucht sind. Um nicht durch Anführungen zu ermüden, beziehe ich mich auf: Shasespeare's versification by W. S. Walker p. 103. Auch ist der achtsylbige Vers:

My poor chaste blood; Swear, Edward, swear,

genau in der Weise gebaut und richtig motivirt,, wie es Shakespeare's Gewohnheit ist, wenn, namentlich bei hohem Pathos, eine kleine Pause in der Rede einzutreten hat.

Endlich ist noch folgende Stelle zu erwähnen:

Nach der Unterwerfung der Bretagne musste der Graf Salisbury, um den König zu erreichen, das Bereich des französischen Lagers passiren. Zu dem Ende hatte er sich durch Vermittelung eines, auf Ritterwort entlassenen, französischen Edeln einen Pass vom Dauphin, Herzog der Normandie, verschafft. Demungeachtet wird er von den französischen Truppen gefangen und vor den König Johann geführt, der ihn sofort als Verräther hängen lassen will. Der Dauphin aber besteht darauf, dass sein Wort gehalten werde und streitet daher eifrig mit seinem Vater um die Freilassung des Grafen. Diese ganze

Scene des vierten Aktes ist voller Leben und Kraft. Unter Anderm ruft der Herzog der Normandie zürnend aus:

What, am I not a soldier in my word?

Then, arms adieu, and let them fight that list:
Shall I not give my girdle from my waist,
But with a guardian I shall be controul'd,
To say, I may not give my things away?
Upon my soul, had Edward, Prince of Wales,
Engag'd his word, writ down his noble hand,
For all your Knights to pass his father's land,
The royal King, to grace his warlike son,
Would not alone safe-conduct give to them,
But with all bounty feasted them and theirs.

Schliesslich dringt auch die Ehrenhaftigkeit des Prinzen durch, und Salisbury wird entlassen.

Als Parallelen zu bestätigten Stücken Shakespeare's liesse sich vorerst anführen (worauf auch Charles Knight am angeführten Orte hinweist), dass der Anfang des Stückes an die Eingangsscenen von Heinrich V. erinnert. Die Ausführung der Rechtsansprüche des Königs von England an die Krone Frankreichs, welche in diesem Stücke dem Erzbischof von Canterbury in den Mund gelegt ist, hat in Edward III. Artois in ähnlicher Weise auszusprechen. Auch die Aufforderung Lorraine's im gegenwärtigen Drama erinnert an die Rolle, welche Chatillon in König Johann" zugetheilt ist.

Wichtiger scheinen indessen einige Gedanken, die sich mindestens in ganz ähnlicher Weise in Shakespeare'schen Stücken wiederfinden. Als in der ersten Scene des zweiten Aktes die Gräfin die Werbungen des Königs abweist, sagt sie unter Anderm:

He that doth clip or counterfeit, your stamp,
Shall die, my lord: And will your sacred self
Commit high treason against the King of Heaven,
To stamp his image in forbidden metal,
Forgetting your allegiance, and your oath?

Ganz ähnlich lesen wir in: Meas. f. Meas. A. II. Sc. 4.
It were as good

To pardon him, that hath from nature stolen
A man already made, as to remit

Their saucy sweetness, that do coin heaven's image
In stamps that are forbid.

Und es ist gewiss, dass die Stelle in Edward III. nicht aus Meas. for Meas. entlehnt sein kann, da dieses Stück Shakespeare's unter allen Umständen neuer ist als das vor uns liegende.

Eine entfernte Verwandtschaft mit der bekannten Stelle aus Hamlet II. 2.

For if the sun breeds magots in a dead dog,
being a good kissing carrion --

liegt in den Worten Warwick's A. II. Sc. 1.

The freshest Summer's day doth soonest taint

The loathed carrion that it seems to kiss.

Auch hier können wir nicht daran denken, dass der Verfasser Edward III. diese Stelle Hamlet's im Gedächtniss gehabt habe; denn da sie sich nicht in der ältesten Bearbeitung findet, sondern ein Zusatz der Umarbeitung ist, kann sie nicht für älter gelten als Edward III.

Einer ähnlichen Reminiscenz begegnen wir in einer Zeile des dritten Aktes. In der zweiten Scene beschreibt ein Matrose das Seegefecht, wodurch die französische Flotte vernichtet worden war, und spricht unter Anderem folgende Worte:

Then'gan the day to turn to gloomy night
And darkness did as well enclose the quick
As those that were but newly reft of life

No leisure serv'd for friends to bid farewell etc.

Wer sollte dabei nicht an die bekannte Stelle in dem allerdings weit schöneren Bericht von der Schlacht Macbeth's gegen Macdonald denken:

,,And ne'er shook hands, or bade farewell to him,

Till he unseam'd him from the nave te the chaps.",

Auch im III. 3. findet sich ein Ausdruck, der Shakespeare recht eigenthümlich zu gehören scheint.

Als der Prinz von Wales zum Ritter eingekleidet ist, betheuert er, wenn er sich nicht stets als Ritter zeigen werde, solle ihn die gerechte Strafe der Unehre treffen und schliesst:

These hallow'd gifts of yours when I profane,
Or use them not to glory of my God,
To patronage the fatherless, and poor,
Or for the benefit of Englund's peace,

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