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gelehrte Anzeigen.

Unter der Aufsicht
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

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HARVARD COLLEGE LIBRARY INGRAHAM FUND

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1409

gelehrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

142. 143. Stück.

Den 3. September 1840.

Bonn.

Bey Ub. Marcus, 1839. D. Iunii Iuvenalis Satirae cum commentariis Caroli Frid. Heinrichii. Accedunt Scholia Vetera ejusdem Heinrichii et Ludovici Schopeni annotationibus criticis instructa. II Volumina. Bo I. VIII u. 440 S. BD II. 558 Seiten in gr. 8.

Witft man einen Blick auf die fast unüber. sehbare Reihe von Ausgaben und die meist schwellenden Commentare des Juvenalis, überschlägt man die in die Hunderte steigenden angeblich zu Rathe gezogenen Handschriften, und bringt inan endlich den måßigen Umfang der sechszehn unter dem Namen des Dichters erhaltenen Satiren in Anschlag: so könnte es under nehmen, wenn nicht Auslegung wie Critik im Ganzen zu einem gedeihlichen Abschlusse gebracht seyn sollten. Tritt man näher, so ergibt sich leicht, daß auch hier nicht Alles Gold was glänzt und daß auch hier πολλοὶ μὲν ναρθηκοφόροι, παῦροι δέ τε Βάκ

χοι.

Der Beyfall, den unser Dichter von der

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und

ersten Bekanntmachung seiner gewaltigen Satiren an erntete, hat sich durch alle Jahrhunderte erz halten. Zu den Zeiten des Ammianus Marcelli, nus las man ihn fast allein, f. Amm. Márc. XXVIII, 4. Im Mittelalter blieb die Vorliebe für Juvenalis wie für Virgilius, Lucanus, Stas tius und wenige andere Dichter, eine Vorliebe, deren Grund sich schon in dem ihm beygelegten bedeu tungsvollen Beynamen eines Ethicus aussprit. Daher die zahllosen Handschriften in den Bibliotheken, von denen immer erst eine mäßige Zahl untersucht worden ist, daher die in den meisten Handschriften beygeschriebenen Interlinear Marginal Gloffen, die zum Theil in frühe Zeis ten hinauf reichend ein unentbehrliches Hülfsmittel der Auslegung bleiben, zum Theil ihren fld-sterlichen Ursprung auf den ersten Blick verrathen und für uns werthlos' find'; daher endlich aber auch das Schicksal aller viel gelesenen und in den Klöstern fleißig copierten Auctoren, Verunstaltun gen, namentlich an derben Stellen (wie III, 109., wo für aviam resupinat amici eine Mönchs lesart aulam und in deren Gefolge ein ange= flickter Vers), Gloffeme nicht bloß einzelner schwie riger Ausdrücke, Flicken von Mönchshånden, deren Erbärmlichkeit oft auch verständige Critiker teuschen konnte. Manches der Art war bereits von früheren Critikern entdeckt, manches ist erst jezt von dem Verfasser des unten näher zu chas racterisierenden Commentars überzeugend nachges wiesen. Man kann wohl', heißt es S. 204, ein anderthalb Duhend Verse nachweisen, die von den Mönchen hinein gemacht sind.' Man vergleiche S. 261 und die Bemerkungen über den von Mönchshand aufs schnödeste verhunzten Ulmer Coder S. 92.

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Verweilen wir einen Augenblick bey den frü

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beren Leistungen für Critik und Erklärung des Dichters, so stellt sich leicht heraus, daß der selbs ständigen Critiker wie Erklärer, die einer so fchwierigen Aufgabe gewachsen gewesen wären, trog des scheinbaren Ueberflusses auffallend wenige gewesen find. Die italianischen Gelehrten des. 15ten und der ersten Jahrzehnde des 16. Jahrhunderts, die feit dem Commentare des Sabinus in der Erklärung des beliebten Dichters tapfer wetteiferten, bauten auf den Glossen ihrer Hands schriften fort: von diesen im Stiche gelassen, ver fallen fie bey der Unmündigkeit eines eben erst rege gewordenen grammatischen Studiums in die seltsamsten Verirrungen. Einen unverächtlichen Grund legte der schon im 30sten Lebensjahre, im J. 1477, verstorbene gelehrte und geistvolle Doz mitius Calderinus, dessen Commentare zu Statius Silven und Martialis freylich noch grös Here Bewunderung verdienen, da ihm dabey Gloss fen und Scholien keine Hülfe gewährten. Auss zeichnung verdient neben Domitius und Georg Balla und Mancinelli vor Allen der wackere Bris tannicus, dessen Commentar zuerst 1499 gedruckt Jahrhunderte lang die Basis aller Erklärung geblieben ist. Freylich gebricht es auch ihm an feinerer grammatischen Kenntniß und ein Haschen nach versteckten, überall aufgespürten Una spielungen verführt ihn nur zu oft zu grillenhafs ten und verfehlten Deutungen. Den leztern Vors wurf theilen indeß fast alle früheren, wie manche der neuesten Herausgeber, irre geleitet durch die Thorheiten der alten Scholien, die bekanntlich in ihren Träumereyen von Bezüglichkeiten auf be stimmte Personen und Historien, vor allen auf Nero, nicht Maß noch Ziel kennen. Wir über. gehen die Ausgaben des 16. Jahrhunderts, da

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