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Ein in Saccamminagehäusen vorkommender Myxomycet.

Von

Professor Dr. W. Zopf (Halle).

Mit 2 Textfiguren.

Die Saccammina-Gehäuse werden als Unterkunftshütte benutzt von einem niederen Myceto zoum, dessen vegetativer Zustand ausgesprochen plasmodialen Charakter aufweist. Die in Folge guter Fixirung vorzüglich erhaltenen Plasmakörper bestehen aus dicken wurmförmigen Plasmasträngen,

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Fig. 1. Plasmodium der Enteromyxa, ein körperliches Netzwerk mit zahlreichen Anastomosen darstellend, das in Form und Ausdehnung dem Lumen des Saccammina-Gehäuses entspricht.

90fach vergr.

Fig. 2. Ein einfacheres Plasmodium der Enteromyxa. 90fach vergr.

tere kann nach allen Richtungen des Raumes erfolgen und damit zur Bildung eines körperlichen Netzwerkes führen, das in seiner Form dem Lumen des Saccammina-Gehäuses entspricht (Fig. 1). Hier und

da verbreitern sich die Plasmastränge schwimmhautartig und heften sich an die Innenwand des Gehäuses an. Der vielkernige Plasmakörper zeigt, wie bei anderen Mycetozoen, eine Differenzirung in Körnerplasma und Hyaloplasma. Letzteres kann, wie an einem jüngeren Exemplare zu sehen war, einfache oder spärlich verzweigte Pseudopodien aussenden und besorgt auch die Anheftung an die Saccammina-Wandung, sich hierbei meistens plattenartig verbreiternd und glasartig durchsichtig erscheinend.

In dem Körnerplasma findet man Nahrungsreste des Mycetozoums, welche, so weit sie deutlich unterscheidbar sind, in Form von leeren Schalen verschiedener Diatomeen, nicht sicher zu bestimmende Cystenbildungen und Fragmentchen von sonstigen pflanzlichen oder thierischen Theilen, zum Theil auch anscheinend anorganische Partikeln.

Die plasmodialen Zustände erinnern in ihrer Gestaltungsweise so lebhaft an die Plasmodien von Enteromyxa paludosa Cienk., dass man wohl berechtigt ist, vorliegenden Organismus als zu dieser Gattung gehörig anzusprechen. CIENKOWSKI hat mir seiner Zeit gestattet, von allen seinen unveröffentlichten Originalen dieser Species genaue Kopien zu nehmen, und so bin ich in der Lage beide Objekte mit einander vergleichen zu können. Von sonstigen Entwicklungsstadien fanden sich in den Präparaten nur solche, welche einen Übergang vom Plasmo dium zur Fruktifikation darstellen, wie er für E. paludosa in meinen >> Pilzthieren << (Breslau 1885) Fig. 42 III abgebildet wurde. Vom sporenbildenden Stadium war leider in dem Saccammina-Material nichts aufzufinden; es ist daher auch nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob etwa vorliegende Enteromyxa mit der E. paludosa Cienk. identisch ist, eine bloße f. marina derselben darstellend, oder ob eine ganz andere Species vorliegt.

Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. LVII. Bd.

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Anatomische Studien über das männliche Genitalsystem

der Coleopteren.

Von

Dr. K. Escherich.

Mit Tafel XXVI und 3 Textfiguren.

Unsere Kenntnis von dem männlichen Genitalsystem der Coleopteren ist im Verhältnis zu der ungeheuren Vielgestaltigkeit, in der dasselbe auftritt, noch recht mangelhaft. Nicht einmal über die rein anatomischen Verhältnisse, über die Formen, die die Keimdrüsen, die Ausführungsgänge, die Anhangsorgane etc. in den verschiedenen Familien und Gattungen zeigen, sind wir genügend unterrichtet, geschweige denn über den feineren histologischen Bau und die Entwicklung etc.

Größtentheils ältere Autoren sind es, die sich mit der Insektenanatomie eingehender befassten und uns mit dem großen Formenreichthum der Geschlechtsorgane der Insekten bekannt machten.

Am meisten verdanken wir in dieser Hinsicht dem bekannten Entomotomen LEON DUFOUR. Er untersuchte ein Organsystem nach dem anderen in den verschiedenen Insektenklassen, Ordnungen und Familien, präparirte sie sorgfältigst, bildete sie ab und machte genaue Beschreibungen davon. Seine Untersuchungen sind bewunderungswürdig gewissenhaft ausgeführt und kann man sich in den allermeisten Fällen vollkommen darauf verlassen. In Bezug auf das männliche Genitalsystem präparirte DUFOUR circa 100 verschiedene Coleopteren (1825).

Nach DUFOUR beschäftigte sich SUCKOW (1828) mit dem Genitalsystem der Insekten, doch schlug dieser eine andere Richtung ein, indem er nicht die einzelnen Formen bei den verschiedenen Arten gesondert beschreibt, sondern sich bemühte ein System aufzustellen, in dem er die verschiedenen Formen einzureihen suchte; so unterscheidet er testiculi lineares, spirales, ramosi etc. Leider ist seine Arbeit von schwülsti

gen, naturphilosophischen Ideen und Phrasen so beeinflusst, dass sie sehr viel an Werth verliert. SUCKOW gehörte außerdem der anthropomorphischen Richtung (cf. PALMEN 1884) an und weiß daher von einer >> Clitoris, welche sehr empfindlich, während der Begattung erigirt und durch die äußere Scham geschützt ist « ferner von » Fimbrien«, »Glans penis« etc. zu erzählen. Die Schleimdrüsen (glandulae accessoriae) des männlichen Genitalsystems deutet Suckow als >>Harngefäße«, obwohl DUFOUR und frühere Autoren dieselben schon ganz richtig erkannt hatten; J. F. HEGETSchweiler (1820) z. B. äußert sich darüber also: Haud longe a vero aberrare puto, si illis glandulae prostatae et glandularum Cowperi (si unquam analogiae inter Insecta et Animalia vertebrata locus sit) functiones adscribo. Dant enim seminali liquori vehiculum et involucrum (p. 12). Suckow's Phantasie war so groß, dass er sogar zwischen dem Darmkanal und den Geschlechtsorganen große Ähnlichkeit zu erkennen glaubte und lange Vergleiche darüber anstellt (p. 259 und 260).

Viel gediegener und brauchbarer ist BURMEISTER'S Darstellung in seinem berühmten Handbuch der Entomologie (1832). Auch hier ist wieder die systematisirende Richtung vertreten, indem BURMEIster eine große Anzahl von Kategorien aufstellt und in diese die verschiedenen Formen einreiht; die Hodenformen theilt er in vier Gruppen ein, deren jede wieder in 4-6 Unterabtheilungen zerfällt: z. B. zusammengesetzte Bläschenhoden (T. racemosi, granulati, vesiculosi, vesiculoso-cirrati).

BURMEISTER gründete sein System vielfach lediglich auf die äußere Erscheinung, ohne sich durch Zerlegung Aufschluss über den wirklichen Bau eines Organs zu geben und kam dadurch oft zu ganz falschen Vorstellungen; so dachte er sich den Hoden von Blaps als » eine Blase, die überall mit kleinen runden Bläschen besetzt ist und stellt dafür die Gruppe » Test. granulati« auf. In Wirklichkeit besteht der Hoden von Blaps aus vielen radiär angeordneten Blindschläuchen, wie es bereits DUFOUR richtig dargestellt hatte.

BURMEISTER'S System ist daher ziemlich werthlos; doch enthält seine Abhandlung so viele andere werthvolle Aufschlüsse, dass sie von den älteren Arbeiten immerhin als eine der besten bezeichnet werden muss. Besonders die Kopulationsorgane erfahren durch BURMEISTER Zum ersten Mal kritische Bearbeitung.

Die letztgenannten Organe wurden in der folgenden Zeit eingehender studirt; eine ausgezeichnete Arbeit darüber lieferte ORMANCEY (1849) und es ist nur zu bedauern, dass sie von den späteren Autoren fast ganz vernachlässigt wurde. Besonders intensiv beschäftigte sich ferner G. KRAATZ (1884) mit den Genitalanhängen der Coleopteren, indem er mit großem Eifer und besonderem Nachdruck auf die enorme systematische

Bedeutung der Kopulationsapparate hinwies. Daraufhin bedienten sich in der That eine große Anzahl deskriptiver Entomologen zur Speciesunterscheidung der Genitalanhänge; leider erfuhren die verschiedenen Theile fast von jedem Autor wieder eine verschiedene Deutung und Benennung, was zu einer großen Verwirrung Veranlassung gab. Erst in neuester Zeit unternahm es C. VERHOEFF, die Genitalanhänge der Coleopteren vergleichend-anatomisch zu studiren und eine einheitliche, zweckentsprechende Nomenklatur zu schaffen, worüber unten noch Näheres mitgetheilt wird.

Endlich soll noch eine Arbeit erwähnt werden, die zwar nicht speciell über das Genitalsystem der Käfer handelt, die aber so viele allgemein wichtige Aufschlüsse, so viele ganz neue Gesichtspunkte bringt, dass sie Jedem, der sich mit den Geschlechtsorganen der Insekten beschäftigt, als Grundlage dienen muss. Es ist das PALMEN'S klassische Arbeit » Über paarige Ausführungsgänge der Geschlechtsorgane bei Insekten «< (1884). Wir werden unten noch häufig auf diese Abhandlung zurückkommen, so dass ich mich hier mit der einfachen Citirung begnügen kann.

Außer diesen zusammenhängenden Arbeiten über die Anatomie des männlichen Geschlechtssystems der Käfer existiren noch eine Anzahl uns weniger interessirender Abhandlungen, die zum Theil nur Einzelbeschreibungen bringen und die ich desshalb hier nur citiren möchte. Es sind dies: SWAMMERDAM, RÉAUMUR, HEGETSCHWEILER, HERRICHSCHÄFFER, STRAUSS-DÜRKHEIM, LABOULBENE, LINDEMANN, BEAUREGARD u. A.

Von entwicklungsgeschichtlichen Arbeiten über das Genitalsystem interessiren uns nur zwei Autoren: NUSBAUM (1882) und W. M. Wheeler (1892), auf die ich unten noch zu sprechen komme.

Allgemeiner Theil.

Bei der ungeheuren Vielgestaltigkeit, in der das männliche Genitalsystem in der Klasse der Coleopteren auftritt, schien mir die Frage von größtem Interesse, ob sich alle, mitunter sehr komplicirten Systeme auf eine oder wenige Grundformen zurückführen lassen. Zu diesem Zwecke war es vor Allem nöthig, ein möglichst einfach gebautes System aufzusuchen und dieses genau zu analysiren. Als solches erschien mir das der Carabiciden. Denn es ist hier das Princip der Funktionstheilung nur sehr schwach angedeutet: ein einfacher Blindschlauch auf jeder Seite hat die Funktion der Samenproduktion, der Samenaufbewahrung und der Schleimsekretion zu erfüllen. Dieser Blindschlauch mündet in je einen etwas stärkeren Schlauch, durch deren Vereinigung ein unpaarer Ausführungsgang entsteht (Fig. 1).

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