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371. An Wolff.

O! Mein lieber Freund!

Tausend Danck! für Ihren vortrefflichen guten Willen, allein die schöne, herrliche Flasche war entzwey. Als ich das Heu wegnahm, und das noble Geschöpf sah, war meine Freude ausserordentlich, allein den Augenblick entdeckte ich ein Loch, oben in der Mitte, grade wo das Geld angebunden war, und zwar war ein dreyeckigtes Thürchen auswärts geschlagen etwa von dieser Größe das sich um den Stanniol a b, wie

um eine Hespe drehte. Im Packen ist ein kleines Ver- A sehen passirt, das am Ganzen Unglück Schuld ist, die Gläserne Röhre von dem Stativ für die Haspel war, weil es keine Unterstützung hatte, abgebrochen, und der schwere messingene Kopf desselben hatte also vermuthlich das Loch geschlagen. Mir war es als wenn die Stube auf mich fiel, und ich hob sie aus der Kiste heraus, wie ein Vater sein ertrunckenes Kind aus dem Bach. Es

ift Jammer Schade. Nun bitte ich Ew. Wohlgebohren unter tausendfachem Danck für die Geschencke, recht flehentlich um 4 bis 6 solcher Flaschen, unbelegt, und etwa nur 10 Stück von den andern kleinern.

Daß die Blase nicht gehen wolte, ist mir sehr leid und fast unbegreif lich, vielleicht haben sich auch die Pflaster losgegeben. Die können alsdenn wieder mit Speigel angeleimt werden. Der Herzog von Gotha hat mehrere Ballons aus Paris kommen lassen, sie taugten aber alle nicht, so niedlich sie auch gemacht waren. Ich habe meinem Bruder nun meine Grose geschickt. Die ersten die fertig werden sollen Ew. Wohlgebohren erhalten. Die Teufelsriechfläschchen erfolgen vermuthlich mit der Sonntags Post, wenn ich nicht hintergangen werde. Klindworth konte sich wegen der Lufft Pumpe nicht resolviren, er wird künfftig sein Gutachten geben. Dieser Mensch_hat_unglaublich viel zu thun. Ich glaube, daß er jezt auf 1200 Thaler bestellte Arbeit hat, dem ohngeachtet macht er lieber Riechfläschgen und präparirt Blasen, als er Quadranten und Cufftpumpen macht, jene halten den Topf kochend, diese geben einen sehr entfernten Gewinn der mit Auslagen verbunden ist. Er wird vermuthlich eine Smeatonische Lufftpumpe für das Artillerie Corps zu Berlin machen, und ich bin überzeugt, sie wird keiner englischen weichen. Ein Erfinder ist er nicht, aber ein Arbeiter, wo er nachahmen kan, der seines gleichen vielleicht in Deutschland nicht hat. Das macht, er war als Knabe ein Uhrmacher, gewöhnte sich da an Präcision, und arbeitet nun alles aus wie Taschen Uhren Räder. Ich habe Stahlarbeit

von ihm gesehen die völlig wie Spiegel in Teleskopen aussah, und ein kleiner Apparat von pyrometrischen Instrumenten, den er für den Prinzen August von Sachsen Gotha gemacht hat, übertrifft alles, was ich in der Art gesehen habe. Jezt machen freylich vieles seine Gesellen.

Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren
Ew. Wohlgebohren

Göttingen den 4ten December

1783.

gehorsamster Diener
6. C. Lichtenberg.

Die Kiste wird mit dephlogistisirter Lufft zurückgehen, so bald meine Fabrick wieder im Gang ist.

die schöne Flasche!!!

372. Un Wolff.

Göttingen den zten December 1783.

P. P.

Hierbey kommen die Höllischen Riech-Fläschchen wofür ich 2 Thaler bezahlt habe; unter dem Titul Optischer Gläser, damit die Post-Bedienten nicht optisiren, daß etwas drinnen ist, was die ganze wertheste Gesellschafft könte auf fliegen machen.

Daß die Lufftleere Flasche nicht geht, kan ich nicht begreifen. Klind. worth muß schlecht gesiegelt haben, oder, welches mir mehr als wahrscheinlich ist, das Schorborinsche Glas taugt nicht zur Electricität. Ich habe drey sieben Fuß lange solide Cylinder, die elend isoliren. Haben Sie die Güte sie mir bey Gelegenheit wieder zu schicken. Das Mündensche Glas ist vortreff. lich, allein die Arbeiter sind nicht den Teufel werth. Sie sind nur im bibitorischen Apparat starck.

Auf die Sphäricität bey der Blase kommt viel an. Beym Kord ist jedes Bröckchen leichter als das Wasser wie 1:4; also hebt er immer [mehr ?] Last, je größer man das Stück nimt. Bey der inflammablen Lufft würde es eben so seyn, wenn wir sie nicht einzuschließen brauchten und zwar mit Körpern, die sehr viel specifisch schwerer sind als sie selbst. Gesezt der Kord gienge im Wasser aus einander, und wir müsten ihn im Schnupf. tobacks Bley

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(Hier eine Stunde Visiten!!)

einschließen, so könte das Stückchen Korek so klein genommen werden, daß es von dem Bley überwältigt würde. Je gröser der innere Raum, desto kleiner

die Oberfläche im Verhältniß. Was im Wasser unter geht als ein Hagelforn groß, wie, um ein Holtz zu nehmen, Pocholtz, schwimmt nicht und wenn Sie 1000 Pfund davon nehmen. Weil allemal das fluidum, das eine solche Masse aus der Stelle treibt, leichter seyn wird, als sie selbst. sapienti sat.

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Fast hätte ich über dem ersten Feyertage vergessen, daß heute Posttag ist. Ich kan also Ew. Wohlgebohren nur melden, daß es mit dem Ballon noch immer erträglich fortgeht, und wenn es so nicht geht, Vorspann ge. nommen werden wird. Ich habe nun, wie ich glaube, die Sache gant inne. Allein es kostet. Indessen wir wollen sehen und fortfahren so lange das Zeug halten will. Noch ist nichts mislungen, aber es geht langsam. Dafür wird auch manches für Hannover ausgefunden. Der Eifer freut mich, es [muß ?] alles durch Eifer werden, die Leute, die nicht räsonniren, bezahlen [?], doch so gehts in der Welt überhaupt. Wenn man vor allem in der Philo sophie auf solche Weise Unterstützung verschaffen könte, so wäre vielleicht manches schon geendigt.

Ew. Wohlgebohren und allen Freunden empfehle ich mich gehorsamst. 6. C. Lichtenberg.

P. S.

Ich habe zwar neulich vergessen wegen des Calenders zu antworten, der dem Herrn Cammerpräsidenten bestimmt war, allein ich hatte alles bestellt, es war aber, wie Ew. Wohlgebohren werden gehört haben, schon besorgt.

374. An Wolff.

Verehrungswürdiger Freund,

In einem Haar hätte ich, trotz der Muse, die ich hatte, vergessen Ihnen mit heutiger Post zu antworten; denn der Sonntag ist kein Posttag, wenigstens für mich nicht, der ich blos im Meridian correspondire immer grade Südlich,

nach meinem Vaterland, oder nördlich nach Ihnen und Herrn Schernhagen, und selbst meine nach Osten oder Westen abweichende Correspondentz läuft doch wenigstens einige Meilen weit im Meridian; nun aber (4) halte ich alle Tage für Sonntage, wo die Leute mit Gesangbüchern gehen, heute ist erster Feyertag, also Ergo. Q. E. D.

Für die Güte meines grosen Ballons stehe ich gar nicht ein, daher habe ich ihn gantz auf meine Kosten übernommen, und werde ihn auch gantz für mich schmaußen, ob ich gleich jedem, der dabey seyn will, sage, ich wolte es ihm wissen lassen, so kommt dennoch keine Seele dazu, als wer dabey seyn muß. Es ist ein Versuch im eigentlichen Verstand: auszufinden, wie man verfahren muß, zu lernen wo es fehlt, wie man füllen muß, die Kosten zu schätzen pp. Deswegen ist er auch nur klein; aufgeblasen gleicht er einer Kugel von 52 Fuß und drüber im Diameter und sieht vortrefflich aus. Man erschrickt fast, dencken Sie sich einmal eine Blase von fast 6 Fußen im Durchmesser, es sieht immer frappant aus, man mag sich so viel Vorstellungen davon gemacht haben als man will. Die Sache hat große Schwierigkeit, zu mal das füllen, wozu ich gantz eigne Instrumente machen lassen muß. Auch wird so viel nachgefirnißt werden müssen, daß er zu schwer wird. Ich habe aber schon alles bereit ihn in Zeit von 3 Tagen um 30 Cubicfuse größer zu machen. Meine Gedult soll nicht ermüden, aber ich fürchte, mein Beutel wird vor mir capituliren. Unter 70 Chaler komme ich nicht durch wenn die Kugel größer gemacht werden muß. Allein, da alles auf meiner Stube vorgeht, so gedencke ich alsdann durch eine Subskription wieder etwas heraus zu kriegen.

Jhn auf Montgolfiers Art zu füllen, ist er viel zu klein; Montgolfiers Minimum ist ein Ballon von 20 Fußen im Durchmesser, und selbst der hebt nur 20 Pfund auf eine kurze Zeit. Auch ist die Sache ohne grose Uebung etwas gefährlich, es könte alles aufbrennen. Warten Sie mit Ihrem Entschluß noch ein wenig, oder suchen Sie zu erhalten: Description des Expériences de la machine aërostatique de MM. de Montgolfier., par M. Faujas de St Fond. Paris 1783. 8 299 Seiten ohne die Einleitung, mit X Kupferplatten. Es steht sehr viel gutes in dem Buche. Eine ziemlich weitläufftige und critische Recension, und zwar von meiner Wenigkeit gefertigt, werden Sie in den hiesigen gelehrten Zeitungen. 2 Stück Zusäße. 1784. So Gott will finden.

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Non nostrum est tantos transmittere libros,

sonst wolte ich es Ihnen schicken, aber ein Wort von Schernhagen oder Brandes an Heyne ist gnug, so können Sie es lesen, nemlich ein Wort

(4) dieses ist das Atqui.

für Sie (dreymal gestrichen) oder auch blos ein Wort von Ihnen ist hinlänglich. Denn Ew. Wohlgebohren Geist ist hier gnugsam bekannt, vielleicht besser als in dem Hochadlichen Hannover.

Die häßlichen Gesangbücher haben gemacht daß ich jezt schon schließen muß. Tausend Danck für den Extract, hier kömt er zurück!

Göttingen. gesegnete Weyhnachten

1783.

6. C. Lichtenberg.

375. An J. G. Müller.

Gnade! Gnade, liebster Herr Gevatter, versprechen Sie mir die, so sollen Sie meine Vertheidigung künfftig hören. Seyn Sie versichert, Dietrich verdient Strafe und ich Barmherzigkeit, er solte statt meiner schreiben und hat es nicht gethan. Ich wolte nicht eher an Sie schreiben bis ich meine Laune wieder gefunden hätte, allein es scheint, als wenn diese gank von mir gewichen wäre, und ich bin schon öffters willens gewesen mich für epistolarisch insolvent erklären zu lassen. Ich weiß nicht was das ist, allein eine grose Veränderung habe ich erlitten seit dem Sie mich nicht gesehen haben, ich erinnere mich mit Entzückung unsers Sommer Umgangs, ich rede von Ihnen, und träume von Ihnen, allein wenn ich schreiben will was das für eine Impotent dann ist, das kan ich Ihnen nicht beschreiben, eigentlich ist es Vorgefühl von Unmöglichkeit alles so darzustellen, wie es würcklich seyn müste um mich gänzlich unschuldig zu finden. Wir wollen also ein Paar Bogen aus dem Schuldbuch herausreisen, so bekomme ich Muth künfftig fortzufahren, oder eigentlich anzufangen.

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Was macht denn meine liebe Frau Gevatterin und der kleine Pathe? Sagen Sie ihm doch ja nichts von mir bis ich mich gebessert habe, dann aber auch desto mehr. Ich hoffe, der Himmel soll mir noch Zeit geben, alles gut zu machen. Empfehlen Sie mich ihnen beyden hertzlich und ver schweigen Sie nur das Böse. Meinen theuren Herren Mitgevattern empfehlen Sie mich so gut sich ein bereuender Sünder empfehlen läßt.

Am Neuen Jahrstage, der aber eben so schlecht ist, als der 31ste December vom gestrigen Jahr. Ich weiß nicht, ich befinde mich nicht, wie ich mich befinden solte, und weiß doch nicht recht, wo der Fehler liegt. Es muß bald anders werden. Leben Sie recht wohl, mein lieber Freund, und verzeyhen Sie mir, es möchte Sie sonst gereuen, mir diese Zeit noch versauert zu haben. Es ist mir zuweilen, als wenn ich den Januar nicht durchlebte, und meine

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