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besten und hellsten Augenblicke sind die, da ich Krafft habe zu dencken, daß es Einbildung seyn könte, allein überzeugen kan ich mich nicht.

Ich bin gantz

Jhr aufrichtiger Freund

[Göttingen] Am ersten Januar 1784.

G. C. Lichtenberg.

Für beykommendes Buch dance ich gehorsamst. Es ist sehr gut und

ich habe es mit dem grösten Vergnügen gelesen.

An

den lieben braunen Mann

zu

Itzehoe.

376. Un Sommerring.

Göttingen, den 2. Januar 1784.

Jhr Eifer dort den Himmel zu besteigen macht Cassel Ehre. In Hannover ist man ebenso gestimmt, und es scheint, daß Cassel und Hannover das erste Luftrace rennen werden. In Hannover sind auf 1000 Thaler bey sammen. Von dorther werde ich ebenfalls gefragt. Ja es ist mir gesteckt worden, wenn ich es gerne thäte, so solte eine vornehme Einladung an mich ergehen. Ich habe aber wieder contrasteckt, daß der Professor nicht aus der Stube gehen würde, aber nach Vermögen schrifftlich dienen wolle so gut er könne. Mit meinem Ballon geht es langsam, und bey dieser Kälte ist fast das ganze Unternehmen nicht ver- aber eingefroren. Es wird nun bereits 12 Tage an einem messingenen Hahn gegossen. Aus einem dummen Versehen des sonst unermüdeten, und würcklich sinnreichen Herrn von Ctztszichanzßztky ist der Ballon viel kleiner geworden, als er hätte werden sollen, zwar noch immer groß genug um zu steigen, aber auch klein genug es nur sehr kurze Zeit auszuhalten, sobald die Luft starck durchgeht. Daher müssen 1000 Vorsichten gebraucht werden. Wenn Sie eine Kugel machen, so nähen Sie ums Himmels Willen nichts daran; alles geleimt; die Näthe sind mit biegsamem Firniß kaum zum schweigen zu bringen. Wenn ich wieder einen machen lasse, so soll es nicht halb so viel Mühe kosten. Auch höre ich, daß man in Paris glaubt, die Ballons verlöhren blos durch die Nähte. Will man, wenns ein Lufftschiff werden soll, der Festigkeit wegen nähen, so muß doch, wären es auch nur Blasen oder noch besser Kälber amnium darüber geleimt, und dann darüber gefirnißt werden. Das Amnium der Kälber ist

über alles. Ich ließ gestern eine Blase daraus verfertigen, nicht so groß als die erste Schweinsblase, um geschwind fertig zu werden. Diese hängt ungefirnißt nun 15 Stunden an meiner Decke und hat noch gar keinen animum zu fallen, gestern Abend um 7 ließ ich sie steigen, und ich schreibe dieses heute Morgen um 10. Da der Brief erst diesen Abend um 5 Uhr auf die Post geht, so will ich Ihnen melden, wenn sie herab kommt. Nun glaube ich in dem Besit des Spaßes zu seyn, den ich schon längst spielen wolte, nemlich ein solches Ding gefüllt nach Hannover zu schicken, so daß es dort aus der Schachtel nach der Decke fliegt. Man dürfte es nur überfirnissen. Sie haben sehr recht, liebster Freund, das füllen ist bey großen Bällen das schwerste.

So eben schlägt es halb 12, und meine Blase hängt noch so wie vorher. Ich bließ mit einem Blasebalg neben ihr vorbey an die Wand, zu sehen, ob sie nicht gar der Teufel angeleimt hätte, so sanck sie auf den Stoß der Lufft etwa 1/2 Fuß, stieß aber gleich mit beträchtlicher Stärde wieder an. Ich habe Hoffnung, daß mit dieser Amniumshistorie, verbunden mit Firniß, sich vielleicht etwas erhalten läßt, was sich der Permanent nähert. Diese Häute werden ohnehin von den Leuten weggeworfen. So eben bekomme ich eine zweyte solche Blase in Gestalt eines Sacks, die (mirabile dictu) einen hörnernen Hahn mit sich fortschleppte. Sie ist ausser dem Hause um u Uhr gefüllt. Hier kommt Besuch, also das übrige auf ein anderes Blatt.

P. M.

Continuatio.

III Uhr, 31 Minuten

Das Amnium hielt sich an der Decke bis etwa 10 Minuten nach 2 Uhr, sanck alsdann etwas und flog dem Ofen zu, so wie jetzt auch das vernünfftige Vieh thut, und da gieng es herrlich los. Sie schwebte um den Ofen, stieg, fiel, und stieg wieder, so daß der neidische Klindworth es sogar bewunderte, endlich legte sie sich um 3 Uhr 10 Minuten auf die Erde, hat also gedauert von 7 Uhr gestern Abend bis heute 3 Uhr Nachmittag 10 Minuten, das ist 18 Stunden 10 Minuten, und jezt da ich sie aufhebe und an den Ofen bringe, steigt sie wieder und fängt ihr altes Spiel an, wiewohl immer schwächer. Ist aber eine wahre Gesellschafft.

Nun Adieu, bester Mann. Ich wünsche Ihnen und Forstern auch ein glückseeliges neues Jahr, Gesundheit, langes Leben, Fried und Einigkeit und die ewige Seeligkeit (NB. vor 1830 nicht) und was alles Sie sich selbst wünschen mögen. Noch taumelt die Blase auf dem Ofen herum, 3 Uhr 45 Minuten. Die andere steht wie eine Mauer um 4 Uhr 45 Minuten.

377. An Wolff.

[Göttingen, Anfang Januar 1784.]

Liebster Freund,

Hier schicke ich Ihnen eine Blase, eigentlich einen Theil des Fuhrwercks, worin ein unzeitiges Kalb in dieses Jammerthal fahren solte. Füllen Sie diese mit reiner inflammabler Lufft; wenn sie nicht an die Decke steigt, so haben Sie die Güte es mir mit umgehender Post zu melden, so reise ich extra Post nach Hannover und hänge mich selbst an die Decke.

Unten ist ein ausgehölter Korck eingeleimt, durch diesen bringen Sie die Lufft quovis modo hinein, entweder durch die Glocke, oder auch durch eine andere Blase auf (mit Respeckt zu melden) Clistier Art, verstopfen alles bey jeder Operation und am Ende völlig mit dem Stöpselchen oder einem besseren aus Kord. Die Blase braucht nicht viel Lufftleerer gemacht zu seyn, als sie bereits ist, auch blasen Sie dieselbe nicht zu stramm auf. Vielleicht können Sie sie leicht mit einem dünnen firniß von Schwarten-Magen. Farbe überstreichen, so ließe sich den Prinzen ein Spaß in Ihrem und meinem Nahmen damit machen. Sie müste in einer Punsch Bowle servirt werden und würde so gleich nach der Decke steigen. Nehmen Sie doch ja zum Experiment ausser unserm Gemeinschafftlichen Freund Herrn Lasius die Herren Schernhagen und Flügge. Es geht gewiß. Nur muß eine ziemliche Quantität inflammabler Lufft angeschafft werden, denn das Ding faßt recht Kälbermäßig viel. Sie hat bey mir 12 Stunden an der Decke geschwebt.

Ums Jahr Christi 1784 willen, wer hat den Aufsatz vom Mond ins Hannöversche Magazin gerückt? Hat denn das Cleverthor gar kein Zimmerchen für solche Menschen ?

Will die Blase sincken, so dürfen Sie nur etwas nachclystieren, so können Sie sie Wochenlang ohne grose Kosten und Mühe halten. Adieu G. C. Lichtenberg.

Gesundheit, langes Leben, Fried und Einigkeit und die Ewige Seeligkeit! Leztere vor dem ersten vierthel des nächsten Jahrhunderts aber noch nicht.

378. An Heyne.

Ew. Wohlgebohren

habe ich die Ehre hierbey die kleinen Opera mit der Recension zu übersenden. Der Schluß ist vielleicht ein wenig zu lustig für die hiesige Zeitung.

Ich glaube aber, wenn man jezt überall etwas leichtes steigen läßt, so wird es auch hier nicht ganz unschicklich seyn. Man ließt jezt alles was hieher gehört mit Begierde, und sobald man solche Dinge anzeigt, so müssen sie doch auch nach Verdienst, und, wie mich dündt, auf eine Art angezeigt werden, die den Verlust von Zeit doch etwas wenigstens ersezt. Die Dinge sind höchst elend.

[Göttingen] den 14 Jenner 84.

G.C.L.

Wollen Ew. Wohlgebohren das ganze weglassen, so bin ich es herzlich

zufrieden.

379. An Ebell.

Göttingen den 8ten februar 1784.

Verzeyhen Sie mir, Liebster Freund, als einem Candidato mortis, der eben erst vorgestern umgesattelt hat und wiederum humaniora ich meine res vitæ zu treiben anfängt, daß er so nachlässig gewesen ist. Auf meinem ver meintlich Todtbette wurde mir Ihr Paquet gebracht und weil ich schon vorher wuste daß Desaguliers kommen würde, so eröffnete ich es erst am Freytage bey meinem Aufstehen, und fand die Commission darin, die ich also heute sogleich ausrichte. Ich schicke hier 2 von den vortrefflichsten, vielleicht findet sich doch ein Käufer zu der andern. Es wird dadurch einem thätigen Menschen unter die Arme gegriffen.

Der Flecken im Desaguliers hat nichts zu bedeuten. Wegen der Fragen muß ich mir etwas Zeit ausbitten, das Schreiben wird mir sehr schwer und meine Geschäffte haben sich so gehäuft, daß ich nicht weiß wo ich anfangen soll. Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren

Ew. Wohlgebohren
gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

380. An Wolff.

Göttingen den 9 februar 1784.

P. P.

An der Besserung von Ew. Wohlgebohren geliebten Kindern nehme ich um so lebhaffteren Antheil, je deutlicher ich damals den Schmerz in Jhrem Brief fühlte, den Sie selbst mit Ihrer Laune nicht decken konten. Lichtenbergs Briefe. II.

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Ich bin in Göttingen noch nicht so krand gewesen, als dieses mal und bin noch nicht ganz heraus, ob ich es gleich gewagt habe heute wieder zu lesen, welches mir sehr schlecht bekommen ist, vielleicht der ungewohnheit wegen.

Der Junge des Herrn Hooghe ist ein sehr gescheuter Kopf, der die gröfte Aufmerksamkeit anwenden muß. Er hat eine Latte vor sich liegen, die in so viele Theile getheilt ist, als der Bogen, und auf dieser zieht er die Schnur, die unter den Dielen weggeht. Wenn er nachläßt, so treibt eine Feder [durch] den an einem Hebel befestigten Magneten unter dem Männchen dasselbe wieder ins Hauß. Die Gleichgültigsten Worte des Schwätzers haben offt eine Bedeutung, wenn er sagt, das ist ein Rar Stuck, ein seltsames Stuck, so weiß der Junge schon auf welche Nummer er ziehen muß. Ich habe in England sehr viel sinnreichere Anwendungen gesehen. Vortreffliche in Silber matt gearbeitete Schwanen, die auf Teichen von Spiegel Glas in allerley Richtungen schwammen, ihre Bahnen durchkreuzten und an einander vorbey schwammen; Uhren, woran eine vortrefflich gearbeitete Stubenfliege die Stunde zeigte pp. Der Magnet, der den Hammer an die Glocke schlagen machte, war sehr gut, er 30g 40 Pfund.

Mich verlangt sehr nach den Gläsern, sehen Ew. Wohlgebohren eine Kleinigkeit beym Kasten nicht an, denn ich brauche die Gläser bald.

Ich habe jezt ein Amnium von einem ganz unreinen Kalbe, das noch fast feiner ist, als das Häutchen in einem Ey, damit will ich gewiß das Minimum von Lufftkugel zu stand bringen. Es käme darauf an ob nicht eine Geschichte Hand die Haut eines Eyes präpariren könte. Ich wüste wohl ein Mittel dazu.

Wenn ich nicht wieder ein Recidiv vor Abdruck des Magazins be komme, so bekommen Ew. Wohlgebohren eine ausschweifende Abhandlung von mir über die aërostatischen Maschinen zu lesen.

Leben Sie recht wohl.

G. C. Lichtenberg.

Das Geld habe ich richtig erhalten. Bald komme ich an die Lehre vom Feuer, und da sollen Sie den englischen Kasten mit dephlogistischer Lufft angefüllt erhalten.

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Ich

habe nun heute zum vierten mal wieder gelesen, und mich die drey lezten male so ziemlich darnach befunden, den ersten Tag bekam es mir

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