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sehr übel. Indessen gantz heraus bin ich noch nicht. Das war ein harter Stand. Ich bin in 17 Jahren nicht so kranck gewesen.

Für die Gläser, die ganz wohlbehalten übergekommen sind, dancke ich gehorfamft. Der Kasten geht mit heutiger Post an Herrn Schernhagen zurück. Der englische soll, so Gott will, vielleicht künfftigen Montag mit dephlogistisirter Lufft abgehen. Nun auf die Fragen.

ad 1. Mir ist kein Mittel bekannt dephlogistisirte Lufft ohne starckes Feuer, oder Sonnen Licht zu erhalten und ich glaube, es giebt auch keines. Ob es gleich gut ist auf einige Körper als den Menning, Braunstein pp Salpeter Säuere zu gießen, wenn man daraus dephlogistisirte Lufft machen will, so wird sie doch durch diesen Aufguß nicht erhalten, sondern durch nachherige starcke und plötzliche Hitze.

ad 2. Die Vitriolsäuere auf Menning gegossen giebt keine dephlogistisirte Lufft, sondern macht ihn nur dazu geschickter, vermuthlich, weil sich die Säure mit dem allenfalsigen Brennbaren verbindet und, ehe die dephlogistisirte Lufft bey der nachherigen Hiße kommt, als eine verdorbene phlogistische, oder fauere Ditriollufft meggeht, Hiergu ift aber die Salpeterfäure beffer. Man benezt den Menning mit Salpetersäure, läßt ihn trocknen und zerreibt ihn wieder, bringt ihn alsdann in eine Retorte und giebt ihm ein plötzliches hefftiges Feuer. Bey diesem Proceß kommen aber allezeit erst schlechte mephitische Lufftarten voran.

ad 3. Was die Hize aus der rohen Kalck Erde, Kreite, Kalckfpath, Marmor,

auch der Bittersaltz Erde pp austreibt ist fixe Lufft. Der ungelöschte Kalck, oder die von ihrer firen Lufft befreyte rohe Kalckerde, ist im Wasser auflößlich, und macht alsdann das dem Chemicker so wichtige Kalckwasser aus. Wird fire Lufft in Kal&wasser geschüttelt, so wird es trübe, und es fällt eine wahre rohe Kalderde nieder, weil sich nemlich die fire Lufft wider mit dem gebrannten Kalck verbindet und die rohe Kalckerde macht, die im Wasser unauflößlich ist. Doch ist im Vorbeygehen zu mercken, daß der gebrannte Kald sich noch durch etwas mehrers als Abwesenheit der firen Lufft von der rohen unterscheidet, beym brennen zieht er gewiß Feuer Materie in sich und das ist das was er beym Löschen wieder von sich giebt.

Heute habe ich meine Vorlesungen über die künstlichen Lufftarten beschlossen. Ich habe alle die wichtigsten Versuche durchgemacht und die Sache überhaupt umständlicher behandelt, als selbst in Collegiis chemicis geschieht. Es giebt dabey Dinge, die ich immer wieder wie neu anstaune, ob ich sie gleich fchon über 10 mal gefehen habe.

Wenn Sie doch in Hannover so viel Kälber und Pferde Amnia zu bekommen suchten als Sie könten, aufbliesen und aufhüben, ich wolte sie

Ihnen alle abkaufen. Ich bin mit allerley Versuchen für mich beschäfftigt, wozu ich sie brauche.

à propos. Mein Bruder schreibt mir, daß man in Hannover so schöne Cartesianische Teufel mache. Ist das wahr, er wünscht etwa 3 hohle und 3 solide mit schwimm Kugeln zu haben. Denn seine hat der würckliche Teufel geholt. G. C. Lichtenberg.

382. Un Wolff.

Liebster Freund,

Wegen Mangel an Zeit sage ich Ihnen nur, Post u Bouteillen dephlogistisirter Lufft erhalten, sie in den Kasten gegangen, ich hoffe, sie soll gut seyn. meinen Salpeter selbst cristallisiren lassen. Ich habe aus Quecksilber Präcipitat gemacht die herrlich ist.

daß Sie mit der fahrenden ist grade aus der Retorte Ich will mir aber künfftig gestern auch 6 Bouteillen

Womit gießen Sie Ihren Cylinder aus? Ist es die Cavallo’ische Masse ? und wie verfahren Sie dabey?

Der Cylinder geht herrlich, der Meinige soll es auch thun wenn ich nur selbst arbeiten könte.

Heute habe ich ein Kügelchen zum Steigen gebracht von 4 Zollen im Durchmesser. Den Rang im minimo haben also die Franzosen verlohren. Hätten wir nur mehr Reiche Physicliebhaber oder mehr reiche Faullenger, so solten sie ihn auch im Grosen verliehren.

Göttingen den 16 februar 1784.

G.C.L.

383. An Heyne.

[Göttingen, Mitte Februar 1784.]

Dieses ist sehr traurig. Ich habe davon Nachricht erhalten, als von der gleichgültigsten Sache, die ganz ausgemacht wäre, und eben so habe ich davon gesprochen. Herr Schernhagen weiß mir sonst wohl zu verbieten, und ich würde gegen meinen Bruder seinem Verbot nachleben, weil ich weiß, daß des Mannes Freundschafft gegen mich durch so etwas aufs Spiel gesezt würde. Solte es unangenehme folgen haben, so will ich doch hoffen, daß Herrn Schernhagen nichts zur Last gelegt wird. Ich konte so wenig arges daraus haben, daß ich vielmehr glaubte, ich spräche von einer Sache, die jederman bey der Universität nunmehr schon wüste. Ich verkündigte es

nicht, sondern ich sprach nur davon, vielleicht denckt man, es sey nur ein Gerücht.

Haben Ew. Wohlgebohren wohl schon gehört, daß Schlößer die Vorrede zu seinem neusten Stück Staatsanzeigen hat ausschneiden laßen. Ich habe gestern Abend das gedruckte Exemplar gelesen. Er predigt wahren Aufruhr, und bittet in den stärcksten Ausdrücken die Schweitzer Cantons, ihre nichtswürdige Regierung mit dem alten Muth über den Haufen zu schmeißen und Glück und Recht jezt in Wien und Wezlar zu holen. Es ist ganz ab scheulig. Vielleicht verschaffe ich Ew. Wohlgebohren eine Abschrift. Der Druck war durch kein Geld zu erkaufen.

Wenn der Buchbinder nicht Zeit hat, so will ich die Hygrometrie hefften laßen.

384. An Heyne.

G.C.L.

[Göttingen, Mitte Februar 1784.]

Weil mir die bewußte Sache, bey der ich würcklich so unschuldig bin als ein Kind, blos Herrn Schernhagens wegen sehr durch den Kopf geht, so habe ich mich erkundigt, und durch Herrn Dieterich erfahren, (welches ich aber im grösten Vertrauen melde,) daß der Stallmeister schon vor geraumer Zeit über Tisch erzählt daß Richter mit Herrn Frank tracktirt und daß die Sache gewiß sey. Ich habe also doch den Trost: Socios habuisse. Ich erzählte es aus freudiger Theilnehmung so wie ich den Verlust durch Herrn Koppe beklagte.

Ew. Wohlgebohren sollen zuverläßig eine Abschrifft haben. Es ist ges wiß ärger als Sie es sich dencken können. Wenn Schlößzer so fort schreibt, so ist er seines Lebens in und bey der Stadt nicht mehr sicher, und ich mögte, an seiner Stelle, so wenig allein nach Kerschlingröder Feld gehen, als neulich, an des Kayser seiner, im Hause eines Cardinals in Rom geschlafen haben. Ich dencke nur gar, er unterdruckt, auf daß man lese. Er ist sehr schlau.

385. An Heyne.

P. P.

G.C.L.

Hierbey habe ich die Ehre Ew. Wohlgebohren das versprochene Ackten Stück zu übersenden. Ich habe es mit lateinischen Buchstaben geschrieben,

weil man da meine Hand weniger kennt, so können Ew. Wohlgebohren es gleich so wie es hier ist einem Freunde zeigen.

Den Saußüre habe ich erhalten und durchlaufen. Es ist doch zum Erstaunen, was das Nest, ich meine Genf, für Dinge in der Naturlehre_thut,. wenn man bedenckt, daß Bonnet, le Sage, die beyden de Luc, die beyden Trembley, Saussure, Pictet, Senebier da gebohren sind und schreiben, von Mallet, Cramer, de Lolme, Prevost, Jean Jacques und andern nicht einmal zu reden; ich mögte gern Herrn Schlößer einmal die Frage vorlegen, ob wohl das auch geschehen wäre, wenn Genf sich unter Wien und Schweßlar zurückgezogen hätte.

[Göttingen] den 25. februar 1784.

386. Un G. H. Amelung.

G.C.L.

Göttingen, den sten Märtz 1784.

Wahrhafftig (es ist eine Schande so etwas zu sagen), Ihrem vortrefflichen Herzen und Ihrer Güte allein haben Sie es zuzuschreiben, daß ich ein so nachlässiger Correspondent bin. Durch meine Kranckheit, denn ich habe würcklich im Jenner auf den Tod gelegen (Gottlob an keiner bösen Frau), haben sich meine Arbeiten so entsezlich gehäufft, daß ich würcklich Willens war, mich im Franckfurter Ristretto für epistolarisch insolvent erklären zu lassen, und, durch ein solches freylich etwas häßliches Bad der Wiedergeburt gereinigt, mit Ostern 1784 ein neues Correspondentz Leben anzufangen. Da Sie nun ein so gütiger menschenfreundlicher Gläubiger sind, so hielt ich mit den Interessen etwas ein. Aber Gottlob, der Himmel scheint mir mit der neuen Sonne ein neues Capital von Gesundheit gewähren zu wollen, und ich werde hoffentlich, wenn es so fortgeht, alles abzutragen im Stand seyn.

Der Mann, den Sie mir zugeschickt haben, Herr Cordier, scheint ein vortrefflicher Mann zu seyn. Seine gute Mine hat mich sogleich für ihn eingenommen, und einen braven Mann, der zwischen zween Freunden, die einander nicht sehen können, auf und abgeht, sehe ich immer als einen Spiegel an. Ich glaubte Sie gantz zu sehen, als er von Ihnen sprach. Nur Schade, daß ich dem lieben Mann so gar nichts habe zu Gefallen thun können. Grüsen Sie ihn recht hertzlich.

Owenn ich doch so ganz ungebunden wäre, von Ihrer liebreichen Einladung Gebrauch machen zu können! Was müste das für ein Glück seyn, einmal im Geist wieder über die zerschnittenen und zerbrannten Tafeln zu klettern, wo mancher christliche Nahmen unter einem Galgen paradirte, die Aepfelbekleksten Wände, in denen meine Einbildungskrafft Medusen Köpfe und

Bataillen sah, wieder durchzugehen! Unsern Umgang einmal wieder zu mustern, W.. den unbeschnittenen, Wenck den großmüthigen, Kärcher den keuschen, Hach das alles umfassende Genie, Becker den Weisen (album), Amelung mit dem Rabenhaar. Was müste das für eine Freude seyn! Gut, ich will sie noch erleben, es koste auch was es wolle.

Können Sie mir nicht einige nähere Umstände von dem wieder er schienenen Nebel und den Blitzen mittheilen?

Empfehlen Sie mich Ihrem Hause, hauptsächlich Dero Frau Liebsten und dem lieben Jungen, der schon weiß daß ich in der Welt bin.

Schreiben Sie mir eine gute Gelegenheit (ist herrlich deutsch), so will ich Ihnen einmal 1/2 Alphabet Mettwürste schicken. Man macht ausserhalb Wesens davon. Es kommen ja wohl Fuhrleute. Das Postporto sind sie nicht werth. Indessen lassen sie sich bey einem guten Glas Wein und einem guten Freunde, die freylich Stein zu Brodt machen können, ganz gut geniesen....

387. An Friedrich August Lichtenberg.

Göttingen, den 8. Märtz 1784.

Ich bin Gottlob wieder recht wohl, und wäre ich es am Freytage noch nicht gant gewesen, so hätte Dein lieber Brief gewiß die Heilung vollendet. Bravo, bravo! Ich sehe, Du hast nicht allein das Großhäußer Gut angenommen, sondern auch die Verpflegung des Stammbaums. Die Nach. richt von meiner Gevatterschafft hat mir so viel Freude gemacht, als Dir die Vaterschafft nur immer gemacht haben kan, und ich erkenne diese Ehre mit dem herzlichsten Danck. Wenn ich nur wüste, was ich dem lüttchen Jungen gleich gutes thäte; sobald Du ihn für eine der drey Facultäten bestimmt haft, und das müste wohl, wenn Segen dabey seyn soll, so gegen Pfingsten geschehen, so melde es mir, so will ich ihn hier immatriculiren lassen, denn man kan würcklich an einen so wichtigen Schritt nicht früh genug gedencken, daher der König von Preußen sehr weislich handelt, daß er mit der heiligen Taufe zugleich das Sacrament der rothen Halsbinde verbindet, ohne erst ab zuwarten, wie viel Fuße der Pursche dereinst haben wird. Denn zu dem was man nicht thun will ist immer Zeit. Ich bitte mir demnächst nur eine Silhouette von meinem Pathchen aus, damit ich meine mesures nehmen kan.

Doch nun Schertz bey Seite. Empfehle mich Deiner Frau Liebsten so wie auch meinen Herren Mitpathen recht herzlich, und melde mir ja mit erster Post, wie sich die Frau Wöchnerin befindet, und was der Kleine für Anlagen zeigt. Je öffter ich davon höre, desto angenehmer wird es mir seyn. . . .

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