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388. Un Wolff.

Liebster Freund

Ich will Sie mit Erzählung meiner Abhaltungen nicht selbst abhalten, sonst hätte ich ein gutes Päckel auszukramen, das mich wegen meiner Saumseeligkeit entschuldigen könte. Ehe ich Ihnen die Wasser-Probier Kunst übersende, will ich doch erst anfragen ob Sie in Hannover nicht Macquers Chymisches Wörterbuch nach Leonhardi's Uebersetzung erhalten können, da finden Sie alles, dieses ist überhaupt ein Buch, das jeder Physiker haben muß. Es ist ein einziges Buch in seiner Art.

Meine beyden Flaschen, die vortrefflich belegt sind, (wie in Zinn gegossen,) thun eine erstaunliche Würckung, gewiß so gut und größer als meine 32 anderen. Am Sonnabend betäubte mir würcklich der Schlag das rechte Ohr, das ihnen zugewandt war. Als ich den Zunder A daran anzünden

wolte, so fuhr ein funde BC heraus, und zündete ihn an der Seite, gab mir aber eine sehr merckliche Erschütterung. Das Pulver, nach Ihrer Methode tracktirt, entzündete sich schon als ich noch fast Hand breit von dem Knopf der Flasche war, welches daher kam, daß ich nicht mit einem Knopf anrühren wolte, sondern mit einem blosen Drat. Dieses alles that ich im Collegio vor einer Versammlung von 80 Personen, worunter auch Kenner sind, unter andern ein sehr vortrefflicher junger Ragusaner, Conte Basegli, ein Kenner; Jhr Nahme wurde offt genannt und auch offt notirt. Dieser Basegli ist ein Freund von Volta und Landriani.

Sie hatten gant recht, Menning mit Salpeter Säure benezt giebt mit starcker Vitriol Säure dephlogistisirte Lufft durch aufbrausen. Es ist eine Entdeckung des Herrn Warltire, dieses war mir gantz aus dem Gedächtniß gekommen, ob sie gut oder mittelmäßig ist, obs viel oder wenig giebt, habe ich noch nicht versucht. Die aus dem Quecksilber hat aber doch den Vorzug vor allen.

Göttingen den 15 März

84.

G.C.L.

389. Un Wolff.

Göttingen den 22ten Märtz 1784.

Liebster Freund,

Wahrhafftig Ihre Briefe sind mir immer ein wahres Labsal. Ich lese sie immer erst flüchtig, und dann buchstabire ich sie auch. Ihre Versuche freuen mich ausserordentlich. Eine Batterie von 10 solchen Flaschen werde ich mir auch zulegen. Wie verfahren Sie denn beym laden? Laden Sie eine nach der andern oder alle zugleich? Ist das erstere, wie verbinden Sie die inneren Seiten? Haben Sie wohl je den Abscheuligen Geruch bemerckt, der entsteht wenn man ein behaartes oder befiedertes Thier tödtet? Es sind nicht verbrannte Federn oder Haare, sondern etwas ganz eignes widriges.

Nehmen Sie sich mit Ihrem Montgolfier in acht, in Leipzig gerieth ein großer 40 Fuß von der Erde in Brand, und der Magistrat, wie ich in meiner Recension verkündigte, hat dergleichen untersagt, es soll ein fürchterlicher Anblick gewesen seyn.

Fertig sind hier Microscopia composita nicht, sie werden aber gant gut hier gemacht. Ich glaube zu 20 Thaler, mit 4 Vergrößerungen und allerley Apparat.

Der Uebersetzer von Faujas de St Fond ist Dr Gehler der jüngere zu Leipzig, der de Luc's Buch über die Atmosphäre, und sein Buch sur l'homme et la Terre so sehr schön übersezt hat.

390. An Ebell.

G.C.L.

Wohlgebohren Herr

Hochzuehrender Herr HofRath,

Es war mir eine wahre Freude zu vernehmen, daß Sie selbst Hand anlegen. Wenn ich nicht wüste, daß die Ziegen amnia sehr viel feiner wären, als die von Rindvich, so würde ich fast glauben, die Natur webe sie feiner je gröser und stärcker wenigstens die Thiere selbst werden. Ich besitze eine sehr schöne Kugel aus den amniis zweyer Kinder, die ich per fas et nefas

hier durch eine Hebamme erhalten habe, und diese sind stärcker als die von Kälbern und zwar um ein merckliches, die vom Pferde sind sehr fein. Sie würden mir, werthester Freund, eine grose Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie mir die Stücke zukommen lassen wolten, die Sie nicht gebrauchen können. Wenn sie nur nicht kleiner sind, als die Hälffte dieses Blattes, oder das in 4to dieses Bogens, so kan ich sie sehr gut gebrauchen.

Die schöne Abhandlung des Herrn de Romas steht in den Memoires de Physique et de Mathematique presentés à l'academie des Sciences (de Paris) im 2ten Band S. 393. Er ließ bey einem herannahenden Donnerwetter einen Drachen steigen, den er unten isolirte (an eine starcke seidene Schnur festband). Der Bindfaden, woran der Drache steigt, muß mit einem Metall Drat durchflochten, oder, wie ich beständig verfahre, ganz von ge. glühtem Eisendrat seyn. Die Würckungen waren entsezlich, es schlugen Blitze aus der Schnur nach der Erde, die man in der Stadt krachen hörte, und während dieser Zeit ließ das Gewitter nach, das wieder anfieng, so bald der Drache heruntergefallen war. Hätte er ihn nicht isolirt (er that es um Versuche zu machen), sondern gut mit der Erde verbunden, und wäre er höher gestiegen, (er stund nur etwa 550 Fuß hoch, perpendiculäre Höhe) so hätte er das Donnerwetter gewiß ganz unwürcksam gemacht. Die Materie ströhmte so starck aus, daß es saußte wie ein starcker Blasebalg, gegen Abend leuchtete die Schnur umher, und wäre es gantz dunckel gewesen, so muthmaset er mit Recht, daß die Schnur eine Feuer Säule 850 Fuß lang und 4 bis 5 Fuß dick formirt haben würde, was müßte dieses für ein Anblick gewesen seyn!

Vor den Montgolfierischen Kugeln fürchte ich mich ein wenig. In Leipzig ist neulich eine in Brand gerathen. Welches ein fürchterlicher Anblick gewesen seyn soll und der Magistrat hat sie verbothen.

Ich habe die Ehre mit vollkommenster Hochachtung zu seyn

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Mein Bruder, der sich Ew. Wohlgebohren gehorsamst empfiehlt, hat mir aufgetragen Denselben das neuste Stück seines Magazins zuzustellen und ich entledige mich des Auftrags hierdurch sogleich. Ich sehe, mein lieber

Bruder macht sich die Sache noch immer so bequem und übersezt alles aus dem Rozier. Ich schrieb ihm einmal im Scherk, daß er es vermuthlich so machte um den Principiis des dortigen Hofs getreu zu bleiben, der alles von Paris kommen läßt, was man in Gotha eben so gut haben könte. Das hat er mir aber, wiewohl sehr brüderlich, übel genommen. Indessen habe ich schon einigemal die Ehre gehabt, daß der Abbé Rozier etwas aus meinem Magazin in seine Monathschrifft aufgenommen hat, auch soll in einem der neusten Stücke, das ich noch nicht gesehen habe, meine Correspondent mit Herrn Ritter Michälis über die Gewitterableiter auf Salomons Tempel (das klingt auch fast wie der Titul von Gruners Almanach:) übersezt seyn.

Der Gedancke über Stentorn hat mir eine recht hertzliche Freude gemacht. Er hat es selbst an Herrn Schernhagen geschrieben, daß er die Kühe jezt zur Weide läute†. Das lustigste bey dieser Erfindung ist, daß die Polizey über den Kuh Glocken die Uhren auf den Kirchen vergaß, so daß würcklich neulich einmal (: ich glaube, es war an dem Tag der Einführung der neuen Erfindung) die Hauptuhren nicht schlugen, und ich glaubte, man habe die Schlag Glocken für die Kühe ein geschmoltzen. In einem neuen Stück der Geschichte der Erfindungen könte Herr Beckmann vielleicht beweisen, daß Orpheus schon einen ähnlichen Gedancken gehabt hätte. Ich mußte auf die Muthmassung gerathen, denn ich sehe den ganzen Tag Schweine, Ziegen, Kühe und Menschen, die nicht viel besser sind, nach der neuen Music laufen. Ich habe mir schon einigemal vorgenommen für das hiesige Magazin einen neuen Paläphatus zu schreiben, wenn es noch dazu kommt, so soll die Geschichte mit hinein. Ob aber gleich die Ohren der Leute hierbey nichts gewonnen haben, so ist es doch gut, daß das häßliche Klatschen abgestellt ist, denn ich fürchtete würcklich neulich, daß einem Mädchen die Augen ausgehauen werden würden. Hörner getraute die Polizey nicht wieder einzuführen, weil bald nach Stifftung der Universität, da sie Mode waren, einige Professoren darüber geklagt haben sollen; und jezt hätten sich vermuthlich einige, die es auch Ursache haben mögen, wieder darüber beschwert.

Zum Schert lege ich Ew. Wohlgebohren einen Brief des Herrn Kraßenstein bey, den er an meinen Bruder nebst seiner Aëronautic geschickt hat. Er meint da meinen Aufsatz im lezten Stück des hiesigen Magazins. Ich habe hierin aber Herrn Kraßenstein überlistet. Er hat es sicherlich mit Vorsatz gethan. Er weiß sehr wohl, daß mein Bruder selbst ein Magazin schreibt, daher vermeidet er auch den Titul des Göttingischen Magazins im Brief. Herr Kraßenstein ist mir nicht sehr gewogen, weil ich in den Commentarien etwas wiewohl ganz unbedeutendes gesagt habe, das er gegen

† nicht leite.

sich deuten konte, nemlich, daß man, wenn auch 2 elecktrische Materien wären, dennoch das Fräncklinsche + und beybehalten könte, ja ich glaube noch jezt, daß es erst alsdann recht passend seyn würde. Daß er dieses nicht sehr gut genommen, weiß ich von dem, der es am besten wissen kan, von ihm selbst. Er hat mir deswegen geschrieben, ich habe ihm aber nicht geantwortet, er ist einer von den Leuten, die gar nicht überzeugt werden können.

Herr Prevost in Berlin hatte gegen Herrn Ziehen sein Fortrücken des Sonnensystems gebraucht und Herr Biester geglaubt, dieses widerlegte Herrn Ziehen nun recht kräfftig, dieses verdroß mich etwas, da er mich genannt hatte, und man glauben mögte, daß man so gar, alte Weiber zu widerlegen, die Leute aus Genf verschreiben müste, und ließ ins hiesige Magazin etwas einrücken. Dieser Streit hat ein sehr gutes Ende genommen. Herr Biester und Herr Prevost haben mir beyde geschrieben und sind ganz zufrieden; lezterer hat mir so gar seine in der dortigen Academie vorgelesne Schrifft zum Geschenck gemacht, die ich auch zur schuldigen Danksagung im Calender Excerpiren will.

Die Schrifft in der Litteratur und Theater Zeitung habe ich gelesen. Es freute mich, daß er meine und des Prinßen von Nassau Residenß rühmt, der Verfasser soll ein junger Herr seyn, der sich dem Minister Zedlig dadurch empfehlen wolte, und, welches mir des Ministers wegen leid ist, auch würcklich empfohlen haben soll.

Ich habe die Ehre Hochachtungsvoll zu verharren

Ew. Wohlgebohren

gehorsamster Diener

G. C. Lichtenberg.

392. Un Sömmerring.

Göttingen den 25 April 1784

Liebster Freund,

Am Freytag Abend um halb eilf ist unser guter Forster hier an gekommen und nachdem wir bis nach 1 Uhr geplaudert, ist er zu Bette und den andern Morgen um 7 fortgegangen. Ich konte kein Wort hervorbringen, ob ich mich gleich zum Abschied so sehr zu stählen gesucht habe als möglich war. Der Himmel gebe ihm seinen Seegen mit.

Heute vor 8 Tagen gab ich zu rechter Zeit einen Brief an Herrn Forster auf die Post, den er nicht erhalten hat, erkundigen Sie sich doch dort auf der Post, wie es damit beschaffen ist. Hier ist er sicherlich abgegangen.

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