Imagens das páginas
PDF
ePub

allem Zweifel gesezt, in der Bibel heißt der Teufel der Geist, der in der Lufft herrscht, hier ist, wie man an der Cansteinschen Bibel sehn kan, offenbar etwas ausgelassen, vermuthlich das Wort inflammabel.

Leben Sie recht wohl, und behalten Sie mich lieb [Göttingen] Den 12ten August 1784.

G. C. Lichtenberg.

In England macht man jezt Lufftpumpen, mit denen man ohne viele Mühe die Lufft auf 1000 mal verdünnen kan. Es hat ein Deutscher Nahmens Haas Antheil an der Erfindung. Ich werde sie im Calender beschreiben. In eben dem Calender habe ich Hogarths Leben des Liederlichen beschrieben. Sorgen Sie doch dafür, daß das Konsistorium nicht darauf blizt, denn ich habe es so ganz ohne Ableiter drucken lassen. Indessen ist es doch noch keine Anweisung für Kinder, Kinder zu m—ch—n.

407. An Georg Friedrich Benecke.

Wohlgebohrner,

Hochzuverehrender Herr,

Schließen Sie, würdiger Mann, weder aus dem Verschub meiner Antwort noch der Kürze derselben auf irgend ein Misfallen, das Ihr vortrefflicher Brief bey mir erregt haben könte: Sie ist bey allem Verschub doch noch früher geschrieben, als ich sie vielleicht hätte schreiben sollen, und bey aller ihrer scheinbaren Eilfertigkeit überdacht. Ihr Brief hat mir eine un. glaubliche Freude gemacht, indem er mich von dem freundschafftlichen Zutrauen eines jungen Mannes versichert, der mich vorzüglich vor andern meiner Bekannten erst durch feines Gefühl, und eine gewisse Praecision im Ausdruck gleich anfangs, nachher aber durch seine Kenntnisse und Fähigkeit zur Freundschafft an sich gerissen hat. Ihr Entschluß, sehe ich, ist mit Überlegung und vieler Stärcke gefaßt, und da weiß ich, richtet man mit Gegen Gründen bey Vielen, die sich fühlen, wenig mehr aus, man wagt nur bey künfftigem glücklichen Erfolg, der alsdann offt solche Entschlüsse, ohne eines 3uthun, krönt, die Ehre ein nützliches Werckzeug dabey gewesen zu seyn zu verliehren, wenn man nicht gar (welches doch hier wohl der Fall nicht seyn würde) darüber die gütigen Gesinnungen und das Hertz der Person selbst verscherzt.

Einem Manne von Ihren Kenntnissen, Thätigkeit und Entschluß, der den Muth hat, blos aus reinem Bestreben sich immer mehr auszubilden, eine Lage zu fliehen, die der so gern heyrathende Mensch offt so ängstlich sucht, kan es nie fehlen. Ich widerspreche Ihnen also in keinem Stücke.

Kommen Sie also, lieber Mann. Ich habe zwar keine Arbeit von der Art, wie Sie wünschen, allein es soll sich wohl finden. Mein Tisch oder Dieterichs Tisch ist fürs erste zu Ihrem Dienste. Vielleicht nehmen Sie, bis wir festen Fuß haben, eine kleine Hofmeisterstelle an, die mehr mit Unterricht geben, als Aufsicht verbunden ist. So etwas habe ich im Werck, wie Sie hören sollen, ich konte aber den Herrn Nilson, ohne auch sogar bey diesem in den Verdacht einer Nachlässigkeit zu kommen, mit der Antwort, an welche er mich fleißig erinnerte, nicht länger hinhalten. Haben Sie den ganzen Schritt, den Sie thun wollen, recht nach Ihrer Art überdacht, so thun Sie ihn in Gottesnahmen. Sie sollen mich, das verspreche ich Ihnen, nicht unthätig finden. Ich sage also noch einmal, kommen Sie. Ich habe die Ehre mit wahrer Hochachtung zu verharren

Göttingen den 15 August
1784

Jhr

aufrichtiger Freund
G. C. Lichtenberg.

N. S.

Vorige Nacht ist der gute Professor Hißmann an seiner langwierigen Kranckheit endlich verstorben.

Daß Professor Dieze nach Maynz mit einer Besoldung von 1800 Reichsthalern geht wissen Sie vermuthlich schon.

Künfftigen Michaelis wird Amtmann Bürger Magister und fängt in meinem Auditorio an zu lesen, Sie werden also Gelegenheit haben diesen vortrefflichen Mann, dessen Dichter-Talent, wo nicht ganz sein geringstes, doch gewiß nicht sein vorzüglichstes ist, näher kennen zu lernen.

Gefangen, Gefangen!

408. Un Hollenberg.

[ocr errors]

Göttingen den 16 August 1784

O das ist schön, so gehts den Vögelchen, denen das Futter bey der Schlinge besser schmeckt, als des lieben Gottes Hirsen und Mohnsaamen in der weiten, weiten Welt. Da sizt der junge Herr nun im Käfig des heiligen Ehestandes, und muß sich vorpfeiffen lassen

O ich wolte ihn mahlen, wie er vom Hochzeit Stängelchen aufs Kinderstängelchen, und dann aufs Heyo Stängelchen hüpft, und schwänzelt und den Schnabel puzt und sich ziert und zupft, als wäre die Welt sein, obs gleich nur ein ganzer Cubicfuß davon ist. Sieh er her, lieber Ehestands Mann, wir haben der Cubicfüße tausend; wir haben unser Futter, wo wir wollen, und er, er muß warten, was man ihm vorsezt. I can't get out; I can't

get out, sagte der Staar beym Norid. We can get in and out where we please, sagen wir Freyheits-Vögel, hört ers, Stäärchen, Stäärchen! You can't get out.

Ay!

Doch das ist vielleicht schon der Murky zu viel, es ist Zeit zum Andante. Ich nehme an Ihrem Glück den herzlichsten Antheil, vielleicht nimmt niemand so viel daran als ich. Ich habe mich bis zu Thränen gefreut. Denn ich weiß was es ist sich auf die Nacht freuen, und dabey versorgt

seyn. Der Himmel will Ihnen wohl, lieber Mann, wandeln Sie nur so fort. Ehestens mehr.

Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich der lieben Beschließerin Jhres Käfigs. Ich bin

Totus Tuus

6. C. Lichtenberg.

409. An Sömmerring.

Göttingen, den 16. Auguft 1784.

Was Sie, liebster Freund, von mir dencken müssen, weiß ausser dem lieben Himmel ich auch gar wohl, nur schäme ich mich es zu sagen. Gnade, Gnade, lieber Mann! Es soll künfftig besser werden. Ich habe etwas viel zu thun, den Calender zu schreiben, das Errlebensche Compendium zu ediren, die englischen Dichter zu besorgen, zuweilen eine Recension zu machen, den Musenalmanach zu corrigiren, das Magazin; kurk meine Stube und haupt. sächlich die Stubenthürschlösser stincken beständig von Druckerschwärte. Es ist abscheulich.

Sie sind doch wohl, bester Mann, was macht Ihr Auge? Aber pfuy, katholisch zu werden, oder doch die Katholischen aufklären zu wollen, lassen Sie doch die Leute wie sie sind. Die dortige Gegend wird freylich erst von Ihnen lernen, auf welcher Seite der Magen liegt, aber fressen werden sie vor wie nach. Daß Professor Dieze hingeht, das verdende ich ihm nicht, der will sich vor seinem seeligen Ende noch einmal recht satt essen; und da laß ich es gelten.

Einliegenden Brief haben Sie die Güte, liebster Freund, an Herrn Michälis bestellen zu lassen.

Totus Tuus

G. C. Lichtenberg.

410. An Schernhagen.

Göttingen den 23 August 1784

P. P.

Die kleinste Zulage werde ich allezeit mit Danck aufnehmen, indem sie mich allemal von dem Andencken Königlicher Regierung überzeugt, zumal unter den gegenwärtigen Umständen, da ich weder einen Ruf erhalte noch auch darum angesucht habe.

In der selben Nacht, nur etwas früher als zu Hannover, hatten wir hier ebenfalls ein sehr schweres Donnerwetter, ein Blitz ist gewiß nicht viel über 5000 fuß von meiner Wohnung niedergefallen, und in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag hatten wir wieder eines, das ebenfalles einen sehr gefährlichen Schlag that, und entsezlich regnete. Die Donnerwetter sind bey uns dieses Jahr meistens Nachtschwärmer, und ob ich gleich ziemlich gelassen bey diesen Besuchen bin, wenn sie des Tags kommen, so seßen sie mich doch des Nachts in Verlegenheit: Schade, daß man diesen zudringlichen Gästen nicht absagen lassen kan.

Jezt bin ich an der Laterna magica und sehe ihr mit Begierde ent gegen. Sie soll gleich nach der Vorzeugung zurückgehen.

Zu meiner Physic für den Winter hatten sich schon vor 4 Wochen 5 aufgeschrieben; so voll wird es aber nicht werden, wegen der Anatomie. Der Calender ist fertig, und das ist für mich immer ein Fest. Würde nicht mein für meine Umstände würcklich beträchtlicher Hauß Zinß dadurch bezahlt, so hätte ich ihn schon längst aufgegeben. Das schlimmste dabey ist, daß ich auch noch dem französischen Uebersetzer zuweilen helfen muß. Ew. Wohlgebohren und allen Freunden empfehle ich mich gehorsamst. G. C. Lichtenberg.

411. An Sömmerring.

Göttingen, den 31. August 1784.

Liebster Herzensmann!

Hier kommt Monroe mit gehorsamstem Danck zurück. Er ist jezt auch auf der Bibliotheck. Der Abhandlung über die Polypen sehe ich mit dem grösten Vergnügen entgegen.

Das freut mich, daß Sie so brav Subscribenten haben. Lese ich recht, so heißt der Lehrer beym Cadetten Corps in Warschau Knes oder Knis; welches ?

Avertissements habe ich beygelegt, darunter ich einige Herrn Professor Michälis nebst meiner gehorsamsten Empfehlung zuzustellen bitte, er hat welche verlangt.

Aber lieber Mann, machen Sie ja Jhre Sache recht sicher zu Maynz. Mein Darmstädter Bruder, der die dortigen Umstände kennt, schreibt mir, daß er nicht begreifen könne, wie Professor Dieze eine so gewisse Stelle als er hier hätte mit etwas so ungewissem habe vertauschen können. Sehen Sie sich ja vor, lieber Mann, und lassen Sie Ihr Decret von dem Dom Capitul unterschreiben. Wo ich nicht irre, so hat der seelige Heumann eine kleine Abhandlung geschrieben über ein Sprichwort: Maynz ein Schalc voll arger List.

Kommen Sie dorthin, so besuchen Sie ja im Frühlinge meine Vaterstadt und die himmlische Bergstrase; meine Verwandten werden gewiß alles thun, Ihnen Ihren Aufenthalt angenehm zu machen.

In höchster Eile, weil die fahrende Post, mit der ich das Buch schicke, bald nach Ankunfft der reitenden, mit welcher Sie mir schreiben, abgeht....

412. An G. H. Amelung.

Göttingen, den 6ten September 1784.

Wenn nur die Barometer nicht so entsezlich schwer zu transportiren wären; sie gerathen nicht allein leicht in Unordnung, sondern zerbrechen auch leicht, wie ich selbst mehreremale erfahren habe. Das einzige Mittel fie gut fortzubringen ist, daß man sie, tragen läßt, oder einem Manne, der die Sache versteht und sie sich angelegen seyn läßt, gelegentlich in die Kutsche mitgiebt. Die sogenannten Reise Barometer sind nicht allein für Ihre Absicht unnöthig kostbar, sondern werden auch hier nicht sonderlich verfertigt, wie Sie daraus schließen können, daß ich das meinige in Gotha habe verfertigen lassen. Mit einem Thermometer will ich Ihnen gern aufwarten und zwar mit einem recht guten.

Wenn man durch eine Menge nicht isolirter Menschen den Leidenschen Schlag gehen läßt, so ist der Vorfall, von dem Sie reden, nicht ungewöhn lich. Es wird Ihnen bekant seyn, daß der Schlag eigentlich daher rührt, daß die Materie von der positiven Seite der Flasche nach der negativen durch die Leitung durchgeht. Dieses ist aber nur alsdann wahr, wenn die Leitung der Materie (hier die 60 Arbeiter) isolirt ist; denn sonst er sezt sich der Mangel auch aus der Erde bey der negativen Seite, und der Überfluß strömt in die Erde bey der positiven. Also die 15, die zunächst der äuseren Belegung der Flasche stunden, leiteten die Materie aus der Erde

« AnteriorContinuar »