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in diese Belegung und durch die andern wurde sie abgeleitet; durch die 30 mittleren gieng entweder gar nichts, oder doch nur so wenig, daß sie es nicht verspürten. Hätten diese Sechzigmänner nur auf recht trockenen tannenen Dielen gestanden, ohne mit etwas anderm als den Dielen, der Lufft und unter sich selbst in Berührung zu seyn, so würden sie entweder alle den Stoß empfunden haben, oder die Zahl der afficirten würde doch beträchtlich gröser gewesen seyn. So aber nahm der Schlag einen kürzern Weg. Es geht in andern Dingen eben so. Die Ofen Erfinder haben offt den Rauch durch allerley Canäle invitirt, fein langsam hin und herzuziehen und nicht eher den Schornstein zu suchen, bis er alle Wärme in die Haushaltung verspendet hätte; allein dem Rauch wurde offt das Hin- und Herziehen zu weitläufftig, er gieng also gar nicht durch den Ofen durch, sondern nahm rückwärts den Weg unmittelbar in den Schornstein, und wenn keiner bey der Hand war, sans façon ins Haus und die Augen der Familie selbst.

Ich nehme mir die Freyheit, Ihnen hier ein paar avertissements zu gütigster Vertheilung zuzusenden, es ist aber darin vergessen worden zu sagen, daß gute Freunde und namentlich Schulcameraden aus alter Bekanntschafft so geneigt seyn werden, für jedes Exemplar doppelt zu bezahlen.

Der König hat mich in diesen Tagen ohne mein Unsuchen und ohne irgend eine andere Veranlassung mit einer ansehnlichen Zulage begnadigt.

Jhre Data zur Ausrechnung der Höhe des Berges sind unvollkommen. Um die Höhe eines Berges mit dem Barometer zu bestimmen, muß man nicht blos die Different der beyden Stände haben, sondern auch die absolute, d. i. ich muß wissen, wie hoch es unten gestanden, 26, 27, oder 28 Zoll pp. und dann muß man nothwendig auch an beyden Stellen die Grade des Thermometers wissen. Indessen da ich dieses nicht weiß, so will ich annehmen, das Barometer habe unten 2912 3oll englisches Maaß hoch gestanden, das ist 2950/100 oder wie man das zu schreiben pflegt = 29,50. Jhre rothe Linie ist etwa 15 englische Linien lang; so viel stund es also oben niedriger, und diese müssen also abgezogen werden; bleiben (10 Linien auf den Zoll gerechnet) 28,00 Zoll. Nun suchen Sie den Logarithmen von 29,50 und ziehen davon den Logarithmen von 28,00 ab, von dem Rest schneiden Sie hinten 3 Ziffern ab, so haben Sie die Höhe in Toisen zu 6 Fuß.

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Also ist Ihr Berg über 226 Toisen oder 1356 englische Fuß hoch gewesen. Diese Höhe muß nun noch durch das Thermometer verbessert

werden. . . .

Lichtenbergs Briefe. II.

10

413. An Friedrich August Lichtenberg.

Göttingen, den 27sten September 1784.

Ich habe so entsezlich zu thun, um Frau und Kindern Brod zu schaffen, daß ich manchmal so wenig weiß, wo mein Kopf steht, als wo Frau und Kinder sind.

Für Deine viele Güte für Lord Inverary und Mr Ritchie dancke ich Dir recht herzlich. Ich schicke Dir solche Leute zu, Du kanst damit machen, was Du willst, auch allenfalls nichts. Ich weiß, Du zwachst ihnen doch immer ein wenig englische Kenntnisse ab. Ich dedicire Dir die Leute, be kantlich aber ist man nicht verbunden, alles zu lesen, was einem dedicirt wird. Aus Herrn Dieterichs eingeschlossenem Briefe wirst Du ersehen, wie lange es her ist, daß ich schreiben

wolte.

Ich bin Gottlob recht wohl, nur fallen mir seit meiner Kranckheit im Januar die Haare so entsezlich aus, daß ich wohl endlich in den Stand der heiligen Azelbrüder werde treten müssen. Es ist doch gar entsezlich, wenn man wie Cäsar den Vorwurf von Kahlkopf tragen muß, ohne daß ein Mensch die Männer warnt, die Weiber vor einem zu bewahren.

Ich lege hier einige avertissements bey. Ehe Du subscribirst, muß ich Dir sagen, daß die Neveus doppelt bezahlen.

Empfehle mich Deiner vortrefflichen Liebsten, dem kleinen Pathen, der doch nun wohl den englischen Artickel ausspricht, und allen Freunden gehorsamst.

Vale, Carissime ....

414. An Schernhagen.

Göttingen. Un einem sehr erfreulichen Hochzeit,
Tage den 30ten September 1784.

P. P.

Nochmals bezeuge ich mit der lebhafftesten Freude meinen Antheil an der heutigen Verbindung. Wenn Güte des Herzens, Abneigung gegen allen unnützen Lärm und Aufwand, und Sorgfalt in allen Geschäfften und überhaupt Gleichheit der Gesinnungen das Glück der Ehen ausmachen, wenn sie sich bey wechselseitiger Zuneigung finden, so ist, wie ich überzeugt bin, heute eine der Glückseeligsten Ehen geschlossen worden. Ich bin davon so sehr überzeugt, daß ich in der That gestern meinen Pegasus schon aus dem Stalle

hatte um mich über Isernhagen in der Lufft sehen zu lassen und dann ein Gedicht vor dem Brautpaar nieder zu legen, allein ich merckte, daß ich den Einfall zu spät gehabt hatte, lenckte also wieder um, und sagte zu meinem flügel Gaul, der nicht wieder zurückwolte, komm, bey der Kindtaufe wollen wirs besser machen, und so ließ er sich wieder anbinden. Ich bitte, mich sowohl den Neuverlobten als der ganzen Familie gehorsamst zu empfehlen.

Nun komme ich auf eine Sache, die Ew. Wohlgebohren sehr unerwartet seyn wird, es ist aber kein hastig gefaßter Entschluß, sondern ich habe mit Herrn Ljungberg schon mehrere Jahre darüber gebrütet, und nun, da ich meine ganze übrige Lebens Zeit der Physic allein zu widmen gedencke, ist er reif geworden. Ich wäre nemlich willens nächsten Winter in Florent, Rom, Neapel und Calabrien zuzubringen. Unsere Haupt- Absicht ist die Physic. Herr Ljungberg, der jezt Dänischer Finanz-Rath ist, hat seine Reisen durch England und Deutschland vollendet und befindet sich jezt in Aachen. Er hat etwa 700 Thaler Ueberschuß und trägt mir nun an, aus, zuführen, was wir so lange zu thun willens gewesen sind. Er glaubt: wenn jeder von uns 700 Thaler hätte und wir ohne alle Bedienten und mit der geringsten Bagage reißten, so könten wir (er hat sich eine erstaunliche Erfahrung erworben) diese Reise zusammen machen. Dazu aber ist nöthig: 1) Königliche Erlaubniß. Müste diese erst von London geholt werden, so verstriche ein Theil der besten Zeit. Die Frage wäre also: könte ich diese von Königlicher Regierung zu Hannover erhalten? 2) Wird dazu Geld erfordert. Ich habe etwas über 500 Thaler baar Geld liegen, könte auch, wenn ich einige Schulden eintreiben könte, wohl 600 zusammen machen, dieses ist aber nicht hinreichend. Es wäre also ferner die Frage: ob ich nicht 1 Jahr Besoldung etwa voraus erhalten könte, denn so bald ich wieder hieher komme, kann ich ohne Besoldung leben. 3) Könte ich auf etwas Reisegeld rechnen, so würden diese Umstände zusammen genommen mich in den Stand setzen etwas für meine ganze Lebens Zeit zu thun. Im Vertrauen fönte ich auch Ew. Wohlgebohren hinzufügen, daß, wenn ich ein beträchtliches Avancement von Besoldung erhalten könte, so wolte ich es wohl durch Lord Walsingham, der jezt auch mit im Directorio von Ostindien sizt, und der mir erlaubt so frey mit ihm zu reden, als Ew. Wohlgebohren, dahin beym Könige zu bringen suchen, daß es mir am Ende als Reisegeld ver gütet würde. 4) Thue ich diese Reise blos um meine Kenntnisse zu erweitern und zum Vortheil der Universität, denn Italien ist jezt, vielleicht mehr als England, der Sitz der wahren Naturlehre. Ich glaube, wir beyde, Ljungberg und ich, da wir beyde einerley Zweck haben, und Muth und Vergnügen zu untersuchen, würden etwas ausrichten können. 5) Scheint meine Gesundheit so etwas zu erfordern, und ich würde lange vor Angang der Collegien,

künfftige Ostern bey guter Zeit, wieder da seyn und alsdann sicherlich nicht mehr weggehen. Ew. Wohlgebohren haben die Güte für mich deswegen mit Herrn HofRath Brandes zu conferiren. Für meine künfftige Beschäfftigung bey der Universität, dencke ich, kan ich nichts nützlicheres Unternehmen. Wenn ich das zerstörte Messina sehe, so will ich wohl zu schildern wissen, wie es aussieht. Den Classischen Boden von Rom muß ich betretten, jezt ist es noch Zeit es mit Vortheil zu thun, in 6—8 Jahren mögte mir der Muth fehlen, der mir jezt sicherlich nicht fehlt. So bald ich Hoffnung habe, werde ich mich um Empfehlungs-Schreiben bewerben. Sir William Hamilton kenne ich persönlich. Der Marchese Lucchesini, der jetzige Vertraute des Königs von Preussen, hat bey mir hier einen Morgen zugebracht, von dem würde ich gewiß Briefe erhalten können. Ich hoffe von Ew. Wohlgebohren und Herrn HofRath Brandes Güte für mich, daß Sie das Beste geneigt besorgen werden. Es haben sich zwar jezt schon 37 Zuhörer bey mir gemeldet, wovon der lezte sagte, er käme mit Fleiß etwas früher, um einen guten Platz zu bekommen, aber das bringt sich alle bey. Ich hoffe, Ew. Wohlgebohren werden mich in diesem für mein ganzes Leben wichtigen Punckt mit Ihrer gewöhnlichen Güte nicht verlassen, Herr Ljungberg und ich werden, nach erhaltner Erlaubniß und der Möglichkeit zu reißen, hier 14 Tage verweilen und alles abreden, wovon ich Ew. Wohlgebohren auch das Resultat übersenden will.

G. C. Lichtenberg.

415. An Christoph Wilhelm Hufeland.

Wohlgebohrner Herr

Hochzuverehrender Herr Doctor,

Sie werden mir gütigst verzeyhen, daß ich auf Ihren Brief, einen der angenehmsten, den ich seit langer Zeit erhalten habe, so spät antworte. Offen herzig zu bekennen so ist so zu reden diesen Michälis ein wahrer epistolarischer Concurs über mich ausgebrochen. Ich habe zwar versprochen zu bezahlen, allein das geht bey einem kräncklichen, leicht ermüdenden Schuldner, der noch dazu einige Zeit tripliren muste, etwas langsam, bin ich, wie die Kaufleute sagen, nur einmal wieder auf den Beinen, so will ich im bezahlen präciser seyn. Es giebt gewiß in der Physic eine Art von Unglauben, der ihr so schädlich ist als Leichtgläubigkeit, und eigentlich ist ersterer auch würcklich an sich selbst nichts anders als wieder Leichtgläubigkeit an das was berühmte Männer einige Decennia über gelehrt haben. Je länger ich mich mit diesen Dingen beschäfftige, desto mehr werde ich überzeugt, daß es nöthig ist, alles

was man in der Physic lehrt, noch einmal mit aller nur ersinnlichen Gnauigkeit und Beyhülfe der jetzigen vollkommnern Instrumente, gantz von unten an zu untersuchen, und das erst richtiger zu bestimmen was wir mit blosen unbewaffneten Sinnen wahrnehmen können. Aber wenn uns nun gar diese Revision auf Mittel führte manches bisher unsichtbare sichtbar zu machen, was für neue Revisionen würden da nicht nöthig werden! Ein Beyspiel von dem, was ich sage, ist der Condensator des Herrn Volta, ein Instrument, vermittelst dessen man offt 3/4 Zoll lange Funcken durch Körper erhält, die man unter die gang mittelmäßig elecktrischen zählt. Also, (und Dieses ist der Zusammenhang dessen, was ich gesagt habe, mit der Antwort auf Ihren Brief) es ist, dünckt mich, sehr philosophisch gedacht und gehandelt, da bey den Mesmerschen Historien doch vielleicht 1/100 wahr seyn könte, das Ganze sorgfältig zu prüfen, wenn man auch nur dieses hunderttheil dem Schatz der Wahrheit zulegte, so wäre allemal die Mühe unverlohren.

Allein wenn Ew. Wohlgebohren nunmehr das Urtheil der Commissarien der Akademie der Wissenschafften zu Paris, an deren Spitze der grose Fränklin war, werden gelesen haben, so werden Sie finden, daß sich alles, was Mesmer und Deslon gethan haben, sehr natürlich aus andern Ursachen erklären läßt. Auf dieses Memoire beziehe ich mich, ich besitze es selbst, solten Sie es in Weimar noch nicht haben, so steht es Ihnen zu Diensten.

Die Magnetische Krafft läßt sich allerdings andern Materien als dem eigentlich so genannten Eisen mittheilen, der Granat erhält so gar eine Polarität, und vielleicht sind wenige Materien in der Welt, die nicht von dem Magneten gezogen werden. Herr Brugmans, ein Schrifftsteller, der für den Magneten das ist, was Franklin für die Electricität, hat nun so gar die hellsten Diamanten mit dem Magneten gezogen, allein gewiß ist es blos das Eisen was gezogen wird. Errleben sagt noch in seiner Physic, die EisenSolutionen würden nicht gezogen, dieses ist gant falsch; die schwächsten Eisensolutionen folgen dem Magneten, ja so gar der Eisenvitriol, wo doch der Kalch schon eine neue Verbindung in einer salzigen Form eingegangen ist. Also alles in wenige Worte zusammen zu nehmen, glaube ich, daß alles, was von dem Magneten gezogen wird und Polarität erhält, dieses durch das beygemischte Eisen erhält und daß was diese Materie auf dem mensch. lichen Cörper bis her ausgerichtet hat, aus der Einbildungskrafft der Personen erklärt werden müsse und könne. Verlangen Ew. Wohlgebohren ein gröseres Detail, so bin ich dazu von Herzen erbötig; ohne weitere besondere Anfrage fürchte ich mich in Dinge zu verliehren, die Ihnen eben so bekannt sind als mir.

Ich habe Hofnung diesen Winter in Florenz, Rom und Neapel zuzubringen, haben Sie dahin etwas zu bestellen oder von dort aus etwas zu

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