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fragen, so bin ich zu allem erbötig. Empfehlen Sie mich Dero Herrn Vater gehorsamst, der ich die Ehre habe mit vollkommenster Hochachtung zu verharren

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.. Willkommen, willkommen in patria. Nur eine Zeile erwarte ich, wie es Ihnen gefällt, ich nehme sehr vielen Antheil daran. Haben Sie meinen dicken Kirchthurm schon gesehen? Was macht Dieze? Volta und Scarpa waren hier. Es sind vortreffliche Leute. Volta voller Kenntnisse und Gabe es zu zeigen; ein Raisonneur über alles. Scarpa ist stiller, hat die anatomische Theater Farbe, aber ist dabey subtil. Beyde haben Ihre Abreise von Cassel vor der Zeit als einen grosen Verlust angesehen. Scarpa zeigte mir einige höchst vortreffliche, von ihm gezeichnete und in London gestochene Platten über die Nerven des Geruchs, wobey er einen ganz neuen Nerven entdeckt zu haben glaubt, der hinter dem septo herunter zu gehen scheint. Volta war offt schon um halb 8 des Morgens bey mir und hielt aus bis Mittag. Wir haben die Versuche mit dem Ballon und Lufft Electricität 2 mal, einmal bey Nebel und einmal bey heiterer Witterung angestellt, und beydemale die Lufft starck positiv befunden. Diese Ver suche machten ihm so viel Vergnügen, daß er würcklich weder hörte, noch sah. Ich präsentirte ihm einige Herren, aber er nahm weder den Hut ab, noch schien er sonderlich zu mercken, was ich wolte, sondern lief immer wieder auf den Altan.

Wegen meiner Reise nach Italien bin ich noch immer in fast gleicher Ungewißheit, es kommt alles auf den König von Dänemarck an, an den jezt vor 212 Woche die Anfrage um Urlaub von Ljungberg abgegangen ist. Indessen habe ich alle Collegia aufgegeben, so wie alles gewiß ist, erhalten. Sie von mir einen Brief. . . .

417. An Wolff.

Liebster Freund,

Dem Himmel sey es tausendmal gedanckt, daß das Lutherthum bis Mandelsloh gedrungen ist. Wäre das auf dem Eichsfeld geschehen, so hätte

man gewiß geschlossen: Wo sich Gottes finger so deutlich zeigt, da muß der Mensch die ganze Hand gebrauchen, und Sie wären gewiß mit unter den Erschlagenen. Indessen bedauere ich den guten Pastor recht herzlich so wie auch den braven Freund, der für seinen guten Willen in solche Verlegenheit gesezt wurde. Daß der Drat so leicht reißt ist doch eine böse Sache. Es würde also doch gut seyn mit dem guten Freund zu Mandelsloh, der ein Diarium über das Verhalten des Ableiters führte, zu correspondiren.

Freylich haben die kleinen Elasticitäts Messer, wie der den Sie gezeichnet haben, das üble, daß man mit ihnen geringe Abnahmen der Elasticität nicht messen kan, wie Sie sehr recht erinnern, aber dieses ist nicht das einzige nachtheilige dabey: Man kan sie auch nicht in die Kugeln mit Hahnen stecken, welches so nützliche Instrumente sind, die alle Augenblicke gebraucht werden, und eben so fällt auch ihr Gebrauch bey allen undurchsichtigen Gefäßen weg, aus denen man die Lufft pumpen will. Der von Ew. Wohlgebohren angegebnen Unbequemlichkeit läßt sich aber ausweichen, wie ich am Ende anzeigen werde, den andern nicht. Es ist also zur Vollkommenheit einer Lufftpumpe ein anderer Elasticitätsmesser ein höchst nöthiges Stück.

Man hat so viel ich weiß nur zweyerley Einrichtungen. Die erste ist die, daß man eine an beyden Enden offene Barometer Röhre von 30 Pariser Zollen ohngefehr Länge an dem Einen

Ende mit der zu verdünnenden Lufft verbindet und mit dem andern in ein Gefäß mit Quecksilber steckt. Dieses kan nun auf allerley Weise geschehen. Um Ihnen die Einrichtung an der Meinigen zu zeigen lege ich die Zeichnung bey. G ist das Gefäß mit Quecksilber, Gin die BarometerRöhre, die mit der horizontalen, starcken viereckten Röhre, durch die die Lufft unter der Glocke beym verdünnen geht, in Verbindung gebracht ist und zwar so: A (im Brief) ist ein Schnitt der 4 eckten Röhre, bb eine krumm messingene, die mit jener durch den Canal a in Verbindung

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ist, B eine runde messingene Büchse, C die Barometer Röhre. Die Büchse ist da zu verhindern, daß, wenn ja einmal Quecksilber herauf gesaugt würde, es nicht in die Maschine tretten könte, sondern sich in der Büchse sammelte, die des wegen verküttet ist, und dann wieder hinunter liefe. Das übrige ist verständlich.

C

D

Andre bringen das Barometer auch so an: Figura 2 da man es denn, so gut man kan, mit dem Gestell verbindet.

Die Zweyte Einrichtung ist diese, da man eine krummgebogene Röhre, die an einem Ende zu und am andern offen ist, mit etwas Quecksilber anfüllt, und das offene Ende mit der zu verdünnenden Lufft_in Verbindung bringt. Ein solches Instrument hatte Smeaton eigentlich bey seiner ersten Lufft. pumpe angebracht. C ist das offene, D das zugeschmolzene Ende. Man bringt so viel Quecksilber hinein, daß zwischen D B Lufft bleibt und A und B in einer horizontalen Linie stehen, da denn natürlich die Lufft bey DB mit der freyen in A C gleichen Druck ausübt. Wird hingegen die Lufft zwischen A C verdünnt, so breitet sich DB aus und das Quecksilber in A C steigt; wir wollen setzen, es stünde nun bey a b, so ist klar, daß die verdünnte Lufft in DB a dem Druck der ganzen Quecksilber Säule + dem Druck der verdünnten Lufft über b (das ist unter der Glocke) gleich kommt. Nun ist aber der Druck der Quecksilber Säule bekannt, ferner auch der Druck der Lufft in D B a, (denn als sie noch in DB enthalten war druckte sie so starck als die ganze Atmosphäre, jezt aber da sie in einem so viel größeren Raum enthalten ist, druckt sie grade um so viel weniger, als dieser Raum größer ist, den ich messen kan. Mit einem Wort Ba ist A b), also kan ich den Druck der Lufft unter der Glocke finden, und also über A eine Skale verfertigen. Die nähern Bestimmungen will ich versparen, bis ich erfahre ob Sie sich einen solchen Elasticitäts Messer machen lassen wollen. Daß dieser sehr klein gemacht werden kan, fällt in die Augen, ich darf nur D B nicht gar groß annehmen, nehme ich D B =1 Zoll und B Ab=4", so muß A C wenigstens 6 Zoll lang seyn. Denn so hoch würde das Quecksilber steigen, wenn unter dem Recipienten ein vollkommenes Vacuum hervorgebracht werden könte. Dieses wäre der Umstand von Verbesserung, der sich bey dem kleinen anbringen liese. Denn ein solches liese sich auch unter die Glocke stecken. Doch würde der Maasstab sehr verjüngt ausfallen. Ich breche hier scharf ab. Es komt Besuch. (Die Fortsetzung folgt) 6. C. Lichtenberg. Den 15ten November 1784.

A

=

3

418. An Wolff.

Liebster Freund.

Hier kommen die Antworten zu Ihren Fragen. Einige habe ich unbeantwortet gelassen, nemlich quoad formam, quoad materiam wird sich die Antwort von selbst ergeben. Schleifen Sie ja den Teller an Ihrer Lufftpumpe matt und eben ab, so wie den untern Rand der Glocken, so brauchen Sie kein Leder, sondern die Glocken hafften schon bey etwas Baumoel, dieses ist eine unüberschwengliche Bequemlichkeit, und bey der Electricität, die von dem nassen Leder getödet wird (denn es giebt Dämpfe im besten Vacuo), höchst nützlich.

Ich bedauere in der That, daß Sie Volta nicht gesprochen haben. Er ist ein ausserordentlicher Mann. De Luc hat Recht, der schrieb mir einmal: qu'en Electricité Volta voyoit avec les yeux de Newton. Er ist voller Ideen, und ein Raisonneur sine pari. Er hatte viele Instrumente bey sich; mir packte er sie aus, und ich hatte sie während seines Auffenthalts hier bey mir. Es war Schlosser-Arbeit, allein er richtete alles damit aus. Er hielt sich 5 Tage hier auf und davon war er sicherlich 2/3 bey mir auf der Stube. Unglaubliches Vergnügen machten ihm meine Versuche mit der Lufft Electricität. Ich ließ nemlich aus dem Fenster einen 18 3ölligen Lufftball an einem mit Silber durchwebten Seidenfaden steigen und erforschte die Elecktricität der Lufft auf meinem Tisch nach allen Formen. Ich schlug Sonnen von 2 Jollen im Durchmesser. Es überfielen ihn dabey seine eignen Ideen, und er hörte und sah würcklich einige vornehme Pursche nicht, die ich ihm in forma präsentirte. Den folgenden Tag kam er mit Tages Anbruch und machte Anstalt die Versuche für sich zu wiederholen, that es auch. An diesem Morgen war die Lufft so stille, daß der Ballon auf meiner Altane auf 300 Fuß Hoch grade im Scheitel Punckt hieng. Queer durch die Altan-Thüre hatte ich ein seidenes Band gespannt, um dieses wurde der Faden des Ballons geschlungen und so nach dem Tisch hingeleitet. Weg also künfftig mit den Drachen, wenigstens im Collegio. Jch kan die Ausmärsche mit den Commilitonibus nicht leiden. Hierauf wolte er mir einen Versuch zeigen zu beweisen, daß die Dünste positive Electricität wegschleppten. Er isolirte ein Feuerbecken mit wenigen schwach glühenden Kohlen; benezte einen Linnen Lappen und warf ihn auf die Kohlen, von dem Feuerbecken ab hatte er einen Drat nach einem sehr empfindlichen Elecktrometer geleitet. Es erschien aber nichts, er fluchte französisch und italiänisch. Da aber bekanntlich die Flüche bey solcher Gelegenheit wenig oder nichts helfen, so gieng es nicht besser. Den Nachmittag wiederholte ich die Versuche mit der Aeolipila, und dann mit Aether und sie giengen vortrefflich. Ich erhielt zum Dand doch wenigstens ein Voyés Vous. Es ist ein schöner Kerl und

bey einigen sehr freyen Stunden, bey einem Abend Essen bey mir da wir bis gegen 1 Uhr zusammen schwärmten, habe ich gemerckt daß er sich sehr auf die Electricität der Mädchen versteht. Ihr doppelter Electricitäts Weiser

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1 Rheinländischer Cubicfuß Lufft von mittlerer Temperatur und bey mittlerem Barometer-Stand wiegt ohngefer 585 Gran Apotheker Gewicht.

1 Rheinländischer Cubicfuß reines destillirtes oder Regenwasser-88,35 Pfund das Pfund zu 5760 Gran gerechnet.

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Apotheker Gewicht.

1237 Pfund.

Wasser zu Quecksilber = 1: 14 (oder 511 mal destillirt = 100: 141.)

1:14

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Um beurtheilen zu können wie starck die Lufft unter der Glocke noch drücke, muß man nothwendig ausser dem Elasticitätsmesser noch ein freyes gutes Barometer bey der Hand haben, um den Druck der Atmosphäre zu der Zeit zu schätzen, denn es könte Ihnen zu Hannover begegnen, daß, wenn heute, um das bestmögliche Vacuum zu erhalten, Ihr Elasticitätszeiger auf 29 Pariser Zoll stehen muß, Sie dieses die Woche darauf schon mit 27 erhalten; wenn nehmlich das Barometer unter der Zeit um 2 Zoll gefallen wäre. Ich glaube, ein solcher Unterschied findet wohl zu Hannover zwischen dem grösten November Sturm und der reinsten Jenner Lufft statt. Diese Betrachtung muß man nie aus der acht lassen. Nur ein Beyspielchen: Gesezt Sie hätten im Winterhalben Jahr den Wasserheber bey 28 Zoll Quecksilber Höhe zum stillstehen gebracht, nähmen Sich nun ad notam: der Heber hört auf zu fließen bey 28 Zoll Höhe des . Im Sommer stünde aber das Barometer auf 29, so wird der Heber nicht allein bey 28" nicht aufhören zu laufen, sondern wenn Ihr Heber von 6 Zollen war, so würde selbst ein 19 bis 20 zölliger im Sommer noch nicht aufhören. Ew. Wohl

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